Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Türkei: Teil 3 - Uchisar - Güzelyurt

Weiter nach Derinkuyu. Oberirdisch ist dies ein ödes, graubraunes anatolisches Städtchen. Eigentlich wollten wir uns dort die armenische Basilika aus dem Jahr 1858 ansehen. Der wuchtige, von einer Mauer umgebene dreischiffige Bau wurde im 20. Jh. von griechischen Christen übernommen und nach deren Vertreibung als Lagerhaus und Mühle verwendet. Abgetrennt von der Basilika steht der Glockenturm, auf dem meist Störche nisten. Leider ist die Kirche geschlossen

Weiter nach Derinkuyu. Oberirdisch ist dies ein ödes, graubraunes anatolisches Städtchen. Eigentlich wollten wir uns dort die armenische Basilika aus dem Jahr 1858 ansehen. Der wuchtige, von einer Mauer umgebene dreischiffige Bau wurde im 20. Jh. von griechischen Christen übernommen und nach deren Vertreibung als Lagerhaus und Mühle verwendet. Abgetrennt von der Basilika steht der Glockenturm, auf dem meist Störche nisten. Leider ist die Kirche geschlossen

Ihlara Schlucht bei Güzelyurt

Ihlara Schlucht bei Güzelyurt

Uchisar - Güzelyurt (Kappadokien)

7. Juni 2014 44. Tag
Uchisar / Güzelyurt 2 Std. / 97 km
2 Std. / 36 km
Hotel Karvalli - 44,00 Euro mit Frühstück
16,00 Halbpension 2 Personen

Wecker 7 Uhr, Frühstück 8 Uhr. Abfahrt 9 Uhr, 8 Grad, Regen droht.

Gestern sind wir auf eine Gruppe BMW Biker getroffen, von denen einer so verblüfft schaute, dass er fast von der Straße abkam. Er konnte es nicht fassen, hier eine Harley rumfahren zu sehen. In vielen Köpfen spukt wohl noch die Vorstellung, dass eine Harley nur zu Kaffeefahrten taugt. Aber unsere treue Harley läuft und läuft, bald 100.000 Meilen = 160.000 Kilometer, ohne Probleme.

Heute Morgen ist es so kalt, dass ich froh bin, dass wir heute nicht so weit fahren müssen. Wir nehmen die Strecke Nevsehir, Göre - hier sehen wir eine verlassene Stadt am Berg. Weiter nach Derinkuyu. Oberirdisch ist dies ein ödes, graubraunes anatolisches Städtchen. Eigentlich wollten wir uns dort die armenische Basilika aus dem Jahr 1858 ansehen. Der wuchtige, von einer Mauer umgebene dreischiffige Bau wurde im 20. Jh. von griechischen Christen übernommen und nach deren Vertreibung als La-gerhaus und Mühle verwendet. Abgetrennt von der Basilika steht der Glockenturm, auf dem meist Störche nisten. Leider ist die Kirche geschlossen, doch Rolf will einige Bilder von Außen machen. Inzwischen belästigen mich einige Roma-Kinder. Ich muss höllisch aufpassen, dass sie nichts vom Motorrad mitgehen lassen.

Weiter geht die Fahrt, bei schlechtem Wetter, Nebel, Regen. Über den Sekkin Pass, 1.620 m, über Siv-rihisar Pass, 1.770 m, vorbei an der Kizil Kilise. Einsam erhebt sich die Kirche in der kargen Land-schaft. Die kreuzförmige Langbaukirche entstand zwischen dem 5. und 7. Jh. Ihren Namen hat die "Rote Kirche" von der roten Färbung ihres Mauerwerks. Sie gehört zu den besterhaltenen und schönsten byzantinischen Bauwerken Kappadokiens.

Leider kann ich die herrliche Kirche nicht fotografieren. Es gießt in Strömen. Rinder, Schafe, Ziegen sind auf der Straße. Man hat kaum Sicht durch das schlechte Wetter.
Wir sind nass wie die Katzen und kommen bei starkem Regen in Güzelyurt, am Hotel Karvalli, an, nach 60 Meilen = 97 km.

Rolf lädt schnell ab, dann gibt es heißen Tee und Kaffee zur Begrüßung. Das Hotel gehört einem Deut-schen, 2001 erbaut. Was uns etwas erstaunt, die Terrasse und der Garten sehen sehr vernachlässigt bzw. ungepflegt aus. Die Zimmer sind groß, das Bad ist ok, doch ein Fernseher fehlt. Der Partner des Deutschen, ein sehr gut Deutsch sprechender Türke, bringt uns einen Heizlüfter, so wird es warm im Zimmer, wir müssen nicht frieren und unsere nassen Sachen können trocknen.

Güzelyurt liegt in der Provinz Aksaray in Kappadokien und hat ca. 2.700 Einwohner.
Im 3. Jh. war der Ort unter dem Namen Karballa von verschiedenen christlichen Klostergemeinden besiedelt. Im 4. Jh. wuchs hier der als kappadokischer Kirchenvater bekannte Bischof Gregor von Nazianz auf. Bis Anfang des 20. Jh. war Güzelyurt unter dem Namen Gelveri von Griechen besiedelt und bekann für seine Töpfer- und Goldschmiedekunst. In dieser Zeit entstanden über 100 Kirchen.
Nachdem die griechischen Bewohner 1923 im Rahmen des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustauschs ausgesiedelt worden waren, wurden hier türkische Familien aus dem griechischen Kastoria und Kozan angesiedelt, die dem Ort den Namen Güzelyurt - Schöne Heimat - gaben.

Um 15 Uhr bessert sich das Wetter, die Sonne kommt hervor. Und wir fahren nun nach Ihlara und schauen uns dort die Schlucht - Grand Canyon der Türkei - an. Es sind 22 Meilen = 36 km für die Hin- und Rückfahrt. Die Besichtigung der wichtigsten Kirchen nimmt bis 17 Uhr in Anspruch. Eigentlich müsste man einen ganzen Tag oder mehr in diesem schönen Canyon verbringen.

Das Ihlara-Tal ist eine 15 km lange und bis zu 150 m tiefe Schlucht. In diesem Tal liegen mehr als 150 Felsenkirchen, Kapellen und zahlreiche Höhlenbauten. Bislang sind jedoch noch nicht alle entdeckt.

Die wichtigsten Kirchen sind:
Agacalti Kilisesi - Kirche unter dem Baum. Sie gilt als die älteste Kirche des Tals.
Sümbüllü Kilise - Hyazinthenkirche. Sie hat eine in den Felsen gemeißelte breite Fassade.
Yilanli Kilise - Schlangenkirche. Dies ist die größte und schönste Kirche des Tals.
Kokar Kilise - Duftende Kirche.
Pürenliseki Kilise - Terrassenkirche.
Kirkdamalti Kilisesi - St. Georgs-Kirche. Entstehungszeit 1283 - 1295. Hier findet man die Abbildung eines Geistlichen in seldschukischer Tracht. Dies wird als ein Zeugnis für die wechselseitige Toleranz der Religionen in damaliger Zeit interpretiert.

Die Schlucht wurde in prähistorischer Zeit vom Fluss Melendiz Su gegraben. Am nördlichen Ortsende von Ihlara führt eine Treppe mit fast 400 Stufen über 100 m tief in den Canyon. Das Tal war seit dem 7. Jh. Siedlungsgebiet byzantinischer Mönche, die in das Tuffgestein ihre Behausungen und Kirchen gruben.

Im Archäologischen Museum von Nigde werden die Mumien einer Frau und von 4 Kindern gezeigt, die im Ihlara-Tal gefunden wurden und aus dem 10. Jh. stammen sollen.

Eine Felsenkirche ist eine aus dem oder in den natürlichen Fels geschlagene Kirche. Bei den in den Fels gehauenen Kirchen wird auch von Höhlenkirchen gesprochen.
Viele Felsenkirchen lassen sich auf christliche Einsiedler zurückführen, die unter Felswänden Schutz vor Regen und wilden Tieren suchten. In späterer Zeit wurden diese Schutzwände von frommen Anhängern ausgehöhlt. Während die Existenz von Höhlenkirchen bereits für die christliche Antike belegt ist, fanden Höhlen- und Felsenkirchen in Europa und Afrika erst im Verlauf des Mittelalters Verbreitung.

Um 18.15 Uhr wird geduscht. Dann sehen wir einen herrlichen Regenbogen.

Dass der Reiseführer die Landschaft hier mit der Toskana vergleicht, ist uns unverständlich, denn nicht im Entferntesten sieht es aus wie in der Toskana. Die Landschaft ist anders, herrliche Felsen, wunder-schön. Der Ort Ihlara selbst ist zum Teil sehr ärmlich anzuschauen. Für mich immer wieder erschreckend so etwas zu sehen. Überall in der Landschaft liegt Müll herum. Dabei gibt es eine Müllabfuhr, die zum Teil täglich den Müll an den Häusern einsammelt.

Um 19 Uhr gehen wir zum Essen in das Restaurant des Hotels. Wir sind die einzigen Gäste (20 Zimmer). Rolf hat Halbpension vorgebucht, Kosten 16 Euro für 2 Personen.
Menu: Tomatensuppe, gemischten Salat, Forelle, gegart in eigenem Saft und Butter, dazu Kartoffeln, Pilze, Reis. Als Nachtisch gibt es Pfirsiche, Erdbeeren, Bananen - als Salat angerichtet. Das Essen ist mehr als lecker. Für uns ist es das beste Essen, was wir seit langem genossen haben. Der türkische Partner des Hotelbesitzers hat es gekocht. Wir sind begeistert.
Allerdings sind die zwei Gläser Weißwein, die wir zu der Forelle haben, mit 11 Euro völlig überteuert. Wir halten das erst für einen schlechten Witz, lassen uns den schönen Abend aber durch diesen Preis nicht verderben.

Das Hotel war sicher mal sehr schön, scheint sich jetzt aber auf einem absteigenden Ast zu befinden. Der deutsche Besitzer lässt es sich gut gehen und tut so gut wie nichts, wie wir sehen. Nur der türkische Partner arbeitet, aber wie lange wird das gut gehen? Außerdem fehlen in den Hotelzimmern die Fernseher. Selbst in den kleinsten einfachsten Hotels sind die in der Türkei vorhanden.

Bilder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Türkei

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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