Ghana und Burkina Faso

Reisezeit: August / September 2007  |  von Roland E.

Accra

Bizarre Szene in einem Internetcafe. Ich gehe rein, werde von einer Frau zum Zahlen befohlen und such mir einen PC. Allerdings baut der keine Verbindung auf und es stellt sich heraus, dass die Leitung stockt, das I-Cafe ist also Offline. Nachdem bereits 10 Minten meiner Zeit verflossen ist, gehe ich zur Frau und will mein Geld zurueck. Sie, resolut, sagt unfreundlich, das geht nicht, das machen sie nicht, immernoch ohne aufzublicken. Ich fange an zu diskutieren, sie meint aber, ich solle jetzt die Schnauze halten und mich hinsetzen. Nun weiss sie aber nicht, dass ich solche Situationen liebe und so fange ich mit meinen vorttrag an. Also sitze ich eine Stunde da, ohne Verbindung, aber ich ahbe einen Cedi bezahlt, den ihr eingesackt habt, ihr seid Abzocker, ihr koennt nicht einfach kassieren ohne Leistung zu bieten und der Kunde ist der Dumme ... Da passiert wirklich etwas eigenartiges. Die Frauen (es arbeiteten zwei dort), begannen sich zu entpannen, fingen ab meinem Vortrag an zu lachen und irgendwann geben sie mein Geld zurueck. Ich stehe da, Ziel erreicht, aber bin voller Fragezeichen.

Am Samstagabend, ab 18 Uhr ohne Strom (wenige Etablissement, wie mein Hotel, haben Generator, leider auch die Bar neben meinem Hotel, dass jeweils bis weit in die Nacht die Bässe dröhnen lässt), begann der Dauerdurchfall. Am Sonntag morgen glaube ich mich wieder gesünder, also zahle ich bei der miesgelaunten Rezeptionistin eine weitere Nacht, natürlich ohne das sie aufblickt oder mein "Guten Morgen" erwidert (am liebsten würde ich sie mit einem Gartenschlauch abspritzen), einmal kriegte ich mein Wechselgeld nicht und bisher hat sie genau drei Woerter gesagt. "pay" "fill" und "okay" das okay aber erst, als ich einfach an der Rezeption stehen blieb.

Also ab an den Labadi Beach, dem besten Strand Accras. Unterwegs wird mir etwas schlecht, aber es geht. Ich laufe noch an einem Gottesdienst vorbei und sehe alt und jung in der Kirche fröhlich tanzen. Der Labadi-Beach kostet Eintritt, aber dennoch liegt Müll herum. Es wimmelt von Verkäufern, die irgendetwas verkaufen wollen, aber nie wirklich aggressiv. Ich setz mich an einen Strandtisch und mir geht es immer schlechter. Ich will stehen, liegen, sitzen, strecken, zusammenkauern und irgendwann halte ich den Kopf in den Händen, Augen zu und mir ist einfach nur kotzübel. Eine surreale Szene. Während ich am sterben bin, kommen dauernd Verkäufer und wollen mir etwas verkaufen und irgendeiner, so halb krieg ich das mit, sitzt noch für kurze Zeit neben mir und erzählt, dass er jeden morgen 4 Stunden Sport macht (in der Tat, haben Frauen und Männer hier am Strand oft beeindruckend athletische Körper, oder sie sind abartig überfüllig). Man hätte mich in diesem Moment ausrauben können, meinen Rucksack wegnehmen, ich hätte mich nicht wehren koennen und irgendwann passierts und ich verunstalte den Strand. Da sitze ich, es hat nur leicht erleichtert, schau mich nach dem Kellner um um mich zu entschuldigen, um etwas zur Reinigung zu bitten, aber obwohl rund um mich herum Leute sitzen, nimmt niemand Notiz. Niemand schaut hin, ich weiss nicht, ob es überhaupt jemand bemerkt hat. So verbuddle ich das Ganze im Sand, war eh nur flüssig, habe ja seit 2 Tagen fast nichts mehr gegessen. Aber mir geht es immer noch nicht gut, ich fühle mich transportunfähig und so schlafe ich etwas. Als ich die Augen wieder öffne, ist der Strand plötzlich rammelvoll, ich fühl mich aber bereit für den Rückweg und gehe ins Hotel.

Ich haue endlos vergebens Immodium rein, es hilft nicht. In der Nacht kriege ich Bauchschmerzen und plane den Gang am morgen ins Spital, als mir einfällt, dass ich noch eine pflanzliche Tinktur dabeihabe, die ich bisher immer für wirkungslos hielt. Ich nehme ein paar Tropfen, merke, wie die Bakterien im Magen böse werden, rumoren, machen und tatsächlich tritt Linderung ein. Der Durchfall ist zwar nicht gestoppt, aber verlangsamt sich und ich fühle mich gleich besser.

Aber somit ist auch klar, dass ich den Rest der Reise in Accra bleibe.

Die Ghanaer sind wirklich rührend. Ich rede mit einem Kellner über mein Magenproblem. Denn das Fläschchen mit der pflanzlichen Arznei, das sehr geholfen hat, ist leer und sofort fällt die Linderung weg. Er geht weg und kommt mit ein paar Pillen zurück, die er mir gibt. Es sind schon tolle Menschen.

Es gibt hier aber auch ganz anderes Gesindel, nicht aus Ghana. Dieser Typ, der mir nachrennt kommt aus Simbabwe (ich bin mir sicher, er war Nigerianer) und sein Vater wurde von Mugabe abgeschossen und jetzt muss er 1,2 Mio Dollar ausser Landes schaffen und ich soll ihm dabei helfen und jetzt braucht er sofort 300 Dollar um seine Rechnung im teuren Niagara-hotel begleichen zu koennen und ich bekomme sie ganz sicher wieder und als ich ablehne, will er 2 Cedis für ein Telfon an seine Mutter und dann plötzlich 10 Cedis um zu essen und das ganze erzählt er in einer eingeübten Cleverness. Der Typ ist ganz schön abgebrüht und vorallem lässt er nicht ab, kein Nein stoppt ihn, er folgt und macht und redet. Den Ghanaern passt das auch nicht, sie laufen vorbei und signalisieren mir, dass der Kerl ein Bescheisser ist, nützt aber nichtviel, ich werd ihn nicht los, erst, als ich ins Hotel gehe.

Dann will ich auf den Leuchtturm, hab aber die Rechnung ohne das 200 Kiloweib am Eingang gemacht: Die Frau des Leuchtturmwärters. Gemaess Lonelyplanet kostet der Aufstieg 3000 Cedi, diese unfreundliche Frau sagt aber geradeweg 50,000 Cedi. (4 Euro) man muss sich mal die Relation vorstellen. Für 50,000 Cedi, also 5 neue Cedi kann ich mit dem besten Bus ins 250 Kilometer entfernte Kumasi fahren. Soviel kostet der Eintritt zum Canopy Highway oder in die Sklavenburg von Cape Coast, inklusive 1 Stündiger Führung.

Ich sage ihr, dass ich den Leuchtturm nicht kaufen will, sondern nur raufsteigen und sie fragt mich, wieviel ich bezahlen will. Ich sage 3000 Cedi, worauf sie erbost. Ich sage ihr, dass wenn sie einen fairen Preis genannt hätte, sie etwas verdient hätte, aber bei einer solchen abzockete verdient sie halt nichts. Aber die sehr netten, mausarmen Fischer dieses Quartier denken anders, wie mir ein Fischer erklärt. Sie denken, ich hab ja eh genug Geld, also kann ich auch 5 Cedis bezahlen. Irgendwie haben ja beide recht, aber er kann ja den Fisch auch nicht an den Einhemischen für 10 Cents und an den Reichen für 5 Dollar verkaufen, funktioniert nicht, ist der gleiche Fisch, hat nur einen Wert.

Accra ist eigentlich eine ganz angenehme Stadt, wenn es nur nicht soviel Verkehr hätte.

© Roland E., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Keine Bettler, keine aufdringlichen Menschen, gar nichtmal so billig und dann die Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe ...
Details:
Aufbruch: August 2007
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: September 2007
Reiseziele: Ghana
Burkina Faso
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.