Auf Buddhas Pfaden: "You travel, you rich, you pay!"

Reisezeit: Oktober / November 2008  |  von Adi Meyerhofer

Lucknow, dann nach Gorakhpur

Der Zug (2. Klasse reserved seat) war erträglich und kam des Morgens an. Lucknow war während des Sepoy-Aufstandes 1857 das lange belagerte Zentrum englischen Widerstandes. Die Kolonialliteraur ist voll mit Geschichten britischen Heldentums.

In Lucknow konzentriert meiner Ansicht nach das Schlimmste was Indien im "Hindi-Belt" zu bieten hat. Lärm, Dreck und Smog (die Tuck-tucks fahren immer noch mit 2-Takt-Sprit, nicht wie andernorts mit Erdgas) sowie extrem aufdringliche Leute. Außerdem tat mein Fuß inzwischen grauenhaft weh, eine in Dharamsala gekaufte Bandage hatte nicht geholfen. (Erst nach meiner Rückkehr stellte sich haraus, daß es ein Knochenmarksödem war, das operiert gehört hätte. Dafür war es aber dann zu spät, so daß ich 4 Monate Krücken und weiter 11 Monate Schmerzen hatte).

Ich buchte mich also dann in das zweite Hotel in Bahnhofsnähe (dem ersten hat meine Nase verweigert) für 300 Rs. pro 24 Stunden. Vor dem Hotel lag ein totgefahrerner Hund, dessen Innereien schön verteilt auf der Straße waren, er lag dann bis spät in die Nacht da.

Der einzige Lichtblick war für mich der botanische Garten. Mit dem Taxi kam ich gegen 11 Uhr an einem Seitentor an. Der Wächter ließ mich nicht hinein, denn Öffnungszeit ist nur 6-9 Uhr morgens. Um die Ecke beim Haupteingang telephonierte dann ein Offizier (selbst einfache Wächter tragen militärische Uniformen, dieser hatte zwei goldene Sterne) mit dem Leiter des Instituts, der mich reinließ: "Welcome, you are a guest in our country." Der Garten selbst hatte wenig zu bieten.

Lucknow: "Upgrade"-Fahrkarte.

Lucknow: "Upgrade"-Fahrkarte.

Eigentlich war ich nur in Lucknow um einen Anschluß nach Gorakhpur (Richtung Nepal) zu buchen. Dummerweise ist der Ausländer-Reverierungsschalter wie in vielen indischen Städten nicht im Bahnhof, sondern in der Stadt. Zudem rückte die Hauptreisezeit um das Divali-Fest näher. Es waren also nur "2. unreseved", 600 km knapp unter 3 Euro, zu bekommen. Planmäßige Abfahrt wäre um 3 Uhr morgens gewesen, ich war Mitternacht am Bahnhof. Irgendwann in der Nacht fand ich einen Umbuchungsschalter, wo ich einen "2nd class a/c sleeper"-Platz für weitere 10 € bekam.

Inzwischen war der Zug als 3½ Stunden verspätet angeschrieben. Züge verkehren in Indien immer als Paare: "up" und "down" unter einem bestimmten Namen. Dummerweise wurde bei meinem Zug der Bahnsteig getauscht, aber beide Züge des Paares kamen fast zur gleichen Zeit an. Ich stieg also in den Zug, fand mein Abteil, bezogenes Bett und alles. Ein Schaffner weckte mich dann, brummelte irgendwas und Ruhe war. Später habe mich mit einem Oberleutnant unterhalten, der auf dem Weg zu einem neuen Posten war. Daß der Ort, den er nannte das andere Endziel der Strecke war fiel mir nicht auf. Für einen Angehörigen eines staatlichen Unterdrückungsorgans war der Mann ausgesprochen gebildet und angenehm.

Enfield Bullet, indischer Traum zahlreicher Motorradfahrer. Unveränderter Lizenznachbau eines englischen Motorrad (die 500cc-version hat gut 25 PS und ist ein klassischer Langhuber). Eigenexport nach Europa ist nur dann sinnvoll, wenn man die Export-Version kauft, die für den indischen Markt gebauten Maschinen sind im zweiten Winter zusammengerostet.

Enfield Bullet, indischer Traum zahlreicher Motorradfahrer. Unveränderter Lizenznachbau eines englischen Motorrad (die 500cc-version hat gut 25 PS und ist ein klassischer Langhuber). Eigenexport nach Europa ist nur dann sinnvoll, wenn man die Export-Version kauft, die für den indischen Markt gebauten Maschinen sind im zweiten Winter zusammengerostet.

Kurz vor 14 Uhr waren wir dann am Ziel, leider nicht Gorakhpur, und mir dämmerte bald, daß ich falsch gefahren war. Der Gegenzug sollte um 22 Uhr fahren, also 100 m die Straße lang (Scheiß Schmerzen im Fuß!) eine Hügel hinauf zum Reservierungsbüro. "Sorry, Sir. We close at 2 p.m on Saturdays." -- Es war 5 Minuten nach Zwei, das in Indien! Da der Laden computerisiert war, keine Chance gegen Bakshish noch ein vernünftiges Ticket zu bekommen. Es folgte dann eine 18stündige Fahrt im Gepäckfach 2. Klasse. Der Wagen war brechend voll. Nun haben hochkastige Hindus Angst sich durch Berühren eines Ungläubigen zu verunreinigen, was geholfen hat. Es zwängte sich nur ein jugendlicher Muslim zu mir mit hinauf. Ich habe mich nicht getraut zum Pinkeln hinabzusteigen, der Platz wäre gnadenlos weg gewesen.

Unser Ziel (mehr nicht): Sicherheit und Pünktlichkeit. Der Reservierungsschalter dieses Bahnhofs war wohl der einzige Indiens der es mit der Pünktlichkeit preußisch genau nahm. Wenn ich ehrlich bin war es auch der ordentlichste und gepflegteste Bahnhof, den ich gesehen habe.
Dort galt auch: "Government Service is Service to the People" -- Das stand wirklich auf einem anderen Schild! Incredible India

Unser Ziel (mehr nicht): Sicherheit und Pünktlichkeit. Der Reservierungsschalter dieses Bahnhofs war wohl der einzige Indiens der es mit der Pünktlichkeit preußisch genau nahm. Wenn ich ehrlich bin war es auch der ordentlichste und gepflegteste Bahnhof, den ich gesehen habe.

Dort galt auch: "Government Service is Service to the People" -- Das stand wirklich auf einem anderen Schild! Incredible India

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht Indien 27.10.-25.11.2008 Route: Delhi - Shimla - McLeod Ganj, Dharamsala - Lumbini - Kathmandu - Bodhgaya - Varanasi/Sarnath - Sikkim - Kalkutta - (Andamanen, ausgefallen) - Darjeeling - Delhi.
Details:
Aufbruch: 27.10.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 25.11.2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.