Japan, die Zweite

Reisezeit: März / April 2013  |  von Stefan Böhm

07.-09.04. Insel Shikoku

07.04. Anreise auf Shikoku

Heute geht es weiter auf die Insel Shikoku. Damit verlassen wir die Touristenpfade und wagen uns in das ländlichere und wenig touristische Japan. Gestern Nachmittag habe ich mir unsere Reservierung für die nächste Nacht noch einmal angeschaut und festgestellt, dass ich uns da wohl ein Hotel der etwas anderen Art reserviert habe. Nachdem es schon im April/Mai letztes Jahr schwierig war, auf der Insel überhaupt noch Hotels zu bekommen, war ich froh, hier noch Zimmer zu bekommen. Jetzt lese ich, dass es kein W-Lan und kein Frühstück gibt, dafür DVD Player, Massagesessel und "Sexspielzeug" uff, mal sehen was das wird heute Nacht.
Die Linie 1 mit der wir vom Bahnhof zu unserem Hotel gekommen sind, bringt uns auch weiter zum Hafen. Etwa 40 Minuten dauert die Fahrt, dann stehen wir genau vor dem Fährgebäude. Es gibt eine "reguläre" Fähre nach Matsuyama, die 3.500 Y kostet und etwa 3 Stunden benötigt. Dann gibt es noch das Schnellboot, das etwa 1,5 Stunden braucht und 6.500 Y kostet. Wir haben vor, die Reguläre zu nehmen. Nachdem wir keine Aufteilung finden können, gehen wir zu dem Schalter, den wir sehen und fragen nach dem Boot. Im Touristoffice hat die Dame mir einen kleinen Fahrplan mitgegeben, in dem die Fahrtzeiten beider Fähren stehen. So deutete ich auf den Teil mit der regulären Fähre. Die Angestellte hielt mir einen mehrsprachigen Zettel hin auf dem stand, dass der Betrieb der regulären Fähre heute eingestellt sei. Schade, dann müssen wir eben die Schnellfähre nehmen. Wer weiß, für was es gut ist. 20 Minuten mussten wir noch warten. Das Boarding beginnt erst 5 Minuten vor der Abfahrt. Es gibt zwei Decks. Nachdem im unteren bereits alle Fensterplätze belegt sind, gehen wir in den oberen kleineren Stock, wo nur zwei Herren sitzen. Ob das hier 1. Klasse ist? Wir setzen uns halt einmal. Mehr als uns runter schicken können sie ja nicht. Kurz darauf kommt auch schon eine junge Dame die auf ein Schild zeigt, dass die obere Etage einen Zuschlag von 500 Y kostet. Das Schild ist nur nicht zu sehen, wenn man die Treppe hoch kommt. Wir überlegen kurz und gönnen uns dann den Luxus. Die Überfahrt ist recht angenehm, auch wenn etwas mehr Wellengang herrscht und der Himmel am Horizont zum Teil ziemlich grau aussieht.

Am Hafen Matsuyama schauen wir uns nach einer Touristeninfo um. Tatsächlich finden wir eine in der Ankunftshalle in der hinteren Ecke. Es ist nur niemand da. Nachdem wir ein Weilchen unschlüssig herumgestanden sind, sieht uns eine Putzfrau, macht ein Zeichen, dass wir warten sollen und läuft weg. Wenig später kommt ein Herr in Anzug fast schon gerannt. Ich halte ihm meinen Googlemaps Ausdruck mit der Bahnhaltestelle für unser Hotel hin. Er studiert ihn eine Weile, dann meint er erst, dass wir zu der Haltestelle nicht kommen (JR). Ich zeige auf die andere. Er strahlt "das geht" und deutet nach links. Viel mehr Informationen sind mangels Englischkenntnissen seinerseits nicht zu bekommen. Wir bekommen aber einen Stadtplan, der uns auch schon hilft. Vor dem Fährgebäude sehen wir dann ein kleines Schild, dass es 600 Meter zur, Haltestelle sind. Als ist laufen entlang der Straße angesagt. Gehwege gibt es keine.

Interessant was in so einem Fährhafen so alles ausgeschildert wird.

Interessant was in so einem Fährhafen so alles ausgeschildert wird.

An der Haltestelle gibt es keinerlei Hinweise auf Latein. Also halte ich meinen Ausdruck der Stationsaufsicht hin. Der zeigt auf den Fahrkartenautomat. Ich frage ihn, wie viel wir zahlen müssen. Darauf kommt er mit und zeigt uns, dass wir 4 Haltestellen fahren müssen.
Da angekommen zeige ich der Aufsicht dort erneut meinen Zettel und er erklärt uns wie wir laufen müssen. Wir befinden uns in einem Vorort von Matsuyama. Ich bezweifle, dass sich normalerweise Touristen in dieses Gebiet verirren. Immerhin sehen wir auf dem Weg zum Hotel schon einmal einen Family Mart, ein Restaurant und interessanterweise gegenüber dem Hotel eine recht imposante Kirche.

Im Hotel müssen wir zuerst den Eingang suchen. An der Lobby ist niemand. Also klingeln wir. Es kommt eine Dame, der ich sage, dass wir eine Reservierung habe. Sie bittet uns zu warten und verschwindet. Nach einiger Zeit taucht dann ein Herr auf, der uns zu unseren Zimmern bringt und alles erklärt. Das "Schaltpult" am Kopfende der Betten und die Fernbedienung sind ohne größere Erläuterungen kaum zu verstehen. Als ich die Zimmer mit Kreditkarte zahlen möchte, holt er ein Kartenlesegerät das er aber nicht zum laufen bekommt. Man sieht ihm seine Erleichterung an, als wir nach ein paar Versuchen meinen, dass wir auch bar zahlen können. "Üblicherweise" wird das Zimmer an einem Automaten im Zimmer entweder mit einer japanischen Kreditkarte oder eben in bar gezahlt. Also kommt er noch einmal mit in unsere Zimmer und zeigt uns, wie wir zahlen müssen. Das Zimmer kostet 7.900 ohne Frühstück. Das ist nicht billig, aber auch nicht das teuerste Zimmer auf unserer Reise. Wir sind immerhin zur Kirschblüte unterwegs und bereits im letzten März / April waren wir teilweise wie zu spät dran für Hotelreservierungen.
Wie gesagt absolut diskret und ohne Kontakt zu irgendeinem Personal.

Bei der Gelegenheit, hole ich gleich noch ein paar Zimmerpreise nach:
Hotel Nihonbashi in Tokio 5.800 pro Nacht / Zimmer ohne Frühstück. Hotel Nissei in Osaka 5000 pro Nacht / Zimmer mit einfachem Frühstück. Hotel Comfort in Hiroshima weiß ich nicht mehr genau weil wir das mit der Reservierung gleich zahlen mussten, aber auch etwa 50 - 60 € pro Nacht / Zimmer mit ordentlichem Frühstück.

Als wir dann etwas später zu einer Besichtigung der Burg Matsuyama aufbrechen wollen, klingelt plötzlich mein Telefon. Ein leicht panischer Axel ruft mich an, weil er nicht aus seinem Zimmer kommt. Ich gehe an meine Tür - und bin ebenfalls eingeschlossen. "Nur ruhig, ich lege auf und melde mich dann wieder wenn ich etwas weiß". Als erstes versuche ich mein Glück mit dem Telefon am Bett. Weder 0, noch 1, 9 oder # helfen weiter. Also schaue ich mich um und sehe am Zahlautomaten noch ein Wandtelefon. Hier bekomme ich mit der 1 jemand an die Leitung und sage, dass mein Zimmer versperrt ist. "Einen Moment" und kurz darauf höre ich ein klacken und die Tür geht auf. Auch Axels Tür ist wieder entriegelt. Der ältere Herr an der Rezeption bittet vielmals um Entschuldigung. Er hat schon einen Techniker angerufen, damit die Schlösser repariert werden.
So lange marschieren wir zum Bahnhof und nehmen den Zug in die Stadt. Die Haltestelle, die ich anvisiere, befindet sich zwischen dem JR Bahnhof, den wir für die Weiterreise morgen benötigen und der Burg. Als wir aussteigen, sehen wir dass beides in der Tat nur wenige Meter entfernt liegt. Wir machen uns als erstes auf den Weg zur Burg. Die ist lange nicht zu sehen. Nachdem wir dann aber durch das äußere Burggelände laufen und sie zum ersten Mal zu sehen bekommen sind wir erstaunt über die Größe der Befestigungsanlagen. Der steile Weg zur Burg hinauf lohnt sich. Sie ist tatsächlich sehr beeindruckend. Außerdem hat man einen schönen Blick auf die Umgebung. Dazu kommt dann auch noch, dass wir wieder einmal beide wegen meinem Schwerbehindertenausweis den Eintritt umsonst bekommen. Der Standardpreis beträgt 500 Y.

Fast oben angekommen haben wir noch gesehen, dass auf der Rückseite des Berges eines Seilbahn rauf fährt. Wir sind aber auf der Seite runter gelaufen, weil es unterwegs noch einen Schrein geben soll. Der ist dann zwar in einer schönen Lage in den Wald hinein gebaut aber im Übrigen gibt es hier wenig zu sehen.

Nachdem wir den Schrein zum Hintereingang betreten haben, verlassen wir ihn durch den Haupteingang über etliche Treppen und landen am Rand einer kleinen Fußgängerzone auf der einige Zelte aufgebaut sind. Ein Fest? Neugierig wie wir sind, wollen wir uns das näher ansehen und bleiben an einem Zelt mit Deutschlandfahne hängen. Ein Deutscher Auswanderer verkauft hier selbst gemetzgerte Würste. Wir unterhalten uns eine Weile mit ihm. Er ist mit einer Japanerin verheiratet und mit ihr vor ein paar Jahren von Frankfurt hier her gezogen. Hier betreibt er eine Deutschschule und hilft Deutschen Firmen. Das mit den Würsten ist wohl eher so etwas wie ein Hobby und Nebenerwerb.
Wir haben eine seiner Würstchen getestet die durchaus lecker waren und sind weiter gezogen.

Links von uns befindet sich der Hügel mit der Burg, also müssen wir versuchen, gegen den Uhrzeigersinn um ihn herum zu gehen. Leider haben wir dabei wohl eine Straße erwischt, die schräg von unserer Richtung weg läuft und sind auf diese Weise relativ weit von unserem geplanten Weg abgekommen. Immerhin sind wir bei einer Straßebahnhaltestelle gelandet, an der wir uns dann wieder orientieren konnten. Wir müssen nur eine Haltestelle fahren und sind wieder da, wo wir hin wollten.
Am JR Bahnhof haben wir einen Fahrplan für die Züge nach Utazu bekommen. Erst planten wir, mit der Straßenbahn wie heute hier her an den Bahnhof Matsuyama zu fahren. Dann überlege ich mir, dass der Zug im Prinzip genau durch den Bahnhof fährt, der ganz in der Nähe zu unserem Hotel liegen muss. Also beschließen wir, mit dem Zug von hier zu unserem Hotel zurück zu fahren. Das ist gerade einmal eine Haltestelle. Da angekommen entpuppt sich der Weg zum Hotel als relativ einfach und recht kurz. Warum sollten wir da erst in die entgegen gesetzte Richtung fahren.
Es ist bereits so spät, dass wir uns gleich nach einer Möglichkeit zum Abendessen umschauen können. Eine Gaststätte hatte ich bei unserer Anreise heute Mittag schon entdeckt. Das sieht nach Selbstbedienung aus. Ganz nett, aber nicht sehr gemütlich.
Nachdem es noch etwas früh ist, beschließen wir, zuerst noch etwas spazieren zu gehen. Bei der Gelegenheit kommen wir dann auch gleich dazu, dass Axel einmal eine Patchinko Halle von Innen sieht. Mehr wurde auch nicht daraus, nachdem wieder ein infernalischer Lärm herrscht. Axel hielt sich die Ohren zu und wollte nur noch raus.

Dabei entdecken wir zum einen ein kleines Kaffee, in dem wir morgen früh frühstücken gehen wollen. Anschließend kommen wir noch an einer richtig gemütlich wirkenden Kneipe vorbei in der es Spießchen gibt. Da gehen wir rein. Leider gibt es keine englischsprachige Karte und auch die Bilder helfen nicht wirklich weiter. Immerhin schaffen wir es, für mich einen kleinen gegrillten Fisch und für Axel zwei Spießchen zu bestellen. Das war zwar recht lecker aber bei weitem nicht ausreichend um satt zu werden. Dazu war das Ganze mit zwei Bier auch noch recht teuer. Also sind wir wieder aufgebrochen und in den Selbstbedienungslagen. Der war zwar nicht sehr gemütlich und das Essen eher einfach, aber es hat gut geschmeckt und war ausgesprochen günstig. Ich habe für etwas frittiertes, mit Reis und Suppe keine 500 Y gezahlt. Bei Axel war es ähnlich.

© Stefan Böhm, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach einer ersten Japanreise im Herbst 2007 werde ich die Reise mit geringen Abweichungen diesesmal zur Kirschblüte ein zweites mal durchführen. War beim ersten mal eine Freundin von mir dabei, bin ich diesmal mit Axel zusammen unterwegs.
Details:
Aufbruch: 27.03.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 22.04.2013
Reiseziele: Japan
Türkei
Der Autor
 
Stefan Böhm berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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