Onsen, Sushi und Grüner Tee: Reisebericht aus Japan

Reisezeit: November 2010  |  von Peter Belina

Osaka - Nara

Bekannt für das Altstadtviertel Gion sind seine Geishas.

Bekannt für das Altstadtviertel Gion sind seine Geishas.

10.11.2010: Wieviele Schüler gibt es in Japan?

Heute früh krühen die Hähne früher als sonst, sie wurden von uns geweckt. Warum wir so früh raus sind? Aus zwei Gründen, zum einen wollen wir noch nach Nara, der alten Königsstadt, wollen aber auch die ganzen Sehenswürdigkeiten am Ostrand der Stadt nicht verpassen und außerdem wollen wir vor den Myraden der Bustouristen dort sein. Beides gelingt uns, zumindest teilweise.

Als ein Bus kommt, springen wir rein. Kaum drin, merken wr, dass er in die falsche Richtung geht. Der Fahrer weigert sich jedoch, uns wieder rauszulassen, müssen also eine Station mifahren, fast wieder zurück zum Hotel. Dafür will er aber den vollen Tarif, je 220Y (Heute haben wir keine Tageskarte, da nur eine Busfahrt geplant ist). Also gehen wir wieder in Richtung der Tempel, ein Bus kommt ums Verrecken nicht. Gegen 8:30 Uhr sind wir am Ausgangspunkt. Es hat Spaß gemacht, diese alten Gäßchen hochzulaufen. Und tatsächlich, die Zahl der Besucher hält sich noch sehr in Grenzen, sollte sich aber bald ändern. Eine Stunde später ein Meer in Blau. Offensichtlich gehen alle Klassenfahrten in Japan nach Kyoto. Da die Kids alle in Schuluniformen herumlaufen, ergibt sich ein gewisses einheitliches Bild. Vor allem, da fast alle Schulen eine Art Matrosenanzug präferieren. Bei den Jungs muss man schon sehr genau hinschauen, um die Unterschiede festzustellen (graue, blaue oder weiße Socken unter den langen Hosen), bei den Mädchen ist es schon "deutlich" einfacher. Glatter oder gefalteter Rock? Weiße oder blaue Socken? Socken, Kniestrümpfe oder Strümpfe? Zwei, drei oder vier parallel laufende Streifen am Sakko? Durchgehende oder an den Ecken sich kreuzende Streifen...

Im ersten Moment hatte ich gedacht, die sind alle aus einer Schule, tatsächlich waren die aber wohl aus mehreren Dutzend. Ach ja, irgendwo zwischen den Kids gab es auch noch einige toll gelegene Tempel, Schreine, Tori und Buddas sowie tolle alte Gassen zwischen den schönen alten Häusern.

Auch heute fällt das Mittagessen aus, um 13:20 Uhr geht unser Bus nach Nara. Also wieder zum nächsten Convenience Shop, diesmal zum Family Mart und mit Essen eingedeckt. Wir haben ja eine Stunde Zeit zum Essen. In Nara geht es erst mal zum Nara-koen, einem großen Partk am Rande der Stadt mit vielen zahmen Rehen und Hirschen. Die Tiere gelten als heilig, haben den Status von lebenden Nationalschätzen und leben in einem Weltkulturerbepark. Die Daibutsu-den-Halle gilt als größtes Holzgebäude der Welt und mit einem imposanten Bronzebuddha drin, einer der größten Bronzefiguren weltweit.

Draußen werde ich erst von den Rehen und dann von den Schülern gejagt. Von den Rehen wegen der Leckerlis und von den Schülern wegen der Clowneries.

Im Park gibt es für 150Y Leckerlis für die Tiere zu kaufen. Die sind nicht dumm. Kaum hast Du welche gekauft, kommen die Tiere auf Dich zu. Glücklicherweise wurden die Geweihe Anfang Oktober abgesägt. Dir werden die Essensteile quasi aus der Hand gefressen. Wenn Du sie nicht schnell genug rausrückst, kriegst Du erstmal einen kräftigen Schubser von hinten mit dem Kopf. Ruhe ist erst, wenn man den Tieren seine offenen Hände zeigt, damit die sehen, dass Du "unbewaffnet" bist.- Erst dann lassen sie ab und suchen sich ein neues Opfer.

Und die Schüler? Ja ja, die waren überall. Also mache ich das Beste daraus. Als ein Schüler auf einem Bein stehend mit einer Grimasse vor einem Tempel steht und von seinem Kumpel fotografiert werden will, imitiere ich ihn, ohne das er es merkt. Er wundert sich, warum er plötzlich von allen Seiten fotografiert wird...

Ein Stück weiter bietet eine Lehrerin ihren Schülerinnen an, sie zu fotografieren. Die Mädels setzen sich also alle brav hin, die Lehrerin auch, nachdem sie etwas fassungslos die knapp 30 Fotoapparate vor sich sieht. Also setzt sie sich in stoischer Ruhe hin und will mit dem Fotografieren loslegen. Na nicht so schnell, bitte! "Excuse me, one moment, please", rufe ich, lege meine Kamera zu den anderen und setze mich hinter die Mädels. Ich weiß auch nicht warum, aber das Lachen wil nicht mehr aufhören. Habe mir ganz schön was eingebrockt. Plötzlich wollen alle ein Foto, auch andere Klassen und Schulen... Musste mich langsam absetzen, sonst säße ich wahrscheinlich noch 2-3 Wochen dort herum.

Warum ich das erzähle? Weil es doch ein bißchen zeigt, dass "der" Japaner nicht so undurchschaubar und abweisend ist, wie man im Ausland oft denkt. Dieses Image ist wohl v.a. darauf zurückzuführen, dass die Mehrheit der Bevölkerung sehr schüchtern ist und außerdem miserabel Englisch kann und dadurch noch mehr verunsichert wird- liegt wohl am katastrophalen Englischunterricht. Trotz der vielen Tausend Schriftzeichen ist die Zahl der Laute deutlich geringer als bei den germanischen oder romanischen Sprachen (Es gibt z.B. eine Restaurantkette namens "Loteria". Habe zunächst gedacht, das sind riesige Lotteriebuden, bis ich die Speisekarten gesehen habe; klar, spricht sich ja auch Roteria aus, ein richtioges "L" kennen die Japaner ja nicht.)

Am Schrein werden auch Weissagungen in englischer Sprache verkauft. Na, dann wollen wir doch mal. Ich zahle brav meine 200Y, sehe aber keinen der großen Zettel mit den Weissagungen. Die Schreinerin (heißt so nicht die Mitarbeiterin eines Schreins?) zeigt auf drei kleine Gefäße. Wird schwieriger, als ich dachte. Wie sollen die Zettel in eine Dose passen, die allenfalls halb so lang ist wie die Zettel mit den Weissagungen. Jetzt sehe ich es, da ist ein winziges Loch, also schüttele ich, ein Stäbchen mit einer Nummer kommt zum Vorschein; insesamt gibt es rund 1.000 davon. Unser Guide ist fassungslos, sie hat noch nie solch positive Zukunftsaussichten gelesen; Gesundheit, Freunde, Glück im Beruf und der Liebe, viele Reisen und und und... Ich glaube, ich kann unbeschwert weiterreisen.

Zum Abendessen geht es in die Pontocho-Straße, einer der besten Fressmeilen des Landes. Ein schnuckeliges Lokal folgt dem anderen. Wir gehen immer dem Lärm nach. Aaah! Hier ist ein deutliches Schlürfen zu hören. Wir sind in einem Ramen-Lokal und essen wir uns mit Ramen (Nudeln in Fleischbrühe) in Brühe mit Misogeschmack (gedünstete Sojabohnen) und Fleisch- und Gemüsestückchen satt.

Lunchtime für die heiligen Rehe.

Lunchtime für die heiligen Rehe.

© Peter Belina, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Japan ist anders. Japan ist eine Herausforderung. Japan ist ein Erlebnis. Japan nervt. Japan begeistert. Japan ist unglaublich vielseitig. Eine tolle Reise liegt hinter mir. Von Osaka aus ging es immer Richtung Süden mit Kurokawa-onsen, einem versteckten Bad, Nagasaki, einer Traumstadt, dem Mt. Aso, einem tollen Berg, den Klostern auf Koya-san und Kyoto mit seinen schönen Tempeln als Highlights.
Details:
Aufbruch: 05.11.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.11.2010
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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