MITTENDRIN IN AFRIKA

Reisezeit: Juni 2007  |  von Uwe Decker

Einmal im Leben - Fortsetzung

Nach und nach folgen auch die anderen Gruppenmitglieder ihrem Boss, und Francois führt uns hinterher, schlägt mit der Machete einen Beobachtungsplatz für uns und wir haben wunderbar freie Sicht auf die Tiere. Tiere ? Nein, es widerstrebt mir, in diesem Fall von Tieren zu sprechen. 98% ihres Erbgutes stimmen mit uns Menschen überein. Das ist auch der Grund, warum ein Abstand zu den Touristen gut tut, denn sie sind anfällig für menschliche Viren und Krankheiten.

Ich sitze allerdings fast die ganze restliche Zeit kaum zwei Meter von einem Weibchen entfernt, das mich ab und zu aufmerksam betrachtet. Es ist sowieso die Frage, wer hier neugieriger ist. Die Zusammensetzung der Familie erscheint mir ideal, um die Strukturen klar zu erkennen. Muninja als der Boss, der uneingeschränkt zeigt wo es lang geht, die Weibchen, die zum Teil in Konkurrenz zueinander stehen und um seine Gunst buhlen und die Babies, die wie der menschliche Nachwuchs neugierig sind, ununterbrochen spielen statt einmal eine von den Müttern gewünschte Ruhepause einzulegen und die auch einen Rüffel vom Papa einstecken müssen, wenn sie ihm zu nahe kommen und ihn in seiner wohlverdienten Ruhe stören.

Als ob er auf die Uhr gesehen hätte meint Muninja uns zum Abschluss unserer Zeit bei ihnen noch etwas Besonderes bieten zu müssen. Francois übersetzt schon frühzeitig, was nun kommt: "er will jigga-jigga machen", unterstreicht das mit einer eindeutigen Geste. Tatsächlich holt sich Muninja mit einem Fingerzeig sein Lieblingsweibchen, das vorher noch Bambus gemampft hatte, zu sich, wechselt ein paar Grunzgeräusche mit ihr, dann hockt sich das Weibchen vor ihn und los geht es. Die Babies schauen neugierig, was die beiden denn da so treiben.

Nach Beendigung der Action und so als ob die Gorillas uns deuten wollen, "eure Zeit ist nun aber schon überzogen" ziehen sie dann an uns vorbei ins Gebüsch. Dabei stehen ihnen einige von uns im Weg und die Hirwa Gruppe macht das, wofür sie bekannt ist und was unser Führer schon beim Briefing angedeutet hatte, "die schubsen gern".

Dann sind sie im Gebüsch verschwunden und wir machen uns auf den Heimweg, der nun bergab viel schneller zu bewältigen ist. Nach kaum einer halben Stunde sind wir wieder auf offenem Feld, steigen dann in die bereit stehenden Fahrzeuge und verabschieden uns voneinander. Einige der Amis sind richtige Gorilla-Liebhaber und haben einen solchen Gorilla-Track schon mehrmals unternommen, dabei verschiedene Gruppen besucht. Ich glaube, für mich wird es ein einmaliges Erlebnis bleiben. Das Gefühl, wenn man zum ersten Mal einen Berggorilla sieht oder dem gewaltigen Silverback in die Augen schaut ist unvergesslich und die Intensität wohl nicht wiederholbar.

© Uwe Decker, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
- im Afrika der Großen Seen - 23 Tage allein durch Kenia, Uganda, Ruanda, Kongo
Details:
Aufbruch: 02.06.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.06.2007
Reiseziele: Ruanda
Kenia
Uganda
Kongo / Demokratische Republik Kongo
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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