MITTENDRIN IN AFRIKA

Reisezeit: Juni 2007  |  von Uwe Decker

Stadtleben

Kampala, 19. bis 23. Juni 2007

Da wo ich eigentlich aus- bzw. umsteigen wollte, rausche ich nun mit Vollgas durch. Durch Kabale, einer Stadt im Süden Ugandas, Ausgangspunkt für Touren zum Lake Bunyoni, einem schön gelegenen See mit Möglichkeiten zum Wandern und Boot fahren. Dort wollte ich eigentlich noch zwei Tage ausspannen und relaxen. Aber Ruanda war einsamer als ich dachte. Und nun ein paar Tage an einem einsamen See ? In Gesellschaft gerne, aber allein ? Nein. Womöglich wäre ich da auch noch der einzige Gast. Ich brauche etwas mehr Leben um mich herum. Also fahre ich von Kigali direkt nach Kampala. An Kampala habe ich einen Narren gefressen. Die Stadt finde ich klasse.

Was auffällt unterwegs auf der Busfahrt durch Uganda: die Marketingexperten der großen Telefongesellschaften, Celtel und MTN, haben offenbar sämtliche Farbbestände des Landes aufgekauft und jeden dritten Ladenbesitzer, nicht nur von Telefonläden, veranlasst, ihre Häuser in den Unternehmensfarben anzustreichen, meist in rot-gelb für Celtel. "Come join our world" ist der Slogan, und wenn man die penetranten Farbtupfer im ganzen Land sieht, ist man geneigt zu sagen, sie haben ihre eigene Welt tatsächlich fast geschaffen.

Und überhaupt das Telefonieren. Festnetztelefone findet man nur bei den Wohlhabenderen. Ansonsten wird mobil telefoniert, oder gesimst. Und wie. Jeder hat ein Handy, jeder hält das unablässig ans Ohr oder tippt wie der Teufel in die Tasten. Wie langweilig muss das hier gewesen sein, als es noch keine Handies gab.

Ich steige wieder im Tourist Hotel am Nakasero Market ab. Das Hotel liegt strategisch günstig, vieles ist zu Fuß zu erreichen. Und ich bin viel zu Fuß unterwegs in Kampala, streife durch die Straßen der Altstadt, mache Rast in Cafes, trinke eine Cola, lese und schaue mir die Leute und das stets chaotische Treiben auf den Straßen an.

Im neuen modernen Garden City Shopping Center direkt neben dem Golfplatz kann man sich im Food Plaza durch viele Küchen der Welt essen. Hier gönne ich mir mein teuerstes Essen der Reise, einen riesigen Tilapia Fisch auf Tandoori Art zubereitet mit Salat, dazu Naan. Da ich mir Cheese Naan bestellt habe, schmeckt das wie Käse-Pizza, 2 Cola und 2 Mangosaft, alles zusammen etwa 11 Euro. Schmeckt köstlich.

In dieser Einkaufsmeile sind die Schwarzen in der Minderheit. Hier trifft man vermehrt Weiße, viele Familien der hier ansässigen Geschäftsleute, die einkaufen oder bummeln, Inder, Araber, ein paar Asiaten. Und die Superschönen. Als Kundinnen oder Verkäuferinnen. Die, die jede Naomi Campbell blass aussehen lassen würden.

Der Bargeldtransport geht in Kampala etwas martialischer vonstatten als bei uns. Die Busse, die zur Bank of Uganda unterwegs sind, werden von Armeefahrzeugen gesichert. Vor der Zentralbank werden alle Kreuzungen blockiert, Soldaten in Kampfanzügen, teilweise sogar maskiert, springen mit vorgehaltener MP ab und halten, finster guckend, die Schaulustigen in Schach, während die Geldbusse auf das Gelände der Bank fahren. Das ist für meinen Geschmack reichlich übertrieben, stärkt aber sicherlich das Ego der beteiligten Soldaten.

Apropos Geld. Wenn ich die Schlagzeilen der Gazetten richtig verstehe, sind gerade Ruanda und Burundi der ostafrikanischen Union beigetreten. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, auch über eine Einheitswährung der beteiligten Staaten nachzudenken. Ich finde nämlich meine Geldbörse manchmal reichlich unübersichtlich, mit sechs verschiedenen Währungen. Neben Euro und Dollar zum Umtausch habe ich kenianische Schilling, ugandische Schilling, ruandische Francs, kongolesische Francs.

Einen Tag fahre ich nach Jinja, 80 Kilometer entfernt und will weiter zu den Bujagali Falls, wo die berühmt-berüchtigten Rafting-Touren beginnen. Aber ich habe Pech auf der ganzen Linie. Auf der Hinfahrt hat mein Minibus eine Panne, dann fängt es an zu regnen, und außerdem habe ich vergessen, die Akkus für meine Digicam aufzuladen. Es bleibt nur Zeit für einen Stadtrundgang, denn abends will ich wieder in Kampala sein.

Es mag in Kampala nicht viele Einzelsehenswürdigkeiten geben. Das Nightlife ist aber ist eine Attraktion für sich. Für eine Stadt dieser Größenordnung gibt es dort außergewöhnlich viele und gute Clubs. Und ich habe Glück. An zwei Abenden finden Live-Konzerte statt, in Sabrina's Pub, einem Open Air Areal mit großer Bühne. Es ist der "World Day of Music" und das zentrale Konzert für Uganda findet eben hier statt, mit vielen der bekanntesten Bands Ugandas und auch einigen kongolesischen. Die Stimmung und Musik ist klasse. Aber zu fortgeschrittener Stunde haben die Veranstalter mit den sich häufenden Stromausfällen zu kämpfen. Irgendwann nervt das und ich gehe. Ist aber auch schon spät, bzw. früh.

Das "Rockgarden" würde an jedem Ort der Welt großen Zuspruch finden. Am Eingang befindet sich ein gutes Open Air-Restaurant, wo man unter großen Bäumen mit einem Dinner den Abend beginnen kann. Am Ende des Restaurants geht man über eine kleine Brücke über einem künstlichen Teich und linkerhand befindet sich eine Art Open Air Irish Pub. Der Pub ist überdacht, aber an allen Seiten offen. Neben einer Riesen-360-Grad-Theke sind die unvermeidlichen Poolbillard-Tische aufgestellt. An den Decken hängen eine große Anzahl an Bildschirmen und man kann diverse Fußballspiele gleichzeitig anschauen, die man schon x-mal gesehen hat und deren Ergebnis man genau kennt. Trotzdem wird jede spektakuläre Aktion von lauten Ohhs und Ahhs begleitet. Hinter dem Pub schließt sich ein großer Garten mit Tischen und Stühlen an, wieder unter großen Bäumen und rechts vom Pub schließlich steht ein Musikpavillon, auf dem abwechselnd DJs Musik auflegen oder Karaoke gesungen wird oder Livebands gastieren.

© Uwe Decker, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
- im Afrika der Großen Seen - 23 Tage allein durch Kenia, Uganda, Ruanda, Kongo
Details:
Aufbruch: 02.06.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.06.2007
Reiseziele: Ruanda
Kenia
Uganda
Kongo / Demokratische Republik Kongo
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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