4 Monate als Backpacker durch China

Reisezeit: April - August 2012  |  von Anja & Wolfgang

Chongqing 8.6. bis 10.6.

Stadtbesichtigung Chongqing

08.06.2012
Tagesziel: Chongqing Bus Km 15, 8 Std. Stadtbesichtigung
Wetter: bedeckt, <30°

Chongqing, ein Moloch, eine Megastadt mit über 33 Mio Einwohner, ein Nebelloch am Yangtse, im Sommer heiß wie im Hochofen und nur der Feuertopf hier (Hotpot = chinesisches Fondue) ist noch heisser, das sind ein paar der Schlagworte die diese Stadt umgeben.
Als man 1998 Chongqing von der Provinz Sichuan abtrennte und als Regierungsunmittelbare Stadt (zusätzlich zu Peking, Shanghai und Tianjin) der direkten Kontrolle der Zentralregierung unterstellte, gab man ihm noch ein Umland von ca. 400*400km mit, in dem sich damals mehrere Millionenstädte befanden - und in diesem 'Stadtgebiet' (besser Kreis) leben diese 33 Mio. Menschen, in der Kern-Stadt selbst nur ca. 5-6Mio.
Das ist etwa so, als ob ganz Süddeutschland bis auf Höhe Main einem neuen Stadtstaat München zugeschlagen würde und man dann stolz sagt: 'München hat 15 Mio Einwohner'.
Seit 2000 ist Chonqings Bezirk Liangjiang eine Sonderwirtschaftszone ähnlich Pudong bei Shanghai - und seither wird versucht diesem grossen Vorbild nachzueifern.
In der Innenstadt wurde schon viel altes abgerissen und neue Hochhäuser sind überall im Bau bzw. teils bereits fertiggestellt - Erinnerungen an Shanghai Mitte der 90er werden wach.
Man ist hier stolz darauf die längste Rolltreppe Asiens zu besitzen (120m lang, Gebühr RMB 2),

damit Fussgänger vom Bahnhof am Flussufer bequem nach oben zur U_Bahn Richtung Stadtmitte fahren können- hier dürfte wohl HongKong mit seinen Rolltreppen in die Wohngebiete am Viktoria Hill als grosses Vorbild gedient haben.
Sowohl der Yangtse als auch der Jialing Fluss haben sich im Laufe der Zeit ein sehr tiefes Flussbett gegraben und das Stadtzentrum Chonqing liegt genau an der Stelle an der der Jialing in den Yangtse mündet, auf einer Art Halbinsel, etwa 80 bis 100m oberhalb des Wasserspiegels. Über beide Flüsse hinweg führen mittlerweile ausreichend neue , mehrspurige Brücken, vom Fluss hinauf in die Stadt jedoch gibt es ausser den Rolltreppen meist nur schmale Strassen und steile Treppen, auf denen Lastträger Waren vom Fluss hoch in das Stadtzentrum schaffen, während kleinere Lasten dann in Kraxen kommen, von denen es auch diese Kinderwagenersatz-Version gibt.

immer noch bequemer, als das Kind auf dem Arm die Stufen hoch zu tragen

immer noch bequemer, als das Kind auf dem Arm die Stufen hoch zu tragen

Dazu gibt es hier ein neues, modernes U-Bahnnetz, dessen Bahnhöfe neben den üblichen Gepäck-Scannern auch noch mit einem Flüssigkeitserkennungssystem ausgestattet sind. Alle mitgeführten Flaschen müssen ungeöffnet!! in ein Gerät eingelegt werden und werden hier irgendwie 'auf den Inhalt' untersucht. Glück gehabt, unser Trinkwasser wird als solches erkannt und darf unbeanstandet mitreisen.
Unsere Stadtbesichtigung beginnen wir am über 1000 Jahre alten Arhat Tempel

in dessen grosser Halle sich die Terrakottafiguren von über 500 Erleuchteten(Arhats) befinden.
Auf unserem Weg Richtung Westen kommen wir nun abwechselnd an neuen

Das Befreiungsdenkmal (Mitte) von Hochhäusern des Financial Centers eingerahmt

Das Befreiungsdenkmal (Mitte) von Hochhäusern des Financial Centers eingerahmt

und alten Stadtteilen vorbei.

alte Pfahlhäuser nahe der 18 'Stufen Plattform' - aber wie lange noch?

alte Pfahlhäuser nahe der 18 'Stufen Plattform' - aber wie lange noch?

Unser Versuch das 3 Georges Museum zu besuchen endet vor verschlossenen Türen, den Einlass nur bis 16:00, dafür sehen wir uns noch die gegenüberliegende People's hall (Halle des Volkes) an, die 1954 als erstes 'modernes Gross-Bauwerk der Volksrepublik China' erbaut wurde

und bei dem sich der Architekt sehr vom Himmelstempel in Peking inspirieren lies.
Mit dem Bus geht es dann zurück zu unserem Hotel, noch ein kleines Abendessen um die Ecke und dann nach 5 Tagen zum ersten mal wieder in einem schaukellosen Bett.

Ho(s)tel: 7 DaysInn in Chongqing

Wir fahren aufs Land

09.06.2012
Tagesziel: Dazu Rock Carvings Bus Km 265, 4 Std. Besichtigung
Wetter: Bedeckt, kurzer Nieselregen, <30°

Heute Morgen stärken wir uns erst einmal mit feurig-scharfen Teigtaschen, bevor wir dann zu unserer 2 ½ stündigen Busfahrt nach Dazu aufbrechen.
Dazu liegt in einem Sandstein Gebiet westlich von Chonqing und vor ca. 1500 Jahren wurde dort begonnen aus den Sandsteinfelsen, insbesondere in Sandsteingrotten, buddhistische und taoistische Skulpturen zu schnitzen (Rock Carvings), von denen viele bis heute noch erhalten sind. Seit 1999 sind diese Steinschnitzereien zum Weltkulturerbe erklärt. Der Schatzgipfelberg bei Dazu ist der jüngste der vier grossen buddhistischen Grottentempel Chinas (neben Dunhuang, Luoyang und Datong) und angeblich der am besten erhaltene.
In der Umgebung von Dazu können an etwa 40 Stellen diese Rock Carvings gefunden werden, touristisch voll erschlossen sind jedoch nur der Schatzgipfelberg, ca. 10km nördlich der Stadt (E=RMB 135, als Kombi mit Nordberg E=RMB 170) und der Nordberg, ca. 30. Min. Fussweg ab Dazu, auf dem sich die ältesten Rock Carvings befinden.
In Dazu angekommen nehmen wir einem Shuttlebus (RMB 3) zum Schatzberg, dessen Skulpturen alle in den 70 Jahren zwischen 1174 und 1252 (Südliche Song Dynastie) fertiggestellt wurden. Wir bestaunen dort u.a. die 1000armige Guanyin,

1007 Arme, jedes mit einem Auge versehen

1007 Arme, jedes mit einem Auge versehen

und den 31m langen, über 5m hohen liegenden Buddha

dessen Unterteil bewusst unvollendet klar gehalten wurde um den Betrachtern Raum für Meditation, für eigene Vorstellungen zu geben.
An der Drachenquelle wird der junge Buddha von 9 Drachen, die über ein unterirdisches Kanalsystem gespeist werden, gebadet. Fast alle Skulpturen wie z.B. dieser Buddha sind farbenprächtig bemalt

und äusserst detailliert bearbeitet. Wir kommen noch zu einer 25*75m grossen Felswand, an der wieder einmal anschaulich geschildert wird, was die Guten und den Bösen einst erwartet.
Der Weg zur umgedrehten Pagode endet vor einer Eisentür, vom grossen Tempel hier ist wegen Bauarbeiten fast nichts zu sehen und ein weiterer Teil der Anlage wegen Renovierung für Besucher gesperrt.
Wir fahren mit dem Shuttlebus zurück nach Dazu und machen uns auf zum Nordberg, auf dem die Skulpturen zwar teils wesentlich älter (ab 5. Jh)

Buddha aus dem 5. Jh

Buddha aus dem 5. Jh

der Pfauenbuddah

der Pfauenbuddah

aber auch weniger gut erhalten sind, sich teils sogar in einem sehr schlechten Zustand befinden.
Tipp: Um den Nordberg entsprechend würdigen zu können, sollte man ihn eigentlich vor dem doch wesentlich prächtigeren Schatzberg besuchen.
Auf einem Gipfel nahebei findet man noch diese Schatz Pagode,

die nicht bestiegen werden kann, aus derem Mauerwerk bereits die ersten Bäume spriessen. Der `drei Buddha Tempel` neben der Pagode kann als verfallen bezeichnet werden, aber in einer (schlecht markierten) Grotte unterhalb der Pagode, finden wir das für uns absolute Highlight des Nordberges,

zwei 26m hohe aus dem Sandstein gehauene Buddhas.
Zurück in Dazu nehmen wir wieder den Überlandbus der uns nach Chongqing bringt.
Hier noch einen scharfen Hot Pot (Feuertopf) zum Abendessen, Tickets für die Weiterreise Übermorgen gekauft, Pläne für Morgen geschmiedet, noch eine Weile vor dem PC...

Ho(s)tel: 7 DaysInn in Chongqing

Nochmals Stadtbesichtigung Chongqing

10.06.2012
Tagesziel: Chongqing Bus Km 20, 6 Std. Stadtbesichtigung
Wetter: L. Regen bis bedeckt,<30°

Heute morgen gehen wir erst einmal quer durch die Stadt und verbringen dann den Vormittag im 3-Schluchten Museum von Chongqing (E=frei, letzter Einlass 16:00). Neben einer Ausstellung über den Damm und sein riesiges Reservoir mit vielen vorher/nachher Bildern finden wir eine gutgemachte Übersicht über die 55 chinesischen Minderheiten (91% der Chinesen sind Han, die restlichen 9% teilen sich 55 Volksgruppen / Minderheiten / Minorities) mit unterschiedlichen Trachten, Lebensgewohnheiten, kultureller Vergangenheit. In weiteren 6 Ausstellungsräumen waren noch eine Sonderausstellung über die Yi Minorität, die Ba Minorität, das Geld im Laufe der Zeit und Bilder / Dokumente über den Chinesisch/Japanischen Krieg zu finden. Im grossen und ganzen ein modernes, gut gemachtes Museum, in dem jedoch noch nicht überall zweisprachige Beschreibungen anzufinden sind.
Den Nachmittag verbringen wir in Ciqikou,

einem der ältesten Stadtteile von Chongqing. Hier ist Leben auf der Strasse...

und am nahe gelegenen Fluss.
Neben vielen alten, mittlerweile bestens renovierten Häusern aus dem Ming-Dynastie

Wir bewunderndie Nudelmacher(innen) am Strassenrand

hier tropft der Teig durch ein Sieb direkt in kochende Wasser

hier tropft der Teig durch ein Sieb direkt in kochende Wasser

und die Zuckerwatteverkäufer, die hier nicht nur ein Stäbchen befüllen,

sondern Kunstwerke aus Zuckerwatte herstellt.
Mit dem Bus 808 fahren wir am späten Nachmittag durch den sonntäglichen? Stau zurück Richtung Hotel, geniesssen noch ein kleines, aber sehr feine Abendessen, bevor wir uns an den PC im Hotel zurückziehen.
Morgen frühe geht es weiter, auf zum Emei Shan, einem weiteren der heiligen buddhistischen Berge - aber davon dann mehr im nächsten Kapitel.

Ho(s)tel: 7 DaysInn in Chongqing

© Anja & Wolfgang, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesmal ohne WoMo, dafür ca. 120 Tage lang mit Bahn, Bus und Rucksack von Ho(s)tel zu Ho(s)tel quer durch die Mitte Chinas. Wie immer freuen wir uns über alle virtuell Mitreisenden - und Gästebucheinträge sind natürlich herzlichst willkommen.
Details:
Aufbruch: 10.04.2012
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 10.08.2012
Reiseziele: Deutschland
Vereinigte Arabische Emirate
China
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.