Mit dem Motorrad nach Ägypten - über Zypern, Israel und Jordanien

Reisezeit: September - November 2000  |  von Martin Gädeke, Mio Beck

Ägypten: Kairo

Unser Campingplatz in Giza ist geil, eine Oase des Grünen inmitten von Beton und Chaos.
Kairo hat wohl so zwischen 15 und 40 Millionen Einwohnern, je nach Quelle. Der Weg von uns bis ins Zentrum ist nur 20 Kilometer lang - auf einem riesigen 'Boulevard' (immerhin die sogenannte Pyramids Road) geht es stockenderweise schnurgerade bis ins Zentrum. Apropos Verkehr: offiziell markierte 4-spurige Straßen werden hier kurzerhand mit 7 Spuren ausgelastet, knapper geht es nicht.

Autogrammstunde mit Ägyptischer Schulklasse an den Pyramiden.

Autogrammstunde mit Ägyptischer Schulklasse an den Pyramiden.

Mios Kameltreiber mit annektierter Sonnenbrille.
Im Hintergrund die Cheopspyramide.

Mios Kameltreiber mit annektierter Sonnenbrille.
Im Hintergrund die Cheopspyramide.

Den ersten Tag in Kairo verbringe ich damit, neue Bremsplatten für meine Hinterbremse zu suchen. Naja, Yamaha gibt es hier bestimmt, nur wo? Mit Hilfe verschiedenster Leute finde ich eine Werkstatt, die sich nur damit beschäftigt, Bremsplatten und -scheiben für Autos und Motorräder zu bauen, bzw. aufzupäppeln. Der Typ schleift innerhalb einer halben Stunde meine beiden Platten ab, haut Nieten rein, setzt passgenau einen neuen Belag drauf, glatt schleifen, fertig, perfekt. Währenddessen verbringe ich meine Zeit damit, faul in seiner Werkstatt herum zu sitzen und Wasserpfeiffe (Schischa) zu rauchen und Tee zu trinken. In Deutschland würde ich die Scheiben wegschmeißen und neue aus Japan kaufen. Dabei bin ich von meinen reparierten Altteilen vollkommen begeistert.

Im Opel-Wasserpfeiffen-Werk, Kairo.

Im Opel-Wasserpfeiffen-Werk, Kairo.

Während den restlichen Tagen in Kairo stehen so lustige Dinge auf dem Programm wie Pyramiden (groß), einkaufen (billig), Adventure Eating (je seltsamer, desto besser), Sachen suchen (zeitaufwendig)...
Also "Sachen suchen": zweimal gehen wir ins Kino, die Suche nach den richtigen Kinos nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch als die Filme selbst.
In arabischen Ländern ist es durchaus noch etwas Besonderes, ein Handy zu haben, dieses wird im Kino auch nicht ausgeschaltet, sondern eifrig benutzt. Es klingelt praktisch ohne Unterlass (natürlich immer die Kleine Nachtmusik), überall leuchten die Displays, dann das unvermeidliche "Ja hallo...ja ich bin im Kino... toll gell...".

Unter Adventure Eating verstehen wir das sorglose und unreflektierte Runterschlingen vollkommen unbekannter Speisen. Wir essen die seltsamsten Dinge und in den meisten Fällen erweist es sich als gute Idee. Die einzige Ausnahme ist hier eigentlich nur der Fisch in Slowenien gewesen, der nach Kaugummi geschmeckt hat. In Kairo ist es wie im Paradies: überall Straßenstände mit den seltsamsten Kreationen.
Und hier mein Geheimtip für Interessierte: griechischer Weinlaubreis auf ägyptisch: man mische den Reis mit den vegetarischen Resten der vergangenen Woche und stopfe das Ganze in einen Tierdarm. Lecker!
Für europäische Magen ideal ist das Koshery, das es direkt im Zentraum Kairos am ägyptischen Museum gibt: Reis, Nudeln, Kichererbsen, viel scharfe Sauce. Gigantische Portionen für wenig Geld.

Das "Ägyptische Museum" erschlägt mich, zu gigantisch, zu schlecht beschildert, zu wenig Zeit, zu viele Touris. Dann lieber nach Berlin auf die Museumsinsel.

Die beliebteste Sportart auf den umliegenden Gewässern Kairos (also dem Nil) ist das Windsurfen.
Leider finde ich den Verleih nicht, das wäre schon ein Erlebnis.

Die beliebteste Sportart auf den umliegenden Gewässern Kairos (also dem Nil) ist das Windsurfen.
Leider finde ich den Verleih nicht, das wäre schon ein Erlebnis.

Wir besuchen verschiedene Moscheen (IbnTulun, Alabaster, Hassan) und wohnen den verschiedensten Ritualen bei, deren Sinn uns stets verschlossen bleibt, aber wer's braucht...

Blick vom Minarett der IbnTulun-Moschee über den Moloch Kairo.

Blick vom Minarett der IbnTulun-Moschee über den Moloch Kairo.

Anderer Blick vom Minarett der IbnTulun-Moschee.
Man beachte den Müll auf dem Dach, der mit aller Regelmäßigkeit zweimal im Jahr weggeweht wird, wenn der Wüstenwind über Kairo bläst.
Leider kaum zu erkennen sind die Truthähne, die sich die Leute auf ihren Dächern halten.

Anderer Blick vom Minarett der IbnTulun-Moschee.
Man beachte den Müll auf dem Dach, der mit aller Regelmäßigkeit zweimal im Jahr weggeweht wird, wenn der Wüstenwind über Kairo bläst.
Leider kaum zu erkennen sind die Truthähne, die sich die Leute auf ihren Dächern halten.

In unserem Viertel lerne ich ein paar jugendliche Moslems kennen, sehr nette Menschen, zu gastfreundlich für meine Verhältnisse, da weiß man garnicht, wie man sich bedanken soll (für den ganzen Tee, das Essen, die Softdrinks, etc.). Eine Unverschämtheit finde ich, dass die mir kein einziges Bier ausgeben! Zustände sind das hier unten!

Mit Mohammed und Negah im Café am Eck.

Mit Mohammed und Negah im Café am Eck.

Nach einiger Zeit des Kennenlernens verraten sie mir, was ich schon immer mal wissen wollte: "Hitler is a good man!". Danke, das ist mir neu, aber man lernt ja nie aus. Es kostet mich mehr als eine Stunde, die Jungs aufzuklären, im Eilschritt durch die deutsche Geschichte. Sie lernen schnell und am nächsten Tag geben sie es an ihre Freunde weiter und keiner schaut mich schief an oder nennt mich "Judenfreund", was hier wegen der Palästinenserfrage nicht gerne gesehen wird. Ob sie es wirklich geschluck haben weiß ich natürlich nicht.

Mohammed, Negah und meine Wenigkeit beim Rezitieren des Korans.

Mohammed, Negah und meine Wenigkeit beim Rezitieren des Korans.

Während wir uns in Kairo aufhalten brodelt die ganze arabische Welt: in Israel hat der sogenannte Palästinenseraufstand begonnen, mehrere Kinder wurden von israelischen Soldaten erschossen. In Kairo demonstrieren die Studenten für Krieg gegen Israel und eine Kentucky Fried Chicken-Filiale wird verwüstet. Die Amerikaner sind hier verhasst, da sie auf israelischer Seite stehen.

Mein Resumé zu Kairo: geilegeile Stadt, eigentlich viel zu groß für nur 4 Tage, da will ich auf jeden Fall nochmal hin, wo ich doch eh Großstadtmensch bin.

© Martin Gädeke, Mio Beck, 2002
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Herbst 2000: Noch schnell den Motorrad-Führerschein gemacht und dann auf ins Land der Pyramiden! 10 Wochen Sonne, Sand und Abenteuer.
Details:
Aufbruch: 01.09.2000
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 07.11.2000
Reiseziele: Zypern
Jordanien
Ägypten
Katharinenkloster
Israel
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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