Japan, die Zweite

Reisezeit: März / April 2013  |  von Stefan Böhm

14.04. Mount Fuji ruft

Wir ziehen heute weiter, dem nächsten Highlight entgegen. Unser Ziel ist diesmal der Mount Fuji. Bei meiner letzten Reise habe ich nur am späten Abend einen schwachen Blick auf ihn ergattern können. Hoffentlich haben wir diesmal mehr Glück.
Die Etappe ist eine der wenigen, bei denen ich etwas unsicher bin, ob es so klappt wie wir gerne wollen. Hier hat uns auch die Touristeninformation nicht wirklich weiter helfen können. Wir haben zwar eine Art Plan bekommen und auch eingezeichnet, an welchem Ort wir umsteigen müssen, aber näheres war in Kyoto nicht zu erfahren. Die Mitarbeiter der Informationen kennen sich immer sehr gut in ihren Städten aus, aber wenn es etwas weiter weg liegt, dann werden sie unsicher. Das dürfte aber bei uns nicht anders sein.
Es war immerhin schon sehr hilfreich zu erfahren, dass wir nicht wie erwartet in Ort Fuji umsteigen müssen, sondern in Mishima und dort nicht mit dem Zug, sondern einen Bus nach Kawaguchi-ko nehmen müssen.
Mit dem Shinkansen dort angekommen verlassen wir den Bahnhof und landen im Busbahnhof davor. Die frage ist nur, welchen Bus wir benötigen. Ich frage einen Busfahrer der aber nur die Achsel zuckt. Er weiß es nicht. Axel bleibt mit unseren Koffern stehen und ich suche nach einem Fahrkartenschalter oder etwas in der Art. Ich finde auch ein Kartenhäuschen und werde zum Bahnhofsausgang Süd geschickt, auf der anderen Seite des Bahnhofs. Wir schnappen unsere Koffer und laufen los als uns eine Gruppe Ausländer entgegen kommt, die wir im Zug auch schon gesehen haben.
Am Südausgang finden wir wieder ein Kartenhäuschen und bekommen dort Fahrkarten für einen Bus, der gleich losfahren soll. Also wir noch etwas herumstehen gibt uns die Verkäuferin zu verstehen, dass wir uns eilen sollen. Tatsächlich kommen am Bus ein, verstauen unsere Koffer und kurz darauf geht es los. Außer uns ist nur noch ein vermutlich indisches Pärchen an Bord. Ohne Stopp fahren wir durch bis wir etwa 90 Minuten später in Kawaguchi-ko sind.

Unterwegs habe ich noch einmal unsere Hotelreservierung angesehen. Wir sind hier in einem Hotel in japanischem Stil untergebracht wobei mir der Unterschied davon zu einem Ryokan nicht recht klar wird. Auf jeden Fall habe ich dabei auch entdeckt, dass das Hotel einen kostenlosen Shuttleservice anbietet. Jetzt fragt sich nur, wie wir diesen ordern können. Wie so oft, gibt es auch hier in dem kleinen Bahnhof direkt eine gut besuchte Touristeninformation.
Als wir der Dame dort zeigen, dass wir ins Hotel Nishimiyasou wollen sagt sie von sich aus, dass es einen Shuttle gibt und sie uns helfen kann indem sie dort für uns anruft. Allerdings geht das erst ab 15:00 weil im Hotel vorher die Zimmer gerichtet werden. Jetzt ist es kurz vor 14:00. Wir überlegen was wir machen. Leider können wir die Koffer nicht hier stehen lassen. Axel meint, er ist heute fit und wir könnten laufen. Ich weiß nicht so recht. Es scheint doch ein ganzes Stück zu sein. Andererseits - über eine Stunde warten mit den Koffern an der Hacke ist auch nicht so das Gelbe vom Ei. Also gut, dann laufen wir. Wir bekommen eine Art Stadtplan vom Kawaguchiko See und marschieren los. Wir laufen und laufen und laufen und es nimmt kein Ende. Dazu noch gibt es keine vernünftigen Gehwege.

Das Ganze macht nicht wirklich Spaß. Irgendwann kommen wir an einen Tempel. Laut meinem Googlemapsausdruck müsste das Hotel hier irgendwo sein. Es ist aber nichts zu sehen. Ich meine noch, ob es das eine Gebäude ist, das wir da die Gasse rein sehen, aber das kann es wohl nicht sein. Immerhin zahlen wir hier die zweitteuerste Übernachtung auf unserer Reise und das da sieht eher ziemlich baufällig aus. Axel meint noch, ob wir jemand fragen, aber ich sage nur etwas genervt, "wen denn?" und laufe weiter - das ist mir hier alles viel zu ländlich. In einem großen Bogen laufen wir am See entlang um das Tempelgelände herum nur um wieder vor einer ähnlichen Gasse zu stehen. Auch hier kein Anzeichen für ein Hotel. Da kommt ein kleiner roter PKW aus der Gasse. Ich laufe hin und versuche die Insassen zu fragen, ob sie das Hotel Nishimiyasou kennen und halte ihnen auch unsere Reservierung hin. Anhand meines Ausdrucks können sie zwar erkennen, dass wir hier an dem Tempel stehen, aber mehr auch nicht. Dann fahren sie in die Richtung aus der wir kommen. Während wir ratlos herumstehen kommen sie plötzlich zurück. Ein Mädchen steigt aus während der Fahrer wider weg fährt und gibt uns ein Zeichen, dass wir ihr folgen sollen. Wir laufen also hinter ihr her wieder am Tempelgelände entlang und siehe da - das unscheinbare Gebäude, das ich vorhin instinktiv als unser Hotel vermutet hatte, ist es auch tatsächlich. Oioioi, das kann ja heiter werden. Wir bedanken uns herzlich und betreten unser Hotel. Es ist niemand zu sehen und wir klingeln an einer Glocke an der Rezeption. Ein Japaner taucht auf, der zwar nur ziemlich wenig Englisch spricht, aber dafür sehr nett und hilfsbereit ist. Wir werden in unsere original japanischen Zimmer geführt. Für meine Hüften wird das hier sicherlich nichts vor allem essen werde ich hier nicht. In Ryokans kann man üblicherweise auch Essen bekommen, aber das muss man dann an den flachen Tischchen essen und das geht bei mir nicht.
Im übrigen sind die Zimmer besser als befürchtet. Der Japaner, ich nehme an, er ist der Eigentümer, gibt uns noch ein paar Tipps zum Kaffee trinken und Abend essen gehen. Groß Auspacken werden wir nicht für die eine Nacht und so ziehen wir gleich wieder los. W-Lan gibt es nur in der Nähe der Rezeption, aber immerhin.

Waschgelegenheit und Toilette auf dem Gang - Dusche im Keller - Zimmerpreis 8.400 Yen pro Nacht ohne Frühstück. Dafür ist das Onsen im Keller toll.

Waschgelegenheit und Toilette auf dem Gang - Dusche im Keller - Zimmerpreis 8.400 Yen pro Nacht ohne Frühstück. Dafür ist das Onsen im Keller toll.

Nachdem wir uns nun schon einmal neben einem recht große Tempel befinden, schauen wir uns den auch an. Es handelt sich um den Fuji Omuro Sengen Jinja Schrein. Wie Axel später bei Wikipedia herausfindet ist das einer der wichtigsten Tempel in der Mount Fuji Region. Wir bekommen auch hier wieder einen Eintrag für unsere Tempelbücher.

Zwar haben wir im Hotel einen kleinen Stadtplan bekommen, aber irgendwie so richtig danach orientieren können wir uns nicht. Wir haben den Tempel wohl zum Hintereingang betreten, verlassen ihn aber zum Haupteingang und befinden uns damit mitten in einem Wohngebiet mit lauter hübschen kleinen Häusern. Mehr nach Gefühl suchen wir uns den Weg zurück zum See.

Etwa eine halb Stunde sind wir gelaufen, bis wir das Kaffee Milky Way wieder fanden, das uns bereits auf der Suche nach dem Hotel aufgefallen war. Unser Hotelier hat es uns auch empfohlen. Außer uns war noch ein älteres japanisches Paar zu Gast. Er hat uns nach einer Weile angesprochen und so sind wir ins Gespräch gekommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass er vor vielen Jahren auch schon in Deutschland war. Sie haben einen Pfannkuchen mit Sahne und Erdbeeren vor sich stehen gehabt. Der hat mich so angelacht, dass ich ihn auch bestellt habe. Da war eine gute Wahl. Er war sehr lecker. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns wieder und sind zum Yagisaki Park mit dem Rokkaku-do. Das ist nicht mehr als eine Landzunge, die sich in den See erstreckt und auf der auf einer etwa 2-3 Meter hohen Felsaufschüttung eine kleine Pagode steht. Dieser pittoreske Punkt dürfte zugleich einer der schönsten Aussichtspunkte auf den Mount Fuji sein. Es gibt zwar eine Seilbahn die im Ort Kawaguchiko los geht, aber die fährt nur bis 16:00 und das hat uns zeitlich nicht gereicht. So haben wir uns hiermit begnügt.

Bisher haben wir noch keines der Restaurants gefunden, die uns im Hotel empfohlen worden sind und noch viel weiter laufen wollten wir nicht. Also sind wir erst einmal ins Hotel zurück. Hier habe ich Axel meinen Foto gegeben, weil der groß angekündigt hat, er geht morgen um 05:00 zum Sonnenaufgang Fotos vom Mount Fuji machen. Ich selbst bin eher der Langschläfer und habe nicht vor, deshalb aufzustehen. Wir sitzen eine Weile im Foyer herum surfen und schreiben bevor wir zum Abendessen aufbrechen. Wieder laufen wir die Strecke am See entlang und finden tatsächlich auf der Höhe des Parks ein kleines Restaurant, das von außen erst gar nicht so wirkt. Durch die beleuchteten Fenster am Abend ist es besser zu erkennen und sieht tatsächlich ganz nett aus. Ich weiß nicht mehr genau was wir gegessen haben, aber es war soweit wieder ganz lecker und recht günstig. Nachdem es hier in der Gegend sonst nicht mehr zu tun gibt, sind wir ins Hotel zurück wo wir noch einem Weile im Foyer herumgelümmelt, etwas getrunken haben und im Internet gesurft sind. Gegen 21:00 ist dann noch ein Pärchen aufgetaucht die soweit ich das mitbekommen habe erst ziemlich lange gelaufen sind, dann aber ein Taxi gerufen haben, weil sie das Hotel auch nicht gefunden haben.
Um 22:00 wir das Haus abgeschlossen. Axel fragt noch, wann wieder geöffnet wird. Um 06:00 heißt es. Das wäre aber blöd. Dann ist es zu spät für Fotos zum Sonnenaufgang. Unser Hotelier zeigt Axel irgend etwas, wie er schon früher raus kommt, aber nachdem ich nicht vor habe, so früh aufzustehen interessiert es mich nicht weiter.
Recht früh gehen wir schlafen.

© Stefan Böhm, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach einer ersten Japanreise im Herbst 2007 werde ich die Reise mit geringen Abweichungen diesesmal zur Kirschblüte ein zweites mal durchführen. War beim ersten mal eine Freundin von mir dabei, bin ich diesmal mit Axel zusammen unterwegs.
Details:
Aufbruch: 27.03.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 22.04.2013
Reiseziele: Japan
Türkei
Der Autor
 
Stefan Böhm berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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