...diesmal aber wirklich auf die ruhige Tour...

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Susi & Dominik Lempeare

Sodom und Gomorra

Warum sind wir nochmal nach Bali geflogen?
Ähm, wegen dem Wetter, genau.
Wegen der Sonnenscheingarantie im balinesischen Winter.
Hm, kurzer Blick nach oben - fail. Grau in Grau. Ein Wolkenmeer, dazu windig und - für uns verwöhnte Perhentianer - merklich kühler. Brrrr, 28 Grad, igitt.
Gut, da sind wir also wieder - auf Bali, in Kuta. Und wir sind total down. Eigentlich wollten wir hier gar nicht hin, sondern gleich weiter an die Ostküste, aber nach dem freundlichen Empfang am Flughafen gestern Abend sind wir nun mal hier gestrandet. Keine Ahnung wie wir letztes Jahr zu dem Résumé gelangen konnten, dass man in Kuta für drei bis vier Tage notgedrungen absteigen kann. Vielleicht lag es an der vorangegangenen 5-wöchigen Odyssee, vielleicht lag es daran, dass wir nach all der Reispampe einfach froh um kulinarische Abwechslung waren, vielleicht lag es auch daran, das letztes Jahr hier die Sonne lachte und die Straßen ein wenig freundlicher schienen, wie gesagt, keine Ahnung - nur eins ist gewiss, dieses Jahr finden wir es von der ersten Minute an einfach nur elend.
Nach einer durchwachsenen Nacht richten wir am nächsten Morgen wieder den Blick nach vorn.

Drei Tage Kuta - von wegen, morgen wollen wir hier weg. So lange die Wettergötter Balis in Sommerurlaub sind, werden wir vom geruhsamen Erholungsmodus in den Abenteuermodus switchen.
Wir erwandern die uns leider noch viel zu gut bekannten Gassen und forschen nach Preisen für einen Weitertransport. Vergleichen lohnt sich hier wirklich, für eine Fahrt in den Norden Balis nach Lovina reichen die Angebote von 140.000 bis 200.000 Rupiah (12-18€), in den Osten nach Padang Bai kommt man für 60.000 bis 100.000 Rupiah (5-8€).
Ein Rat von uns: Vorsicht bei den Geldwechslern!
In Kuta warten die fliegenden Händler immer mit traumhaften Tauschraten auf. Bekommt man an offiziellen Schaltern aktuell 11.700 bis 12.000 Rupiah für 1€, locken diese feinen Herren mit Kursen von bis zu 13.000 Rupiah. Wer dennoch bei diesen Gestalten tauschen möchte, sollte extrem gut aufpassen. Von plötzlichen Kommissionskosten, über falsches Zählen, bis hin zu "ein paar Scheinchen fallen unter den Tisch", ist hier alles drin. Letztes Jahr trafen wir ein junges Pärchen aus Österreich, die ließen sich vor lauter Unwissenheit 10.000er statt 100.000er Scheine andrehen, farblich sind die allemal zu verwechseln...
Ansonsten ist Kuta noch immer das (sehr) leichte Mädchen Balis. Wie urteilt der Lonely Planet so schön, hier "dreht sich alles nur ums Feiern, Konsumieren und Braunwerden".
Baden kann man hier jedenfalls höchstens bei Ebbe am späten Nachmittag, es sei denn man heißt David Hasselhoff und arbeitet vollberuflich als Rettungsschwimmer. Die (Unter)Strömung in Kuta ist gnadenlos und die Wellen haben mehr was von einem Faustschlag Klitschko's - hat man dann noch nicht genug, kommt man definitiv einem der zahlreichen Surfer unters Board...

Am Strand ist man vor diesen Gefahren sicher, dafür wird man alle 10 Sekunden gefragt, ob man nicht gern völlig überteuerte Batikmode kaufen möchte, ein Eis haben will, ein Tattoo, Pediküre, Maniküre, Massage, Bier, etc... Der Strom an fliegenden Händlern reißt nicht ab und die einzige Methode sich dieses Ansturms zu entledigen ist eigentlich nur, sich irgendeinem dieser Angebote hinzugeben, denn so lange man "bearbeitet" wird, lassen einen die anderen Verkäufer in Ruhe.

...Robinson Crusoe bekäme hier Lagerkoller...

...Robinson Crusoe bekäme hier Lagerkoller...

Man kann sich auch an die Strandpromenade retten, sicher vor Händlern, Unterströmung und Surfern schauen einen hier alle fünf Meter ein paar Kinderaugen an, die einem Freundschaftsbändchen aufdrängen wollen. Sowieso kann man keinen Meter gehen, ohne gefragt zu werden: "Yes Sir, transport?" Wer darauf antwortet, gar nur den Blick hebt, hat schon verloren und wird verfolgt. Vernimmt man den Klang einer Hupe, heißt das A: dass man von einem Taxifahrer freundlich darauf hingewiesen wird, dass er noch ein Plätzchen frei hat, oder B: es ist ein Rollerfahrer auf dem Bürgersteig, der bitte gerne vorbei möchte. In beiden Fällen ist Ignoranz das beste Mittel. Fährt einem der Rollerfahrer dann in die Wade, darf man(n) schon mal ausflippen.

Kein schöner Land in dieser Zeit...

Kein schöner Land in dieser Zeit...

Rettung bieten die zahlreichen Geschäfte. Bei 15 Grad Ladentemperatur kann man sich hervorragend erkälten und nebenbei von Quicksilver über Volkom, Roxy, Billabong und Co sein Konto so dermaßen überziehen, dass bei der Heimreise der Gerichtsvollzieher schon am Flughafen auf einen wartet.

Schnäppchenjäger können sich nebst an mit Plagiaten eindecken, eine DVD kosten 70 Cent, kauft man 100 Stück, zahlt man nur noch die Hälfte. T-Shirts kosten 15.000 Rupiah - und sehen dementsprechend aus... (Die wenigen) Markenshirts gehen für 80 - 100.000 Rupiah (7-8€) über die Theke, gnadenloses Feilschen vorausgesetzt. Richtwert: Wer 20-30% vom Ursprungspreis des Händlers zahlt, hat einen guten Preis herausgeschlagen.
Als besonderes Schmankerl wird man nach Einbruch der Dunkelheit alle paar Meter gefragt, ob man nicht gerne Pilze haben möchte... man kann aber auch einem der zahlreichen "MUSHROOM"-Schilder folgen.
Auch der Service am Mann ist leicht zu finden - andersrum ebenso.
Wir nutzen Kuta um unsere Fast-Food-Speicher zu füllen. Die Spagetti im KFC schmecken vertraut (50 Cent) und die Double-Cheeseburger-Menus bei "dem großen goldenen M" (3€) sollten für die nächsten zwei Wochen unseren Hunger nach Pressfleisch, Plastikkäsescheibchen und Sirupcola stillen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das dritte Jahr in Folge zieht "ES" uns nach Süd-Ost-Asien, die Zutaten dieses Mal: Singapur, Malaysia & Indonesien.
Details:
Aufbruch: 13.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 14.07.2012
Reiseziele: Vietnam
Singapur
Malaysia
Indonesien
Der Autor
 
Susi & Dominik Lempeare berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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