Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Iran - Juni 2014: Teil 2 - Qazvin / Ardebil (Ardebil)

Unterwegs im Iran

Unterwegs im Iran

Blütenmeer

Blütenmeer

Schorabil Lake in Ardebil

Schorabil Lake in Ardebil

Qazvin / Ardebil (Ardebil)

28. Mai 2014 34. Tag
Qazvin / Ardebil (Ardebil) 8 Std. / 454 km
Hotel Shorabil - 25,00 Euro mit Frühstück

Wecker 6.30 Uhr, Frühstück 7.15 Uhr. Unsere Rechnung haben wir gestern schon bezahlt, nur die Pässe müssen wir noch zurück bekommen. Dann starten wir um 8.15 Uhr, Richtung Autobahn. Doch plötzlich gibt es keine Schilder mehr, also fährt Rolf "der Nase nach", über einen Feldweg, ohne Schild, gelangen dann doch wirklich auf dem Autobahnzubringer und dann auf die Autobahn, Richtung Rasht. Wie immer brauchen wir keine Autobahngebühr bezahlen.

Die Autobahn ist sehr kurvig, sie führt mitten durch das Elburs-Gebirge. Nach jeder Kurve steht ein Abschleppwagen und alle paar Kilometer findet sich eine kleine Ambulanz-Station und ein Polizeiposten.

Vor Rasht biegen wir ab, Richtung Talesh. Wir wollen über eine schöne Straße durch den Wald über das Gebirge nach Khalkhal fahren, eine herrliche Strecke. Im Schatten unter den Bäumen lagern Familien und machen Picknick. Wir verlassen die Wälder am Kaspischen Meer. Es geht nun hoch hinauf ins Gebirge. Hier sehen wir Häuser mit bunten Dächern, dort wohnen sesshaft gewordene Nomaden mit riesigen Schaf- und Ziegenherden. Auf der Straße sind einige Rinder unterwegs, die extrem schreckhaft sind und wie verrückt herum rennen. Irgendwie kommen wir heil dadurch. In der Luft sind Falken zu sehen, ein herrlicher Anblick. Die Bergwiesen sind bunte Blumenteppiche, so etwas Schönes haben wir lange nicht gesehen. Wir halten einige Male und machen Fotos. Am Givi-Staudamm sieht der Himmel bedrohlich aus, hin und wieder erwischen uns einige Tropfen Regen.

Heute haben wir den 5. Mercedes und den 2. BMW gesehen. Einmal müssen wir an einem Militär- und Polizeiposten die Pässe zeigen. Laut dem netten älteren Herrn aus Teheran hat die Polizei die Anweisung, freundlich zu Touristen zu sein. Dafür schikanieren sie dann ihre eigenen Landsleute, wie man uns erzählt.

Man muss sich bewusst sein, dass der Iran ein Militär- und Polizeistaat ist. Vor und nach jeder Stadt gibt es riesige Militärkasernen und Polizeistützpunkte. So kann man jeden Protest schnell im Keim ersticken. Ein- und ausfahrende Fahrzeuge werden häufig kontrolliert.

Gegen 16.16 Uhr erreichen wir Ardebil nach einer wunderbaren Fahrt durch große Reisfelder, auf de-nen ganze Familien arbeiten, nach 282 Meilen = 454 km.

Laut Lonely Planet soll das Hotel Schorabil in einem Rosengarten liegen, in welchem viele Vögel leben. Das war wohl einmal. Jedenfalls muss Rolf auf abenteuerliche Weise durch eine Baustelle bis zum Hotel fahren. Unser Zimmer ist sehr eng, klein, ein Einzelzimmer. Über das Bad breiten wir besser den Mantel des Schweigens. Hier ist sofort wieder die "Männerwirtschaft" zu erkennen.

Um 18 Uhr machen wir uns auf zu einer nahe gelegenen Pizzeria, denn das Hotel hat kein Restaurant. Es ist ja noch früh, wir sind die einzigen Gäste. Da die Speisekarte nur in Farsi geschrieben ist, wir nichts kapieren, dürfen wir in die Küche und uns aussuchen, was wir essen wollen. Die Köche und die junge Frau an der Kasse sind sehr freundlich und haben viel Spaß, bis wir unser Menü zusammengestellt haben. Im Fernsehen in der Pizzeria läuft der Film "Heidi" ... wir sind platt.

Nach dem Essen wandern wir am See entlang zurück zum Hotel, was wirklich einmal bessere Zeiten gesehen haben muss. Am See scheint ein Jugendtreff zu sein. Junge Frauen ohne Kopftuch tanzen dort zu moderner Musik.

Zurück im Hotel bekommt Rolf eine Email von der iranischen Familie, die wir im Park Saadi Hotel in Shiraz kennengelernt haben, auch ein Foto haben sie uns mitgeschickt.
Wir versuchen, das Hotel Marand in Marand zu erreichen. Mohammed, der Chef im Hotel Schorabil, spricht ein wenig Englisch. Er ist sehr hilfsbereit und freundlich und erreicht nach etlichen Telefonaten, dass wir ein Zimmer direkt in Bazargan bekommen. Von dort erfolgt die Ausreise in die Türkei. Wir sind ihm sehr dankbar dafür, denn so können wir morgens früh an der Grenze sein und müssen nicht erst die weite Strecke von Täbriz hinter uns bringen.

Ardebil ist eine der größten und wichtigsten Städte des historischen Aserbaidschan, die heute im Nordwesten des Iran in der gleichnamigen Provinz liegt. Bekannt ist Ardebil für traditionelle Seiden- und Teppichherstellung. Ardebil liegt auf einem Plateau in einer Höhe von 1.351 Metern, von Bergen umgeben. Der bekannteste Berg ist der Sabalan, westlich der Stadt. Die Stadt liegt am Fluss Baleq Su, der im islamischen Mittelalter den Namen Nehr Ardabil trug. Der Fluss entspringt südlich des Sabalan und mündet in den Fluss Aras. Wegen des trockenen Klimas ist für die Landwirtschaft künstliche Bewässerung nötig. In der Nähe der Stadt gibt es einige Thermalquellen.

Ardebil ist eine sehr alte Siedlung - der Name wird auf "Heiliger Platz" zurückgeführt. Der Ort soll durch den Sassabudebköng Peroz Ende des 5 Jh. gegründet worden sein. Durch ihre Lage an wichtigen Handelsrouten war Ardebil seit dem Mittelalter von Bedeutung. Doch durch die Nähe zum Kaukasus wurde Ardebil oft zum Ziel von Angriffen durch Völker aus dem Kaukasus und Südrussland. Seit der Ausbreitung des Islam im Iran ( 633-652) war Ardebil die größte Stadt im Nordwesten des Landes. Erst die Invasion der Mongolen im 13. Jh. setzte der Stadt schwer zu. Ardebil konnte zwei Angriffe abwehren, beim dritten Mal fiel die Stadt in die Hände der Mongolen. Diese richteten ein großes Massaker an und töteten nicht nur die Stadtbevölkerung, sondern auch die Bewohner der umliegenden Dörfer. Überfälle durch Mongolen und Georgier verhinderten fast drei Jahrhunderte einen Wiederaufbau. Erst mit der Safawiden-Dynastie konnte sich die Stadt erholen. Ismail I. Begründer der Safawiden-Dynastie, begann von Ardebil aus seinen Vorstoß zur Nationalisierung und Zentralisierung der persischen Regirungsgeschäfte. Zur Hauptstadt seines entstehenden Reiches ernannte Ismail I. zwar um 1500 Täbriz, dennoch konnte Ardebil wieder zu einer wichtigen Stadt, wirtschaftlich wie politisch, aufsteigen.

1334 starb in Ardebil der Sufi Sheikh Safi-al Din, dessen Nachfahre Shah Ismail (1501-1524) von Ardebil aus aufbrach, um die Herrschaft der Safawiden über ganz Persien auszubreiten.
Dadurch, dass die ersten safawidischen Könige im prächtigen Sheikh-Safi-Heiligtum beigesetzt wurden, unterhielt die Safawiden-Dynastie eine besondere Beziehung zu Ardebil.
1725 eroberten die Osmanen Ardebil. 1826 kamen russische Truppen nach Ardebil und beraubten das Sheikh-Safi-Heiligtum. Zwar zogen sich die Russen zurück, doch sie versuchten immer wieder, das Gebiet um Ardebil zu dominieren.

Die Safawiden waren eine aus Ardebil stammende Fürstendynastie in Persien, die von 1501 bis 1722 regierte und den schiitischen Islam als Staatsreligion etablierte. Die Safawiden waren aber keineswegs die ersten schiitischen Herrscher im Iran. Sie spielten aber eine ausschlaggebende Rolle bei der Etablierung des schiitischen Islams als offizielle Religion im gesamten Iran. Die Epoche der Safawiden hatte fundamentale Folgen für das heutige islamische Staatswesen. Unter Ismail I. gelang nicht nur ein Zusammenschluss mehrheitlich iranisch bevölkerter Gebiete und Landstriche, sondern es wurde auch der Keim u einem persischen "Nationalbewusstsein" gelegt und damit die Grundlage für den heutigen iranischen Staat geschaffen.

Bilder auf www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Iran - Eine Tour der Besonderen Art.

Sheik Safi Heiligtum - UNESCO Weltkulturerbe - in Ardebil

Sheik Safi Heiligtum - UNESCO Weltkulturerbe - in Ardebil

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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