Ghana und Burkina Faso

Reisezeit: August / September 2007  |  von Roland E.

Tamale

Ich betrachte die 2000 CFA-Note (westafrikanische Gemeinschaftswährung), auf ihr ist ein moderner Bus, ein Flughafen, Flugzeug und eine moderne Eisenbahn mit Stromabnehmer abgebildet. Wie wenn in Afrika jemals ein Zug elektrisch betrieben worden wäre, wie wenn hier jemals ein moderner Zug gefahren wäre. Ich bezweifle, dass es neben derjenigen Angolas eine afrikanische Eisenbahnlinie gibt, wo seit ihrem Bau zur Kolonialzeit oder kurz danach noch irgendein Wagenrad ausgewechselt worden ist oder nur schon irgendein Bestandteil neu eingesetzt wurde. Es fährt solange es fährt und wenn es nicht mehr fährt, wars das. Irgendwie passt also die Abbildung auf der Banknote sogarnicht zu Afrika.

Ich bin wieder in Bolgatanga, diesmal bei Tageslicht. Ein Taxi brachte mich von der Grenze auf den Busbahnhof von Bolga und so sitze ich erstmals in einem uralten Bus, den bisher nahm ich nur immer gute Busgesellschaften, die bedienen aber nur lange Strecken und in denen hat man vom Anfang bis zum Ende mitzufahren. Zudem fahren sie oft zu £unzeiten und sind fast immer ausgebucht.

Bei den kleineren Busgesellschaften läuft das ähnlich, denn während ich hier im Bus nach Tamale sitze, gibt es nichts anderes zu tun als zu warten, denn der Bus fährt erst, wenn alle Plätze besetzt sind. Dies leuchtet mir irgendwie gar nicht ein, denn unterwegs winken jeweils zahlreiche Leute, die auch mitfahren wollen, da aber alle Busse ja sowieso voll sind, ein ziemlich hoffnungsloses unterfangen. Keine Ahnung, wie sie von A nach B kommen.

So sitze ich im Bus und beobachte die Menschen. Sie sehen so anders aus als in Kumasi und in Ouaga. Der Busbahnhof ist laut, aber ich werde von niemanden belästigt. Wo ich hinsehe wird gestritten. Auf dem Busbahnhof, im Bus, die Leute sitzen, stehen auf gehen raus, kommen rein, setzen sich wieder und zwischendurch wird wieder geschumpfen und getan. Ich habe keine Ahnung um was es jeweils geht. Dann geht der Motor an, doch jetzt kommt es zum finalen Streit zwischen Chauffeur und weiblichen Passagieren, der Motor wird abgestellt doch kurze Zeit später geht es tatsächlich los.

Während der Fahrt beginnt es zu regnen, draussen, aber das bedeutet, dass es bald auch drinnen regnet, überall läuft das Wasser rein. Mit der Zeit weiss ich nicht mehr wie hinsitzen, obwohl ich ja eher ein kleiner Mensch bin, hab ich kaum platz und mein Hinterteil schmerzt, deshalb bin ich froh, als der Bus Tamale erreicht.

Tamale, ich bin unverkennbar wieder in Ghana. Die kleinen Kinder rufen Hallo und kichern, wenn ich winke, Menschen rufen mir welcome to Ghana zu. Ich laufe zum TIIC Guesthouse hinaus, es ist weiter als ich gedacht habe, aber es lohnt sich. Ich habe einen wunderbaren Bungalow mit allem was man braucht inmitten einer Grünanlage und beschliesse spontan, eine weitere Nacht hierzubleiben und meine weitere Reise zu planen. Auf dem Nachttisch steht sogar eine Wasserflasche. Super denke ich und ignoriere den emergency-case Zettel daneben und trinke davon ...

Am naechsten Morgen erfahre ich, dass in der Mineralwasserflasche, die ich gestern im Hotelzimmer vorfand und trank, Leitungswasser war, dass als Reserve dient, falls mal kein Wasser aus der Leitung kommt. Sofort fühle ich mich krank, aber gesundheitlich trage ich keine Schäden davon.

Tamale ist ein netter Ort. Auffallend sind die diversen Freikirchen, die hier Hilfsprojekte begleiten, dazu hat es unzählige Moscheen, aus deren Lautsprecher fast rund um die Uhr die Rufe der Muezzins hallen. Dennoch scheint hier trotz der Konkurrenz alles friedlich und tolerant zuzugehen.
Auch der Iran finanziert zumindest nach den Beschilderungen diverse Hilfsprojekte, wobei ich mir da nicht so sicher bin, was dahintersteckt.

Das Leben Tamales findet an der Durchgangsstrasse statt, an der unzählige Shops, die doch eher in armseligen Zustand sind, alles mögliche anbieten. Vom Schreiner, der wunderschöne Polstergruppen ausstellt bis hin zum Metzger, bei dem man gehäutete Kuhköpfe kaufen kann. Auffallend ist in dieser Stadt auch die Langsamkeit der Bedienungen ...

Hier fällt mir erstmals ein Phänomen auf, dass mich auf dem Rest der Reise begleiten wird: Die doch ziemlich unfreundlichen ghanaischen Frauen. In der massiv überteuerten Jungle Bar bestelle ich was zu essen und ein Bier. Ein Hallo gibt es nicht, ein Lachen sowieso nicht, genaugenommen sagt sie eigentlich kaum ein Wort. Noch weiss ich nicht, dass zu meinem Leidwesen die Frauen im ghanaischen Gastgewerbe - im totalen Gegensatz zu den wahnsinnig netten Männern - es nunmal nicht für nötig erachten, freundlich zu sein. Allerdings ist sie trotz ihrer Unfreundlichkeit noch freundlicher als die Frauen im Süden, denn die kommandieren einen ständig rum. Ich weiss nicht, was ich davon halten soll, auf jedenfall waren sie in Burkina Faso viel netter.

© Roland E., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Keine Bettler, keine aufdringlichen Menschen, gar nichtmal so billig und dann die Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe ...
Details:
Aufbruch: August 2007
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: September 2007
Reiseziele: Ghana
Burkina Faso
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.