der Anfang ist gemacht.....

Reisezeit: Januar 2012 - Dezember 2017  |  von Cathleen Stemmler

die Quelle des Ganges......

Uttarkashi - Gangotri und die Quelle des Ganges

die letzte Reise mit Mama...... Endlich sind die Strassen geöffnet und ich kann weiter in den Norden.
Meine Reise hat sich verändert - auch die Wahl der Verkehrsmittel. Für mich war das Reisen mit dem Bus hier in Indien immer etwas besonderes einfach das reale Indien egal wie lange es gedauert hat. In der jetzigen Verfassung habe ich Angst davor in einen Bus zu steigen - mit vielen Menschen - mit dieser Geräuschkulisse - dem nicht aussteigen können wann ich will...... Also fahre ich Taxi..... Besondere Situationen brauchen besondere Lösungen. Im Nachhinein bin ich sehr froh das ich die Taxivariante gewählt habe. Die Straßen sind zwar frei was man in Indien so frei nennt aber es ist der Horror diese zu befahren. Trotzdem geniesse ich jeden Geröllhaufen, jeden Blick nach unten in die Tiefe da wo der Ganges sich langschlängelt. Es ist mal wieder ein anderes Indien hier - diese Landschaft lässt sich nicht richtig beschreiben, ich denke auch Fotos können das nicht annähernd wiedergeben - es ist ein grün mit einem besonderen Leuchten, die Berge, die Schluchten und die kleinen Dörfer die an den Fels gebaut sind, die Luft und der Geruch - einfach phantastisch. Meine erste Station ist Uttarkashi - dort angekommen ( 6 Stunden für 250 KM ) bin ich mir sicher mein Schlüsselbein hat während der Fahrt eine eheliche Gemeinschaft mit meinem Becken geschlossen. Irgendwie summt alles....Das wunderschöne Hotel mit diesem phantastischen Blick auf die Berge und den Ganges entschädigt für alles und ich werde hier erstmal 2 Tage bleiben bis es weitergeht auch um mich langsam wieder an die Höhe zu gewöhnen. . Der erste und wichtigste Weg ist zum Office wegen dem Permit ( Genehmigung ) für den Weg zum Gaumukh Gletscher - meinem Ziel mit meiner Mama. Das Office ist nur 5 min vom Hotel entfernt und die Sache ist schnell erledigt - Daten und Kritzeleien stehen jetzt auf einem Zettel mit meiner Unterschrift, meiner Adresse und der Telefonnummer die im Fall angerufen werden kann falls mir etwas passiert und ich nicht wieder aus den Bergen komme...... Das alles muss ich jetzt mitnehmen und an der Bergstrasse hoch zum Gletscher abgeben und dort bezahlen - klar wird gemacht. In der Umgebung mache ich noch ein paar Wanderungen um die 4 Tempel auf den Bergen zusehen oder sitze einfach am Ganges schreibe und trinke Chai...... Es ist ein schwerer Weg. Immer wieder bekomme ich Angstzustände und das atmen fällt schwer.....

Nach 2 Tagen starte ich morgens 8.30 Uhr mit dem Jeep nach Gangotri. Und auch hier bin ich froh über die Entscheidung alleine zu fahren. Ich geniesse die Ruhe, die Landschaft die an mir vorüberzieht und den Ganges an dem wir immer weiter bergan fahren...... 100 Km sind es dieses Mal und wir brauchen 5 Stunden..... Wieder habe ich Glück mit dem Guesthouse und ich schaue auf den Ganges der mir morgen den Weg weisen wird. Hier ist totale Nebensaison und Gangotri ist eigentlich verlassen..... Nach Rücksprache mit einigen Leuten habe ich mich entschieden den Weg ohne Guide zu gehen - nur Mama und ich.......Ich möchte ganz mit mir sein.......
Das Zimmer werde ich behalten bis ich wiederkomme - ich hoffe das wird in 2 Tagen sein - solange ist jedenfalls das Permit gültig. Es ist kalt hier wenn die Sonne untergeht - es gibt kein heisses Wasser - ich als Warmduscher - na dann nur Katzenwäsche - ich bin ja alleine......Die Nacht ist kurz - ich habe ein totales Gewusel in meinem Kopf - bin aufgeregt......habe Kopfschmerzen ( es sind hier auch schon 3500m ) Morgens 5 Uhr klingelt der Wecker und nach einem kurzen Wasserbesprenkel und der Zahnbürste im Mund nehme ich mein Bündel und gehe los.......Ich bin hin und her gerissen - auf der einen Seite möchte ich diesen Weg gehen auf der anderen Seite bedeutet er einen Abschied und genau davor habe ich Angst. nach 1 km kommt das besagte Officehäuschen für mein Permit. Ganz verschlafen werde ich empfangen - es wird wieder alles mögliche kopiert und ausgefüllt - dann bezahle ich und weiter geht es. Ich bin alleine mit der Natur und der aufgehenden Sonne. Langsam und zaghaft öffnet sich der Himmel und zeigt sein blau - es glitzert im Ganges und der rauscht dazu..... Irgendwann nach 2 Stunden sehe ich Menschen wow..... insgesamt sehe ich in den 6 Stunden 14 Menschenkinder unter anderem Nathan den ich ja schon in Uttarkashi kennengelernt habe und der 1 Tag vor mir auf Tour gegangen ist und jetzt schon wieder beim Abstieg nach Gangotri. Irgendwann ist da auch ein kleiner Chaishop und ich bin froh etwas warmes in den Händen zu halten. Der Weg windet und schraubt sich endlos - irgendwie wird es immer steiler und die Flussübergänge sind auch keine Brücken mehr sondern nur noch Baumstämme auf denen ich mit dem Popo lang rutsche um mein Ziel zu erreichen. Das macht mir jetzt schon Angst für meine Rücktour morgen...... Und dann endlich hinter der millionsten Kurve Häuser und Zelte. Die Tränen kann ich nicht mehr zurückhalten immer wieder in der letzten Zeit werde ich ergriffen von meinen Tränen. Ich habe die erste Tour geschafft und bin jetzt in Bhojbasa wo ich übernachten werde. Ein Zelt für mich - ich bin ja auch der einzige Gast hier oben - auweia......Ich streife hier oben ein bisschen herum und frage ein paar Jungs von der hiesigen Polizeistation nach dem Weg für morgen.... Ich erzähle ihnen was ich vorhabe und sie sagen sie wollen mir helfen an die Quelle zu kommen - eigentlich ist dort ein Sperrzone - aber dafür bin ich nicht hier. Wir verabreden das wir morgen zu dritt um 7.00 Uhr in der früh los gehen. Und schon wieder ist die Sonne weg - so kalt war mir seit 9 Monaten nicht mehr - in meinem Zelt baue ich mir erstmal mein Nest für heute Nacht - da ich alleine bin nehme ich alle Decken - 3 unter mir und 3 über mir ( man sind die schwer ) 2 Hosen, 3 T-Shirts, 1 Pullover, 3 Tücher, 1 Mütze, 1 paar Socken und meine Turnschuhe lasse ich auch an - so krabble ich in mein Nest und puste meinem Atem unter die Decke. Nachdem ich das Tier das unbedingt in mein Zelt wollte endgültig verscheucht habe bin ich denke ich immer mal wieder für eine halbe Stunde eingeniggt. Und diese Kopfschmerzen und ich habe schon echt viel getrunken..... Mama ich vermisse Dich soooooo. Ich werde das schaffen und ich versuchen weiterzumachen.....

Am Morgen bin ich schon 5.30 Uhr wach und meine obligatorische Katzenwäsche steht an. Über dem ganzen Bhjobasatal liegt Nebel - die Guides sagen es sieht nicht gut aus - ich denke positiv wie nicht oft in den vergangenen Wochen. Es wird Sonne kommen - ich weiss es - ich bin doch mit Mama unterwegs an die Quelle. Ich bin so froh das ich hier nicht alleine unterwegs bin - das hätte ich nie geschafft - der Weg ist die Hölle - die Guides halten mich fest - sie kennen jeden lockeren Stein und Sandhaufen...... Nach 1 Stunde zeigt sich das erste zarte blau des Himmels und die Sonne kitzelt mich erst leicht mit ihrer Wärme und dann immer mehr und auch wir haben es geschafft - ich bin am Anfang - am Beginn - am Kuhmaul - an der Quelle des Ganges. Danke für die Hilfe - ich werde es nie in meinem Leben vergessen. Ich brauche Zeit das habe ich gestern schon gesagt und ich habe alle Zeit der Welt um mich von Mama zu verabschieden und das zu machen was ich vorhabe. .......
NAME`SAME`KADIN CHHE`....... Hab Dank über Himmel und Erde hinaus.....
Mama ich liebe Dich !!!!! So wie Du es immer wolltest - jetzt kannst Du ganz ruhig den großen Fluss hinabgleiten und Dir mein Indien anschauen.
Ich atme - der Rückweg ist intensiver - alles ist intensiver.....
In Gangotri bleibe ich noch eine Nacht dann mach ich mich auf den Rückweg nach Rishikesh - es ist Zeit es hat viel geregnet in den letzten 2 Tagen. Es war eine gute Entscheidung - 14 Stunden Fahrt included Wartezeiten wegen Räumarbeiten, hier kommt alles den Berg herunter was sich nicht mehr halten kann, die Natur ist unerbittlich - die Strassen die wir noch am Montag befahren haben sind nicht mehr da - dafür irgendein Provisorium aus gestapelten Steinen gebaut und immer die Schlucht vor Augen. Es geht nicht anders an einer Stelle muss ich aussteigen und laufe über so ein Provisorium weil ich Angst habe......
2 Stunden vor der Ankunft wird es dunkel und nebelig - das wollte ich vermeiden bei den Strassenverhältnissen - es fängt an zu regnen und wir haben eine Autopanne. Und die Inder fahren ohne Licht weil es blendet - ich höre mich wie ich mit mir selber spreche...... und ich höre die Strassen sind wieder gesperrt - Glück gehabt - aber der Fahrer wie kommt der denn zurück ? Mein Gott freue ich mich auf mein Zimmer und ne warme Dusche. Ja das Zimmer ist klasse aber ich habe diesmal eines erwischt ohne Warmwasser - jetzt ist es auch egal - es muss nach 3 Tagen sein und Kälte bin ich ja jetzt gewohnt - Brrrrrr

Namaste aus Rishikesh

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Tränen, Abschiede, tanzen, Vorfreude, Angst, Neugier. Die Gedanken im Gefühlschaos..... Delhi und sich treiben lassen...
Details:
Aufbruch: 05.01.2012
Dauer: 6 Jahre
Heimkehr: 31.12.2017
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Cathleen Stemmler berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.