Achämeniden, Safawiden und Sassaniden

Reisezeit: Mai / Juni 2014  |  von Herbert S.

Takt-e-Soleyman = 'Thron des Salomo'

Heute steht ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe-Highlight auf dem Programm: Der Feuertempel von Takt-e-Soleyman. Er liegt in einem vulkanaktivem Tal (warme Quellen drücken stark kalk- und säurehaltiges Wasser nach oben) etwa 45 km von Takab in nordöstlicher Richtung. Wir lassen uns genügend Zeit und so sind wir erst gegen 12.15 Uhr zurück in Takab.

Diese Feuertempelanlage, deren Name 'Thron des Salomon' bedeutet, liegt auf einem Kalksinterplateau in etwa 2200 Metern Höhe und ist von bis zu 3300 Meter hohen Gebirgszügen umgeben.

Diese Feuertempelanlage, deren Name 'Thron des Salomon' bedeutet, liegt auf einem Kalksinterplateau in etwa 2200 Metern Höhe und ist von bis zu 3300 Meter hohen Gebirgszügen umgeben.

Im Zentrum der etwa 300 mal 380 Meter großen Anlage liegt ein 21 °C warmer artesischer Quellsee von 80 Metern Durchmesser und über 60 Metern Tiefe.

Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr., in der Regierungszeit des sassanidischen Königs Peroz I. stand hier eine Feuertempelanlage, die ständig weiter ausgebaut wurde. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts fasste man sie mit einer wuchtigen 1120 Meter langen Wehrmauer von 13 Metern Höhe ein. Diese ist zum großen Teil noch erhalten und mit 38 Bastionen und zwei Toren ausgestattet.

Wir werden vor dem Südtor von einer großen Schaf- und Ziegenherde und drei freundlichen Hirten - letztere mit Handschlag begrüßt.

Zwischen 1959 und 1977 waren bekannte deutsche Archäologen wie Rudolf Naumann, Wolfram Weiss und Dietrich Huff hier tätig. Der Empfehlung, den Hügel, der dem Südeingang gegenüber liegt, zu ersteigen, um den Anblick dieses magischen Ortes auf sich wirken zu lassen, können wir leider aus Zeitmangel nicht folgen. Dafür können wir uns aber im Museum anhand zweier Luftbilder Bilder von 1937 und 1976 kundig machen, welche Anblicke vor und nach den Ausgrabungen aus der Luft möglich waren.

1937

1937

1976

1976

Das Südtor war nicht das Haupttor. Seine Durchgangshöhe betrug einmal über sechs Meter. Da ein Ablauf des Sees durch dieses Tor geleitet wurde und sich Sedimente ablagerten, wurde der Boden des Durchgangs um drei Meter angehoben. Der iranische Geograph Ibn Khurdadbih, der im 9. Jahrhundert n.Chr. lebte, schrieb, dass die sassanidischen Könige seit Khosrow I. von Ktesiphon aus nach der Krönung hierher pilgerten, um zu beten und sich der Elite ihrer Ritterschaft zu präsentieren.

Über dem Südtor befinden sich sieben Nischen, welche die zarathustrischen Glaubensgrundlagen symbolisieren: Gott Ahura Mazda, gute Gedanken, wahre Worte, gute Taten, Demut, Frömmigkeit und Unsterblichkeit.

Über dem Südtor befinden sich sieben Nischen, welche die zarathustrischen Glaubensgrundlagen symbolisieren: Gott Ahura Mazda, gute Gedanken, wahre Worte, gute Taten, Demut, Frömmigkeit und Unsterblichkeit.

■ Innenbezirk
Die Anlagen des Innenbezirks setzen sich aus zwei etwa gleich großen Hälften zusammen, die aus dem Quellsee mit Umbauung und dem nördlichen Quadrat mit den Feuertempel- und Palastanlagen bestehen. Auf diesem Gelände ist auch eine kleine Siedlung aus achämenidischer Zeit nachgewiesen.

Der West-Iwan hat mit 10 Metern Breite und 27 Metern Tiefe die größten Ausmaße. Um 1270 wurden seine Grundmauern in den Bau eines repräsentativen Jagdpalastes für den llkhan Abaqa einbezogen, im 13. und 14. Jahrhundert wurde hier eine Fliesen-Produktionsstätte des ilkhanidischen Hofs betrieben, deren Lüsterfliesen man für den Palastbau verwendete.

West-Iwan -  Von der nördlichen Wand des Hauptsaals stammen die auffallenden Pfeiler- und Mauerreste an der Nordwestseite des Sees. Im unteren Viertel dieser Reste kann man noch die Ziegel und Werksteinsockel aus sassanidischer Zeit erkennen. Der sassanidische Gewölbegang an der Südseite des West-Iwans wird als Verbindung aus dem Palastbereich zur Seerandbebauung gedeutet.

West-Iwan - Von der nördlichen Wand des Hauptsaals stammen die auffallenden Pfeiler- und Mauerreste an der Nordwestseite des Sees. Im unteren Viertel dieser Reste kann man noch die Ziegel und Werksteinsockel aus sassanidischer Zeit erkennen. Der sassanidische Gewölbegang an der Südseite des West-Iwans wird als Verbindung aus dem Palastbereich zur Seerandbebauung gedeutet.

Besonders erwähnenswert ist die Ausstattung des Hauptsaals und der beiden westlichen oktogonalen Anbauten. Sie waren mit sechseckigen und kreuzförmigen Lüsterfliesen in Blau-und Türkistönen mit Goldauflage geschmückt, auf denen Drachen, der mythologische Simorgh-Vogel, Jagdtiere und florale Motive abgebildet waren.

■ Nord-Iwan
Der Nord-Iwan war acht Meter breit und 20 Meter tief. Er fungierte gleichzeitig als Südiwan des Hauptfeuertempels

Unmittelbar hinter dem Nordiwan befand sich der Hauptfeuertempel, bestehend aus dem direkt zugänglichen quadratischen Chahartaq, dem Vier-Bogen-Bau, wo das ewige Feuer verehrt wurde und an den sich östlich das Ateshkadeh zur Aufbewahrung des Feuers anschloss. Am Ende eines von hier aus in nördliche Richtung führenden langen Korridors ist ein kleiner Raum, in dem ein Feueraltar gefunden wurde.

Feuertempel - Sassaniden-Zeit

Feuertempel - Sassaniden-Zeit

Östlich dieses Korridors liegt ein Anahita-Tempel von 20 mal 20 Metern Grundfläche, dessen Seitenwände und acht Pfeiler mit geglätteten Werksteinen verblendet sind.

Anahita-Tempel

Anahita-Tempel

Im westlicher Palastbezirk befand sich der Feuertempel, der dem König, seiner Familie und wichtigen Persönlichkeiten vorbehalten gewesen sein mußte. Dort ist auch eine große Halle mit Säulenbasen, an deren östlicher Seite sich Wasserrinnen und Becken befinden. Da in diesem Raum auch Altäre gefunden wurden, dürfte er rituellen Kulten gedient haben. Westlich davon befinden sich Küchenräume und andere Räume unbestimmter Funktion.

Trotz zahlreicher Wirrungen und Zerstörungen wurde noch Mitte des 10. Jahrhunderts von arabischen Reisenden berichtet, dass sich ein Feuertempel dort befanden habe und das heilige Feuer bereits seit 700 Jahren in Betrieb gewesen sei. Im Museumsbau sind noch einige Fundstücke und vor allem Fotos ausgestellt.

Zendan-e Soleiman
Etwa 3,5 Kilometer westlich des Takht-e Soleiman erhebt sich dieser aus Sinterablagerungen gebildete Bergkegel von etwa 100 Metern Höhe, dessen Name 'Gefängnis des Salomen' lautet. In ihm befindet sich ein 100 Meter tiefer Krater von etwa 70 Metern Durchmesser. Hier stand in mannäischer Zeit (830-630 v. Chr.) ein Heiligtum, dessen Mauerreste sich ringförmig um den Krater ziehen. Eine Treppenanlage führt zu den oberen Terrassen.

Zendan-e Soleiman - leider können wir aus dem genannten Zeitmangel hier nicht heranlaufen.

Zendan-e Soleiman - leider können wir aus dem genannten Zeitmangel hier nicht heranlaufen.

Daher laufen wir am See entlang zurück zum Auto - Inzwischen ist es auch recht voll geworden und zahlreiche Kurden in ihren speziellen Hosen bevölkern die Ausgrabungsstätte.

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die kulturelle Hinterlassenschaft der genannten Reiche aus mehr als zweieinhalb Jahrtausende erfordert eine gewaltige Kilometerleistung durch ganz Iran. Selbst dann hat man den Eindruck, man habe noch nichts gesehen - und außerdem sind durchaus auch kulinarische Erlebnisse zu erwarten.
Details:
Aufbruch: 24.05.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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