Frieren am Äquator, 3 spannende Monate in Uganda

Reisezeit: Juni - September 2006  |  von David Forger

so viel kann man so schnell kaum erleben und vor allem nie vergessen. Wenn ihr das gelesen habt und immenroch nach Uganda wollt seid ihr wie ich.

Erste Eindrücke einer anderen Welt

So 25. Juni

Ich weiß ja gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hab noch nie an einem Tag so viel Neues gesehen. Meine Leute stehen mit mir vorm Eingang des Gate E am Frankfurter Flughafen. Jetzt wirds ernst. Noch einen letzten Blick auf diese vertrauten Menschen und dann lief ich zielstrebig am Grenzposten vorbei, der mich dann erstmal angeschnauzt hat. Fängt ja gut an. Chakalaka du schaffst es. Los gehts. Im Flieger hab ich dann natürlich erstmal den Sitzplatz mit meiner Flugnummer verwechselt und bin wie ein Vollidiot in dem Airbus A-340 rumgeirrt. Irgendwann hab ichs dann gemerkt und dann den den Sitzplatz von der falschen Seite aus gefunden weshalb dann zwei genervte, nicht deutsch sprechende Sitznachbarn aufstehen mussten. In dem Flieger hab ich auch sonst keinen Deutsch sprechen hören und kam mir ziemlich alleine und verloren vor. Als dann nach der Ansprache auf arabisch, irgendwelche heissen Tücher verteilt wurden und ich nicht wusste was ich damit machen soll fühlte ich mich schlimmer als der "english man in new york".

Mo 26. Juni
Es wurde erst wieder besser als die Uganderin, die im zweiten Flieger neben mir saß, mit der ich versucht hab auf englisch zu kommunizieren, plötzlich angefangen hat deutsch zu labern. Mit der schätzungsweise 30 jährigen jungen Dame hab ich mich dann gut verstanden und wir haben erzählt was wir so wo machen. Deutsch konnte sie weil sie eine weile in Deutschland als Model gearbeitet hatte. Jetzt war sie wegen der WM dort gewesen und weil ihr kurioserweise 21 jähriger Sohn da studiert. Sie hat mir dann noch mitgeteilt dass Uganda langweilig sei und man da niemandem vertrauen dürfe und mir für den Notfall ihre Handynummer gegeben. Wir flogen dann also nach Entebbe. Durch die Kontrolle durch, meinen Koffer und das Visum in der Tasche, war ich erstmal mords erleichtert. In dem Moment hat mir auch schon Moses auf die Schulter geklopft und ich hab ihn sofort erkannt. Wobei ich vorher schon zehn andere schokoladenfarbene Menschen als Moses identifiziert hatte. Er hat natürlich drauf bestanden meinen Koffer zu befördern, mit dem er dann nach begrüßen und freuen, schnurstracks in die nächst beste Bank gelaufen ist und mich hat mal zweihundert Euro in Uganda Shillings umtauschen lassen. Ich werde dadurch mal eben Multimillionär und hab keinen Schimmer ob der Stapel Geld meinen 200 € entspricht. Moses hats dann kurz durchgeblättert: "kann hinkommen." Wir stiegen also ins Auto, ich steig an der rechten Seite ein und Sitz plötzlich vorm Lenkrad. Ich setz mich dann auf die linke Seite. An drei Bettlern vorbei begeben wir uns also in den ugandischen Linksverkehr, der ungefähr mit einem hupenden Armeisenhaufen vergleichbar ist. Dagegen fahren Pariser wie Lemminge. So was hab ich noch nicht erlebt. Er sagte das wir jetzt in die Stadt fahren. Wir kamen an zahlreichen Baracken vorbei in denen Sachen verkauft wurden. Die Straße war hier überraschenderweise sehr gut. Nachdem wir dann an einigen Steinhäusern vorbei kamen, von denen glaub ich keins zwei Stockwerke hatte sagte er: "So, das war jetzt die Stadt Entebbe." Aha, dachte ich, da bin ich ja mal auf die Hauptstadt gespannt. Die war dann schon ein bisschen größer. Darauf komme ich später noch zurück. Er hat mir erzählt das das Tempolimit hier eigentlich niemanden interessiere und wurde dann zur Strafe prompt von der Polizei angehalten. Da er weder Ausweis noch Führerschein dabei hatte und viel zu schnell gefahren ist, musste er dem Polizisten umgerechnet ca. 80 € geben damit er ihn mit einem Augenzwinkern weiter winkte. So viel zum Thema vertraue niemandem. wenn hier nicht mal die Polizei seriös ist, wer dann. Was ich auf dieser Strecke alles gesehen hab lässt sich schwer beschreiben is aber der Hammer. Im Prinzip stimmt alles was ich vorher über das Land gelesen hab, aber man kann sich davon trotzdem keine Vorstellung machen wenn man es nicht gesehen hat. In Jinja angekommen musste er mir erst mal einiges zeigen. Er sagte dass wir zuerst zu seinem Vater fahren. Der war in einem komischen Raum voll mit komischem Zeug an seinem komischen Tisch und freute sich als wir kamen. Nach kurzem Willkommensgespräch sind wir wieder gegangen. Ich fragte was er denn da mache. Moses erklärte mir, dass er im Ruhestand ist und einfach da ist. Leute kommen zu ihm um mit ihm zu erzählen und gehen wieder. Vorher war er in diesem District ein wichtiger Politiker. Wir sind dann zur Computerschule gefahren die viel kleiner war als ich sie mir vorgestellt hatte. Es waren nicht wie er sagte 8, sondern 4 Computer. Er sagte dass er eigentlich mehr hätte, die Schule aber vorübergehend verkleinert hatte weil außerhalb der Ferien sehr viel weniger Schüler kämen. Generell wolle er die Schule aber vergrößern und auf Dauer ein neues Gebäude bauen, für das er schon ein Grundstück habe. Das wurde mir dann noch gezeigt bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Der große Moment, die Ankunft zu hause. Wir kamen in seine "Wohnung" in der die Hölle los war. Im "Wohnzimmer" hab ich erst mal nacheinander zwei Frauen begrüßt als wären sie Esther (Esther ist Moses Freundin), bis dann die richtige Esther aus dem "Bad" kam und ich mir sicher war, dass sie das war. Ich hatte ja schon ein Foto von ihr gesehen. In Wirklichkeit sieht sie besser aus. Danach hab ich dem bereits wenige Tage alten Baby wie geplant seinen Namen geben dürfen: "The name is Sarah" hab ich gesagt und sie jubelten und freuten sich. Allerdings erfuhr ich dann dass die Schwester von Esther auch Sarah heißt. Ich schaute mir kurz mein Apartment an, zu dessen Beschreibung ich später komme, und gab ihnen dann die Begrüßungsgeschenke. Moses bekam eine Flasche Jägermeister, von der er sofort etwas probierte. Esther bekam ein T-Shirt mit so komischem Gebemsel dran, welches meine Mutter ausgesucht hatte und zog es sofort an. Sie hat es glaub ich seit dem nicht mehr ausgezogen, jedenfalls trägt Sie es jetzt immernoch und hat sich sehr darüber gefreut. Jetzt bin ich noch nicht fertig den ersten Tag zu beschreiben und wir haben bereits den zweiten Tag fast hinter uns. Sarah bekam einige Babyklamotten die ihr allerdings noch zu groß sind. Danach sind wir auf den Markt gegangen der in der Nähe war. Die kleinen Kinder sind mir alle lachend hinterher gelaufen und haben "Muzungu" geschrien, was deren Bezeichnung für weisse ist. Er hat dann auf lusoga mit den Leuten an den Obst und Gemüseständen verhandelt und ich hab außer "bla bla bla muzungu bla" nix verstanden. alle schauten mich an wie einen Alien. Dann kamen wir an eine Metzgerei. Diese bestand aus einem Baumstumpf mit Hackebeil, und die Produktpalette aus Fleisch bzw. totem Tier in ganzen Stücken. Er bestellte also ein halbes Kilo Fleisch was ihm dann abgehackt und auf einem uralten Schätzeisen gewogen wurde. Danach kaufte er mir noch Mangos und Bananen. Wir saßen später noch drausen und ich hab ihnen Amezaliwa und Singabahambajo vorgesungen. Das sind zwei afrikanische Lieder die wir mal im Ten-Sing gesungen haben. Ich hab sie gefragt ob sie das verstehen und sie sagten: "natürlich, das ist swahili", und haben mir Amezaliwa gleich mal übersetzt. ich freu mich schon auf meine ersten lusoga und swahili Stunden. Am Abend sind wir zu Moses Onkel gefahren um ihm den Wagen zurück zu bringen, den sich Moses von ihm geliehen hatte um mich vom Flughafen abzuholen. Auf dem Weg haben wir noch am Haus in dem er aufgewachsen ist vorbei geschaut. Hier wohnen einige der Ehefrauen seines Vaters mit ihren Kindern zusammen. Da es stockdunkel war und ich niemanden von den Leuten, die außer "how are you" kein englisch konnten, richtig sah blieben wir nicht lange. Beim Onkel angekommen wurden mir wie überall wieder einige Menschen vorgestellt die sich alle freuen einen Friend from Germany zu meeten. So viele Leute könnte ich mir nicht mal merken wenn sie nicht alle gleich aussähen. Moses hat gesagt wir fahren mit dem Taxi zurück. Das Taxi wahr dann ein altes Moped mit zu wenig Luft im Reifen, mit dem wir dann nach dem es glücklich angesprungen ist, zu dritt ohne Helm über Schlaglöcher, die eigentlich eher Schlagschluchten waren gerast sind. Ich hab mich schon etwas besser gefühlt als wir dann in ein größeres Taxi umgestiegen sind. Als wir zu hause waren und ich grob alles vom Tag aufgeschrieben hatte, bin ich dann schlafen gegangen.

© David Forger, 2009
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 25.06.2006
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 14.09.2006
Reiseziele: Uganda
Der Autor
 
David Forger berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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