Mit unserem Nissan Patrol einmal um die Welt

Reisezeit: Juli 2010 - Juli 2013  |  von Patric Dillier + Urs Liechti

32. Woche (Kambodscha)

Sihanoukville, 5. Februar 2011

Wir sind am Meer.
Phnom Penh haben wir am Dienstag den 1. Februar verlassen. Wir haben genug von dieser hektischen Stadt und wollen den Sueden und das Meer geniessen. Unser Ziel ist Sihanoukville.
Es sind nur rund 230 Kilometer und die Strasse soll nach den Angaben welche wir haben, gut sein. Wir rechnen also mit etwa drei Stunden Fahrt. Ich verfahre mich bei der Ausfahrt aus Phnom Penh, weil ich das Gefuehl habe, wir muessen zuerst Richtung Norden fahren. Ich habe vor fuenf Tagen bei der Einfahrt in die Hauptstadt ein Strassenschild gesehen, welches den Weg nach Sihanoukville angezeigt hat. Obwohl Patric mir ein dutzendmal gesagt hat, wir seien falsch, fahre ich weiter in diese Richtung. Nach einem Umweg von rund fuenfzig Kilometer finde ich dann auch dieses Strassenschild. `Viele Wege fuehren nach Rom`.
Trotz meines Umweges erreichen wir die Stadt im Sueden von Kambodscha am fruehen Nachmittag. Sihanoukville erstreckt sich auf einer Landzunge. Die Stadt in der Mitte (downtown) ist nicht so spektakulaer. Um die Landzunge herum liegen diverse Straende. Wir umfahren die Halbinsel und entschliessen uns schlussendlich fuer die Serendipity Beach. Hier ist der Treffpunkt vieler Backpackers und am meisten Betrieb. Nach langem Suchen, es ist fast alles ausgebucht, finden wir ein Guest-House. Wir haben keine Klimaanlage, nur einen Ventilator und nur kaltes Wasser. Alle Duschen in den einfacheren Hotels und Guest-Houses haben keine Duschkabine. Es haengt im Badezimmer einfach irgendwo ein Duschlauch und in einer Ecke befindet sich der Ablauf. Auch das Lavabo hat keinen eigenen Ablauf. Beim Zaehneputzen oder Rasieren laeuft einem das Wasser einfach auf die Fuesse. Uebrigens war Patric in Phnom Penh bei einem Coiffeure und hat sich Rasieren und die Haare schneiden lassen. Insgesamt wurde er von vier Frauen verwoehnt. Waehrend dem Haareschneiden wurden noch seine Finger und Haende massiert. Bezahlt hat er fuer etwa fuenfmal die Haare waschen, schneiden, einer Rasur, Gesichtsmaske mit Gurken und massieren der Haende; zehn Dollar. Patric sieht nun etwa zehn Jahre juenger aus. Das Leben in Kambodscha ist sehr guenstig. In der Hauptstadt ist das Essen in einem guten Restaurant, ein super gutes Cordon bleu mit Pommes und Gemuese kostet etwa acht Dollar, noch relativ `teuer`. Hier am Beach ist es sehr guenstig. Ein Essen kostet drei Dollar. Ein Bier einen Dollar und ein Bacardi-Cola zwei Dollar. Auch in einer Discotek oder Bar bezahlt man fuer ein Bier einen Dollar und der Bacardi kostet auch nur zwei Dollar. Eine Stange (zehn Schachteln) Zigaretten Marlboro kosten elf Dollar. Es sieht demnach nicht so aus, dass ich aufhoere zu rauchen.

Unser Beach ist etwa zwei Kilometer lang und es hat etwa fuenfzig Bars und Restaurants. Tagsueber hat es auf dem Sandstrand Liegestuehle, welche man kostenlos benuetzen kann. Am Abend werden diese Liegen durch kleine Tisch und bequemen Korbstuehle ersetzt. Vor jedem Restaurant wird ein Grill aufgestellt wo man gemuetlich sitzen, etwas Trinken und sehr gut essen kann. Es hat viele Touristen in fast jedem Alter hier. Tagsueber liegen wir am Strand und baden in dem schoenen Meer. Am Abend geniessen wir einen Apéro am Strand, essen etwas am Strand oder gehen in die kleine Ortschaft Abendessen. Auch hier versuchen viele Menschen mit dir ein Geschaeft zu machen. Es hat wieder die jungen Maedchen, welche anstelle von Buechern hier selbstgebastelte Armbaender und Schluesselanhaenger verkaufen. Frauen die dich massieren, die Haare am Koerper entfernen und Finger- und Zehennaegel schneiden wollen. Es gibt Frauen mit einem Holzkohlengrill, welchen sie an einem Stab quer ueber der Schulter tragen und auf welchem sie Fischspiesse grillieren. Junge Maenner verkaufen Sonnenbrillen und ganz kleine Kinder sammeln leere Aludosen und Flaschen. Natuerlich hat es auch sehr viele Bettler am Strand. Man sieht vor allem viele verkrueppelte Maenner, meistens ohne Beine und Arme, welche sich auf dem Boden kriechend fortbewegen. Vermutlich sind sie alle Opfer der vielen Landmienen, welche es in diesem Land noch gibt.
Eines Abends sitzen wir zwei gemuetlich am Strand und trinken ein Bier. Ein junges Maedchen kommt zu uns und will uns ein Armband verkaufen. Wir verhandeln mit ihr was sie uns verkaufen will und was es kosten soll. Schon bald kommen ein zweites und ein drittes Maedchen. In ein paar Minuten sind wir von sechs Maedchen umringt. Alle wollen etwas verkaufen und alle sagen sie brauchen das Geld fuer die Schule. Jede findet es unfair, wenn ich nur bei einem Maedchen kaufe und nicht bei ihr. Also kaufe ich bei fuenf Maedchen. Jede macht mir ein Armband oder einen Schluesselanhaenger mit dem Namen von mir oder mit der Flagge von Kambodscha. Sie sind alle sehr geschickt und in einer halben Stunde sind sie fertig mit dem Herstellen der Baender. Nun geht es ans bezahlen. Ich gebe jeder zehn Dollar und sie muessen mir vesprechen, dass sie das Geld fuer die Schule und nicht fuer schoene Kleider und Schminke gebrauchen. Nun kommen schon die Naechsten, welche es auch unfair finden, weil wir nicht bei ihnen kaufen. Wir sagen ihnen, dass wir mehr als genug gekauft haben und sie lassen uns in Ruhe mit der Antwort `see you tomorrow`. Zwei Maedchen, von denen ich etwas gekauft habe, kommen zurueck. Sie sagen zu mir, ich soll ihnen doch noch eine Schuluniform kaufen, welche nur dreissig Dollar kostet. Wenn sie eine Uniform haben, muessen sie fuer die Schule nicht bezahlen. So ist es halt, gibt man den kleinen Finger, wollen sie die ganze Hand.

In Kambodscha koennte man noch sehr vielen Menschen helfen, welche wirklich kein schoenes Leben fuehren. Ich lese im Moment dieses Buch, welches ich in Phnom Penh gekauft habe. Der Titel ist `Der weite Weg der Hoffnung` und geschrieben wurde dieses Buch von dem Maedchen, welches dies alles selbst erlebt hat. Ihr Name ist Loung Ung. Es ist ein Buch welches ich jedem empfehlen kann, zu lesen. Es handelt von einem kleinen Maedchen, das den Einmarsch der Roten Khmer als fünfjähriges Kind erlebt und ueberlebt hat. Es ist schwer zu verstehen und zu begreifen was die Menschen im Jahre 1975 bis 1979 erlebt und durchgemacht haben. Zwei Millionen Menschen starben in dieser Zeit. Ich versuche mich an diese Zeit zurueck zu erinnern. Ich weiss, ich habe schon von den Roten Khmer und Kol Pot gelesen und gehoert, aber dass dieser Voelkermord erst vor fuenfunddreissig Jahren passiert ist, hat mich ueberrascht. Es kommt mir so vor, als ob diese Gräueltaten bei uns in Europa ueberhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurden.
Ein weiter weniger schoenes Thema - es kommt immer darauf an, von welcher Seite aus man es sieht - sind die vielen aelteren, westlichen Maenner mit meist dickem Bauch und wenig Haaren auf dem Kopf, welche mit jungen, einheimischen Maedchen Arm in Arm aus dem Hotelzimmer kommen oder am Strand spazieren gehen. Ich glaube, es ist in Kambodscha noch nicht so schlimm wie in Thailand, aber es ist nicht wirklich ein sehr schoenes Bild. Vielleicht bekommt ja ein Maedchen die Chance, mit einem westlichen Mann von hier auszureisen und im Westen zu Leben. Nur, ob unser Leben im Westen ein besseres Leben ist, dass ist ein anderes Thema. Ich persoenlich glaube, trotz allen Schwierigkeiten und Problemen welche die Menschen hier haben, sind die meisten doch zufrieden und gluecklich. Auf jeden Fall koennen sehr viele noch herzlich lachen, was bei uns nicht mehr selbstverstaendlich ist.
Patric und ich geniessen das Strandleben, das Meer und das gute Essen. Wir wollen noch ein paar Tage hier bleiben und danach nach Thailand weiterreisen. Dort werden wir, wenn alles klappt, ein paar Freunde von uns treffen. Alain und `Friends`, wir freuen uns euch zu sehen.
Am Freitag komme ich gegen Abend in unser Zimmer zurueck und muss dort leider feststellen, dass mein Handy gestohlen wurde. Nun habe ich natuerlich auch fast alle Telefonnummern verloren. Ich bitte nun meine Verwandten und Bekannten mir doch ihre Nummern zu senden. Ihr koennt eure Nummern auf meine E-Mail mit der Adresse urs@promolution.com oder ein SMS auf das Natel von Patric mit der Nummer +41 79 928 12 41 senden. Vielen Dank.

Abschiedsfrühstück in unserem Stammrestaurant "Riverside" in Phnom Penh vor der Weiterfahrt nach Sihanoukville.

Abschiedsfrühstück in unserem Stammrestaurant "Riverside" in Phnom Penh vor der Weiterfahrt nach Sihanoukville.

Unterwegs nach Sihanoukville

Unterwegs nach Sihanoukville

So sieht die gebührenpflichtige Highway No.4 von Phnom Penh nach Sihanoukville aus.

So sieht die gebührenpflichtige Highway No.4 von Phnom Penh nach Sihanoukville aus.

Yess, endlich am Meer

Yess, endlich am Meer

Serendipity Beach

Serendipity Beach

Wir geniessens und strecken unsere Beine

Wir geniessens und strecken unsere Beine

So, wie wir es schon lange nicht mehr gehabt haben und uns natürlich passt. Bars und Restaurant ohne Ende

So, wie wir es schon lange nicht mehr gehabt haben und uns natürlich passt. Bars und Restaurant ohne Ende

Noch ein bisschen Abendstimmung aus dem Korbsessel

Noch ein bisschen Abendstimmung aus dem Korbsessel

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir brechen unsere Zelte am 1.Juli 2010 in der Schweiz ab und fahren mit unserem Nissan Patrol von Basel über Griechenland, Türkei, Tibet bis Australien.Dann nach Argentinien bis Nordamerika.Von New York lassen wir uns wieder mit unserem Nissan Patrol nach Westeuropa verschiffen.Nach circa 2-3 Jahren werden wir voraussichtlich wieder in Basel ankommen.Dies wäre der Plan,welcher sicher anders rauskommen wird. Wir freuen uns auf euren Besuch (und nicht nur auf der Homepage!).
Details:
Aufbruch: 01.07.2010
Dauer: 3 Jahre
Heimkehr: 02.07.2013
Reiseziele: Griechenland
Schweiz
Kroatien
Türkei
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kasachstan
China
Tibet
Nepal
Laos
Kambodscha
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Argentinien
Chile
Peru
Ecuador
Kolumbien
Costa Rica
Mexiko
Vereinigte Staaten
Der Autor