Reise ans Ende der Welt: Neuguinea,von Walhaien und Steinzeitmenschen...

Reisezeit: Juli / August 2016  |  von Christine & Thomas R&H

20.07.2016: Nabire-Sowa

Um 6 Uhr morgens sind wir in Wasior. Die Musiker und viele andere steigen aus.
Jetzt können wir unsere "Relingplätze" gegen welche an der Schiffswand eintauschen, die etwas geschützter sind.
Thalia wacht auf, sie hat tatsächlich fast 7 Stunden geschlafen. Wenn ich mich jetzt zurücklehne, kann ich es nicht verhindern dass mir auch die Augen zufallen. Es dauert sehr lange bis alle weg sind und die Neuen alle eingestiegen sind.
Der Boden sieht aus wie nach einem Markttag.
Diese Schiffe nennen sich übrigens Pelnis--und sind die gängigen Fortbewegungsmittel über weite Wasserwege.

Wir haben echt Glück. Es fängt fürchterlich an zu regnen, und der Platz an dem wir eben noch gesessen haben ist im Nu naß.
Als die Fähre wieder ablegt, schlafe auch ich ein wenig.

Kartendomino ist international

Kartendomino ist international

Ein Junge gesellt sich zu uns und meint, dass wir um 18 Uhr in Nabire sind.
Wie schrecklich, im Dunkeln an einen neuen Ort zu kommen in der Ungewißheit wohin wir sollen...
2 Stunden schlafe ich, das muß erstmal reichen...
Immer wenn ich nach unten gehe, werde ich ja bestaunt und manchmal traut sich auch jemand mich anzusprechen.
Unter anderem ein Mädel die auch etwas englisch spricht. Ich frage sie wie wir von Nabire nach Kwatisore kommen und ob sie weiß ob es dort Walhaie gibt. Sie meint, mit dem Schiff käme man nach Kwatisore-aber erst am nächsten Morgen. Mit dem Auto würde die Fahrt so 700.000 IRP kosten und 2 Stunden dauern und dann müßte man auch noch mit dem Boot rüberfahren. Sie stellt mir ihren Mann vor--der aber kein Englisch spricht.
Das fällt mir mal wieder auf: die Frauen sind hier eher die Kontaktfreudigen und können Englisch sprechen-

Tatsächlich sind wir schon um 13 Uhr in Nabire.
Wir beeilen uns von Bord zu kommen--suchen irgendeine Stelle wo wir uns nach Tickets erkundigen können, aber nix in Sicht--erstmal weg vom Schiff und von allen Taxifahrern.

Iiiihhh...Beim Aussteigen sehen wir, dass überall an der Schiffswand die rote Spucke von dem komischen Kautabak hängt...

Iiiihhh...Beim Aussteigen sehen wir, dass überall an der Schiffswand die rote Spucke von dem komischen Kautabak hängt...

Bei Tageslicht und heute erscheint es nicht mehr so bedrohlich...

Bei Tageslicht und heute erscheint es nicht mehr so bedrohlich...

Wir sind ziemlich unschlüssig und stehen dumm rum. Da spricht uns ein älterer Mann an. Er kann kaum Englisch , will aber unbedingt helfen und klebt an uns.
Wir sagen immer nur "Kwatisore" und nach einer Weile findet er eine Frau, die auf uns aufmerksam wird. "Yes"--sagt sie--"my husband from Kwatisore" Das ist ja schön--aber wollen die da auch hin?
Wir holen noch einen jungen Mann dazu der besser Englisch sprechen und dolmetschen kann.
Ja--er meint die würden auch dorthin wollen...mit Taxi--ja--können wir zusammen fahren. Einer holt ein Taxi und wir handeln einen Preis von 150.000 IRP aus. Kommt mir ja komisch vor. Aber ok--umso besser...

Unser Gepäck in den Kofferraum und wir 5 ins Taxi. Die beiden haben ihre Tochter Sharon, 4 Jahre dabei. Sie heißt Loisa , den Namen ihres Mannes haben wir bis zum Schluß nicht erfahren. Er hat uns auch vollkommen ignoriert und keinen Ton von sich gegeben.

Nach etwa 20 Minuten stoppen wir. Loisa steigt aus und kommt mit einem jungen Mann zurück.
Dieser spricht perfekt Englisch und bringt nun Licht in die ganze Sache:
Die Fahrt für 150.000 IRP geht nur bis zum Haus von Loisa und ihrer Familie. Bis Kwatisore ist es viel weiter. Er empfiehlt uns nach Sowa zu fahren. Dort hat ein Bruder von Loisas Mann ein einfaches Guesthouse für etwa 500.000 IRP pro Nacht und kann uns auch mit dem Boot zu den Walhaien bringen.
Des Weiteren kostet die Fahrt mit dem Taxi dorthin 700.000 IRP , dauert ca 2 Stunden und ist auch nicht verhandelbar.
Wir fragen ob Loisa uns evtl begleitet um uns zu unterstützen--wwenn es Familie ist...?
Er übersetzt und redet mit ihr und sie stimmt zu. Aber zuerst müssen sie in ihr Haus und Sachen holen.
Wir bedanken uns und los gehts.
Jetzt fahren wir noch 2 Häuser an. Aus dem einen kommt sie mit einer Tüte voll Wäsche. Aus dem anderen mit einem jungen Mann. Der soll wohl auch mit.
Wir dachten erst, sie läßt die Kleine zu Hause, aber nun sind wir zu Sechst unterwegs.
Aber dieses Kind ist sehr lieb. Sie macht überhaupt keine Probleme und hat gute LAune.

Wir fahren ca 1 Stunde über eine asphaltierte Straße. Der Fahrer fährt wie ein Henker. Dann beginnt ein Schotterweg vom Feinsten. So tiefe Schlaglöcher, dass der Wagen oft aufsetzt.
Die Laune des Fahrers wird immer schlechter. Unsere aber auch, denn es gibt hier keine Häuser.
Je weiter wir fahren, desto unbewohnter wist es. Mir wird schon etwas mulmig--
Nach 1 weiteren Stunde sind wir immer noch nicht da und die Häuser werden immer seltener, die Straße immer schlimmer.
Wir müssen oft kleine Flüsse durchqueren und jedesmal denke ich: wir bleiben liegen..und dann??
Er bleibt öfter mal stecken und muß dann vor und zurückfahren-aber es geht immer weiter.
Nur einmal klappt es nicht: wir sitzen im Schlamm fest.
Alle aussteigen und schieben. Nach einigen Anläufen kommen wir frei.
Nach unendlichen 2,5 Stunden gibt Loisa Zeichen dass wir da sind.
Da--ist gut--wir sind im Nirgendwo. Weit und breit nix zu erkennen.
Wir steigen aus und nehmen unser Gepäck. Ich entlohne den Fahrer und er fährt nich gerade gutgelaunt von dannen.
Kurz denke ich noch: was ist mit der Familie? Aber das kann doch nicht mein Problem sein--ich kann mich ja nicht verständigen...

Wir laufen Richtung Wasser und da erscheint aus dem Nichts eine Hütte. Beim Näherkommen erkennen wir ,dass es sich dabei um 3 Hütten handelt. Hier wohnt wohl ein Teil der Familie von Papa. Ein Mann, der etwas an einen Gorilla erinnert kommt auf uns zu und Loisa erklärt ihm was wir wollen.
Wir verstehen so viel dass eine Übernachtung 500.000IRP kostet und das er uns Walhaie zeigen kann.
Loisa fragt mich mit Handzeichen ob ich den Taxifahrer bezahlt habe und ob er weg ist. Sie kann ja kaum Englisch, aber sie beherrscht die Gebärdensprache perfekt. Ich nicke. Was denkt sie denn, dass der da noch im Dunkeln im Wald steht?
Papa schweigt wie immer und raucht nur.Sie diskutieren wohl was sie nun machen sollen.
Irgendwann beschließen sie zu bleiben. Leider verstehen wir ja kein Wort.
Die Kinder der Familie werden losgeschickt Matten für uns zu holen. Diese kommen in die Hütte, die noch am annehmbarsten aussieht und ein paar Kissen gibt es auch.
Das wars.
Inzwischen sind mir die Walhaie sch...egal...ich frage mich nur wie wir hier wieder weg kommen.
In der Hütte müssen wir auf dem Boden liegen. Es sind Unmengen an dicken Spinnen an der Decke. Aber Loisa ekelt sich auch davor.
Nach einer Weile bringt sie uns aber ein Moskitonetz. Das befestigen wir an der Wand und legen ringsume unsere Bücher zum Beschweren drauf.
So mag es einigermaßen gehen. Nach der Nacht auf dem Schiff sind wir--besonders ich ja megaplatt.
Ein Generator läuft und es gibt Strom--und überall ist grelles Licht.

Das bin ich mit Loisa

Das bin ich mit Loisa

Loisa mit der süßen Sharon

Loisa mit der süßen Sharon

Nach etwa 2 Stunden wache ich wieder auf. Das Licht ist immer noch überall an und es regnet in Strömen.
Wie mag der Weg hierher jetzt aussehen?
Ob der Taxifahrer wieder heil zurückgekommen ist?
Und wie kommen wir hier weg? Es steht sicher alles unter Wasser bzw ist verschlammt....

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir nehmen nun die lange Anreise nach Papua auf uns.Für Thalia erfüllt sich der Traum beim Tauchen mit Walhaien zu kuscheln und ich freue mich auf einen Besuch beim Volk der Dani im abgelegenen Baliem Tal in West Papua.
Details:
Aufbruch: 06.07.2016
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.08.2016
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Christine & Thomas R&H berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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