Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Iran - Juni 2014: Teil 2 - Sanadaj / Kermanshah

Shadi Hotel - 53,20 Euro mit Frühstück in Sanadaj

Shadi Hotel - 53,20 Euro mit Frühstück in Sanadaj

Herrliche Landschaften

Herrliche Landschaften

Unterwegs im Iran

Unterwegs im Iran

Sanadaj / Kermanshah

9. Mai 2014 15. Tag
Sanadaj / Kermanshah 2 ½ Std. / 137 km
Hotel Jamshid - 38,18 Euro mit Frühstück

Rolf hat das wenige Essen gut vertragen. Er wird langsam wieder der "Alte". Trotzdem lassen wir es heute langsam angehen. Wir stehen erst um 7 Uhr auf, denn gestern Abend haben wir noch einen amerikanischen Aktion-Film angeschaut. Heute Morgen gibt es englische Nachrichten im Fernsehen, aber dafür sind die Handys tot.

Es gibt im Hotel ein mehr als gutes Frühstücksbüfett. Rolf isst mit Appetit, u. a. Melone und frisch geröstetes Brot mit Safran, Mohn und Öl. Gegen 9.30 Uhr starten wir, heute liegen nicht so viele Meilen (Kilometer) vor uns. Bereits um 12 Uhr sind wir in Kermanshah. Ca. 8 km außerhalb liegt das sehr gute Jamshid Hotel mit bewachtem Parkplatz. 85 Meilen = 137 km waren wir heute unterwegs auf einer schönen Fahrt, durch grüne Täler und herrliche Berglandschaften. Viel Landwirtschaft, Viecher, schöne Häuser haben wir gesehen und freundliche Kurden erlebt. An einem der zahlreichen Kontrollpunkte winken uns zwei Militärs heraus. Sie bestaunen ewig das Motorrad, schauen nur kurz die Visa an und schenken uns für die Weiterfahrt Süßigkeiten. Wir sind platt.

Kermanshah
Kermanshah ist einer der 31 Provinzen im Iran, mit ca. 1,9 Millionen Einwohnern, hauptsächlich Kurden und Luren. Die Provinz liegt im Westen des Iran, an der Grenze zum Irak. Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt Kermanshah. Der Ort wurde im 4. Jh. unter der Herrschaft des Sassaniden Bahram IV. gegründet und war Sommerresidenz der Könige des Sassanidenreiches, die dort einen Palast errichteten. Kermanshah war ein wichtiger Ort an der Handelsroute nach Bagdad. Auch Herrscher nachfolgender Dynastien wie Harun-ar-Raschid benutzten die Stadt als Residenz.

In der Zeit von Schah Mohammad Reza Pahlavi wurde im Rahmen der Entwicklungsprogramme der Weißen Revolution in dem Ort eine bedeutende Ölraffinerie erbaut. Während des Iran-Irak Krieges (1980 bis 1988) wurde die Stadt schwer verwüstet. Der Krieg endete ohne einen Sieg durch einen Waffenstillstand mit hohen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten auf beiden Seiten. Obwohl die Stadt heute wieder aufgebaut ist, leidet sie immer noch unter den Nachwirkungen des Krieges.

Nachdem wir Gepäck abgeladen haben, ziehen wir uns um und fahren um 14 Uhr zum Felsen nach Bisotun, UNESCO-Weltkulturerbe. Viele Leute sind dort heute unterwegs und es gefällt uns gar nicht, das Motorrad auf dem Parkplatz abzustellen. Der Mann im Ticketoffice scheint das zu bemerken und lässt uns die Harley neben seinem Ticketschalter parken, so dass er sie im Auge behalten kann, was wir sehr nett finden. So beruhigt machen wir uns auf zur Besichtigung.
Anzumerken ist, dass der Eintritt für Iraner 10.000 Rials beträgt, ca. 0,24 Euro, für Touristen 150.000 Rials, ca. 3,44 Euro.

Leider kann man das Dareiso-Relief nur von unten sehen, die Plattform ist gesperrt. Wir erklimmen einen steilen Abhang, der Abstieg später ist mehr als gefährlich, doch Rolf hält mich und ein netter junger Mann weist uns von unten ein, wo es weniger rutschig ist. Es gibt hier keinen vernünftigen Weg und die ganze Anlage könnte gepflegter sein. Der junge Mann schenkt uns ein Wasser und erzählt von seinem Leben und Studium. Der Himmel ist düster vom Staub in der Luft. Zig Familien, die auf der Anlage unterwegs sind, Picknick machen, kommen, heißen uns Willkommen und wollen Fotos mit uns machen. Oma, Tante, Mutter, Kinder, bunt gekleidete und schwarz verhüllte Frauen, alle wollen Fotos. Mir ist schleierhaft, was sie damit wollen.

Als wir die Anlage nach 17 Uhr verlassen, kommt noch eine Gruppe jünger Mädels, die auch unbedingt noch ein Foto machen wollen. Und so machen wir ihnen die Freude. Gegen 17.30 Uhr sind wir zurück im Hotel, nach 46 Meilen (74 km), etwas benommen von der Wärme und dem Gestank der Abgase - Siesta ist angesagt. Zu erwähnen ist, dass wir unseren Navigator bisher nicht gebraucht haben. Er ist eingemottet in unserem Koffer.

Heute ist Freitag, d. h., Sonntag im Iran. Alle Familien sind unterwegs, sie lagern auf Decken in den Parks bzw. auf den Grünstreifen entlang der Straßen und Autobahnen. Kleine Feuerstellen, Kochtöpfe, Teekannen, alles ist dabei. Sieht zum Teil sehr abenteuerlich aus.

Bisotun
Der Felsen von Bisotun ragt aus der 1.300 m hohen Ebene bis zu einer Höhe von 2.600 m empor. Dieser faszinierende Anblick hat schon früher die Reisenden beeindruckt. Der altpersische Name Bagastana bedeutet "Ort der Götter".
Von 1963 bis 1967 haben hier deutsche Archäologen geforscht, die die Landschaft sehr bewunderten. Die Felsbilder und Inschriften und das Umfeld des Bisotun-Felsens sind seit 2006 als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Die Inschriften in großer Höhe in drei Sprachen (Altpersisch, Elamisch und Babylonisch) erzählen von den Taten des Königs Dareios I. und zeigen den König mit gefesselten Gefangenen. Darüber schwebt Faravahar, das Symbol des Zoroastrismus. Dareios I. ließ das Relief um 520 v. Chr. hier anbringen.
Was der Stein von Rosette für die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen bedeutet, war die dreisprachige Inschrift für die assyrische Keilschrift. Damit konnten die letzten offenen Fragen bei Entzifferung der Keilschrift gelöst werden.

Dareios I. beschreibt hier seinen Aufstieg: Als Verwandter seiner Vorgänger, Kyros II. und Kambyses II. habe er sich gegen Mager Gaumata, der sich als Bruder des Kambyses II. ausgegeben habe, erhoben. Nach dem Mord an Gaumata sei er selbst zum neuen Großkönig geworden und habe sich in der Folgezeit gegen eine Reihe von "Lügenkönigen" durchgesetzt. Die Inschrift dient offenkundig der Legitimation des neuen Herrschers, der möglicherweise ein Usurpator war. Nach eigener Angabe ließ Dareios I. die altpersische Keilschrift eigens für diese Inschrift entwickeln. Damit lieferte er unabsichtlich selbst den Beweis dafür, dass er kein Anrecht auf den Thron hatte.
Die einzige Inschrift, in der sich Kyros II, der Reichsgründer, mit dem Dareios verwandt zu sein behauptete, selbst als Achämenide bezeichnete, stammt aus Pasargadaj und ist in altpersischer Keilschrift verfasst. Wurde diese erst unter Dareios erfunden, so liegt auf der Hand, dass die vermeintliche Kyros-Inschrift eine Fälschung ist, höchstwahrscheinlich im Auftrag des Dareios angefertigt wurde, um Kyros künstlich zu einem Mitglied seiner eigenen Familie, den Achämeniden, zu machen. Trifft das zu, war Dareios ein Usurpator, der seine Herrschaft nachträglich zu legimitieren suchte.

Dareios I., auch Darius der Große genannt (549 bis 486 v. Chr.) war Großkönig des persischen Achämenidenreiches, der neunte König aus der Dynastie der Achämeniden. Sein persischer Name bedeutete "Das Gute aufrechterhaltend". Dareios I. gilt neben Kyros dem Großen als der bedeutendste Großkönig des altpersischen Reiches. Zu den Leistungen, die zu dieser Einschätzung beitragen, gehört die Erneuerung der Reichsstrukturen. Seine Verwaltungsreformen wurden noch lange nach dem Ende des Achämenidenreiches als vorbildhaft erachtet, sie beeinflussten sogar die Organisation des Römischen Reiches. Dareios I. förderte die Künste, insbesondere die Architektur. Davon zeugen die Gründung von Persepolis und die Bautätigkeit in anderen Residenzen, u. a. in Susa.

Auf dem Gelände befinden noch drei parthische Reliefs, von denen man annimmt, dass die die ältesten parthischen Reliefs überhaupt sind. Sie sind allerdings nicht mehr gut erhalten.

Man findet auch noch die Grundmauern einer aus Steinen errichteten ilkhanidischen Karawanserei aus dem 13./14. Jh., die auf sassanidischem Baugelände steht.

Eine Vier-Iwan-Hof-Karawanserei aus gebrannten Ziegeln steht ca. 200 m neben der ilkhanidischen Ruine. Sie wurde erneuert und eine In-schrift erinnert daran, dass sie 1681 auf Anordnung von Sheikh Ali Khan Zanganeh erbaut wurde.

Gegen 20 Uhr gehen wir ins Hotel-Restaurant essen. Der Speisesaal ist ein Augenweide, erst einmal ein paar Fotos machen. Es gibt ein hervorragendes Salat-Büfett, Suppe für Rolf, gegrillten Fisch für uns beide, dazu Peach-Bier, Wasser und Cola.

Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz belegt, auch mit Gästen von außerhalb. Wir sehen sehr elegante Frauen mit Stöckelschuhen, geschminkt, aber immer mit Kopftuch. Und wir staunen, was die Menschen in relativ kurzer Zeit verputzen, riesige Portionen Fleisch und Reis. Ein junges Paar an unse-rem Tisch hat so viel bestellt, dass sie im Dogy-Bag den Rest mitnehmen. Ein Bikerpaar aus München mit Sohn ist auch im Hotel. Wir quatschen kurz mit ihnen. Um 22 Uhr sind wir im Bett, wir sind müde.

Bilder unter www.harley-rolf. oder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Iran - Eine Tour der Besonderen Art

Bisotun, UNESCO-Weltkulturerbe
Leider kann man das Dareiso-Relief nur von unten sehen, die Plattform ist gesperrt.

Bisotun, UNESCO-Weltkulturerbe
Leider kann man das Dareiso-Relief nur von unten sehen, die Plattform ist gesperrt.

Alle wollten mal mit mir fotografiert werden ...

Alle wollten mal mit mir fotografiert werden ...

Kermanshah - Hotel Jamshid - 38,18 Euro mit Frühstück

Kermanshah - Hotel Jamshid - 38,18 Euro mit Frühstück

Speisesaal im Hotel Jamshid in Kermanshah

Speisesaal im Hotel Jamshid in Kermanshah

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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