Glück und Glas

Reisezeit: März - Oktober 2011  |  von Katrin Deppen

Katmandu

Tag 73 - 82: Meditation und Abschied

Zurück in Katmandu beschließe ich, es nun erst mal etwas ruhiger angehen zu lassen und nicht direkt mit der nächsten Tour loszulegen. Im Hotel lerne ich Mike aus Australien kennen, der gerade von einer zweimonatigen Wanderung quer durch Nepal zurück gekommen ist. Auch ihm ist danach, dem Lärm Katmandus zu entfliehen, allerdings nicht direkt in die nächste Trekking- oder Raftingtour überzugehen. Mike erzählt, dass er vor seiner Wanderung mit seiner Freundin in einem Meditationscenter im Katmandu-Tal war, in das er nun für ein paar Tage zurück kehren möchte. Das ist genau das, was ich suche: ein paar Tage zur Ruhe kommen und das bis dato erlebte Revue passieren lassen.

Also brechen wir am nächsten Tag zum Tatoban-Kloster auf und schon bei der Ankunft wird mir klar, hier ist es irgendwie speziell und anders, als ich mir das vorgestellt habe. Wir werden von jungen Männern mit langen schwarzen Haaren und weinroten Kleidern begrüßt, die uns herzlich in die Arme schließen. Sie tragen Holzperlenketten mit einem Anhänger, auf dem mir ein Mann mit einem langen grauen Bart entgegen lächelt, der mich irgendwie an Osama erinnert. Bei der Anmeldung fülle ich einen Fragebogen aus, in dem ich (ehrlich) angebe, weder Stimmen in meinem Kopf zu hören, noch an Epilepsie zu leiden. Außerdem erwerbe ich ein weinrotes Kleid, das gemäß den Hausregeln von nun an mein Tagesoutfit sein soll, sowie ein weißes Kleid für die Abendmeditation. Zeitgleich mit Mike und mir kommt eine weitere Besucherin an, die so verdutzt guckt, wie ich mich fühle. Sie stellt sich als Vera aus Buenos Aires vor. Wie der Zufall es so will und wie das Sprichwort "die Welt ist ein Dorf" bestätigt, hat Vera viele Jahre in Warendorf gelebt und gearbeitet. Wir verstehen und auf Anhieb und ich weiß, ich habe eine Verbündete in dieser befremdlichen Umgebung gefunden.

Die uns zugewiesenen Zimmer sind überraschend modern und komfortabel eingerichtet, mit eigenem Bad, einer kleinen Küche und einer tollen Terrasse mit Blick auf die hübsche Anlage des Klosters. Lediglich das übergroße Bild des grauhaarigen Herren über meinem Bett, der bereits von den Kettenanhängern lächelte, irritiert. Aber durch die zahlreichen Schilder in der Parkanlage weiß ich nun auch um wen es sich dabei handelt: Osho!

Ich will mich nun nicht im Detail über den Alltag im Kloster auslassen, nur so viel: Es wird viel meditiert, was aber nicht heißt, dass man "nur" im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen "Ohm" sagt. Die Meditation besteht aus dynamischen Elementen wie Yoga, Tanzen etc und der klassischen Meditation, bei der man sich vor allem auf die Atmung konzentriert. Das Essen in Tatoban ist hervorragend und die Umgebung wunderschön, mit bunten Blumen, frechen Affen und leider auch unglaublich großen und ekligen Spinnen. Alles in allem verbringen wir dort einige schöne und entspannte Tage, wenn auch die eine oder andere Situation sehr befremdlich auf mich wirkt. Na ja, Osho halt - ich spare mir weitere Kommentare! Nur so viel: Für Freunde des Ausdruckstanzes ist das die richtige Adresse.

Der Ausblick von meiner Terasse im Osho-Verein.

Der Ausblick von meiner Terasse im Osho-Verein.

Der Weg vom Zimmer zur Meditationshalle und zur Küche.

Der Weg vom Zimmer zur Meditationshalle und zur Küche.

Vera, Krishna und ich nehmen Abschied.

Vera, Krishna und ich nehmen Abschied.

Der Meditationsraum.

Der Meditationsraum.

Ohm...

Ohm...

Ich habe doch gesagt, da gab es Ekelspinnen! Und die hat mit Sicherheit auch im Dunkeln geleuchtet.

Ich habe doch gesagt, da gab es Ekelspinnen! Und die hat mit Sicherheit auch im Dunkeln geleuchtet.

Vera und Mike beim Mittagessen.

Vera und Mike beim Mittagessen.

Mein Zimmer.

Mein Zimmer.

Um nicht direkt wieder zurück nach Katmandu zu müssen, legen Mike, Vera und ich noch einen Zwischenstopp in Patan, einem Vorort von Katmandu, ein, um ein paar Tempel zu besichtigen. Zurück in Katmandu verbringe ich die letzten Tage in Nepal damit, mich zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen mit Leuten zu treffen, die ich beim Trekking kennengelernt habe. Außerdem gönnen Vera und ich uns noch einen Flug in einem Panoramaflugzeug durch den Himalaja. Ein tolles Erlebnis, bei dem man ganz nah an die Gipfel der höchsten Berge der Welt heranfliegt.

Der Abschied von Nepal und den Leuten, die ich dort kennen gelernt habe, fällt schwer. Ein paar Tage verbringe ich noch in Delhi um dort meinen zweiten Reisepass von einem Freund von einem Freund von einem Freund abzuholen, in dem meine Visa für Russland, Mongolei und China sind. Es ist unglaublich heiß in Delhi (45 C°) und ich bin froh, als ich in den Flieger nach Moskau steige. Nun liegen drei Wochen Russland, drei Wochen Mongolei und zehn Tage China vor mir, bis es weiter nach Australien geht. Aber vom indischen Subkontinent muss ich nach drei Monaten erst mal endgültig Abschied nehmen - einen besseren Auftakt zu meiner Reise hätte ich mir nicht wünschen können.

Ohne Worte...

Ohne Worte...

Abhängen in Patan.

Abhängen in Patan.

Patan ist erfekt zum Shoppen - wenn man Souvenirs sucht.

Patan ist erfekt zum Shoppen - wenn man Souvenirs sucht.

Perfekte Sicht vom Cockpit beim Flug durch den Himalaja.

Perfekte Sicht vom Cockpit beim Flug durch den Himalaja.

Abschiedsessen zu Hause bei Deepak.

Abschiedsessen zu Hause bei Deepak.

© Katrin Deppen, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Sachen sind gepackt und ausgepackt und neu gepackt und vorsichtshalber noch mal ausgepackt und dann nach einem sehr ausgefeilten System zum letzten Mal gepackt. Heute abend geht es los: zuerst nach Indien, dann nach Nepal, dann wieder nach Indien. Anschließend gehts es nach Russland über die Mongolei nach China und von dort nach Australien. Weiter ist die Reise noch nicht geplant...
Details:
Aufbruch: 07.03.2011
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Indien
Nepal
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Australien
Argentinien
Der Autor
 
Katrin Deppen berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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