der Anfang ist gemacht.....

Reisezeit: Januar 2012 - Dezember 2017  |  von Cathleen Stemmler

Vipassana

Vipassana

wow, Vipassana. Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll..... . Es sollte jetzt sein. Schon letztes Jahr habe ich mich zweimal angemeldet und zweimal waren alle Plätze belegt und jetzt hat es geklappt - es kommt eben doch alles zu seiner Zeit. Gerade angekommen in Dharamsala - 2 Tage zum akklimatisieren und dann hoch in den Wald zum Ashram. Für die Formalitäten bitte ab 2 Uhr pm dort sein. Meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt dem ganzen Morgen und die gesamte Nacht davor waren komplett durcheinander - totale Aufregung und die Frage an mich selbst - was hast du da schon wieder gemacht.... ???? . ok dann mal los. Wie in einem Taubenschlag die Frauen nach oben ins Office und die Männer eine Etage tiefer. Zur Erklärung zwischendurch : Vipassana meint - Männer und Frauen getrennt, 10 Tage Schweigen - nur 1 mal am Tag wenn man möchte eine Unterredung mit dem "Teacher", kein Augenkontakt, keine Mimik, keine Gestik, wake up 4.00 Uhr, den ganzen Tag Meditation - mit kleinen Pausen zum Beine vertreten. Essen Vegetarisch um 6.30 Uhr und 11.30 Uhr, Tee wer möchte 16.30 Uhr.
Für die Formalitäten waren 5 Frauen zuständig - alle ein lächeln auf dem Gesicht und ein liebes Wort auf den Lippen. An der letzten Station dann alles abgeben was ablenken könnte - Computer, Handy, Geld ( wird ja eh nicht gebraucht ) Bücher, Tagebuch ( dieses behalte ich ), MP3 Player.... Jeder bekommt eine Nummer für das Zimmer das in den nächsten 10 Tage ein "zu Hause" sein wird. Willkommen bei Vipassana. Bis 18.00 Uhr noch Zeit für einen Tee und Unterhaltungen mit anderen die auch hier sind. German meets Argentinien, Russia, Brasilia - ich lerne Camilla, Natalie, Meme kennen - allesamt Anfänger bei dieser Art der Meditation. Wir reden und lachen und das lässt mich ein bisschen entspannter werden....Ich bin immer so aufgeregt - manno....

18.00 Uhr - Willkommen und Einführung, Erklärung, Erläuterungen für die nächsten Tage. Dann in die Meditationshalle - ich bekomme eine Nummer für meinen Meditationsplatz. Stille, Schweigen, Lotussitz, Atmen, zu mir und im hier und jetzt ankommen......2 Stunden. Aua Aua Aua. Danach 90 Minuten ein Diskurs .....und ich falle ins Bett. Die Zimmer sind einfach - 2 Betten, 2 kleine Holzhocker, feucht, kalt und es riecht nach Schimmel. Das wird schon sage ich mir - du hast es so gewollt. Ich habe ein Doppelzimmer mit dem Versprechen das ich alleine bleiben werde. Ich kuschle mich dick eingemummelt in mein geliebten Bettbezug, mein Kuschelkissen, habe meinen Dino und meine Kapuze über den Kopf - es kann ja keiner wissen welche Bewohner hier noch so Willkommen sind - und versuche zu schlafen.... . Gerade ein bisschen eingedöst reisst mich ein lautes Getöse hoch. Gerade ist noch eine Gruppe Inderinnen eingetroffen und die wollen ja auch irgendwo untergebracht werden. Bei mir ? Man hat mir doch versprochen ich könnte alleine bleiben - oh nein. O.k. ich ziehe innerhalb von 10 Minuten um - 4 Zimmer weiter am Ende des Hauses. Nochmal einrichten.... dann endlich so etwas wie schlafen. 4 Uhr morgens ertönt die Glocke. Irgendwie komme ich hoch, Handtuch, Seife und Zahnbürste in der Hand und durch die Nacht zum Waschraum. Es ist kalt.... hui.... . Die ersten zwei Tage vergehen....ich glaube manchmal meine Beine nicht mehr zu spüren - sind sie noch da ??? Das kann doch nicht gesund sein stundenlang in dieser Position zu sitzen - nach deutscher Manier frage ich danach. Unsere Lehrerin hat bei meiner Frage ( immer ganz leise im kleinen Kreis von 3en von uns ) ein lächeln auf dem Gesicht und schaut an sich herunter und sagt mir nach Jahrzehnten in dieser Position hätte sie Ihre Beine auch noch.... Jetzt habe ich ein lächeln auf dem Gesicht... . Etwas anderes macht mir sehr zu schaffen - alles ist gut - das Schweigen ist kein Problem, das Sitzen bekomme ich irgendwie hin ( man hat die Auswahl zwischen unzähligen Kissen ) aber ich kann mich nicht konzentrieren - ich denke immer immer immer an meinen Raum in dem ich am Ende des Tages wieder schlafen soll. Am Ende des Hauses ist er noch feuchter als der erste in dem ich geschlafen habe und es stinkt nach Schimmel - ich kann das nicht mehr - das ist nun wirklich nicht gesund. Eine weitere Nacht halte ich durch und gehe dann zur Leiterin und bitte darum mit ihr zu sprechen. Ich möchte abbrechen - auch wenn ich das alles wollte und gerne weiter machen möchte muss ich auch auf mich und meinen Körper und meine Gesundheit achten. Ich spreche für mich und sage alles was ich dabei fühle ( ein schönes Gefühl ) die Lehrerin sagt ich soll es probieren und ich kann umziehen und ich ziehe in das Zimmer in dem ich als erstes war - hahaha. Es ist besser. Ich kann mich konzentrieren - bin froh das ich für mich gesprochen habe und es mir jetzt besser geht. Die Tage vergehen - die ersten drei Tage wird die Konzentration auf den Bereich um die Nase gerichtet und dann durch den ganzen Körper. Der Geist wandert und wandert und du konzentrierst dich wieder und wieder um das er auf den Stellen bleibt.....

Das Beine vertreten wird zum Höhepunkt des Tages und ich bin erschrocken darüber das die Menschen die vor Tagen noch aus tiefsten Herzen gelacht haben jetzt ohne Ausdruck herumwandern. Immer im Kreis und wir werden langsamer und langsamer - ein Wurm und eine Schnecke und die Affen werden da schon mal gefühlte Stunden beobachtet.... haha. Jeden morgen aufs neue setzt sich der Tross in Bewegung.... meine Tage zähle ich mit Hilfe meiner Vitamintabletten die ich mir am Anfang für 10 Tage zurecht gelegt habe....
Eine Dusche mit Haare waschen genehmige ich mir 2 mal ansonsten muss es halt so gehen was ja auch kein Problem ist. Aber bei diesen Temperaturen mit kaltem Wasser lange Haare zu waschen und unter der Regenkleidung zu verstecken - ne, ne, ne. Der Diskurs am 9 Tag bereitet uns darauf vor das wir morgen Abend wieder sprechen dürfen..... Wollen wir das ? Am 10 Tag sind wir wie kleine Kinder, wir sehen und fühlen uns auch so. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe so eine Energie im Körper, soviele wunderbare Ideen im Kopf und möchte nicht reden. Ganz langsam gehen wir aufeinander zu und lachen auch wieder.... Ich bin froh, stolz und dankbar das ich das für mich gemacht habe. Auch wenn sich vieles in diesem Bericht sehr negativ angehört hat und es für mich eine harte Zeit war - ist es doch eine wunderbare Übung und Erfahrung gewesen und ich werde es wieder tun. Was kann man besser machen - ich weiss es - ich nehme nächstes mal auch mein kleines Tagebuch ab in dem ich heimlich geschrieben habe - es lenkt einfach zu sehr ab - aber diesmal brauchte ich das ......Ich bin auch immer wieder dankbar für die Menschen die man kennenlernt wenn man sich auf eine Reise begibt - es ist einfach wunderbar und ich denke jedesmal - ich bin nicht alleine im Universum. Danke Reny, Camilla, Dithri, Natalie, Meme. Love und Light

Eure Cathleen

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Tränen, Abschiede, tanzen, Vorfreude, Angst, Neugier. Die Gedanken im Gefühlschaos..... Delhi und sich treiben lassen...
Details:
Aufbruch: 05.01.2012
Dauer: 6 Jahre
Heimkehr: 31.12.2017
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Cathleen Stemmler berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.