Namibia – Land der Kontraste

Reisezeit: Januar 2006  |  von Anke Schlingemann

Petrified Dunes - Solitaire - Kuiseb Pass

Sonntag, 15.01.2006 Petrified Dunes - Solitaire - Spreetshoogte Pass - Kuiseb Pass
Heute lassen wir es etwas gemütlicher angehen, denn zu unserem heutigen Tagesziel sind es "nur" 260 km. Das extrem nette Team der Desert Homestead Lodge gibt uns noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg. Die Fahrt führt an dem imposanten Naukluft-Gebirge vorbei. Die Farben, die von fast Schwarz bis Magma-Rot reichen, lassen den vulkanischen Ursprung erkennen.

Nach etwa 60 km auf der C19 erreichen wir die Petrified Dunes, zugänglich über die Namib Desert Lodge (ehemals Petrified Dune Lodge). An der Rezeption werden wir sehr freundlich empfangen. Unseren Wunsch, die Dünen zu besichtigen, erfüllt man gern und wir erhalten sogar ein Blatt mit der Beschreibung des 1,5 km langen Naturpfades (Fossil Dune Trail). Die Petrified Dunes Lodge wurde vor einem Jahr von der Gondwana Desert Collection aufgekauft und komplett umgebaut. Entstanden ist eine sehr gepflegte und liebevoll bepflanzte Anlage. Nur der Versuch, Rasen vor den Lodges anzulegen, erscheint uns angesichts des kostbaren Wassers fast zuviel des Guten.

Petrified Dunes

Petrified Dunes

Die rot leuchtenden Petrified Dunes erinnern uns stark an die Gesteinsformationen in Utah. Der Weg führt durch ein zur Zeit ausgetrocknetes Flussbett. An elf markierten Stellen gibt es Erklärungen zur hiesigen Pflanzenwelt sowie zur Entstehung der Versteinerung der Dünen, die vor 23 Mio. Jahren durch den Einfluss von Wind begann.

Blick vom Spreetshooge Pass

Blick vom Spreetshooge Pass

Auf der Weiterfahrt lassen wir uns den Zwischenstopp an der Wüstentankstelle Solitaire nicht entgehen und essen den überall empfohlenen Apfelkuchen - wirklich gut! Wer keinen Apfelkuchen mag, sollte dennoch nicht versäumen, einen Blick in den Solitaire General Dealer Store zu werfen und das umfangreiche Angebot zu bewundern.

Wenige Kilometer hinter Solitaire geht die D1275 zum Spreetshooge Pass ab, der uns im Desert Homestead ans Herz gelegt wurde. Allerdings ist man in Namibia derartig an Entfernungen gewöhnt, dass uns die eigentlich 35 km lange Strecke auf den Pass nur mit 15 km angegeben wurde. Doch der insgesamt 70 km lange Umweg ist durchaus lohnenswert. Lkws dürfen diese zum Teil sehr steile Passstraße nicht befahren, auch unser leistungsschwacher 4-Zylinder-Benzin-Motor müht sich ganz schön ab. Schon auf dem kurvigen Weg hinauf haben wir spektakuläre Ausblicke. Oben angekommen werden wir mit einen gigantischen Blick in die weite Landschaft belohnt. Die Abfahrt ist nicht minder schön.

Auf der C14 geht es weiter. Immer wieder ändert sich die Landschaft. Zunächst durchfahren wir eine gelbe Steppenlandschaft. Später erinnern uns erneut rote Sanddünen daran, dass wir an der Grenze des Namib Naukluft Parks entlang fahren. Als nächstes erreichen wir den Gaub Pass. Eine Gerölllandschaft, deren Gesteinsschichten von ziegelrot über schwarz wie Schiefer bis hin zu Sandstein reichen. Am Horizont sind einige dunkle Wolken zu erkennen, denen wir uns mehr und mehr nähern. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene. Eine unwirtliche Mondlandschaft umgibt uns. Als wir den Kuiseb Pass erreichen, fallen die ersten Regentropfen. Fast tut es einem um jeden Wassertropfen leid, der diese Geröllwüste befeuchtet, wo Wasser anderswo viel dringlicher gebraucht würde. Ein paar zähe Sträucher sind hier jedoch ebenfalls zu finden. Schnell steht das erste Wasser in den ausgefahrenen Fahrspuren. Insgeheim sind wir froh, als der Regen wieder schwächer wird, denn die Pad kann ziemlich schnell unwegsam werden.

Die Gesteinsformationen haben sich durch Verschiebungen der Kongo- sowie der Kalahari-Kontinentalplatte vor Mio. von Jahren gebildet. Die Felsen bestehen aus Glitterschiefer, der leicht zerbröselt. Dadurch entsteht ein sehr feiner Staub, der sich in die Gesteinsfugen setzt und diese damit verstopft, so dass das Wasser nicht durchsickern kann. Aus diesem Grunde gibt es in dieser Region kein Grundwasser, wie wir später auf der Gästefarm Niedersachsen erfahren.

20 km hinter dem Kuiseb Pass verlassen wir die C14. Nun geht es auf der etwas unwegsameren D1998 weiter. Langsam nimmt die Vegetation wieder zu und wir fahren durch eine Steppenlandschaft. Eine Springbockherde hüpft an uns vorbei und überquert vor unserem Auto die Straße.

Die Straßenverhältnisse werden auf der D1982 leider noch schlechter. Der Anblick einiger Warzenschweine, die sich neben der Straße aufhalten, entschädigt uns etwas für die strapaziöse Fahrt, die sich doch in die Länge zieht. Inzwischen denken wir, dass es fast besser gewesen wäre, direkt nach Swakopmund zu fahren - der zeitliche Aufwand wäre derselbe gewesen. Auf den letzten Kilometern geht es nur sehr langsam voran, da die Fahrbahn häufig weggespült wurde und wir inzwischen durch eine hügelige, grüne Landschaft stetig Auf und Ab fahren. Angekommen auf der Gästefarm Niedersachen werden wir freundlich vom Farmer, Herrn Ahlert, begrüßt, doch äußert er sein Bedauern darüber, dass wir keinen Regen mitgebracht haben. Unvorstellbar, denn der Himmel über uns hängt voll dunkler Wolken. Von der Veranda haben wir einen wunderschönen Blick. In der Ferne wird der Himmel immer wieder von Blitzen durchzogen.

Warzenschwein

Warzenschwein

Auf der 19.000 ha großen Farm wird eine Karakul-Schafzucht betrieben. Von den ursprünglich aus Asien stammenden, widerstandsfähigen Schafen werden insbesondere die Pelze, bekannt als Persianer verwendet. Die Pelze stammen leider von Lämmern, die schon am Tag nach der Geburt geschlachtet werden. Die landwirtschaftlichen Bedingungen sind schwierig, denn auch hier ist Wasser das wichtigste Gut. Auf dem Grundstück wurde ein kleiner Staudamm gebaut, um mehr Wasserreserven zu haben. Der kleine Stausee wird von Fröschen bewohnt, die noch die ganze Nacht hindurch - wir haben glücklicherweise Oropax - ihr Quakkonzert geben.

Bei einem typisch deutschen Essen sitzen wir mit der Farmersfamilie zusammen, nur der Sonntagsbraten (Antilope) entspricht nicht ganz dem daheim. Frau Ahlert ist in Namibia geboren und bewirtschaftet die Farm ihres Vaters weiter. Ihr Mann kommt ursprünglich aus Ostwestfalen, genauer gesagt aus Bielefeld. Wir erfahren eine Menge über die Sorgen und Nöte, die das Leben hier mit sich bringt. Die Farm wird mit ca. 10 einheimischen Angestellten betrieben, was nicht immer ganz einfach ist, da die Angestellten, die mit Frau und Kindern auf der Farm kostenfrei leben, sich nicht "kaputt" arbeiten und die staatlichen Auflagen hoch sind. Häufig können sie angabegemäß nicht mit Geld umgehen. So kommt es nicht selten vor, dass das Geld verprasst wird, aber kein Geld da ist, um das anfallende Schulgeld zu zahlen, so dass die Kinder - trotz Schulpflicht - nicht zur Schule gehen. Uns erstaunt, dass man hier in der "Wüste" sogar deutsches Fernsehen empfängt. Die Gastgeber sind gut darüber informiert, was in Deutschland passiert und beschäftigen sich intensiv mit den Geschehnissen.

Herr Ahlert erzählt uns von den zwei deutschen Geologen Henno Martin und Herrmann Korn, die nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor der drohenden Internierung in die Wüste geflohen waren und etwa zwei Jahre hier lebten. In der Nähe des Kuiseb Passes ist eine der Höhlen zu besichtigen, eine weitere befindet sich auf dem Farmgelände. Der Vater der Farmerin hat die beiden teilweise mit Lebensmitteln versorgt. Die Erlebnisse wurden von Henno Martin in dem Buch "Wenn es Krieg gibt gehen wir in die Wüste" festgehalten.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht eine Namibia-Rundreise von Anke Schlingemann & Detlef Hälker. Stationen: Windhoek, Kalahari, Fish River Canyon, Kolmanskop, Lüderitz, Aus, Sossusvlei, Namib Naukluft Park, Swakopmund,Twyfelfontein, Etosha National Park, Otjiwarongo, Waterberg Plateau
Details:
Aufbruch: 08.01.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.01.2006
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!