Indien 2.0

Reisezeit: Februar / März 2017  |  von bernd scholz

Bundi 4.0

Innenhof des Elephant Stable Guesthouses

Innenhof des Elephant Stable Guesthouses

Der hier etwas unscharfe Palast von der Kötergrube aus

Der hier etwas unscharfe Palast von der Kötergrube aus

Geruhsam ist Gold wert

Wer kennt das nicht: den wahren Wert einer Sache erkennt man erst,wenn es verloren ist.
Am Beispiel Bundi wird das die Übersichtlichkeit,vergleichsweise gemächliche Ruhe und Unaufdringlichkeit sowie freundliche Grundstimmung dieses kleinen Städtchen's sein,die mir,da bin ich mir heute schon sicher,ab morgen richtig fehlen wird,und derer ich mir erst am Vorabend meiner Abreise richtig bewußt werde. Und als ich neben dem sich im Garten meines Guesthouses Uma Megh befindlichen Tempel saß,die Grillen zirpten und die Fledermäuse umkreisten mich,wurde mir ganz melancholisch. Ab morgen ist wieder Großstadt angesagt,vorher Reisestress.
Der lokale Bus,der mich nach Jaipur transportiert,wird ohne Klima sein. Jaipur selbst das genaue Gegenteil dessen hier und so genieße ich den letzten Abend in vollen Zügen gleich hier und jetzt.
Wieder früh erwacht,beginne ich den Tag mit einem Chai an der Ecke der Rikscha-Fahrer. Gefolgt von gymnastischen Verrenkungen in meinem Zimmer. Das hilft immer gegen jede Form von unerwünschter Nachdenklichkeit,depressiver Verstimmung und irrealer Zweifel. Kommen erst garnicht auf. Mußte nur einmal aufs Klo und Mücken sind auch nicht im Zimmer.
Danach wasche ich ein paar Klamotten,und spendiere mir ihren lausigen Instantkaffee. Besser als gar keiner.
Irgendwas zu tun braucht jeder Mensch.
Da bin ich doch gleich mal voll am Set.
Wie berichtet,gibt es den großen Palast,einige Brunnen und Tempel zu besichtigen,ansonsten ist der Ort an sich der Star. Und deshalb latsch ich jetzt einfach mal los.
Zuerst zum großen Palast,und seinem Eingang,dem Elefantentor. Rein will ich sowieso nicht,500 Rupies sind mir zu ville,dafür kann ich 2x übernachten. Ziel soll eigentlich oberhalb liegen,ein kleiner weiterer Tempel,den man angeblich durch einen Pfad durch Affengebiet erreicht.

Schon vor dem Palast betrete ich den wunderbaren Innenhof des elephant stable Guesthouses,eine oase der Ruhe im morgendlichen Stadtrummels. Ich verweile einige Minuten ,und sauge die Atmosphäre ein. Nicht lange später passiere ich den Palasteingang und lasse ihn links liegen,folge einer schmalen Straße,die in Buschland übergeht. Hier&da Trampelpfade. Einem folge ich,vergeblich nach einem Knüppel als Affenverbrämungsmittel Ausschau haltend,und erreiche eine kleine Opferstätte und ein sich im Bau befindliches Gebäude unbekannter Bestimmung. Es ist wieder brütend heiß,und ich bin schnell nassgeschwitzt. An der nächsten Wegesbiegung stürzt eine Köterclique kläffend warnend auf mich zu. Ich denke: eigentlich wollste doch was essen. Is nicht genau jetzt zeit dafür? Aber genau jetzt. Gegen 5 Köter,die ihr Revier verteidigen,bist du chancenlos,eigentlich schon gegen einen Entschlossen. Is doch so. Bin zwar gegen Tollwut geimpft,aber auch einfache Bisswunden schmerzen. Is eh zu heiß. Also kehrt ohne Reue,und direkt Sunita angesteuert.
Übrigens:der Palast ist teilweise verfallen,aber von außen sehr beeindruckend und sicherlich höchst interessant,für den,der so etwas mag.
Auf dem Rückweg passiere ich Guddu's Restaurant,das ich heut abend aufsuchen werde.
Sunita serviert mir einen Teller leckeren Reis,den ich dankbar einschaufele, Shiva um geruhsame Verdauung bittend.
Zurück im Hotel ist mir nach Siesta. Gedacht,getan.
Der Rest ist diesmal schnell erzählt:
Wäsche einholen,nach 2h scheinbar trocken,kalte dusche und zu Morgan's,Kaffee schlürfen
Ach so:
Vorher war ich noch kurz an der Taxiecke,wollte einen bica-chai. Als ich die 5 rupies zahlen will,werd ich energisch zurechtgewiesen. Dieser chai ist sewa-chai. Kostenfrei. Für's Chaihändler-Karma vermute ich. Jeder Anwesende,und das sind einige,holt sich einen. Ich setz mich still in einen Winkel,und genieße alles. Tee,location,Leute und Atmosphäre.
Bei Morgan's alles wie gehabt,ich verweile und genieße den Sonnenuntergang,die dann ganz spezielle Stimmung.
Danach zu Guddu's, das palak paneer bestellend,welches ich mir erradelt habe,und unterhalte mich mit ihm. Recht gutes englisch sprechend plant er peu a peu zu investieren,weitere Plätze,die unbefriedigende Toilettensituation verbessern usw.
Stellt mir Sohn und Tochter vor. Alles in allem eine Empfehlung. Preise wie überall,150 plus 20 für 2 chapati,Lassi 80 bis 100.
Morgen hab ich noch den Vormittag,aber an Reisetagen rast die Zeit i.d.R.
Naja...und abends dann grillen die zirpen. Und die lederfleuse gliefen.
War das vorhin doch ein Bhang-Lassi?

Kleiner innerstädtischer Tempel

Kleiner innerstädtischer Tempel

Konkurrent von Sunita,direkt gegenüber,voll mit schwitzenden Engländern. Der im Vordergrund wendet sich schon ab

Konkurrent von Sunita,direkt gegenüber,voll mit schwitzenden Engländern. Der im Vordergrund wendet sich schon ab

Keine Zwillinge!! Große und kleine Schwester

Keine Zwillinge!! Große und kleine Schwester

© bernd scholz, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rajasthan&Kerala
Details:
Aufbruch: 11.02.2017
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 11.03.2017
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
bernd scholz berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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