Asien von Indien bis Indonesien

Reisezeit: Januar - Mai 2009  |  von Alfred Helmlinger

Indien: Varanasi

10.02.2009

Nach gut 13 1/2 Stunden Zugfahrt ausgeruht in Varanasi angekommen. So kurz vor Varanasi bekam ich jedoch das Bauchgrimmen. Montezuma, das Miststueck kam mit mehreren Anderen, die er sich zur Verstaerkung geholt hat, zurueck. Die fielen dann alle schlagartig ueber mich her, so dass ich mich am Nachmittag ins Bette begeben habe und bis morgen Mittag auch dort blieb.

Wenns wenigstens eine huebsche Frau gewesen waere, die mich flachlegt. Dann haette ich dem Ganzen noch eine positive Seite abgewinnen koennen. Aber nix wars, Montezuma und seine finsteren Spiessgesellen muessen es sein.

Bei der Ankunft in Varanasi stellten wir dann mit dem oertlichen Reisebuero fest, dass mein Tourveranstalter etwas Mist gebaut hat. Am Freitag faehrt gar kein Bus nach Kathmandu, sondern erst am Samstag. So muss ich halt einen Tag laenger in Varanasi verweilen und komme erst am Sonntag in Nepal an.

11.02.2009

Vormittags noch ein wenig Montezuma huldigen und im Bett verbleiben. Gegen Mittag wurde mir das Rumgeliege dann aber irgendwie zuviel.

Habe noch kurz meine Waesche in die Waescherei gebracht. Dort habe ich dann wieder das fortschrittliche Indien gesehen. Steht doch vor der Waescherei ein Inder vor einem grossen Tisch und buegelt Waesche. Aber jetzt nicht mit Buegelstation oder Super-Duper-Wasweissichwievielwattbuegeleisen mit Hyper-Dampfstoss. Ein riesengrosses und bockschweres gusseisernes Buegeleisen, in dem innendrin Holzkohle vor sich hin brannte. So wie in Deutschland vor 80 bis 100 Jahren.

Danach liess ich mich mit einer Fahrradrikscha zum Internetcafe bringen. Mitten durch die Stadt...Huphorror ohnegleichen.

Ich glaube, langsam bin ich froh aus diesem Narrenhaus wieder rauszukommen

12.02.2009

So, Gott sei Dank geht es mir heute wieder gut. Ich bin gespannt, wie oft dieser ungehobelte Bursche in diesem Urlaub noch versucht, ueber mich herzufallen.

Heute hiess es, frueh aufzustehen, um den Sonnenaufgang am Ganges mitzubekommen und die rituellen Waschungen der Inder an den Ghats (Das sind Steintreppen zum Ganges, aehnlich wie in Pushkar, wo die Hindus ihre Gebete beten und anschliessend sich im Ganges waschen).

Badetag

Badetag

Nachdem dieser aber einen Kolibakteriengehalt hat, der den in Deutschland zugelassenen Wert ums tausendfache ueberschreitet, weiss ich nicht so recht, ob die "heilige Bruehe" so gesund ist. Zumal 200 Meter weiter flussaufwaerts ein armdicker Abwasserstrahl aus drei
dicken Rohren herausschiesst. Na ja, wenns schoen macht...

Ein Stueckchen weiter unten am Ganges verbrennen die Hindus ihre Toten auf grossen Holzstapel am Fluss. Dazu weiter unten jedoch etwas mehr.

Anschliessen fuhren wir noch etwas ausserhalb nach Sarnath, um uns dort einen buddhistischen Tempel anzuschauen. Dieser war jedoch nichts Besonderes.

Nachdem ich vom Vormittagsprogramm zurueck war, packte ich meine Sachen fuer Nepal mal soweit zusammen, holte mein Zeug aus der Waescherei und richtete alles fuer eine Abreise her.

Am Abend fuhr ich mit meinen zwei Gesellen vom oertlichen Tourveranstalter nochmals zum Ganges, um dort mit einer Bootsfahrt noch einer besonderen Hinduzeremonie beizuwohnen.

Dabei fuhren wir zuerst nochmals mit dem Boot zum Jetzt-weiss-ich-nicht-mehr-wie-es-heisst-Ghat, wo die Verbrennungszeremonien stattfinden.

Es ist schon irgendwie eine komische Atmosphaere, wenn am Ufer gerade acht oder neun "Scheiterhaufen" brennen und du weisst, dass dort genau jetzt soviele Menschen drinliegen und pulverisiert werden. Aber im Hinduglauben ist es ja das Beste, was dir passieren kann, genau dort verbrennt zu werden. Der Bootsfuehrer erklaerte mir, dass am Tag dort zwischen zwei- und dreihundert Leute verbrannt werden. Rund um die Uhr.

Die "Doms", die "unberuehrbaren" Totenwaerter, sind staendig damit beschaeftigt, die Gluecklichen, denen es vergoennt war, hier zu sterben, ins Totenreich zu schicken, damit diese wieder auferstehen koennen.

Mit diesen Totenwaerter will aber keiner zu tun haben bzw. wenn du sie beruehrst, bist du sozusagen "fuer immer verseucht".

Doch genau diese "Bestatter" machen jeden Tag mit diesen Verbrennungen einen Heidenumsatz und sind, obwohl sie noch unter der untersten Kaste angesiedelt sind, mal so richtig mit Geld gesegnet.

Durch dieses Geld schicken sie ihre Kinder irgendwo weit entfernt auf ein Schule, wo sie keiner kennt. Die unterstuntersten haben also durch ihre Drecksarbeit mehr Geld und mehr Chancen im Leben, als einer aus den reicheren Kasten obendrueber....so ist das Leben (oder hier der Tod)

Das Verbrennnungsghat untertags bei "Schichtwechsel"

Das Verbrennnungsghat untertags bei "Schichtwechsel"

Das Verbrennungsghat bei Nacht in vollem Betrieb, aufgenommen vom Schaukelboot auf dem Ganges. Naeher dran durfte man dann selbstverstaendlich keine Aufnahmen mehr machen

Das Verbrennungsghat bei Nacht in vollem Betrieb, aufgenommen vom Schaukelboot auf dem Ganges. Naeher dran durfte man dann selbstverstaendlich keine Aufnahmen mehr machen

Die Zeremonie am Flussufer

Die Zeremonie am Flussufer

Hinterher gings noch zu der eigentlichen Zeremonie am Fluss, bei der sie durch Tanz, Feuer und Gesang dem Ganges huldigen. Meines Erachtens hat das Ganze ein wenig mit "Geldammelstelle und Abzocke" zu tun gehabt, da keiner da war, der einem das so recht erklaerte, aber viele Leute, die schauten, fotografierten und genauso ratlos durch die Landschaft schauten wie ich....

13.02.2009

Am Samstag hiess es frueh aufstehen, da ich ja zur Busfahrt abgeholt wurde. Breakfast sollte es beim Busveranstalter geben und war im Reisepreis inclusive. Letztendlich bestand es dann aus einem Eiersandwich und einem kleinen Chai (Tee)....davon soll ein Mannsbild in der Frueh satt werden.

Mit einer dreiviertel Stunde Verspaetung machten wir uns dann auf unsere Fahrt nach Nepal. Da wir nur 20 Personen in einem 35-Mann-Bus waren, hatte jeder ausreichend Platz. Der Bus war auch halbwegs komfortabel, kommt aber an ein deutsches Komfortniveau nicht im Geringsten heran.

Und nun begann die Tortur. 350 km geteerte Ruettelstrecke bis zur Grenze. Davon waren maximal 10 km dabei, die mal ohne Poltern und Ruetteln und mit einem gescheiten Fahrbahnbelag versehen waren.

Nach einer Weile hatte ich sozusagen Ameisen im Fidla, wie der Schwabe zu sagen pflegt (fuer die Nichtschwaben: Hintern...hier Gruesse an Ulf und Michael). Im weiteren Fahrtverlauf wurden aus diesen dann Waldameisen und wieder 100 km spaeter waren es schon ausgewachsene Riesenameisen. Zum Schluss hatte ich das Gefuehl, ich habe eine Horde Kakerlaken in der Hose.Der Scheisskarren vibrierte und schepperte auf den Strassen, was das Zeug hielt.

Dazu hatten wir einen Busfahrer, den ich nach einer Figur aus einem Karatefilm aus meiner Jugendzeit benannte. Dieser hiess damals "Hoop Singh". Der Eine oder Andere wird ihn vielleicht ja noch kennen. Meiner hiess jedoch "Hup Sing".

HUP deshalb, weil er mit einer Dauerhupe jeden Strassenfloh anhupte, der sich auf der Fahrbahn befand, obwohl diese vollkommen frei war.

SING deshalb, weil er sein Indergedudel auf voller Droehnungslautstaerke in seiner Kabine hatte und uns so im angebauten Passagierabteil zwar nur indirekt, aber genauso lautstark beschallte. Ich konnte ihn aber halbwegs erfolgreich mit meinen neuen Sennheisser-Super-Duper-Kopfhoerern abwehren und meine Ohren abdichten.

So mitten auf der Strecke hat eigentlich nur noch gefehlt, dass er das Lied "Good Vibrations" in seiner Plaerrkiste gespielt haette. Dann haette ich ihn wahrscheinlich aufgrund des gefuehlten Zustandes meines unteren Rueckenteiles eigenhaendig erwuergt, waere wohl mit dem gekaperten Bus zum naechsten Strassenbauamt geduest und haette den Zustaendigen fuer diese Strasse gleich mitgemeuchelt.

Irgendwie kamen wir dann aber nach gut 13 Stunden wohlbehalten, aber mit Pausen gestaerkt, in Sonauli an der Grenze an. Und nun kam meine Stunde. Als alter Buerohengst hatte ich natuerlich keine Muehe, mich durch den Formulardschungel durchzukaempfen und mit den Ersten in Nepal bei der Immigration zu stehen.

Gegen eine kleine Gebuehr von 25 Dollar und dem ausgefuellten Formularberg samt Passfoto gab es dann das begehrte Visa und ich konnte mich aufmachen zum Nepal Guesthouse, wo ich noch ein kleines Haeppchen samt kuehlem Bier zu mir nahm und dann wohlbehalten in der Einfachherberge ins Bett fiel.

Unsere Einfachherberge an der Grenze in Nepal, das "Nepal Guest House"

Unsere Einfachherberge an der Grenze in Nepal, das "Nepal Guest House"

Unsere "Local-Bus-Rennsemmel", die eigentlich nur fuer Kinder und Schrumpfgermanen gebaut worden sein kann. Aber ihr glaubt gar nicht, was da alles reinpasst

Unsere "Local-Bus-Rennsemmel", die eigentlich nur fuer Kinder und Schrumpfgermanen gebaut worden sein kann. Aber ihr glaubt gar nicht, was da alles reinpasst

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Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Monate raus aus dem Job und "back to the roots" ... von Indien bis Indonesien - eine Reise durch 10 asiatische Länder. 120 Tage voller Spannung. 120 Tage kennenlernen fremder Kulturen. 120 Tage Planung und Leben von einem Tag auf den nächsten. 120 Tage relaxen und geniessen. Einfach schön.
Details:
Aufbruch: 16.01.2009
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 15.05.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Kambodscha
Laos
Vietnam
Malaysia
Brunei Darussalam
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Alfred Helmlinger berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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