Uganda 2008

Reisezeit: Juli / August 2008  |  von Michael Kasper

Im Sommer 2008 bereisten wir zu viert Uganda. Das ostafrikanische Land am Äquator bot neben dem Viktoriasee, dem Mt. Elgon-Gebirge und der Quelle des Weißen Nils vor allem spannende Einblicke in die dort stattfindende Entwicklungszusammenarbeit. Bei einem mehrtägigen Besuch des Projektes IRUDEKA in der Diözese Kasana erfuhren wir mehr über Land und Leute, ihre Probleme und Fortschritte, als in der gesamten vorherigen Reisezeit.

Ankunft und Gebirge

Mitten in Afrika... (9.7.)

... sind wir heute ganz uebermuedet gelandet. Die ersten Stunden von 4-6 verbrachten wir in einem Cafe in der Flughafen-Ankunftshalle, bei Tagesanbruch nahmen wir uns schliesslich ein Taxi in die 40km entfernte Hauptstadt Kampala. Der erste Eindruck von Uganda war ueberwaeltigend: Von der Flughafen-Halbinsel blickt man rundum auf den riesigen Viktoriasee; schon bei den ersten Sonnenstrahlen waren die Strassen von Schulkindern und Menschen auf dem Weg zur Arbeit gesaeumt. Warum sie zu Fuss gingen? - Vermutlich um dem totalen Verkehrsinfarkt in der morgendlichen Rushhour zu entgehen... - in den wir natuerlich sofort hineingeraten sind.

Nach Reifenplatzer direkt vor unserer Unterkunft - bzw. billigen Absteige, der ersten Bekanntschaft mit den dortigen Mitbewohnern (Kuechenschabe und Schimmelpilz), brauchten wir zuerst einen ordentlichen ugandischen Kaffee: Heisses Wasser bzw. heisse Milch mit noch mehr Wasser und etwas braunem Farbstoff - so viel also zum Land des Kaffees...
Mittlerweile haben wir beschlossen Morgen die intensive Hauptstadt gleich wieder zu verlassen und uns in Jinja - der 2.groessten Stadt des Landes - einzuquartieren und Afrika dort auf uns wirken zu lassen... Kampala ist naemlich (wahrscheinlich auch aufgrund unserer derzeitigen Verfassung) extrem hektisch, overcrowded und intensiv. Wir haben aber mit grosser Freude schon festgestellt, dass die Einheimischen an uns nicht besonders interessiert sind. Wir werden auf den Strassen weder angequatscht, noch will man uns dauernd etwas verkaufen. Das geht sogar so weit, dass man uns im Ticket-Office fragte, ob wir wirklich Bus-Tickets kaufen wollten.

Jinja (11.8.)
Gestern sind wir hier an der Quelle des Weissen Nil angekommen, in einer weitlaeufigen gruenen Stadt namens Jinja. Sehr touristisch aber schoen! Wir haben unser Zelt im paradiesischen Garten eines kleinen Hotels aufgestellt, eine Bootsfahrt gemacht und einige Restaurants ausprobiert (gerade eben eines der zahlreichen indischen Restaurants - Inder gibt es hier sehr viele).

Morgen frueh gehts weiter nach Mbale, an den Fuss des Vulkans Mt.Elgon, den wir im Laufe der kommenden Woche erklimmen wollen (ueber 4000 Meter!) - dabei wird uns vermutlich ein Guide und sogar ein Porter helfen, denn an die Erlaubnis, durch den Nationalpark zu trekken, sind verschiedene Bedingungen geknuepft (wie z.B. Arbeitsplatzbeschaffung). Mehr dazu vielleicht noch morgen. Vielleicht aber auch nicht, denn da haben wir viel zu tun: Lebensmittel einkaufen, Permits organisieren, Trekk vorbereiten. Solltet ihr also eine Woche nichts mehr hoeren, dann sind wir bereits unterwegs an die kenianische Grenze.
Heute geniessen wir aber noch diesen wunderbaren Urlaubstag und die Stimmung hier am Viktoriasee (ohne Barsch).

8000 Meter spaeter... (20.7.)
... schaun wir mit schmerzenden Knien, Durchfall und langsam abklingendem hoehenbedingten Kopfweh auf einen unglaublich(schoen)en Hatscher zurueck. Der Mt. Elgon ist ein erkalteter Vulkan, an dessen Spitze sich ein Krater mit 18km Durchmesser erstreckt. Die 18km Krater lassen die Distanzen zum Kraterrand hin erahnen... Unsere laengste Tagesetappe umfasste 37km und 1500 Hoehenmeter (bergauf!). Sollte jetzt irgend jemand mit uns Mitleid haben, so koennen wir Euch beruhigen: Die wirklich armen Schweine waren unsere Porter, die von uns 20kg aufgepackelt bekommen haben und unsere gesamte Crew, kaum angekommen, auf einer offenen Feuerstelle bekochen durften!

Und das Expeditionsteam war recht beeindruckend: 4 Weisse (Mzungus), 1 Guide, 2 Porter und - besonders wichtig - 2 schwer bewaffnete Army-Men. Anders gesagt: 4 Taschenmesser, 3 Macheten, 2 Kalaschnikows und 1 MG. Warum wir bis auf die Zaehne bewaffnet waren wussten wir bis zum Schluss nicht - waren doch die einzigen, zugegeben recht aufdringlichen, Wildtiere Eidechsen, freche Streifenmaeuse und noch frechere Raben.
Die Highlights dieses Treks waren sicher einerseits unser taumelnder Gipfelsturm auf 4321 Meter und andererseits die Naechtigung in der Tutum-Cave: eine riesige Hoehle mit Wasserfall davor, inmitten des Urwalds, in der wir unsere Zelte aufschlugen. Einziger Nachteil: unheimliche Schreie die ganze Nacht und Fledermausexkremente am Zelt am Morgen danach.
Wir sind uebrigens noch dabei uns von diesem Gewaltmarsch zu erholen.

In God we trust (20.7.)
- lautet das Motto der hiesigen Verkehrsteilnehmer: auch das der Oeffis versteht sich.
Der gestrige Reisetag hat das wieder einmal ganz gut veranschaulicht. Da das Mt. Elgon-Massiv von einem immerfeuchten Regenwaldguertel umgeben ist (und es dort taeglich ausgiebig regnet - was, nomen est omen, 'Mud-Roads' zur Folge hat), suchten wir nach nur einem halben Rasttag das Weite. So kamen wir gestern in den Genuss der wichtigsten Verkehrsmittel:

1. 6 km-Mudroad-Fussmarsch zur naechsten asphaltierten Strasse (ohne Porter, obwohl wir ueberlegt haben sie fuer den restlichen Urlaub zu engagieren...)

2. 100 km mit dem Shared-Taxi. Dazu kommt es, wenn ein leeres Auto auf 4 Mzungus trifft und kurzerhand beschliesst dorthin zu fahren wo die Mzungus hin wollen, nicht ohne saemtliche am Strassenrand auf eine Mitfahrgelegenheit Wartende noch in das Auto hineinzustopfen. Kuriose Episode: Der Mann, mit dem sich Michael K. den Beifahrersitz teilte, steigt aus, um 2 km auf einem Boda-Boda (Moped-Taxi) vor unserem Auto herzufahren und sich anschliessend wieder zu Michael zu quetschen. Den 4 fragend schauenden Mzungus wird daraufhin vom ebenfalls mitreisenden Polizeibeamten (einer der 4 Rueckbaenkler) erklaert, dass man soeben eine Polizeikontrolle passiert habe (er sei aber nicht 'on duty'). - Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt sogar in Afrika Verkehrsregeln gegen die man verstossen koennte.

3. 400 km mit dem grossen Autobus von Mbale nach Kampala. Bei dieser Fahrt ist man schon geschlaucht bevor man losgefahren ist, denn der Weg in den Bus gleicht einem Spiessrutenlauf zwischen Provisionsjaegern, Maiskolben- und Chapati-Verkaeufern und Taxifahrern. Hat man es endlich geschafft und der Bus faehrt los, ist spaetestens nach 1 Std. mit einem ueberhitzten Motor zu rechnen. Aber ein bisschen Durchlueften bis zur Reparatur des Schadens schadet nie.

Beim Chinesen (20.7.)
In Kampala sind wir diesmal in einem chinesischen Hotel einquartiert. Es ist wirklich nicht leicht hier eine akzeptable Unterkunft zu finden und wir freuen uns eigentlich schon wieder auf die morgige Abfahrt in den Westen nach Mbarara. Den heutigen Sonntag allerdings koennen wir hier richtig geniessen: Es ist nicht so busy wie werktags und wir haben heute sogar schon den vermutlich einzigen Platz im Land gefunden, in dem es richtig guten Kaffee (mit Vanillegeschmack) gibt. Heute heisst es also mal richtig Chill-out.

Edith beim Aufstieg zum Mt. Elgon (Wagagai)

Edith beim Aufstieg zum Mt. Elgon (Wagagai)

Blick über den Old-Taxi-Park in Kampala

Blick über den Old-Taxi-Park in Kampala

© Michael Kasper, 2008
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 08.07.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.08.2008
Reiseziele: Uganda
Der Autor
 
Michael Kasper berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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