Achämeniden, Safawiden und Sassaniden

Reisezeit: Mai / Juni 2014  |  von Herbert S.

Isfahan II

Die ehrwürdige Jame-Moschee habe ich nach der Besichtigung als meinen Favoriten erklärt, da die Baustile vom 8. Jahrhundert über viele weitere Jahrhunderte in einem Komplex vertreten sind. Daher benötigt man für diese Moschee auch besonders lange.

ohne Grundrißplan mit Besucherroute fände man sich nicht zurecht.

ohne Grundrißplan mit Besucherroute fände man sich nicht zurecht.

Die Jame-Moschee (Masjed-e Jame) ist seit 2012 Weltkulturerbe. Sie liegt nordöstlich des Basars am (weiteren - aber einfacheren) Meydan-e Qiyam. Hier wurde vorislamische Gebäudereste gefunden, daher vermutet man, dass hier einst ein Feuertempel gestanden hat.
Die Ursprünge der Moscheeanlage gehen auf eine einfache Pfeilerhallenmoschee des 8. Jahrhunderts zurück. Diese wurde in der buyidischen Zeit zwischen 908 und 932 erweitert. Um 1087 ließ der seldschukische Wesir Nizam ol-Molk den großen Kuppelbau im Süden fertigstellen. Taj ol-Molk, ein mit Nizam ol-Molk konkurrierender weiterer Minister Malek Shahs, folgte 1088 mit dem nördlichen Kuppelbau, der auch Gon-bad-e Khaki oder erdfarbener Turm, genannt wird.
Im Jahre 1121 wurde die gesamte Moscheeanlage außer den beiden Kuppelbauten durch eine von den Ismaelis ausgelöste Brandkatastrophe zerstört. Unmittelbar darauf begann der Wieder aufbau. Dabei wurde zum ersten Mal das vorherrschende abbasidische Riwaq-System, bei dem der Hof von Säulenhallen eingefasst ist, verlassen, und man errichtete eine Vier-Iwan-Hofmoschee im Stil sassanidischer Palastanlagen.

seldschukische Säulenhalle

seldschukische Säulenhalle

mit vielen kleinen Kuppeln, deren Ziegel unterschiedliche Muster bilden.

mit vielen kleinen Kuppeln, deren Ziegel unterschiedliche Muster bilden.

der rund 67 mal 55 Meter große Innenhof - Blick auf den Südiwan 
der Südiwan wird von zwei 35 Meter hohen Minaretten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts flankiert.

der rund 67 mal 55 Meter große Innenhof - Blick auf den Südiwan
der Südiwan wird von zwei 35 Meter hohen Minaretten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts flankiert.

Die in Form eines gerafften Vorhangs angeordneten Muqarnas des Südiwans stammen wie der überwiegend blaue Fliesenschmuck ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 15 Jahrhunderts, die Inschriftenbänder aus safawidischer Zeit. Dieser Iwan weist nach dem Urteil mancher Betrachter die schönsten Fliesen des Innenhofs auf.

Das dahinter liegende Kuppelgebäude , das als Gebetshalle dient, besticht durch Weiträumigkeit und Schlichtheit. Die Kuppel von 13,5 Metern Durchmesser erhebt sich über einer typischen Trompen-Konstruktion, die in sich ruht und keine seitlichen Stützen benötigt.

Nizam ol-Molk

Nizam ol-Molk

Der Westiwan wurde in spät-safawidischer Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts, mit eleganten Muqarnas und geometrischem Fliesenschmuck ausgestattet.
Auf seinem Dach steht eine hölzerne Goldasteh, von der aus der Muezzin früher zum Gebet rief.

Westiwan

Westiwan

In den Gebetsraum rechts vom Westiwan ließ llkhan Oljertu 1310 das wohl schönste Stuckmihrab Irans einbauen. Dort befinden sich auch zwei alte hölzerne Minbars.

Der auch aus seldschukischer Zeit stammende Nordiwan befindet sich dort, wo früher der Haupteingang war. Sein naturfarbener und deshalb unauffälliger Fliesendekor wurde teilweise in safawidischer Zeit ergänzt.

Nordiwan

Nordiwan

Im Durchgang an der Ostseite sieht man die urtümlichen Säulen der Gebetshalle aus der muzzafaridischen Zeit des 14 Jahrhunderts.

Hinter dem Nordiwan steht der Kuppelbau Ta-ol Molk (Gonbad-e Tai ol-Molk) von 1088. Er hat keinen Fliesenschmuck und besitzt nur eine aus Ziegeln gesetzte umlaufende Kufi-Inschrift, doch wurde hier, basierend auf Erfahrungen und unter Einhaltung geometrischer Regeln, eines der beeindruckendsten Gebäude Persiens geschaffen. Wenn man dem Wandaufbau über die Trompenzone zur Kuppel folgt, erfährt man Architektur in reiner und vollendeter Form.

Gonbad-e Tai ol-Molk

Gonbad-e Tai ol-Molk

Durch den alten Bazar, der z.T. wieder aufgebaut wurde und letztendlich mit dem Meydane verbunden ist, laufen wir zu einer neueren Platzanlage - einer Art Meydanenachbildung, die über einem unterirdischen Kreisverkehr - übrigens mit Springbrunnen - liegt und wo Ali2 uns erwartet. Das in der Nähe liegende jüdische Viertel scheint Sami nur unzureichend zu kennen. Jedenfalls geht er nicht auf Fragen ein.

Armenische Spuren

Im Armenierviertel besuchen wir die Bethlehem-Kirche. Irgendwie paßt diese Besichtigung nicht ins Programm, obwohl Sami enormen Wert darauf legt, dass wir begreifen, dass in der Zeit des 1. Weltkrieges 1,5 Millionen Armenier ihr Leben verloren haben, dies aber von der Türken verleugnet wird.

in der Bethlehem-Kirche - der Glockenturm steht getrennt von der Kirche.

in der Bethlehem-Kirche - der Glockenturm steht getrennt von der Kirche.

Shah Abbas I. siedelte Anfang des 17. Jahrhunderts etwa 30 000 christliche Armenier im einem Stadtteil im Süden Isfahans an. Durch deren Verbindungen erreichte er, dass sich die internationalen Handelsbeziehungen verbesserten. Gleichzeitig ermöglichte er ihnen und auch Georgiern den Aufstieg in seinem Regierungsapparat, so dass er seine Abhängigkeit von den persischen und besonders von den militärisch dominierenden turksprachen Führungsschichten seines Reiches vermindern konnte. Kurze Zeit nach ihrer Ankunft begannen die Armenier mit dem Bau verschiedener Kirchen, von denen die Vank-Kathedrale (Kelisa-ye Vank) die größte und bedeutendste blieb. Sie wurde 1663 fertiggestellt. Es handelt sich bei ihr einen Kuppelbau mit persischen, byzantinischen und europäischen Architekturelementen. Ihre Innenausstattung ist prachtvoll.

Auf vielen Bildtafeln wird die Geschichte der Christianisierung Armeniens durch St. Gregor den Erleuchter dargestellt, der ursprünglich von König Tiridates III. eingekerkert worden war.

Auf dem Gelände befindet sich auch ein Museum, in welchem die Geschichte der armenischen Christen im Iran und ihre Verfolgung in der Türkei während des Ersten Weltkriegs veranschaulicht werden.

In diesem Viertel sehen wir auch die 'umgewandelte' Form von KentuckyFriedChicken und PizzaHut. In Leos Café gibt es zur Erfrischung frischen aufgebrühten türkischen Kaffee oder Espresso.

Als letzten offiziellen Programmpunkt zeigt Sami uns noch einen Tauben'scheiß'-Turm, wo angeblich auch heute noch selbiger als Dünger für die Grünanlagen der Stadt gesammelt werden soll.

In der Zwischenzeit ist es 14.30 Uhr und enorm heiß. Daher machen wir im Hotel eine Siesta; Sami bringt uns eine Platte getrockneten Apfel und zwei persischen Fußballtrikots für seiner Onkel in Köln.
Ein letzter Rundgang durch die Bazarstraßen am Meydane und ein paar Einkäufe süßer Spezialitäten und noch ein letzter Tee in einem sehr hübaschen Teehaus.

im Bazar der Kupferschmiede

im Bazar der Kupferschmiede

sehr aufwändig gestaltetes Restaurant mit Terrasse

sehr aufwändig gestaltetes Restaurant mit Terrasse

Und dann das Abendessen auf dem Dach des Hotels. Fisch paniert/ Pizza auf persisch. Tee auf einem Plateau - heute aber nur kurz da wir recht müde sind.

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die kulturelle Hinterlassenschaft der genannten Reiche aus mehr als zweieinhalb Jahrtausende erfordert eine gewaltige Kilometerleistung durch ganz Iran. Selbst dann hat man den Eindruck, man habe noch nichts gesehen - und außerdem sind durchaus auch kulinarische Erlebnisse zu erwarten.
Details:
Aufbruch: 24.05.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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