Hoch hinaus und tief hinunter

Reisezeit: Juli - September 2013  |  von Christoph Schoeffmann

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Liebe Leute, nun da ich vom Trekking zurück bin, gibt es einen kurzen Überblick über die letzten 2 Wochen - ich beginne mit einer kurzen Best-of bzw. Worst-of-Liste:

+: Den Gipfelsieg, am Montag dem 12. 8. erreichten wir gegen 10h30 den Gipfel des Lungser Kangri, laut unseren GPS-Messungen sogar noch etwas höher als erwartet (6674 m)! Alle aus unserer Gruppe, welche vom High-Camp gestartet sind, haben den Gipfel auch erreicht (was nicht selbstverständlich ist, bei der letzten Gruppe schafften es scheinbar 4 von 14!)

+: Die unglaubliche Landschaft Ladakhs, die endlosen Weiten, die strahlenden Gipfel und kristallklaren Seen, im Tso Moriri sind einige von uns auch geschwommen, inkl. Mir - wer kann schon behaupten in einem See auf 4530m Höhe geschwommen zu sein?

+: Unsere unglaublichen Sherpas, die uns bis zum Geht nicht Mehr verköstigt haben (dennoch habe ich ca. 5 kg abgenommen und werde mich jetzt auf Schnitzeldiät setzen, uns jede Kleinigkeit abgenommen haben und uns am letzten Abend mit einer richtigen Torte überrascht haben (gebacken auf 4750 m mit einem Gaskocher!!!!). Nicht zuletzt wollten sie untereinander Geld sammeln, um den Verlust von einem GPS-Empfänger unseres Guides Oliver zu entschädigen - dabei verdienen sie alle eh viel zu wenig! (Keine Angst, mein Trinkgeld viel dementsprechend saftig aus!)

-: Das Wetter: Ladakh sollte eigentlich eine Art Hochgebirgswüste sein....nicht viel davon zu merken....Wir hatten bis auf wenige Ausnahmen jeden Tag zumeist kurze, aber heftige Regenschauer zu erdulden, Gott sei Dank fanden wir meist davor schon den Weg in die Zelte. Dabei waren auch 2 ziemlich heftige Schneestürme zu überstehen, beide jeweils im Base Camp auf ca. 5700m Höhe. Allerdings hatten wir zu Beginn oft auch sehr heiße Temperaturen untertags, bis zu 34 Grad wurden im Zelt gemessen.

-: Gesundheit: Wenn man am Tag vor dem Trekking mit starkem Übelsein aufwacht, am Abend noch 38 Grad Fieber bekommt und dann 14 Tage lang quer durchs Land gehen soll, ist das kein guter Beginn - allerdings ging es unserer halben Gruppe ähnlich, wodurch der Start etwas langsam ausfiel.

-: Die Höhe: Wenn man hört, dass wir am Gipfeltag von 6200m Höhe aufgebrochen sind, dann klingen die ca. 450m Höhenunterschied nicht so beeindruckend, wer aber jemals oberhalb von 5000m unterwegs war, wird wissen wovon ich rede: Die Anstrengungen, die auf diesen Höhen zu bewältigen sind, sind schlicht und einfach brutal....Bereits am 2. Tag des Trekkings warteten 2 über 5000m hohe Pässe auf uns, einfach eine Tortur in dieser dünnen Luft. Mir ist es mittlerweile unverständlich, wie man ohne zusätzlichen Sauerstoff über 8000m erreichen kann - Respekt vor Jedem der solche Höhen übersteht (ich kam mir jedenfalls oft vor wie 90

-/+: Die Rückfahrt: Die Fahrt von unserem letzten Lager am TsoMoriri-See bis nach Leh war lang, sehr lang - ca. 7h für etwas mehr als 190km, davon die ersten 2 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35km/h. Dafür war die Fahrt durch das Indus-Tal landschaftlich atemberaubend und einfach beeindruckend - Wie sich dieser Strom hier durch das Gebirge geschnitten hat, das kann man sich fast nicht vorstellen.
Auffallend war auch die immense Militär-Präsenz, ca. 2/3 aller Fahrzeuge waren Militär-Trucks und ähnliche, teilweise auch mit Artillerie-Geschützen als Anhänger. Später sollte sich herausstellen, dass während unseres Trekkings chinesische Soldaten die Grenze überschritten hatten und die Indische Armee ihre ohnehin bereits gewaltige Präsenz in Ladakh noch weiter ausbaute. Ein bisschen kam man sich schon vor, wie in einem aktuellen Kriegsgebiet.

Einen Minuspunkt muss man auch für die Arbeitsbedingungen der überall anwesenden Straßenarbeiter vergeben: Diese - meist aus Südindien stammenden - Arbeiter leben in notdürftig geflickten Zelten entlang der Straße und sind für die Instandhaltung derselben zuständig: Sie verrichten diese Arbeit ohne jegliche Hilfsmittel (maximal waren Hämmer zu sehen), der Teer zum Flicken von Löchern wird ohne jeglichen Mundschutz entlang der Straße einfach erhitzt und händisch aufgetragen. Als wir mit unseren Autos vorbeikamen wurden wir von diesen armen Geschöpfen immer wieder mit freundlichem Winken begrüßt.

Donnerstag 15. 8. 2013:

Heute gab es noch einen entspannten Tag in Leh, nach einem eher spärlichen Frühstück in unserem Hotel ging es daran einen Zugang zum heißersehnten Internet zu bekommen - da aus verschiedenen Gründen der herkömmliche Zugang mittels Glasfaserkabel gekappt war, gab es in ganz Leh nur 3 Internetcafes, die mittels Satellitenverbindung Zugang boten. Dementsprechend waren die Wartezeiten in diesen Cafes auf einen freien Platz und selbst als man dran war, stellte sich die Verbindungsgeschwindigkeit als katastrophal dar, so dass nicht mehr Zeit als für ein Mail blieb....

Anschließend hieß es wieder ein Mensch zu werden, also auf zum Barbier um den urwüchsigen Bart zu stutzen...Das Ganze entwickelte sich aber eher zum Abenteuer, da mein 'Rasseur' eher an der Betrachtung des ladeneigenen Fernsehschirms interessiert war, als an der richtigen Bearbeitung meines Gesichtes....Jedenfalls war das Ergebnis dann ganz in Ordnung, einzig meinen Wunsch, auch mein Haupthaar wieder auf minimale Länge zu bringen, wollte der Kerl nicht verstehen In summe waren für Rasur und 15minütige Gesichtsmassage weniger als 4€ fällig - und das war sein Preis, hätte man sicher noch runterhandeln können, aber man muss ja nicht alles übertreiben.

Anschließend ging es in die German Bakery für einen herrlichen Kuchen mit Tee für ca. 1,20€, wobei ich im Gespräch mit meinem Tischnachbarn feststellen musste, dass unser morgiger Weiterflug nach Delhi in den Sternen steht, da auf Grund des schlechten Wetters scheinbar bereits in den letzten Tagen einige Flüge gecancelled wurden. Tatsächlich hat es heute fast den ganzen Tag geregnet, wenn man sich die offiziellen Klimadiagramme für diese Stadt ansieht, erscheint das Wetter der letzten Wochen nahezu absurd....typischerweise fällt hier im August etwa 10 mm Regen, das entspricht eher Tau als echtem Niederschlag....

Am Nachmittag hieß es auf Einladung von Dariusz zu Brot, Yak-Käse und Rotwein auf die Dachterrasse unseres ersten Hotels, nach diesem gemütlichen Beisammensein und Feiern unseres Gipfelsieges machten wir uns bald darauf auf zu unserem (hoffentlich) letzten Abendmahl in Leh: Dieses sollte sich als absolut unvergesslich herausstellen - Abgesehen von der grundsätzlich gelösten Stimmung unternahm das Personal dieses Restaurants einfach Alles um uns zu unterhalten: Einerseits wurden laufend Speisen vergessen, falsche gebracht (manche sogar mehrmals falsch), Vorspeisen als Dessert gereicht, statt 2 Sprite wurden 2 Diet Pepsi gebracht, nach Aufklärung über den Fehler kam der Kellner auf einmal mit 2 Lemon Teas! Das Ganze gipfelte dann darin, dass die Rechnung für die Getränke nur 6 verschiedene Posten enthielt - wohlgemerkt wir waren 13 Leute und die Meisten von uns hatten 2-3 Getränke...selbst auf Nachfrage beim Restaurantmanager wollte Niemand Geld für die restlichen Getränke verlangen Jedenfalls gab es dann ein kräftiges Trinkgeld für die Kellner, welches wir als 'Comedy-Tax' bezeichneten. Wahrscheinlich ist es schwierig zu erklären, wie lustig das Ganze war, aber einige von uns sind schon fast unter dem Tisch gelegen vor Lachen - und das vollkommen ohne Alkohol! So jetzt heißt es schlafen gehen und auf einen stattfindenden Flug nach Delhi morgen hoffen!

Freitag 16. 8. 2013:

Alle Hoffnung war vergebens - kein Flug.....um 5h00 aus dem Hotel gejagt, durch sinnlose Sicherheitskontrollen, nur um dann 3h am Flughafen festzusitzen und anschließend wieder zurück nach Leh zu fahren. Schlechtes Wetter = keine Flüge nach Leh, um genau zu sein, war das Wetter gar nicht so schlecht, aber bei diesem verrückten Flughafen reichen schon ein paar Wolken um den riskanten Anflug unmöglich zu machen.... Und wenn man glaubt, es kann nicht mehr schlimmer werden, dann hat man auf dem Weg zum Hotel noch einen Reifenplatzer....wenigstens hat der Fahrer den Reifen innerhalb von 5 min gewechselt, scheint hier zur Führerscheinprüfung zu gehören Jedenfalls sind wir jetzt wieder im Hotel, wo wir schon vor unserem Trekking waren, mit dem Vorteil, das hier die Versorgung mit Bier ohne Probleme funktioniert - was wir auf Grund der verzweifelten Situation maßlos genossen haben)))
Meine Situation ist nicht so schlimm, ich hatte ja noch 2 Extranächte in Delhi eingeplant, aber die anderen KollegInnen mussten großteils ihre Flüge umbuchen, teils für astronomische Summen;/ Ja, ansonsten haben wir heute nicht viel gemacht, wie gesagt, die meiste Zeit wurde beim Biertrinken auf der Dachterrasse verbracht und der Rest großteils zum Ausschlafen des anschließenden 'Unwohlseins'
Letzter Stand, es werden morgen keine zusätzlichen Flugzeuge eingesetzt und die heute 'gecancelten' Passagiere auf die ohnehin bereits ausgebuchten Flüge morgen aufgeteilt...wie das gehen soll? Abgesehen davon, ist der morgige Wetterbericht noch schlimmer, also ich hab heute schon nachgefragt, wie lange man mit dem Mountainbike nach Delhi braucht...Antwort= 2 Wochen Keep fingers crossed!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist wieder einmal Zeit für eine längere Reise, so begebe ich mich für 5 Wochen auf den asiatischen Kontinent: Von den Bergen Ladakhs in Nordindien bis zum Tauchen im thailändischen Golf. Der Plan sieht folgendes vor: nach einem Flug über Doha werde ich meine Trekking-KollegInnen in Delhi treffen, dann geht es per Flugzeug in die Hauptstadt Ladakhs, Leh. Von dort aus 3 Wochen Trekking mit einer Gipfelmöglichkeit am Schluss, deren exakte Höhe ich erst bei etwaigem Erfolg nennen werde!
Details:
Aufbruch: 27.07.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 01.09.2013
Reiseziele: Thailand
Katar
Indien
Der Autor
 
Christoph Schoeffmann berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.