Quer durch Südostasien statt nur drum rum

Reisezeit: März 2007 - Mai 2008  |  von Stefanie Kraus Markus Lattorff

Indien: 16.06.07 Kerala Backwaters

16.06.07

Endlich, nachdem wir lange, lange auf der Flucht waren, hat er uns doch erwischt! Der Monsum! Als wir nach Alleppey fuhren, hatten wir schon ein paarmal einen kleinen Vorgeschmack bekommen was es heisst waehrend der Regenzeit in der jeweiligen Gegend unterwegs zu sein. Trotzdem entschieden wir uns fuer eine spezielle Backwaters Tour mit einem kleinen Paddelboot. Die Backwaters sind ein Gebiet das sich im Staat Kerala von der Stadt Kochi im Norden bis zur Stadt Kollam im Sueden hinter der Kueste erstreckt. Das Gebiet ist durchzogen von Kanaelen die man teilweise nur mit kleinen Booten erkunden kann. Die Hauptkanaele dagegen sind bestimmt hundert Meter breit. Auf ihnen fahren dann Faehren und Luxushausboote, die zu mieten ein Vermoegen kosten... Wir entschieden uns fuer einen sechsstuendigen Paddeltrip der uns zu kleinen Doerfern fuehren sollte, deren Strassen aus Wasser bestehen... Am Vortag wurde uns der Ausflug so richtig schmackhaft gemacht. Es sollte eine Fahrt mit der Faehre geben,die uns zu einem Dorf bringen wird, das ca. 30 Minuten von Alleppey entfernt lag. Von dort sollten wir dann ins Paddelboot umsteigen, mit welchem es zu den versteckten Doerfern geht. Nach sechs Stunden Paddeltour sollte es dann wieder mit der Faehre zurueck gehen. Alles in allem eben ein Tagesausflug.

Puenktlich um acht Uhr morgens wurden wir von unserem Bootsmann abgeholt. Er brachte uns noch zu einem kleinen Restaurant in dem wir eine Kleinigkeit fruehstueckten. Er selbst schlug das Essen aus, da er ja schon gefruehstueckt hatte. Jetzt gings auf die Faehre. Als wir nach eineinviertel Stunden endlich ankamen, lag noch ein 10 Minuetiger Marsch zu unserem eigentlichen Boot vor uns... Dort angekommen hiess es erstmal :" Setzt Euch nochmal kurz! Ich muss erst noch was fruehstuecken!" Okay, ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet uns das es schon zehn Uhr war... aber gut, gepaddelt wird schliesslich sechs Stunden, also keine Eile... Waehrend unser Inder so in sich reinmampfte, fragte er doch gleich mal, ob wir nicht 200 Rupien uebrig haetten, da das Studium seiner Tochter sehr teuer sei... Wir schauten uns etwas entgeistert an und uebergingen die Frage, da dies schliesslich nicht der Sinn dieses Besuchs war... Fertig mit essen, musste dann noch das Boot seetuechtig gemacht werden, denn, oh wie bloed, weiss ich ja erst seit gestern, das ich heute Leute rumkutschieren muss... Um halb elf gings endlich los. In der Zwischenzeit wurde auf das versprochene Dach, das uns vor dem Monsum schuetzen sollte verzichtet, dafuer drueckte er uns zwei Regenschirme der groesse "Knirps" in die Hand... Auf die Frage warum er den jetzt nicht noch das Dach montieren koenne kam wieder eine typisch indische Antwort :" Weil....." Aha! Wie so oft wurde ein Grund gesucht, doch leider keiner gefunden... Na gut. Also dann mal los!

Die Paddeltour war echt schoen. Die Landschaft ist sehr beruhigend, sobald man durch die kleinen Kanaele streift. Unzaehlige Arten verschiedenster Voegel, aber hauptsaechlich Kingfischer, konnten wir beobachten. Und irgendwas schwamm auch immer im Wasser rum. Eine Ratte? Ein Vogel? Nein! Es waren Wasserschlangen! Alle angeblich ungefaehrlich, aber egal wir hatten ja auch keine Angst, sondern waren total fasziniert wie sich diese Tiere ihren Weg bahnten. Ploetzlich hoerten wir ein Rauschen, ein bisschen wie an einer deutschen Autobahn. Dann sahen wir die Wand! Das alles geschah in vielleicht zwei oder drei Sekunden. Ploetzlich goss es wie aus Eimern! Wir waren Recht gut geschuetzt, was aber weniger an unseren Schirmen, als an unseren Regenjacken lag, die wir in weiser Vorraussicht mitgenommen hatten... Durch den Monsum gepaddelt zu werden war daher echt mal eine lustige Erfahrung! Irgendwann ging auch diese Tour zu Ende, und wir erreichten des Bootsmanns Haus. Dort angekommen wollten wir einen Blick auf die Uhr an der Wand werfen, doch die war wie durch Zauberhand verschwunden...
Unser indischer Backwatersspezialist zeigte uns seine Armbanduhr auf der es viertel vor vier war. Also waren wir etwas ueber fuenf Stunden unterwegs. Na gut, mit den Leuten aus dem Guesthouse war ja eh ausgemacht, das wir die Leistung zahlen sollten, die auch wirklich erbracht wurde. Steffi und Ich einigten uns noch auf ein angemessenes Trinkgeld abzueglich der Kohle, die wir ihm eh schon fuer Zigaretten geliehen hatten, an die er sich aber nicht mehr erinnern wollte...

Die Faehre zurueck sollte um 16:15 Uhr abfahren. Aber erstmal musste sich unser Bootsmann staerken. Wir fragten ihn wieder nach der Uhrzeit, und er meinte nur :"Enough time!" Waehrend er so auf seinem Fischcurry rumkaute kam er wieder auf seine eine Tochter zu sprechen, die unbedingt Geld brauchte... Die Japaner vom Vortag, die am Vormittag noch 200 Rupien hatten springen lassen, wurden jetzt auf 100 Rupien korrigiert... (Ja, da fing der gute Mann doch wirklich an mit sich selbst zu handeln...!) Wir gingen wieder nicht darauf ein, da wir bei der Bezahlung im Guesthouse (das auf diese Weise natuerlich eine Provision einstrich) unserem Bootsfuehrer Trinkgeld geben wollten, da er, bis auf seine nervige Bettelei, seinen Job echt gut gemacht hatte. Jetzt aber los zur Faehre! Aber halt! Erstmal eine rauchen...soviel Zeit muss sein! No hurry!

Danach gings los zur Faehre... Oh!... Was faehrt denn da ohne uns ab??? Wir verpassten die Fahre um genau eine Minute! Aber, die naechste kommt ja gleich... Gleich war dann fast eineinhalb Stunden spaeter, da angeblich eine Faehre ausgefallen war...
Nach wieder eineinviertel Stunden kamen wir endlich in Alleppey an. Jetzt gings im Guesthouse nur noch ums finanzielle... Als ich vom Besitzer des Hauses gefragt wurde, wie lange wir denn durch die Kanaele gepaddelt waren, sagte ich wahrheitsgemaess, das wir fuenfeinviertel Stunden unterwegs waren. Da meldete sich unser Bootsmann zu Wort! "Six hours! Six hours!" rief er. Ich rechnete ihm vor, das wir nur etwas ueber fuenf Stunden unterwegs waren, aber er liess sich nicht beirren. Ich sprach ihn auf seine Uhr an, und sagte ihm das er doch genau wisse wie lang wir unterwegs waren... Jetzt hiess es natuerlich seine Uhr sei kaputt gewesen...und als Beweis zeigte er mir doch tatsaechlich eine komplett andere Armbanduhr! Die Inder um uns rum interessierte unsere Diskussion wenig, da ja auch sie selbst mehr abbekamen je laenger die Fahrzeit der Tour gedauert hat... Wiedermal (wie schon einige male vorher auf unserer Reise) auf 180 sagte ich dem Typen, das er auf keinen Fall ein Trinkgeld bekommt, was ihn ziemlich kalt liess, da er auf diese Art und weise einen wesentlich besseren Schnitt gemacht hatte! Nicht das wir knausrig waeren. Aber die Tour hat pro Stunde echt nicht wenig gekostet... Aber man sagt sich jedesmal :"Wenn man schonmal da ist, dann moechte man auch was sehen!" Und so kommts dann manchmal.

Fazit dieser Bootstour : Die Kanaele auf einem Paddelboot zu erleben ist echt eine tolle Sache. Man bekommt viel mehr von der Landschaft, der Natur und von den kleinen Doerfern mit. Ausserdem ist auch der Monsum eine tolle Erfahrung gewesen, besonders in den Backwaters! Einziger Wermutstropfen war das Verhalten des Bootsmanns. Anfangs schien er wirklich nicht verkehrt... aber die staendige Bettelei und die Abzocke am Schluss waren nicht gerade nett.

Kleine Anmerkung noch am Rande: Falls Ihr Euch wundert, warum es nicht mehr so viele Fotos gibt, hier die Erklaerung: Unsere Kamera hat die Graetsche gemacht, und jetzt ist wieder mal die Hoelle los die ganze Geschichte irgendwie hinzukriegen... Indien ist halt nicht gleich ums Eck... Aber keine Sorge wir arbeiten dran und fuer einfache Aufnahmen ist die Kamera (noch) zu gebrauchen!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit Open End..... Bald ist es soweit und wir lassen alles hinter uns Nach mehreren Monaten Planung brechen wir auf um unsere persönlichen Grenzen zu überschreiten
Details:
Aufbruch: 11.03.2007
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: 16.05.2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Tibet
Thailand
Kambodscha
Vietnam
Laos
Der Autor