Die Welt - Ein Jahr - Alleine

Reisezeit: August 2008 - August 2009  |  von Carmen Ladendorfer

Indien: McLeodGanj - Himalaya

Zwei Busstunden von Palampur entfernt nahe dem Ort Dharamsala liegt McLeodGanj. Die Strasse ist schlecht und kurvenreich, es empfiehlt sich daher sich im Bus nicht in die unruhige letzte Reihe, sondern auf einen Platz zwischen den Achsen zu setzen. Inder mit besonders schlechtem Magen sitzen dann auch noch am Fenster, um sich rechtzeitig nach draußen beugen zu können. Die Busse dieser Strecke sind daher bereits von außen durch entsprechende Essensrückstandsspuren erkennbar.
Wenn man endlich da ist, hat man ihn erreicht den Ort, den der 14. Dalai Lama (Tenzin Gyatso) 1959 als seinen Exilregierungsitz wählte. In den drei kleinen Strassen im Zentrum tummeln sich neben ein paar wenigen Indern, viele Tibeter, Mönche und vor allem Touristen.

Tibet-Feeling in India, McLeodGanj near Dharamsala

Tibet-Feeling in India, McLeodGanj near Dharamsala

Typisch für (Klein-)Tibet sind die bunten Flaggen, die die Häuser zieren.

Typical for Tibet, even in India, houses are decorated with flags

Typical for Tibet, even in India, houses are decorated with flags

Geht man ein Stück den Berg hinab, kommt man zu einem unscheinbaren Gebäude in dem man feststellt, dass je ein stehender tibetisch-buddistischer Mönch auf einen sitzenden tibetisch-buddistischen Mönch einredet und vor seinem Gesicht lautstark in die Hände klatscht als wollte er ihn schlagen. Tatsächlich ist dies Teil der Ausbildung und der Prüfung der Mönche in einem Teil der Tempelanlage und soll die Jungmönche wachrütteln und zum Nachdenken, sowie Argumentieren anregen. Wir sehen ein wenig zu und uns ein wenig um. Dem Dalai Lama begegnen wir leider nicht, der ist wie ich wohl auf Weltreise

philosophical debates are part of the education for monks

philosophical debates are part of the education for monks

Entlang der Strassen verkaufen die Tibeter in traditionellen Kleidern allerlei Sachen. Die gestreifte Schürze der Ladies abgestimmt zum Ton des Kleides darf dabei nie fehlen - schlicht und chic.

Saleslady in traditional cloth of Tibet

Saleslady in traditional cloth of Tibet

Wir blieben hier eine Nacht, dann aber ging es los, zwei Tage Trekking im Himalaya stand auf dem Programm. Die Vorhersagen waren vielversprechend, aber naja wurden wie soll ich sagen, leicht untererfüllt.

Hiking in the Himalaya region, close to McLeodGanj

Hiking in the Himalaya region, close to McLeodGanj

Die Volunteere und ich starten zuerst auf der Ladefläche eines Jeeps zum Ausgangspunkt und von dort eine Stunde steil bergab durch den Wald in ein Tal, um nach all der "Anstrengung" bei einer "kurzen" 3-stündigen Frühstückspause mit Chai (Indischem Gewürztee aus unter anderem: Wasser, Schwarzteepulver, Milch, Ingwer und viel Zucker, hmmm übrigens sehr lecker!) neue Kräfte zu tanken, während die Esel bepackt wurden. Dann sagte man uns wir könnten schon mal die Brücke überqueren während die Esel aus Sicherheitsgründen einen anderen Weg gehen würden... Nun ja, heißt das dann so viel wie: wenn der Esel runter fällt wäre das ganz schön blöd, aber so ein paar Reisende, wer vermisst die schon???

worst bridge ever, tourist this way, the donkeys take an other road and catch up with you later...

worst bridge ever, tourist this way, the donkeys take an other road and catch up with you later...

Da wusste ich jedoch noch nicht, dass die Brücke eigentlich nur halb so wild war, viel schlimmer empfand ich nämlich den senkrechten Aufstieg in die Berge, die eigentlich eher an Hügel erinnerten.
Glücklich machte mich das alles hier jedenfalls nicht:
In Indien wandert man erst einmal ganz weit entfernt von den schönen schoffen Bergen und Gipfeln weg, weil es keine Strassen näher an den / auf den Berg und natürlich keine Seilbahnen gibt. Dann wartet man ewig auf das Bepacken der Esel. Eigentlicher Start der Wanderung 11.00 Uhr, zu Hause beim Wandern ist man um die Zeit schon dem Gipfel nahe. Schließlich besteigen die Inder einen Berg nahezu senkrecht, so etwas wie sanfte Serpentinen hat man noch nicht erfunden... Man läuft durch den Wald, ohne Aussicht und dann begann es auch noch ein wenig zu regnen, nun gut, ich gebe ja zu, das kann auch bei uns passieren. Aber bei uns gibt es gute Jause, Speck und Brot, hier gabs nur zerkochten Reis und irgendeine indische Gewürzsauce. In Indien endet eine Wanderung um 13.30 Uhr irgendwo in der Hügelmitte, zu Hause macht man sich um diese Zeit nach einem Besuch beim Gipfelkreuz und einer netten Hütte auf zum Abstieg.
Aber was lernen wir daraus, außer dass Österreich wunderbar ist?
1. "manchmal muss man die Dinge eben so akzeptieren wie sie sind" und
2. "es ist ja alles halb so wild"... vor allem, wenn es wieder Chai und dazu noch Kekse auf der Selbstversorgerhütte gibt. ...

Drinking Chai after rain, what a pleasure, if nothing else impresses

Drinking Chai after rain, what a pleasure, if nothing else impresses

... und ganz wichtig ...
3. "Nach jedem Regen scheint auch wieder einmal die Sonne!"
Und siehe da, es kam doch tatsächlich dieser Ausblick zum Vorschein.

and what a view !... after the weather got better

and what a view !... after the weather got better

Wir genossen es noch ein wenig, machten nach Sonnenuntergang, als es in den Bergen kalt wurde, ein gemütliches Lagerfeuer und schliefen hier eine Nacht, ehe wir am nächsten Morgen den selben Weg wieder retour gingen. Und das wars dann auch schon. Was das wars??? Ich fragte den "Bergführer" wie man denn in die echten Berge, die wir nur aus der Ferne gesehen hatten, kommen würde und er meinte man müsse dafür so ca eine 10-Tagestour einplanen... Aha.
Aber auch wenn es irgendwie sehr langsam ist, dieses Indien, wirklich rückständig kann es doch nicht sein, wenn die Männer sich entlang der Strasse zum Kartoffelschälen treffen (siehe Ende vorangehendes Kapitel), während die Frauen auf ihren Köpfen Baumaterial zur Mischmaschine schleppen... oder?

emancipation?

emancipation?

Genug der Berge machte ich mich wieder auf den Weg gen Süden, doch das ist eine andere Geschichte...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dies wird meine Reise um Welt. Meine Welt besteht in diesem Fall eigentlich nur aus Südamerika, Neuseeland, Australien und Asien, kurz: überall hin, wo ich schon immer einmal vorbei schauen wollte. Sprache, Kultur, Land(schaft) und Menschen, Menschen aus aller Welt, sind die Gründe, die mich bewegen.
Details:
Aufbruch: 08.08.2008
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 07.08.2009
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Ecuador
Chile
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
China
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Laos
Malaysia
Singapur
Indonesien
Indien
Der Autor
 
Carmen Ladendorfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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