In 208 Tagen um die Welt

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Helena Graf

Delhi - Zwei Welten prallen aufeinander

Waehrend der 3 1/2 stuendigen Zugfahrt von Agra nach Delhi lernen wir zwei sehr hilfsbereite Inderinnen kennen, die uns am Zielbahnhof an saemtlichen Taxi- und Rikschafahrern vorbeischleusen und uns dann in eine sehr guenstige Rikscha setzten, dessen Fahrer bereit ist, uns zu dem Hotel unserer Wahl zu fahren (das ist hier nicht selbstverstaendlich, weil die Rikschafahrer eine Komission in manchen Hotels bekommen, wenn sie Gaeste anschleppen). Wir tukern erstmal ca. eine Stunde durch NeuDelhi und bekommen beinahe wieder einen Kulturschok. Es gibt richtige Strassen, mit getrennten Spuren fuer die beiden Richtungen, grosse, schoene Autos (manche sogar mit Aussenspiegeln!) mit nur wenigen Macken, moderne Hochhaeuser und kleine Parks mit Springbrunnen. Diesen Teil der Stadt verlassen wir aber dann wieder und biegen in die kleine Gasse OldDelhis ein. Das ist wieder Indien, wie wirs kenne, tausend kleine Laeden, Fahrradrikschas, ziemlich ranzige Haueser, Kuehe... Leider ist auch der Rikschafahrer genau so wie wirs kenne, und hat mal wieder keine Ahnung, wo unser Hotel ueberhaupt ist. Wir fragen uns durch, und erreichen schliesslich tatsaechlich unser Ziel. Kurz vor dem Hoteleingang werden wir von jemandem abgefangen, merken aber zu spaet, dass auch das ein Schlepper ist. Wir sollen 350 Rs fuer das Zimmer bezahlen, was wir fuer ziemlich teuer halten. Irgendwann fragt der Hoteltyp, wer uns das Hotel empfohlen haette. Als wir sagen, dass wir die Adresse aus dem LonelyPlanet haben, kostet das Zimmer ploetzlich nur noch 250 Rs und der Schlepper zieht beleidigt ab.
Zum Abendessen entdecken wir ein fantastisches kleines Cafe mit netten Leuten und goettlichem Essen. Jeder, der mal in Delhi ist, sollte einen Besuch in der Everest Bakery auf keinen Fall verpassen!
Am naechsten Tag nehmen wir uns erstmal OldDelhi vor und besuchen das Red Ford (eine Festung mit Palaesten der Maharadschas innen drin ) und dann die groesste Moschee Indiens (im Norden Indiens gibt es sehr viele Muslime). Es muessen saemtliche Inder 1Mrd. Inder, die bei unserer Ankunft noch in Bombay gewohnt haben, nach Delhi umgezogen sein.

Hier gibt es naemlich unglaublich, unfassbar viele Menschen, die alle unterwegs sind und ziemlich viel Zeug dabei haben.

Die Leute in Delhi haben immer jede Menge dabei

Die Leute in Delhi haben immer jede Menge dabei

Die Stassen sind vollgestopft mit Menschen, Rikschas, Kuehen, Pferde- und Ochsenkarre... Nur Autos trauen sich nicht so richtig in diesen teil der Stadt.
Das Redford wird schwer bewacht.

Red Ford

Red Ford

Aber hier gibt es zwischen den schoenen Palast-Pavilions endlich mal ein paar Gruenflaechen, auf denen wir uns ausruhen koennen.

Palast-Pavillion

Palast-Pavillion

Zu Mittag kaufen wir uns an einem indischen Suessigkeitenstand alles was der zu bieten hat (Nachtisch) und setzten uns dann in einen Strassenimbiss mit Chapatiebaeckerei und essen ein leckeres Thali. Und weil wir den heutigen Tag zum kulinarischen Highlight erklaeren, kaufe ich mir auch noch einen Gemuesesaft der an der Strasse aus allen Gemuesen, die es gibt, frisch gepresst wird . Der schmeckt leider ueberhaupt nicht. Die Bettlerin, der ich den Saft spaeter schenke ist sehr dankbar. Sie fragt mich, ob ich ihr kleines Baby, das sie im Arm haelt, haben moechte. Ich bin sehr erschrocken, aber nicht so ganz sicher, ob sie das wirklich ernst meint. Ich hoffe nicht!
Anschliessend besuchen wir die groesste Moschee Indiens. Leider darf man das Minarett nur in begleitung des Ehemanns besteigen, aber das ist uns jetzt zu aufwaendig und deswegen verzichten wir. Um vier werden wir von einem hektischen Moslem vertrieben, weil die Gebetsstunde beginnt.

groesste Moschee Indiens

groesste Moschee Indiens

Wir machen uns auf den Weg zum Gewuerzmarkt. Wir fotografieren saemtliche Gewuerze und Chilisaecke, und die meisten Inder gucken uns verstaendnislos an. Man kann ihren Gesichtern deutlich ablesen was sie denken: "Die spinnen, die Europaeer!". Wir wollen aus den Fotos spaeter Kollagen machen.

Gewuezmatkt

Gewuezmatkt

Irgendwann haben wir genug Gewuerze geschnueffelt und machen uns wieder auf den weg zum Red Ford, wo wir uns die Sound and Light Show angucken wollen. Das ist auch ganz interessant. Wir verstehen leider nicht alles aber ein bisschen lernen wir schon ueber die Geschichte Delhis. Leider haben wir kein Mueckenspry dabei. Billanz des Abens: Mueckenstiche Yvonne: 1 Mueckenstiche Helena 1 Mrd. (an einem Bein!).

Sound and light show im Red Ford

Sound and light show im Red Ford

Am naechsten Tag besuchen wir morgens das Nationalmuseum. Es gibt sogar einen Audioguide auf Deutsch. Das Museum ist riesig und die Fuehrung ziehmlich interessant. Wir verbringen also den ganzen Vormittag im Museum und wollen dann zum Lotustempel fahren. Der Liegt aber etwas ausserhalb. Eine Rikschafahrt soll 120 Rs kosten. Das ist uns zuviel und wir versuchen herauszubekommen, ob ein Bus dorthin faehrt. Das kann uns aber keiner sagen. Also setzen wir uns schliesslich doch in die Rikscha. Der Fahrer faehrt uns 100m weiter zur naechsten Bushaltestelle und meint hier wuerde ein Bus direkt zum lotustempel fahren. Diese Information kostet uns 25 Rs. Naja, der Bus kommt tatsaechlich ist propevoll und mitten in dem Gewuehlt steht eine kleine Trommelband und singt allen was vor. Es wird eine sehr lustige Busfahrt und innerhalb von Sekunden wissen saemtliche fahrgaeste, wo wir hinwollen. Irgendwo muessen wir umsteigen. Wir werden von allen Fahrgaesten und dem Fahrer verabschiedet und an der Haltestelle helfen uns mehrere Leute und erklaeren uns, welchen Bus wir jetzt nehmen muessen. So erreichen wir auch schliesslich den Tempel. Der heisst Lotustempel, weil er die Form einer sich oeffnenden Lotusbluete hat. Er wurde von den Anhaengern des Bahai-Glaubens errichtet. Diese Menschen glauben an den alles umfassenden Frieden und die Vereinigung aller Religionen. Der Tempel wurde gebaut, damit Anhaenger aller Religionen in ihm beten und meditieren koennen. Der Tempel erinnert ein bisschen an die Oper von Sydney. Der Innenraum ist eine einzige riesige Halle. Sprechen darf man hier nicht. Die Halle ist zwar sehr schlicht gehalten, aber es herrscht eine ganz friedliche, besinnliche Athmosphaere.
Anschliessend besuchen wir noch das Museum zum Tempel und gucken uns einen Film ueber den Bau dieses Bahai-Tempels an.

Bahai-Tempel, im Volksmund Lotustempel

Bahai-Tempel, im Volksmund Lotustempel

Yvonne gehts leider gar nicht gut und deswegen machen wir uns auf den Rueckweg. Sie legt sich ins Bett und ich ziehe noch etwas durch die vielen kleinen Laeden in unserem Vierltel. Ich moechte ein ganz bestimmtes paar schuhe kaufen, was es aber wohl in meiner groesse nicht gibt. Ich frage in vielen Laeden, ob sie diese Schuhe in meiner Groesse haben. Immer nicken die verkauefer ganz aufgeregt, zerren mich in ihren laden und bringen mir dann tausend verschiedene paar schuhe, die komplet anders aussehen, als die, die ich haben moechte ("Same, same, but... different").
Naja, anschliessend setze ich mich noch in die Everest Bakery und lerne da zwei Deutsche kennen, die hier bei einem "Schule-fuer-Strassenkinder-Projekt" arbeiten. das hoert sich sehr interessant an und ich ueberlege schonmal, wann ich das vielleicht noch in meinen lebenslauf einschieben koennte.
Am naechsten Morgen gehts schon um halb sechs mit dem super Luxus Zug (andere Tickets gabs nicht mehr)weiter nach Jaipur.

© Helena Graf, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nepal-Indien-Neuseeland-Chile-Peru-Bolivien-Argentinien
Details:
Aufbruch: 02.10.2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 27.04.2007
Reiseziele: Indien
Nepal
Varanasi
Australien
Neuseeland
Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Helena Graf berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.