Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Lombok und Gili

Mittwoch 23. April 2014
Der Typ, der uns für die Fähre abholt, holt uns natürlich als erste ab, weshalb wir noch eine halbe Stunde im Bus durch die viel zu engen Gassen Kutas tuckeln und an jeder zweiten Ecke einen Mopedfahrer fast zwischen Hauswand und Bus einquetschen, bevor es endlich auf die Autobahn Richtung Fährhafen geht.
Der Fährhafen ist dann wieder ein Sammelpunkt für Straßenverkäufer, die einen im Dreisekundentakt fragen, ob man nicht Sonnencreme, Obst oder was zu Trinken kaufen möchte. Sehr anstrengend. Irgendwann geht es dann endlich auf die Fähre, die nach zehn Minuten gleich erstmal einen Motorschaden hat. Es folgen zehn Minuten Reparatur, zehn Minuten Fahrt, bis der Motor wieder kaputt ist und wieder zehn Minuten repariert werden muss. Aber ehrlich gesagt finden Marc und ich das Ganze eher belustigend als alles andere, zumal zum Schluss dann ja alles reibungslos klappt und wir heil in Senggigi ankommen. Sofort stürzen sich dann wieder hundert Taxifahrer auf uns, bis uns jemand vom Ticketoffice erklärt, dass es keine fünf Minuten Fußweg in die Stadt sind und man locker laufen kann.
Wir hatten schon gelesen, dass Senggigi kein wirkliches Zentrum hat und extrem langgezogen ist, weshalb wir uns erst gar kein Hotel vorgebucht haben. Nach zehn Minuten Suchen nehmen wir dann einfach für 20€ mit dem zweitbesten vorlieb, das wir finden können. Auch kein wirkliches Schnäppchen, aber mit den großen Rucksäcken noch ewig rumirren, wäre es auch nicht wert.
Davon, dass der Tourismus auf Lombok angeblich erst in den Kinderschuhen steckt, merken wir an sich nicht viel. Irgendwie wirkt es eher so, als wäre der Tourismus schon hier gewesen und ist dann Hals über Kopf wieder abgehauen. Es gibt viele runtergekommene Gebäude, ab und zu mal ein neueres bzw. nagelneues Hotel, aber nach einem Zentrum oder irgendetwas Sehenswerten sucht man hier wirklich vergebens. Die Hauptattraktion auf Lombok sind Ausflüge über mehrere Tage auf den Rinjani, den mit 3726 Metern zweithöchsten Vulkan Indonesiens. Trotz der Hitze ja irgendwie ganz reizvoll, aber selbst wenn ich nicht noch einige Tage meine Krankheit auskurieren müsste, sollte man diese Tour vermutlich nur in der Trockenzeit starten, damit man nicht in den von irgendwelchen Regenschauern heimgesucht wird, um dann auf dem Gipfel nichts als Wolken zu sehen.
Während es dann für mich nur Babybananen und ein paar Kekse mit Cola gibt, holt sich Marc vegetarisches Bamigoreng mit Spiegelei. Soll wohl sehr lecker sein. Aber an sich ist es ja irgendwie auch ganz schön, wenn mich die Krankheit dünn hält. Wobei man sagen muss, der beste Schlankmacher bei uns beiden ist immer noch Alkohol, weshalb nach zwei Wochen Kuta sogar Marc aufgehört hat, über den Umfang seines Bauches zu jammern.
Ein anderes, billigeres Hotel für morgen finden wir auch noch und dann geht es auch schon wieder zurück ins Hotelzimmer, früh schlafen gehen.

Donnerstag 24. April 2014
Mein Appetit kehrt endlich wieder zurück, wobei man auch sagen muss, dass der Bananenpfannkuchen mit Honig und heißem Tee zum Frühstück wirklich extrem lecker schmeckt. Das neue Hotel ist leider ohne Frühstück und auch nicht ganz so schick. Naja, für halb so viel Geld kann man eben auch nur halb soviel erwarten. Aber wie gesagt, wir haben ja eh immer keine Ansprüche, was unsere Unterkünfte angeht und eine Klimaanlage und Internet auf dem Zimmer haben wir trotzdem. Außerdem muss man dazu sagen, dass das Bad wirklich nicht so schlimm ist, wie es auf dem Foto aussieht. Und dass das Hotel direkt am schwarzen Sandstrand liegt macht natürlich eh einiges wett. Ansonsten passiert heute eigentlich nicht viel. Wir bringen mal wieder unsere Wäsche zur Reinigung, buchen uns für morgen eine Inseltour, sowie das Fährticket nach Trawangan und gehen mittags einen Burger essen, der mir sofort wieder jeden Appetit verdirbt. Es ist aber auch eine Frechheit, Brötchen mit einer gebratenen, von der Sonne gewellten Mortadellascheibe, Plastikkäse und Ketchup als Burger zu bezeichnen. Wenigstens das Spiegelei dazwischen macht es halbwegs erträglich. Nach vier Tagen in Folge über 39°C Fieber am Abend bleibt die Temperatur heute zum ersten Mal drunter, was wir mit einer Portion vegetarischem Bamigoreng feiern.

Freitag 25. April 2014
Da es wieder eine private Tour ist, haben wir unseren Guide zu 9 Uhr bestellt, bevor unsere Tour direkt mit einem Besuch des Einheimischenmarkts südlich von Senggigi, einige Kilometer im Inselinneren beginnt. Geruchstechnisch hatten wir uns ehrlich gesagt auf wesentlich Schlimmeres eingestellt, aber das liegt vermutlich daran, dass es noch schön früh ist. Wie die ganzen Eimer voll Fisch und Meeresfrüchten nach einem 35°C heißen Tag ohne Kühlung am Nachmittag riechen, möchte man sich gar nicht vorstellen. Die Eindrücke sind aber wirklich cool und es ist schade, dass man in dem Gedränge kaum Zeit hat, sich alles richtig anzugucken und zu fotografieren. Dafür ist es umso cooler, dass wir unseren Guide dabei haben, der uns nicht nur alles zeigt und erklärt, sondern auch noch die Einheimischenpreise für uns aushandelt, weshalb wir drei Kilo Babybananen für kaum mehr als einen Euro erwerben können.

Danach kaufen wir uns noch ein Kilo Snakeskin Früchte für uns und einen großen Beutel Erdnüsse für die Affen, die uns eine halbe Stunde Autofahrt später an einem Aussichtspunkt hungrig erwarten.

Irgendwann ist dann selbst die letzte Erdnuss geknackt und verspeist und es geht durch die dünn besiedelte Landschaft weiter zum Wasserfall, beziehungsweise dem Parkplatz davor. Von einem anderen Guide werden wir dann bis zum ersten der beiden Wasserfälle geführt, die für eine der Hauptattraktionen Lomboks zum Glück beide kaum überlaufen sind.
Nach einer kurzen Dusche geht es über einen angelegten Weg durch den Dschungel, wo sich ein paar Affen kreischend durch die Baumkronen jagen, während wir unter ihnen durchs knietiefe Flusswasser waten. Es wir noch ein Betonstaudamm überquert und dann haben wir auch schon den zweiten Wasserfall erreicht. Man könnte es fast schon ein wenig kühl nennen, wie uns so der feine Sprühregen des Wasserfalls entgegen weht, aber wir sind eben auch schon wieder etliche Höhenmeter über dem Meeresspiegel an den Hängen des Rinjani.

Es ist wirklich wunderschön, wie das Wasser in hunderten kleinen Rinnsälen den Hang hinunterrinnt, während der Hauptstrom in einem einzigen Strahl über die Klippe schießt und sich in freiem Fall in die Tiefe stürzt. Unglaublich, was für ein Wind uns dieser Wasserfall entgegentreibt, als wir das kühle, klare Nass genießen.
Auf dem Rückweg ist dann die kühle Erfrischung leider schnell wieder vergessen. Das heiße Curry mit Reis zum Mittag wirkt dann natürlich auch nicht grade schweißmindernd. Dazu gibt es noch einen Bananensaft, der eigentlich kein Saft, sondern einfach nur pürierte Banane ist und sich entsprechend schlecht durch einen Strohhalm trinken lässt.
Kaum sitzen wir wieder im Auto, als es auch schon wolkenbruchartig zu regnen beginnt, was für ein Timing. Leider werde ich anfangs trotzdem nass, weil der elektrische Fensterheber verrückt spielt und sich das Fenster nicht nur von alleine öffnet, sondern sich auch ewig lang nicht mehr schließen will. Wunderwerk Technik...

Zurück zum Hotel geht es dann direkt an der Küste entlang, wo wir auf jeder zweiten Klippe zum Fotomachen anhalten, bevor es wieder hinunter in eine der Buchten geht, wo die Straße nur wenige Meter vom Meer entfernt entlangführt. Nach einer Verabschiedung mit ordentlich Trinkgeld für unseren Fahrer geht's zurück ins Hotelzimmer, wo die erhoffte Kälte allerdings trotz laufengelassener Klimaanlage ausbleibt. Der Grund, im Laufe des Tages ist mal wieder der Strom ausgefallen und als er wieder da war, hat sich die Klimaanlage nicht mehr von alleine eingeschaltet. Na toll.
Unser erstes Hotel hatte wohl einen Generator, denn hier ist allein in den letzten 48h mindestens fünfmal der Strom ausgefallen. Mal nur ein paar Minuten, mal zwei Stunden. Naja, was soll man machen, außer die Taschenlampe bereitlegen, falls man nachts mal ohne Strom auf Klo muss.

bei der Reisernte

bei der Reisernte

Samstag 26. bis Dienstag 29. April 2014
Morgens um neun geht es dann im überfüllten Kleinbus zum Fährhafen in einem Ort 20 Fahrminuten nördlich von Senggigi, wo wir dann erstmal 50 Minuten in einem Restaurant sitzen und warten dürfen, während man uns wieder Getränke und Schmuck verkaufen möchte. Danach sollen wir dann alle für einen entsprechenden Aufpreis in irgendwelche Eselkarren einsteigen, die uns zur Fähre fahren. Doch wir treffen zwei Leute von unserer ersten Fährfahrt wieder, die den Weg kennen und mit denen wir das kurze Stück laufen. Ob wir mit einem Speedboot oder Einheimischenboot fahren, klärt sich dann sehr schnell, als wir erst durchs knietiefe Wasser laufen, bevor wir dann über dutzende mit Obst und Gemüse gefüllte Kartons steigen müssen, um einen Sitzplatz zu finden.

Die Überfahrt dauert keine Dreiviertelstunde und auch wenn Trawangan, die größte der drei Gili-Inseln, schon ziemlich ausgebucht ist, fängt uns gleich ein aufgedrehter Indonesier am Strand ab und führt uns zu seinem Hotel. Über 23€ ist zwar ganz schön viel, aber für Trawanganpreise vollkommen akzeptabel, wenn man bedenkt, dass wir neben einer Klimaanlage sogar einen Kühlschrank im Zimmer haben. Und das Internet ist so gut, dass wir sogar mal wieder ein paar Bilder für den Blog hochladen können, der jetzt aus unerfindlichen Gründen ein neues Layout hat. Nennt uns altmodisch, aber warum will immer alle Welt Veränderungen? Status Quo ist doch wunderbar. Egal, das Zimmer ist also sehr schön und sauber und auch das Doppelbett ist groß genug, damit man sich nicht in die Quere kommt.
Ja, leider verleitet uns das gute Internet immer so sehr zum Gammeln. Manche würden sagen, wir haben nach über einem halben Jahr einen Durchhänger, aber man wird das Leben ja wohl auch mal genießen dürfen. Und irgendwann hat man eben auch alles schon in irgendeiner ähnlichen Art und Weise gesehen. Immerhin stehen wir erstaunlich früh auf, sodass gegen acht Uhr morgens selbst die Leute vom Hotel, die unser Frühstück zubereiten, noch im Schlafanzug unterwegs sind. Ach und dann gibt es natürlich noch den Muezzin. Wie gesagt, Indonesien ist ja mit der Ausnahme von Bali ein muslimisches Land, aber dass nun schon morgens um fünf irgendein arabisches Gebet halb gesprochen, halb unmusikalisch gesungen mit Lautsprechern über die ganzen Insel gegrölt werden muss, ist schon unnötig. Und ich fand die Kirchenglocken Zuhause in Berlin sonntags um 9:30 Uhr schon schlimm. Auf Lombok ging das ja auch, aber hier liegt unser nicht isoliertes Zimmer in der oberen Etage, weshalb der Lärm genau zu uns durchdringt.

Die Suche nach einem billigeren Hotel bleibt auch ergebnislos, weil entweder schon alles ausgebucht ist, oder es viel teurer ist. Oder beides. Aber wie gesagt, wir sind ja sehr glücklich hier. Und als dann am Dienstag die Dusche kaputt ist ziehen wir einfach eine Etage tiefer, wo wir nicht nur zwei Einzelbetten haben, sondern auch den Muezzin nicht mehr so laut hören. Leider gibt es hier keinen Kühlschrank mehr, was hauptsächlich der Rambutanfrüchte wegen ärgerlich ist, die wir nun warm essen müssen. Meine Erkältung habe ich inzwischen Dank unzähligen Kilogramm Obst und entspanntem "im Bett chillen" auch auskuriert.
Der Tag beginnt also, wie wohl bei den meisten üblich, mit dem hier echt leckeren Frühstück gekrönt von einem frischen Bananen- oder Ananassaft, bevor es zum Baden an den Strand geht. Das Müllbewusstsein ist hier leider nicht so stark in den Köpfen der Leute verankert. Im Groben und Ganzen ist der Strand aber sauber und das einzige, was stört, sind die unzähligen Boote, die im Abstand von maximal zehn Metern am Strand vor Anker liegen. Marc wird dann noch gleich am ersten Tag von einer Qualle volle Breitseite der Rücken verbrannt. Auch wenn ich es ja schon ein bisschen lustig finde, ist meine Schadenfreude nichts gegen die des Hotelmitarbeiters. Wir haben wirklich selten einen Menschen so herzhaft lachen sehen, als Marc dem Typen hinter der Rezeption die rote, suppende Hautstelle auf seinem Rücken zeigt. Aber nach ein paar Stunden ist dann auch schon fast nichts mehr zusehen und nicht nur der eingebildete Schwindel verfliegt, sondern Marc kann auch selbst darüber lachen.
Mittags geht es dann in unser neues Stammlokal, wo die Portion nicht mal ganz einen Euro kostet und man die Auswahl zwischen Reis mit Sprotten, verschiedenem Gemüse, Krabben, Rindfleisch und noch vielem mehr in scharfer Soße hat. So lecker, dass wir manchmal sogar zweimal täglich herkommen.
Abends gibt's dann neben Rambutan noch ein, zwei Burger für jeden und da ich beschlossen habe, zehn Tage, bis wir wieder in Kuta sind, nichts zu trinken und Marc allein auch keine Lust hat, geht es dann auch schon entsprechend früh ins Bett.

Mittwoch 30. April 2014
Wir wären ja auch noch länger geblieben, aber weil das Hotel ab morgen komplett ausgebucht ist, ist heute also unser letzter Tag, für den wir uns immerhin eine Schnorcheltour gebucht haben. Es gibt noch einen Bananenschokoshake und einen mit Drachenfrucht, der allerdings nur gut aussieht und im Endeffekt nach nichts schmeckt. Von einer einstündigen Mittagspause inklusive Essen durchsetzt gibt es insgesamt vier Schnorchelgänge, die allesamt einfach nur der absolute Hammer sind. Wirklich schade, dass wir keine Unterwasserkamera haben. Um es kurz zu machen, es gibt viele bunte Fische, mal ganz bunte Korallen, mal eher kaputte farblose, dafür aber noch mehr Fische und das Highlight sind sowieso einige Riesenschildkröten, die wirklich riesig sind und ganz entspannt an einem vorbei zum zehn Meter tiefen Meeresgrund sinken und dort bis zum nächsten Mal Luftholen liegen bleiben. Die letzte Station ist gerade was die Korallen und die bunten Fische angeht nicht sooo der Hammer, aber dafür taucht man hier bei unglaublich klarer Sicht zwischen riesigen Schwärmen kleiner Sprotten, die in dichten Kreisen um einen herumschwimmen. Das Krasseste ist aber ohnehin, dass uns diese ganze Tour nicht mal 8€ p.P. gekostet hat!!
Dafür trifft uns der Schock dann am Abend, als unser Burgerverkäufer plötzlich die Preise erhöht hat, weil "die Gurken teurer geworden sind". Na klar, der Burger mit einer Scheibe Gurke drauf kostet deswegen fast 20% mehr. Das ist uns dann auch zu blöd und wir kaufen stattdessen indonesische Köttbullar. Natürlich sind es keine echten Köttbullar, sondern eben nur irgendwelche Fleischbällchen in Brühe mit Kräutern, Erdnüssen, Nudeln, Gewürzen und soviel Chili, dass Marc mir mit knallrotem, verschwitzten Gesicht röchelnd seinen Rest abgibt. Bis auf die extreme Schärfe ist es aber sehr lecker und warum immer nur die Leber kaputtsaufen, wenn man sich mit ordentlich Schärfe auch mal die Magenschleimwand wegätzen kann. Abwechslung muss schon sein.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.