Nordkorea - Oktober 2016

Reisezeit: Oktober 2016  |  von Nick H.

FAQ - Eine Reise nach Nordkorea?

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In diesem Abschnitt möchte ich auf Fragen eingehen, die ich mir vor Antritt der Reise gestellt habe und die sich sicher auch andere interessierte Personen teilweise stellen werden. Falls jemand noch spezielle Infos benötigt, antworte ich gerne auf Anfragen.
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Ist es schwierig, nach Nordkorea einzureisen?
Nein. Es gibt bestimmte Berufe (Journalist, Politiker, Religionsbezogenes) und Herkunftsländer (Südkorea, USA, Japan), mit denen ich eher nicht nach Nordkorea einreisen würde bzw. man gar nicht erst ein Visum bekäme. Ansonsten kümmert sich i.d.R. der gewählte Reiseveranstalter um das Visum von der Botschaft. Sämtliche Anbieter arbeiten mit der KITC (Korea International Tourism Company) zusammen, die vor Ort für die Durchführung der Reise verantwortlich ist.

Sollte ich eine Nordkoreareise mit anderen Ländern kombinieren?
Kommt natürlich auf Zeit und Budget an, aber bei einem so langen Flug bietet es sich an. Insbesondere die Gemeinsamkeiten und Kontraste zwischen Süd- und Nordkorea sind hochinteressant. Ich habe eine 26tägige Rundreise durch Südkorea (15 Tage), Peking (3 Tage) und Nordkorea (8 Tage) gemacht. Zu beachten ist hierbei, dass es nicht möglich ist, auf direktem Weg von Südkorea nach Nordkorea (oder umgekehrt) zu reisen. Hier muss immer der Umweg über China gewählt werden. Dort sollte man beachten, dass man sich das recht teure Visum (ca. 130€) sparen kann, wenn man per Flugzeug ein- und ausreist und unter 72 Stunden im Land bleibt. In Nordkorea stellte es kein Problem dar, einen südkoreanischen Stempel im Reisepass zu haben.

Wie kann ich in Nordkorea ein- und ausreisen?
Die Ein- und Ausreise ist per Flugzeug und Eisenbahn möglich. Per Flugzeug gibt es die nordkoreanische Fluggesellschaft Air Koryo sowie die chinesische Fluggesellschaft Air China. Flüge gehen ab Peking, Wladiwostok und Shenyang (ggf. weitere Flughäfen).
Züge fahren ab Peking bzw. ab Dandong (China).

Kann ich mich frei und selbstständig im Land bewegen?
Nein! Im Hotel und teilweise direkt davor kann man sich frei und selbstständig bewegen, ansonsten wird man IMMER von zwei Reisebegleitern eskortiert. Ausnahmen stellen maximal Wanderungen in der Einöde dar, wenn die Begleiter sicher sind, dass man kein Koreanisch spricht und somit nicht mit der einheimischen Bevölkerung kommunizieren könnte...sollte man dort überhaupt auf jemanden treffen. Es ist absolut nicht empfehlenswert, die Anweisungen zu ignorieren und zu versuchen, auf eigene Faust loszuziehen. Neben diversen anderen schlimmen Konsequenzen kann dies auch die künftige Bewegungsfreiheit der ganzen Gruppe negativ beeinflussen.

Kann ich eine Individualreise in Nordkorea machen?
Jein. Es ist nicht wie in anderen Ländern möglich, auf eigene Faust durch das Land zu reisen (s.o.). Man kann jedoch als Einzelperson (bzw. Kleingruppe) mit zwei Reisebegleitern - also ohne weitere Mitreisende - reisen, sodass im Vorfeld und während der Reise auf persönliche Präferenzen und Wünsche bei der Reisegestaltung eingegangen werden kann. Diese Option ist natürlich etwas teurer.

Wie lang im Voraus sollte ich eine solche Reise buchen und unter welchen politischen Rahmenbedingungen (politische Spannungen) ist dies überhaupt sinnvoll?

Aufgrund des benötigten Visums sollte man schon mindestens 6-8 Wochen im Voraus eine solche Reise buchen. Eine meiner größten Sorgen war, dass ich nicht nach Nordkorea einreisen kann...über die Ausreise habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht. Ich habe die Reise jedenfalls viele Monate im Voraus gebucht und in der Zeit zwischen Buchung und Abflug liest man wöchentlich über Krisen, Eskalationen und Probleme. Auch wenn es schwer fällt, darf man sich hier nicht verrückt machen und muss das Ganze im Kontext der letzten Jahre betrachten. Wirklich ruhig ist es in der Region leider nie, jedoch betrifft einen das als Tourist i.d.R. eher am Rande. Während der Nordkorea-Krise 2013 war eine Einreise teilweise schwierig sowie 2014 aus dortiger Angst vor Ebola (bei der medizinischen Versorgung im Land könnte eine Ebola-Epidemie wahrscheinlich wirklich sehr problematisch werden). Seitdem war die Einreise meines Wissens immer möglich. Es ist unwahrscheinlich, dass auf einmal Pjöngjang oder eine andere Sehenswürdigkeit, an der man sich gerade aufhält, vom Ausland bombardiert wird. Wenn jemand "auf der anderen Seite der Grenze" in Seoul ist, macht er sich normalerweise ja auch nicht um so etwas Gedanken! Auch ist es unwahrscheinlich - wenn auch nicht ausgeschlossen - dass die Grenze so bedingungslos geschlossen wird, dass Ausländer nicht mehr ausreisen können. Traditionell ist die Situation im Frühling immer etwas angespannter, wenn die USA mit Südkorea ihre "Frühjahrsmanöver" durchführt.
Ein pauschaler Tipp ist somit schwer möglich...aber ich würde lieber 3-4 Monate im Voraus buchen als zwei Jahre im Voraus.

Was bekommt man zu sehen und habe ich Mitspracherecht, was die Reisedurchführung angeht?
Die meisten 5-10tägigen Rundreisen laufen ähnlich ab. Man bekommt die Highlights in und um Pjöngjang zu sehen und kann je nach Zeit noch einige Orte im Süden des Landes besuchen (Wonsan, Nampo, Skigebiet Masik-Ryong, Kumgang-/Diamantgebirge, usw.). Außerdem gibt es die Möglichkeit, per Inlandsflug auch Bereiche aus dem nördlichen Teil Nordkoreas zu besuchen (z.B. Paektu-Gebirge). Selbstverständlich bekommt man nur die schönsten Regionen des Landes zu sehen.
Spontanität gehört nicht zu den großen Stärken einer solchen Reise. Alles ist im Vorfeld durch die KITC sehr genau geplant. Dennoch versuchen die Reisebegleiter, einem den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Es ist begrenzt möglich, über kleinere Programmpunkte (z.B. Abendprogramm) mitzubestimmen.

Wie teuer ist eine Reise nach Nordkorea?
Da Nordkorea nicht gerade ein typisches Land für den Pauschalurlauber ist, sind Reisen dorthin nicht ganz billig. Natürlich variieren die Preise, aber ein ganz grober Richtwert sind momentan rund 200-250€/Tag. Somit kommt man bei einer Woche auf ca. 1.400-1.750€...je nach Programm und Reiseart können die Preise einiges höher ausfallen (z.B. "Indiviualreise")...oder aber geringfügig niedriger. Im Preis enthalten sind dafür meist sämtliche Ausflüge, Bus samt Fahrer, Vollpension, die obligatorische Reisebegleitung sowie die Übernachtungen. Hinzu kommen Trinkgelder für Reiseleiter und Fahrer sowie die internationalen Flüge.

Wie viel Geld brauche ich noch vor Ort und welche Währung/Scheine nehme ich mit?

Normalerweise bucht man eine "All Inclusive"-Reise, d.h. sämtliche Essen, Eintritte und Fahrten sind bei Reiseantritt bereits bezahlt. Kauft man wenige Souvenirs, kann man bereits mit 100-150€ pro Woche gut hinkommen. Souvenirs und Snacks kosten in Nordkorea eher wenig. In den Hotelshops sind Getränke sehr günstig, eine Flasche Wasser liegt bei ca. 30Cent, eine große Flasche Bier bei unter 1,50€.
Das Porto für Postkarten nach Deutschland liegt bei circa einem Euro, die Karten selbst etwas darunter. Die gesendeten Karten kamen allesamt nach knapp vier Wochen an. Die Preise in den hoteleigenen Büchershops waren auch eher günstig. Film-DVDs lagen bei 6-7€, Musik-CDs bei 5€, dünne Heftchen bei 2-3€, Hochglanzbücher bei bis zu 10-15€. Ansteck-Pins bei 50 Cent, Ginseng-Produkte natürlich eher teuer. Bis auf die klassischen Souvenirs gibt es wenig in Nordkorea zu kaufen.
Es hat sich als sehr sinnvoll erwiesen, mit möglichst kleinen Scheinen (max. 100Yuan bzw. 5-10Euro) einzureisen. Fast überall kann man in Yuan, Euro und Dollar zahlen. Wechselgeld ist oft etwas problematisch und nicht selten bekommt man es in 2-3 unterschiedlichen Währungen „zusammengebastelt“. Es lohnt ab und an, die Preise für Yuan UND Euro zu erfragen, da jeder etwas anders umrechnet und sich aufgrund der Schwankungen je nachdem mal die eine, mal die andere Währung anbietet. Die einheimische Währung (Nordkoreanischer Won) erhält man als Tourist übrigens gar nicht!

Wie sind die Reisebegleiter?
Hier kann man natürlich nicht pauschalisieren und ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen. In den ersten Tagen der Reise wurden wir Reisende schon "abgeklopft" und die Reiseleiter haben nebenher einige Fragen gestellt, um zu testen, ob man der ist, für den man sich ausgibt.

Insgesamt waren sie jedoch sehr freundlich, professionell und haben auch Humor bewiesen. Natürlich sind sie "linientreu" und berichten viel Positives über das Land. Dennoch gab es lockere Situationen, in denen man zusammen ein Bier getrunken hat. Aufgrund des sehr straffen Zeitplans bleibt wenig Raum für Spontanität, Trödelei oder sehr ausgiebiges Fotografieren. Gerade die Begleiter mit ihren regelmäßigen Kontakten zu Ausländern bzw. eigener Auslandserfahrung leben nicht hinterm Mond und werden daher nicht versuchen, einen zum Sozialismus zu bekehren. Andersherum sollte man es allerdings auch nicht tun oder ihr Land kritisieren. Ihre Fremdsprachenkenntnisse (in unserem Fall Deutsch) sind meist sehr gut.

Wie habe ich mich in Nordkorea zu verhalten?
Wie in jedem Land gilt es, den gesunden Menschenverstand und die gute Kinderstube mit einzupacken. Niemand freut sich darüber, ungefragt eine Kamera unter die Nase gehalten zu bekommen oder über pöbelnde, laute Touristen.
Ungeachtet davon sollte man schlicht auf die Reisebegleiter hören. Sie sagen einem meist recht genau, was möglich ist und was nicht. Unkontrollierter Kontakt zur Bevölkerung wird nicht gerne gesehen. Sich weit von der Gruppe bzw. den Begleitern zu entfernen ebenso wenig. Wichtig ist der Respekt vor der Nation, dem System und im Speziellen vor den Führern. Hier ist KEINERLEI Spielraum für Witze, ironische Bemerkungen oder Kritik.
Auch Erkundungen im Hotel in Mitarbeiterbereiche o.ä. sollte man tunlichst vermeiden. An "klassische" Ordnungswidrigkeiten/Straftaten wie Diebstahl, Sachbeschädigung oder Verschmutzung sollte man nicht einmal denken.

Man kann sich zwar z.B. weigern, Blumen an einem der Denkmäler der Staatsführer niederzulegen oder die dortige Verbeugung auslassen, jedoch rate ich hiervon wirklich ab. Wer so eine Art von "Protest" zum Ausdruck bringen möchte, sollte sich ein anderes Land als Reiseziel aussuchen. Wenn ich in ein fremdes Land reise, zolle ich den dortigen Gepflogenheiten Respekt...egal, wie ich darüber denke.

Ist Nordkorea nicht viel zu gefährlich? Könnte ich inhaftiert werden?
Natürlich kann ich hier keine Entwarnung geben und sagen: "Das kann auf gar keinen Fall geschehen." Sicherlich sind in den letzten Jahrzehnten Personen inhaftiert worden, die nach unserer Rechtsauffassung keine Straftat begangen haben. Zuletzt sorgte der Fall Otto Warmbier wieder für traurige und erschreckende Schlagzeilen.
Schaut man sich jedoch die Inhaftierungen von Ausländern der letzten >20 Jahre auf Wikipedia an, zeigt sich folgendes:
Jährlich fahren ein paar Tausend Touristen aus westlichen Ländern nach Nordkorea. Summiert ergibt sich für die letzten 20 Jahre eine hohe fünfstellige Zahl. Von dieser Zahl sind laut Wikipedia 16 Personen inhaftiert worden. Die Wahrscheinlichkeit ist per se also schon einmal gering. Hinzu kommt, dass meines Wissens ausschließlich Personen mit amerikanischen oder südkoreanischen Wurzeln verhaftet wurden. Zieht man nun noch die Personen ab, die keine "Normalo-Touristen" waren, sondern Missionare; Personen aus Hilfsorganisationen; Personen, die illegal das Land betreten haben oder ihr Visum zerrissen haben; eine Bibel im Gepäck hatten; usw. usw... Sinkt die Anzahl auf max. 1-2 Personen.

Bitte nicht falsch verstehen!! Jede einzelne, unberechtigte Verhaftung ist furchtbar und was mit den Leuten in Gefangenschaft passiert noch mehr. Es steckten sicherlich auch schon politische Gründe (Druckmittel für Verhandlungen) hinter Inhaftierungen oder waren gänzlich irrational.
Ich möchte lediglich sagen, dass man als deutscher Staatsbürger, wenn man sich höflich verhält und nichts zu verbergen hat, statistisch(!) ein sehr, sehr geringes Risiko eingeht. Die Statistik bringt einem nichts, wenn man die Ausnahme ist...schon klar. Eine individuelle Rundreise durch Mittelamerika ist aber sicherlich gefährlicher. Nordkorea hat zu Deutschland aus historischen Gründen (DDR) eine eher gute Beziehung.
Dennoch nochmals die Warnung, dass man sich strikt an die "Spielregeln" des Landes halten muss, wenn man dort ist. Schon kleinere Vergehen können sehr hart bestraft werden.

Werde ich im Hotel abgehört?
Eher unwahrscheinlich. Natürlich habe ich keine Belege für diese Aussage und bestimmt bestehen die technischen Voraussetzungen, einzelne Zimmer abzuhören. Aber ist es für Nordkorea wirklich so interessant, die Gespräche von Hinz & Kunz von A bis Z mitzuhören? Was für ein logistischer Aufwand das sein muss, wenn man plötzlich aus Spaß mal von deutsch auf englisch oder spanisch wechselt beim Sprechen im Zimmer. Laufen dann hektisch mehrere Nordkoreaner durch die geheime Schaltzentrale des Hotels und suchen nach Personen mit den jeweiligen Fremdsprachenkenntnissen?
Man sollte es dennoch nicht darauf ankommen lassen und im Zimmer Witze über einen der Führer o.ä. machen. Nach mehreren Tagen ist man sowieso etwas paranoid in Nordkorea, aber selbst forcieren muss man es ja nicht noch zusätzlich.

Wie sicher fühlt man sich ansonsten im Land?
So sicher wie in keinem anderen Land, in dem ich bislang war. Man hat quasi rund um die Uhr zwei "Aufpasser" dabei und die nordkoreanische Bevölkerung meidet einen wie der Teufel das Weihwasser. Zwar besteht unübersehbar Neugierde gegenüber Ausländern, jedoch würde es möglicherweise Konsequenzen für sie nach sich ziehen, wenn sie jemand bei intensiven Gesprächen mit Ausländern beobachten würde. Von Diebstahl habe ich auch noch nicht gehört. Es existiert kaum Kriminalität gegenüber Ausländern.

Was und wie darf ich im Land fotografieren?
Obwohl es die offizielle Richtlinie gibt (gab?), dass nur Objektive mit einer Brennweite von max. 150mm Kleinbildäquivalent erlaubt sind, haben alle vier Personen unserer Reisegruppe problemlos Objektive mit größerer Brennweite mit ins Land genommen und damit fotografiert. Das kann Glück oder Zufall gewesen sein, vielleicht ist diese Richtlinie aber allgemein inzwischen gelockert worden. Schlimmstenfalls würden einem die Objektive für die Dauer der Reise abgenommen und am Ende zurückgegeben. Ärgerlich wäre so etwas lediglich, wenn man nur das eine Objektiv dabei hat und daher gar nicht mehr fotografieren könnte. Ich hatte drei Objektive dabei, was auch kein Problem war.
Kamera-Beispiele aus unserer Reisegruppe:
MFT-Objektiv 14-140mm (= 28-280mm KB-Äquivalent)
Bridgekamera mit KB-Äquivalent bis 400(!)mm
Vollformat-Objektiv mit bis zu ~300mm
Ebenfalls war es kein Problem, pro Person zwei Kameras oder eine Foto- und eine Videokamera zu nutzen. Alle Objektive und Speicherkarten werden bei der Einreise (ggf. auch bei der Ausreise, in unserem Fall jedoch nicht) gesichtet und notiert. Es fiel auf, dass sich die Reiseleiter ziemlich gut mit Kameras auskannten. Allgemein lässt sich sagen, dass man mit größeren, semi-professionellen Kameras deutlich mehr "auffällt" und diese auch von den Reiseleitern ausgiebig geprüft werden (mehrfaches in die Hand nehmen, durch den Sucher gucken, selbst Fotos schießen, usw.). In unserem Fall fiel eine 20 Jahre alte Vollformatkamera deutlich mehr auf als eine moderne >1.000-Euro-Systemkamera, da diese schlichtweg größer war. Von Vorteil erwies sich auch ein elektronischer (=lautloser) Auslöser...nicht, um verbotene Dinge zu fotografieren, sondern um allgemein einfach mehr Fotos – auch mal aus dem fahrenden Bus – zu schießen, ohne dass es jedes Mal laut klickt. So konnte man problemloser auch mal die nicht ganz so schönen Ecken samt alter Plattenbauten fotografieren (allgemein schien es so, dass die Reiseleiter prinzipiell mit „Je weniger, desto besser“ zufrieden gewesen wären). Dies durfte man zwar auch so, jedoch wurde es nicht ganz so gerne gesehen und sorgte für leichtes Unbehagen bei den Reisebegleitern.

Es gab für uns drei absolute Verbote beim Fotografieren:
1.) Arbeitende Bevölkerung, insb. auf dem Feld
2.) Baustellen/unfertige Gebäude
3.) Militär/Polizei...was sich in einem Land wie Nordkorea jedoch als schwierig herausstellt, da fast an jeder Ecke Militär anzutreffen ist. Solange die Personen klein in einem Weitwinkelbild auftauchen, stellt dies jedoch auch kein Problem dar. Auch Verkehrspolizistinnen sowie das Militär an der DMZ stellen eine Ausnahme dar.
Ansonsten sollte man von Aufnahmen der Armut, „Rückständigkeit“ (Bsp.: Ochsenkarren) und von großformatigen Aufnahmen der Bevölkerung bzw. einzelner Personen eher absehen. Das Ryugyŏng Hot’el (große Pyraminde) darf inzwischen übrigens fotografiert werden, da die Fassade fertiggestellt wurde. Eine Antwort auf die Frage, wann (bzw. ob) das Gebäude eröffnet wird, gab es nicht.
Statuen der Führer sind immer nur im Ganzen zu fotografieren (nichts „abschneiden“!) und sowohl bei Statuen als auch Fotos der Führer ist darauf zu achten, dass sie durch nichts (wie z.B. Oberleitungen, Ampeln, usw.) teilweise verdeckt werden.
Die vier Personen unserer Reisegruppe waren sich einig, dass ihre Fotos auf den Kameras durch die Reiseleiter mit hoher Wahrscheinlichkeit kontrolliert worden sind! Es kam z.B. vor einem Museum zu einer Situation, in der es hieß: "Hier drinnen dürfen Sie nicht fotografieren. Sie können mir die Kamera geben, ich lege Sie in den Bus." Man musste somit in kurzer Zeit entscheiden, ob man die eigene Kamera für eine Stunde abgibt und wahrscheinlich kontrolliert bekommt oder die Kamera dennoch ins Museum mitnimmt und sich "verdächtig" macht. Die Fotos der einen Person, die ihre Kamera mit ins Museum mitgenommen hat, wurden später noch teilweise kontrolliert (Die Fotos wurden direkt im Bus beim "neugierigen in die Hand nehmen" der Kamera durch den Reiseleiter ungefragt betrachtet). Dies hatte immerhin den Vorteil, dass unsere Kameras bei der Ausreise komplett "in Ruhe gelassen wurden". Gelöscht wurde von uns allen kein einziges Bild oder Video.

Insgesamt konnten wir einigermaßen frei fotografieren, jedoch wurde uns anfangs nochmals deutlich gemacht, dass wir möglichst „schöne und ästhetische“ Fotos schießen sollen. In unserem Fall waren auch Bilder wie Baustellen am Rand eines Panoramas, Ochsenkarren auf dem Land, Fabrikschlote, Militär (nicht bildfüllend), Abfilmen des TV-Propaganda-Programms, Personen aus der Bevölkerung, leere Autobahnen bzw. viele Personen auf Fahrrädern, ältere Plattenbauten, Zoom auf die Balkone eines Hochhauses, usw. kein Problem. Wenn man wirklich sicher gehen möchte, sollte man immer fragen, ob ein Motiv in Ordnung ist. Ansonsten heißt es Fingerspitzengefühl beweisen! Ich möchte hier ausdrücklich niemanden dazu anstiften, Verbotenes in Nordkorea zu fotografieren. An die absoluten Fotoverbote sollte man sich streng halten, bei "Grauzonen" (nicht so vorteilhafte Motive) ebenfalls nicht übertreiben.
Ein Tipp noch: Viel Fotografieren sorgt dafür, dass es beim Kontrollieren der Kamera (sollte es dazu bei Ausreise kommen) auch mehr zum durchsuchen gibt. Ein "nicht so schönes Foto" fällt zwischen 2.000 anderen weniger auf als zwischen 100 anderen.

Was für Klamotten (Klima + Sehenswürdigkeiten) brauche ich in Nordkorea?
Das Klima in Nordkorea ist dem deutschen Klima nicht ganz unähnlich und besitzt ausgeprägte Jahreszeiten. Aufgrund des etwas kontinentaleren Klimas sind die Sommer in Nordkorea etwas heißer als in Deutschland, die Winter dafür kälter. Der Oktober - die Jahreszeit, in der ich Nordkorea besuchte - ist jedoch vergleichbar und war sehr angenehm. Tagsüber Temperaturen von knapp 20°C, viel blauer Himmel, abends jedoch etwas kühler.

Auffällig in Nordkorea ist, wie gut die Bevölkerung gekleidet ist. Männer tragen oft Anzug, Frauen Kleider. Man sollte daher vermeiden, mit zerrissenen T-Shirts und ausgewaschenen Jeans herumzulaufen. An "normalen" Tagen ist es aber kein Problem, ein normales T-Shirt/Poloshirt und Jeans zu tragen. Es gibt jedoch Orte (z.B. Mansudae mit den Bronzestatuen von Kim Il-sung und Kim Jong-il), an denen würden sich die koreanischen Begleiter freuen, wenn man ein Hemd trägt. Sehr strikt ist es wohl im Kumsusan-Palast (Mausoleum). Hier sollte man ggf. sogar Hemd + Krawatte tragen. Auch an der DMZ sollte man nichts ganz "Olles" tragen...sonst denken die Südkoreaner noch, dass die Nordkoreaner arm wären. Ansonsten sollte man möglichst auf große Markenlogos verzichten (kapitalistische Symbole...i.d.R. jedoch auch nicht allzu problematisch) und vor allem auf Bezüge zur USA (Text, Flagge, usw.).

Wie sind die Hotels?
In Pjöngjang landet man entweder im Yanggakdo-Hotel (auf einer Insel im Taedong-Fluss) oder im Koryo-Hotel. Wir waren im Yanggakdo-Hotel, konnten jedoch auch das Foyer des Koryo-Hotels ansehen. Beide Gebäude sind imposant in der äußeren Erscheinung und es wurde im Innenbereich nicht mit Marmor gegeizt. Man merkt den Hotels an, dass sie nicht mehr taufrisch sind und die Zimmer entsprechen dem gehobenen Standard. Angeblich gibt es 1.000 Zimmer auf einer Fläche von knapp 88.000m² im Yanggakdo-Hotel. Wir waren im 43. von 47 Stockwerken untergebracht und hatten eine fantastische Aussicht über Pjöngjang. Es schien nicht ansatzweise ausgebucht zu sein. Das Hotel verfügte über ein Drehrestaurant im 47. Stock sowie über weitere Restaurants. Außerdem gab es Buch- und Souvenirshops, einen Lebensmittelshop, eine „Post“, Telefon + E-Mail, Bowlingbahn, Tischtennis, Karaoke, Billard, Massage, usw.

Zur "E-Mail": Man kann selbst nicht ins Internet, jedoch ist es wohl möglich, einen Text zu tippen, der dann vom Personal über die hoteleigene E-Mail-Adresse versendet wird. Ferngespräche nach Deutschland sind möglich, aber teuer. Was hier wie abgehört/mitgelesen wird...keine Ahnung!
Hier noch ein paar Worte zu weiteren Hotels...
Folklore-Hotel Kaesong: Sehr einfacher Standard, von außen haben die Gebäude „Charme“, innen sollte man nicht so genau hinschauen, bei uns gab es eine Stunde warmes Wasser am Tag (immerhin morgens zum duschen) und einen Stromausfall, Buch- und Souvenirshop, Restaurant
Masik-Ryong-Hotel: gehobener Standard, neu eröffnet, schöne Zimmer, Skihotel, Restaurants, Billard, Tischtennis, Buch- und Souvenirshop, Wellness, usw.

Wie ist das Essen?
Das Essen war wirklich gut! Es gab fast ausschließlich koreanisches Essen, allerdings nicht so exotisch oder scharf, dass es einen europäischen Magen überfordert hätte. Und es gab extrem viel zu essen! Während das Frühstück meist noch relativ überschaubar war (i.d.R. Toast, Marmelade, Rührei, Instant-Kaffee), gab es mittags und abends im Schnitt 8-12 Schüsseln mit unterschiedlichen, kleineren Gerichten. Wenn man sich als Vierergruppe dort tapfer halbwegs durchgegessen hat und schon fast übersättigt war, kam z.B. anschließend – unerwartet – für jeden als „Hauptgericht“ eine große Schüssel Bibimbap. Abgesehen von den drei Mahlzeiten am Tag brauchte man wirklich nichts Weiteres zu essen, selbst als „guter Esser“. Als Getränke gab es zu jedem Mittag- und Abendessen jeweils zwei große Flaschen Bier und zwei Flaschen Wasser für die Vierergruppe zusammen. Nachordern konnte man anschließend noch auf eigene Rechnung.

Was darf ich nach Nordkorea mitnehmen? Was sollte ich auf keinen Fall bei mir führen? Was wird mir ggf. - für die Zeit der Rundreise - abgenommen?
In diesem Bereich haben sich die Bestimmungen in den letzten Jahren gelockert. Inzwischen werden Handys, Laptops und MP3-Player bei der Einreise offenbar nicht mehr abgenommen (vorher wurden sie für die Länge der Reise konfisziert und anschließend bei Ausreise zurückgegeben). Dennoch werden alle Geräte und Speicherkarten fein säuberlich notiert. Man sollte also mit exakt den gleichen Geräten aus dem Land ausreisen wie man eingereist ist, ansonsten hat man ein Problem.
Ich persönlich habe mich dennoch dagegen entschieden, ein Handy mitzunehmen. Erstens hat es keinen wirklichen Nutzen in Nordkorea und zweitens hat man auf einem Smartphone inzwischen SO viele Fotos, Texte, usw., dass man da selbst keinen Überblick mehr hat. Sollte das Smartphone also wider Erwarten doch einmal kontrolliert werden und in irgendeiner Ecke hat sich ein falsches Bild oder eine negative Aussage versteckt...naja...ich wollte es einfach nicht riskieren.
Bei SD-Karten gibt es keine Limitierung in der Anzahl. Foto-/Videokamera samt mehrerer Objektive sind ebenfalls kein Problem. Lediglich Objektive mit mehr als 150mm-Kleinbildäquivalent KÖNNTEN abgenommen werden (in unserem Fall nicht).
Devisen müssen deklariert werden (Währung u. Menge).
Absolute No-Gos:
- Bibel oder andere religiöse Schriften
- kritische Literatur, hierzu gehören auch Reiseführer über Süd-/Nordkorea...ich empfehle, am besten gar keine Bücher mit einzuführen
- GPS-Geräte sollten lieber zu Hause gelassen werden (auch wenn Handys ebenfalls GPS besitzen)

- Waffen, Ferngläser, Rausch-/Betäubungsmittel
- Fotos aus Südkorea..? Hierzu habe ich keine Information gefunden. In unserem Fall war es zwar kein Problem, dass wir z.T. Fotos aus dem vorher besuchten Südkorea auf der SD-Karte der Kamera gespeichert hatten. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass es unter bestimmten Umständen zu Problemen führen könnte. Das fortschrittliche, internationale Seoul sollte man lieber nicht der "normalen" Bevölkerung Nordkoreas auf seiner Kamera zeigen.
...diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wie strikt sind Ein- und Ausreisekontrollen?
Bei der Einreise mussten wir all unsere Rucksäcke und Koffer öffnen und durchsuchen lassen. Während es in meinem Fall recht freundlich zuging ("Ah, Germany...Good!" samt Klopfer auf die Schulter vom uniformierten Beamten), wirkte es bei den anderen Mitreisenden und einem anderen Beamten schon etwas einschüchternd.
Insbesondere Kameras samt Zubehör sowie Handys wurden recht genau begutachtet und notiert (aber nicht inhaltlich durchsucht). Man konnte sowohl Handy als auch sämtliche Objektive (> 150mm KB) mit ins Land nehmen und behalten.
Während man in Online-Reiseberichten oft die wildesten Sachen über die Ausreisekontrolle liest (Fotos werden einzeln angeschaut und ungefragt gelöscht, usw.), ging die Angelegenheit bei uns sehr schnell und reibungslos. Die notierten Geräte (insb. Handys) mussten maximal nochmals vorgezeigt werden, damit man sie auch wirklich wieder aus dem Land mitnimmt. In meinem Fall musste ich nicht einmal eine Tasche öffnen oder etwas vorzeigen...nach einer Minute stand man am Gate.

Unsere beiden Reiseleiter warteten jedoch abseits, bis wir wirklich durch die Kontrolle durch waren und haben auch mit dem Personal gesprochen. Möglich ist, dass der „Vorab-Foto-Check“ (siehe Punkt zum Fotografieren) der Reiseleiter uns die nochmalige Kontrolle der Fotos bei der Ausreise durch das Flughafenpersonal ersparte...dies ist jedoch nur eine Theorie.
Angenehm war, dass am gesamten Abreisetag nur drei Maschinen am Flughafen flogen (2x Peking, 1x Wladiwostok), sodass man in Nordkorea nicht 1,5-2 Stunden vorher am Flughafen sein muss und alles sehr entspannt - fast familiär - zugeht.

Wie ist das Verhältnis zu Südkorea?
Während man in Südkorea oft hörte, dass man keine Wiedervereinigung wolle, ist es das erklärte Ziel aller Nordkoreaner. Klar ist, dass eine Wiedervereinigung für Südkorea enorme Kosten und Probleme nach sich ziehen würde...dagegen war die deutsche Wiedervereinigung ein Klacks. Die nordkoreanische Bevölkerung in ein modernes Wirtschaftssystem zu integrieren und die entsprechende Infrastruktur hierfür zu schaffen wäre sicher eine Mammutaufgabe. Daher überwiegen für viele Südkoreaner die Nachteile.
Ganz anders in Nordkorea...hier wünscht sich jeder die Wiedervereinigung. Dass das Ganze unter nordkoreanischer Führung und dem entsprechenden System stattfinden solle, kann man sich insgeheim denken. Fakt ist aber, dass immer wieder betont wurde, dass die Südkoreaner "Brüder" wären und lediglich die südkoreanische Regierung eine Marionette Amerikas sei, die die längst fällige Wiedervereinigung verhindere.

Welche weiteren "Fettnäpfchen" sollte man tunlichst vermeiden?
- Niemals eine Zeitung o.ä. mit einem Bild der Kims knicken oder wegschmeißen! Maximal rollen, am besten wie ein rohes Ei behandeln!
- Manche Nordkoreaner hören es ungern, wenn man "Nordkorea" sagt. Für sie gibt es nur das Korea...nämlich die komplette koreanische Halbinsel.
- Starken Unmut/Kritik zeigen, wenn z.B. ein Programmpunkt ausfallen muss. Auch in Nordkorea kann man "sein Gesicht verlieren" und das wäre für die Reiseleiter - und anschließend für die Reisenden - schlecht.
- Unpünktlichkeit/Trödeln: Da die Straßen leer sind, kann man selbst bei 200-300km-Reisen auf die Minute genau voraussagen, wann man wo sein wird. Genauso minutiös ist daher auch der Reiseablaufplan durchorganisiert. Abweichungen hiervon sorgen für Nervosität seitens der Reiseleitung (Die Reisenden könnten unvorhergesehene Dinge zu Gesicht bekommen) bzw. natürlich auch dafür, dass man eventuell nicht alle Punkte des Programms schafft. Daher sollte man immer pünktlich sein und wenn es heißt "Kapsida!" ("Wir gehen!"), ist es keine höfliche Bitte, sondern eher ein Befehl. Fotos/Videos sollte man daher ebenfalls zügig machen.
-...sowie die bereits erwähnten Punkte: Unpassende Kleidung, Respektlosigkeit gegenüber der Führer (z.B. kein Verbeugen), Witze über System/Führer, bestimmte Dinge ins Land einführen (s.o.), bestimmte Fotomotive.

© Nick H., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Achttägige Rundreise durch die Demokratische Volksrepublik Korea im Oktober 2016
Details:
Aufbruch: Oktober 2016
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Oktober 2016
Reiseziele: Nordkorea
Der Autor
 
Nick H. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.