Zu Gast bei Gadhafi - eine Fahrt durch die libysche Sahara

Reisezeit: Februar / März 2004  |  von Angelika Gutsche

Sebha und sein Emigrantenproblem

Wir campieren etwas außerhalb des Ortes. Das Klima wird angenehmer, der Wind nimmt ab und die Temperaturen erreichen beim Frühstück ganze 8°C. Auf der Teerstraße nähern wir uns von Süden kommend Sebha. Ungefähr 30 km vor der Stadt befindet sich der Be-und Entladeplatz für die aus dem Niger und dem Tschad kommenden Lkws. Es ist ein Endpunkt der Transsahara-Strecke. Hier stranden die aus Schwarzafrika einreisenden Emigranten. Kurze Zeit später säumen großflächig Schuttberge die Straße an beiden Seiten. Hier standen noch vor Kurzem Trabanten-Slum-Städte, in denen sich die Flüchtlinge aus dem Süden eingerichtet hatten. Im Göttler-Reiseführer kann man darüber lesen: "Im Süden Sebhas am Außenring existiert für diese Menschen eine ganze Stadt (offensichtlich von den Behörden nicht mehr kontrollierbar) mit schätzungsweisen mehreren zehntausend Bewohnern; teilweise hier gestrandet, können sie sich nur noch durch kriminelles Verhalten über Wasser halten... von geschlossenen Höfen in dieser Out-Law-Trabantenstadt starten die Lkw in die Sahel-Länder, voll bepackt mit (Schmuggel-)Waren und Menschen ohne Papiere..." Die Trabantenstadt existiert nicht mehr. Alles ist von Bulldozern niedergewalzt. Was ist aus den Menschen geworden, die diese Stadt einst bewohnten? Sind sie zurück gewandert in den Süden? Sind sie auf den Weg nach Europa? Sind diese Transsahararouten nicht auch heute noch moderne Sklavenstraßen, auf denen sich Ströme von Leiden, Armut und Hoffnungslosigkeit aus Schwarzafrika einen Weg in die reichen Länder des Nordens bahnen? Wie sind angesichts dieser libyschen Erfahrungen Vorschläge von deutschen Ministern zu bewerten, die Auffanglager für afrikanische Wirtschaftsemigranten in nordafrikanischen Ländern fordern?

Djima versichert uns, Sebha wäre wieder sicher, das schwarzafrikanische Problem gelöst.

Lkw-Endpunkt Sheba

Lkw-Endpunkt Sheba

In Sebha besuchen wir unsere Reiseagentur, die hochmodern ausgestatteten Büros von "Africa Tours Libye". Wir werden herzlich empfangen, bekommen Tee serviert und können über Computerverbindung mit der Heimat telefonieren. Tina lässt sich zum Markt fahren, um Myrrhe, hier "Loban" genannt, einzukaufen. Es soll helfen, den rechten Weg zu finden. Dann machen wir noch einen kleinen Stadtbummel, versorgen uns mit gegrillten Hühnchen, gefüllt mit Reis und Nudeln, und kaufen CDs mit libyscher Musik.

Beim Verlassen der Stadt fahren wir durch Vororte, Slums, von Schwarzafrikaner bewohnt. Es gibt sie also doch noch, auch hier in Sebha, wenn auch in geringer Anzahl. Es folgen die Stallungen und Verschläge für die Tierhaltung (Kamel, Schafe, Hühner) und dann wird es richtig grün, Oasenanbau, vor allem das dringend benötigte Viehfutter wird hier erzeugt. Langsam türmen sich links und rechts der Straße Dünen auf, Ramlah Zelaff. Dieses Dünenfeld wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, denn um uns einen kleinen Mittagsimbiss zu gönnen, fahren wir rechts neben die Teerstraße. Der Blaue gräbt sich ganz schrecklich in den Sand ein, viel Blech muss untergelegt werden, und es dauert eine volle Stunde, bis die zehn Meter zurück zur Teerstraße überwunden sind. Die in ihren Autos vorbeifahrenden Libyer erteilen gute Ratschläge und amüsieren sich.

Ramlah Zelaff.

Ramlah Zelaff.

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit einem roten Feuerwehrauto, einem blauen Katastrophenschutzauto, einem BMW-Motorrad haben wir (6 Männer, 2 Frauen, 1 Hund) den süd-östlichen Teil der libyschen Sahara durchquert. Unsere Route führte durch die Dünenfelder des Idhan Ubari hinunter nach Al Awaynat, über Ubari, Germa und Murzuk, durch den Idhan Murzuk bis nach Al Gatrun. Dann machten wir einen Abstecher zum Jabal Ghanimeh , um anschließend die Rückreise über Sebha, Brak und Idri, vorbei an den Salzseen, bis nach Darj anzutreten.
Details:
Aufbruch: Februar 2004
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: März 2004
Reiseziele: Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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