Madagaskar zur Regenzeit 2015

Reisezeit: Februar 2015  |  von Frank Dittrich

Manakara - Antananarivo

Manakara - Antananarivo

Donnerstag, 19.02.2015
Der Regen hat aufgehört. Nach dem Frühstück fahren wir Geld wechseln und danach 18 Kilometer auf Sandpiste zwischen dem Meer und dem Kanal. Wunderschön, so muß Varadero vor dem Tourismus mal ausgesehen haben. Es gibt ein hübsches kleines Restaurant direkt am Strand, wir bestellen Fisch für das Mittagessen vor. Da wir wie so oft die einzigen Gäste sind, dauert die Zubereitung etwas. In der Zwischenzeit gehen wir am Strand spazieren und schauen den Fischern zu, wie sie ihren Fang an Land bringen. Überwiegend kleine Fische, Krabben und kleine Langusten. Auch ein paar Tunfische und kleine Rochen sind dabei.
Jörg ist der Meinung, hier wäre der ideale Ort für seinen Ruhestand. Er würde sich ein Grundstück westlich der Piste kaufen, mit Blick auf den Kanal. Ich würde mir dann das Grundstück östlich der Piste kaufen mit Blick auf das Meer. Und in der Mitte bauen wir eine Schranke und leben vom Wegezoll.
Gegen 13 Uhr ist das Essen fertig, schmeckt sehr gut, würde ohne
Halsschmerzen noch besser schmecken. Am frühen Nachmittag gehen wir auf den großen Markt gegenüber von unserem Hotel. Das Angebot der Metzger ist nicht immer appetitlich und ich bin froh, daß mein Geruchssinn erkältungsbedingt streikt. Alle möglichen Sorten von Frisch- und Trockenfisch werden angeboten, viele Haifischflossen. Dutzende von Reissorten, bekannte und unbekannte Gewürze und Früchte, Heilmittel und Haushaltswaren.
Zurück im Hotel funktioniert das Wasser nicht. Das gibt es eine Stunde später in Form von Monsunregen. Als Diner gibt es im Restaurant "La Vanille" Fisch mit Gemüse und Reis. Beim Verlassen des Restaurants ziehen wir unsere Schuhe aus, das Wasser steht mehr als knöchelhoch auf der Straße. Im Hotelzimmer habe ich die Wahl zwischen todschwitzen und erfrieren. Andere Alternativen bietet die Klimaanlage nicht. Bis nach

Mitternacht stell ich mich jeweils eine viertel Stunde auf den überdachten
Balkon der Präsidentensuite, während drinnen die Klimaanlage Richtung
Gefrierpunkt arbeitet, dann mach ich sie aus und leg mich für eine Stunde ins Bett, bis ich wieder im eigenen Schweiß bade.
Bis morgens um 3 wird in der Nachbarschaft gesungen, klingt wie Mantragesänge. Ich stelle mir vor, wie eine Familie um ein paar frisch gewaschene Knochenbündel herumtanzt und überlege mehrmals, mich dazu zu gesellen. Aber die Müdigkeit hält mich auf dem Zimmer.

Freitag, 20.02.2015
Morgens werde ich wieder von Gesang geweckt, diesmal vor meinem Balkon. Eine Gruppe zieht fröhlich mit einer Leiche die Straße entlang. Hab ich in der Nacht doch nicht so falsch gedacht.
Nach dem Frühstück fahren wir zur eingestürzten Brücke und verhandeln mit den Bootseignern. Wir einigen uns auf insgesamt 6 Euro für eine Tour auf dem Pangalanes-Kanal. Zum Glück hat das Paddelboot ein Dach, sonst wären wohl der Hitze eingegangen. Wir kommen an netten Fischerdörfern vorbei, Starkstromleitungen hängen in etwa 1,5 Meter über dem Kanal. Nicht für Segelboote geeignet.
Nach der Rückkehr fahren wir zum alten Hafen. Viel ist nicht davon übrig geblieben. Bis 1975 war er die Verbindung zwischen Kanal und dem offenen Meer. Nun ist er versandet und nur noch Paddelboote können die Einfahrt passieren. Wir spazieren auf der Kaimauer und bekommen eine Meerwasserdusche von der Brandung. In der Nähe gönnen wir uns
eine Kokosnuß und gehen anschließend zum Mittagessen ins Hotel. Fisch mit Gemüse und Reis.
Meine Erkältung wird schlimmer und ich bleibe bis zum Abendessen im

Bett. Im La Gourmandise lassen wir uns später Fisch mit Gemüse und Pommes schmecken. Abwechslung muß sein.

Samstag, 21.02.2015
Heute gibt es Doxy-C zum Frühstück. Wir treten den Rückweg an. Kurz vor 10 checken wir aus und fahren gemütlich (ja, Tsiresy hat es gelernt) in Richtung Ranomafana Nationalpark. Bei meinem ersten Besuch 2006 hatte ich hier die seltenen goldenen Bambuslemuren zu Gesicht bekommen. Da sich Jörg und Tsiresy auch krank fühlen, verzichten wir auf eine größere Wanderung. Mittags esse ich Gemüsesuppe, Jörg futtert sein Zebu. Gegen Einbruch der Dämmerung erreichen wir Ambositra, das Zentrum der
Holzschnitzerkunst. Im Hotel d'Artisan finden wir gute und günstige Zimmer. Zum Abendessen gibt es bei mir Paella mit Huhn. Leider werden hier die Hühner nicht filetiert, sondern der Koch hackt mit einer Machete so lange auf dem armen Tier rum, bis die Stückchen klein genug sind. Ich habe also reichlich mit Knochenstücken aussortieren zu tun. Wir trinken einen heißen Grog in der Hoffnung, daß es uns morgen besser geht.

Sonntag, 22.02.2015.
Hab die halbe Nacht gehustet. Jörg fiebert auch etwas rum.
Draußen regnet es. Wir schauen uns nach dem Frühstück noch einige Läden mit Holzschnitzereien an und überlegen, eine Krippenfamilie zu kaufen. Aber Weihnachten ist irgendwie nicht so präsent bei uns. Im Moment zumindest nicht.
So verlassen wir Ambositra, ohne uns mit Souvenirs beladen zu haben. Unterwegs halten wir an Ständen, die Mangos verkaufen. 6 verschiedene Sorten, von sauer und faserig bis süß und saftig. Dann versorgen wir uns noch mit Äpfeln und Kaki.

Mittags treffen wir in Ambatolamby ein, dem Zentrum der Aluminiumproduktion. Auch hier finden wir nicht die passenden Mitbringsel. Zum Mittag gibt es bei mir Gänsestopfleberpastete mit Reis. Der Monsunregen setzt wieder ein, die Sicht ist schlecht. Einige LKWs liegen im Graben und Sturzbäche ergießen sich über die Fahrbahn. Als wir um 17 Uhr in Antananarivo ankommen, ist wieder schönes Wetter.
Auf dem Markt kaufen wir Limetten, Tomaten, grünen Pfeffer, Chilischoten und Bananen.

Beim Metzger treffen sich die Fliegen.

Beim Metzger treffen sich die Fliegen.

Leiche mit Party und Gesang

Leiche mit Party und Gesang

© Frank Dittrich, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Geländewagen nach Morondava und Mahajanga, mit dem Zug von Fianarantsoa nach Manakara
Details:
Aufbruch: 05.02.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.02.2015
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Frank Dittrich berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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