Rezzo - mein Leben in SOA, Teil 2: Jakarta, Indonesien

Reisezeit: August 2008 - Juni 2015  |  von Ralph Granzow

2008: Eindruecke und Vergleiche

Erstes Lebenszeichen von Jakarta:

Nun bin ich auch schon wieder ueber 2 Monate in Jakarta. Wie habe ich mich eingelebt, wie ist das Leben verglichen mit KL, was ist besser/ schlechter....

Viele Fragen, hier ein paar Antworten:

Erstmal zu mir: Ich habe nach einigen Anfangsschwierigkeiten eine schoene Wohnung gefunden. Strategisch guenstig gelegen, da genau neben meinem Buero.

Wer jemals in Jakarta war, weiss wie wichtig das ist. Ich habe somit keine Anfahrstaus zu befuerchten...
Viele meiner Kollegen (die keine Indonesier sind) wohnen allerdings in Kemang, ein bekanntes Gebiet unter Expats. Dort gibt es huebsche Haeuser zu mieten und - was fuer Familien wichtig ist - haben internationale Schulen.
Ich fuer meinen Teil will nicht in einem Haus leben aufgrund folgender Gruende:

1. Stauprobleme
2. Sicherheitsproblem (es wird gerne in Haeuser eingebrochen)
3. Was will ich mit nem grossen Haus???
4. Die facilities in meinem Condo sind sehr gut, grosser Pool und gut bestueckter Gym
5. Ich brauche keine Schule

Meine Wohnung hat natuerlich auch Nachteile: Es liegt an einer sehr grossen Strasse (Jl Gatot Subroto), da ist immer Stau und da ich mir nicht eine der schoen gelegenen Wohnungen im Condo leisten kann, zeigt meine Wohnung natuerlich zur Strasse hin.
Aber es ist ruhiger als befuerchtet und der Laerm stoert nicht wirklich.

Ein grosser Unterschied von Malaysia zu Indonesien ist, dass man die Mietkosten fuer 1 Jahr im voraus (!) bezahlen muss! Das reisst ein ganz schoen grosses Loch in die Kasse.

Auch hatte ich grosse Probleme am Anfang mit den Aircons...ich war doch sage und schreibe 4x krank in 4 Wochen! Jedesmal Schnupfen! Ich bin fast ausgeflippt, in Malaysia sind ja auch ueberall Aircons und da war ich in 5 Jahren insgesamt nicht so oft vom Schnupfen befallen. Aber jetzt gehts, ich glaube es war die Aircon bei Magda zu Hause im Schlafzimmer, die mir ziemlich genau ins Gesicht geblasen hat. Nachdem wir in meiner Wohnung schlafen, habe ich keine Probleme mehr (fingers crossed!).

Was ist noch anders? Hmm, ich wuerde sagen: Einiges...
Es faengt bei der Verstaendigung an...in Malaysia spricht sozusagen "Jeder" Englisch, hier sieht die Sache ganz anders aus. Dank Magda's Hilfe konnte ich schon einige Schwierigkeiten umschiffen.

Man muss hier doch um einiges mehr aufpassen, was man trinkt und isst. Ich bin eher unempfindlich, aber die Hygiene ist manchmal echt ziemlich mies...einmal habe ich mir schon den Magen verdorben, ich glaube das es vom frischgepressten Saft kam, die haben da vielleicht noch ein wenig nicht ganz soo hygienisches Wasser beigemischt!

Ansonsten kann man auch hier lecker essen, gestern z.B. waren wir mit Magda's Schwester und ihrer Familie (Winardi, Chen Chen, Tata) beim Krabbenessen....enak!

Aber auch nicht ganz so billig, oder bin ich nur schon zu lange in Asien...die 2 grossen Krabben haben jedenfalls 480k Rupiah ~ 35 EUR gekostet. Wieviel hats nochmal in KL gekostet? Shit, schon vergessen...

Auch sonst habe ich das Gefuehl, dass hier viele Dinge teurer als in KL sind. Besonders importierte Sachen sind nicht so billig...und ich bin natuerlich auch etwas durch meinen tollen Supermarkt gegenueber meiner Wohnung in KL verwoehnt. Dort war die Auswahl an "westlichen Sachen" schon SEHR gross, das ist hier in Jakarta nicht so der Fall. Aber ich kann auch hier gerade noch so ueberleben...

Weitere Unterschiede:

- die Trockenzeit in Jakarta bedeutet, dass es wirklich kaum regnet, nicht wie in KL, wo es fast jeden Tag geregnet hat
- es ist hier sehr viel dreckiger
- die Strassen sind um einiges schlechter als in KL
- eigentlich alles hier einem viel ungeschminkter ins Gesicht springt...brutale Armut und wahnsinniger Reichtum

Situation, jeden Tag zu sehen - an fast jeder Strassenkreuzung:
-> ein Mann versucht eine Flasche Wasser fuer nicht mal 10,000 Rupiah an einen Mann zu verkaufen, der in einem ~ 500,000,000 Rupiah teuren Auto sitzt!
- es gibt nicht wirklich ein funktionierendes Verkehrssystem...ok, wenn man die "Bus lane" als Verkehrssystem fuer eine Millionenstadt bezeichnen will, hat auch Jakarta was anzubieten...hmm, ich glaube das qualifiziert nicht als System, besonders wenn die Bus lanes fertiggestellt sind, aber noch kein Bus zur Verfuegung steht, weil das Budget zum Kauf der Busse irgendwie verschwunden ist!
- es passieren jeden Tag Dinge, die einem "Westler/ Bule" voellig unlogisch erscheinen
....und und und...

Was sollte man also nicht tun? Genau, man sollte nicht versuchen,alles zu verstehen,zu hinterfragen oder geschweigedem zu aendern! Das bringt nix! Ehrlich, man muss mit dem Strom schwimmen, auch wenn es manchmal schwierig ist.

Ich rege mich natuerlich trotzdem hin und wieder auf, aber ich versuche mit einem Laecheln zu fluchen!
Und meistens passiert es im Auto, so dass derjenige es gar nicht mitbekommt....ich gebrauche es nur um ein wenig Luft abzulassen, aendern kann und will ich es eh nicht!

Also warum dort leben? Hmm...es gibt ja auch die schoenen Seiten einer Stadt, und Jakarta hat auch hier nettes zu bieten. Solange man genug Geld hat, kann man wirklich gut ausgehen (essenstechnisch genauso wie bartechnisch), man kann sich mit allerlei Spa-Moeglichkeiten verwoehnen lassen und beim shoppen gibts auch genug Auswahl!

Was noch sehr lehrreich ist:
Wie verhalte ich mich in einem Umfeld, welches oftmals so kompliziert zu sein scheint, nicht verstaendlich oder auch oefters voellig unlogisch reagiert?
Sich in so einem Umfeld zu bewegen...dass finde ich noch immer faszinierend...und es gibt einem die Chance, sich selbst noch besser zu entdecken (ungeschminkt), denn gewisse Situationen kommen so in D einfach nicht vor. Das ist eine der Herausforderungen, denen ich mich gerne stelle...auch wenn es nicht immer einfach ist!

Das Fasten hat ein Ende

Nun, kaum war ich in Jakarta angekommen, hat auch schon der Monat des Fastens (Hari Raya) begonnen. Fuer mich kein grosses Problem, ich faste ja nicht, aber hier ist das Fasten mehr sichtbar...in KL gibt es einfach sehr viel mehr Chinesen, so dass es nicht ganz so auffaellt, hier sind die meisten Leute Indonesier und Moslems.
Nachdem nun letzte Woche Idul Fidri war, gibt es wie jedes Jahr einen schoenen Nebeneffekt:
Jakarta ist fuer knapp 2 Wochen fast leer gefegt, recht ruhig und es hat kaum Staus! Sehr angenehm!
Magda und ich sind dieses Jahr nicht weg gefahren und haben stattdessen ein paar ruhige Tage in Jakarta verbracht! Leider gabs ueberhaupt nichts interessantes im Kino. ;-(
Doch: Mamma Mia ist ein geiler Film! Der war echt gut!

Nun, jetzt sind mehr als 3 Monate ins Land gegangen, wir haben unseren schnuckligen Toyota Yaris bekommen und ich habe nach mehr als 20 Jahren mal wieder einen Reifen gewechselt...obwohl schon abends habe ich geschwitzt wie Sau, aber immerhin ohne groessere Probleme den Reservereifen drauf gekriegt!

Und hier noch 2 Bilder von zu Hause!

Wohnzimmer...

Wohnzimmer...

und Kueche (links)

und Kueche (links)

© Ralph Granzow, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wer haette das gedacht, bin immer noch in Asien...vor 11 Jahren hat es mich nach SOA verschlagen und im Moment sieht es fast so aus, als wuerde ich hier noch eine Weile bleiben.
Details:
Aufbruch: August 2008
Dauer: 7 Jahre
Heimkehr: 08.06.2015
Reiseziele: Indonesien
Malaysia
Singapur
Thailand
Vietnam
Frankreich
Italien
Deutschland
Australien
Niederlande
Belgien
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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