1 Monat - Thailand und Kambodscha - Level: Senior

Reisezeit: November / Dezember 2013  |  von Daniela Malt

2. Besuch an der Schule

Heute können wir beinahe ausschlafen, denn wir werden erst um 9.00 Uhr vor dem Hotel abgeholt. Aber Familie Zinkeisen und die anderen Gäste verspäten sich etwas, weil sie noch vorher zum Markt gefahren sind, um Obst für die Kinder in der Schule zu kaufen. Dann fahren die zwei Mini-Van vor, einer ist für uns reserviert. In diesem sitzt schon ein junger Khmer, und Dani freut sich und strahlt, denn sie erkennt Neij, ihr früheres Patenkind. Er hat die Schule inzwischen verlassen und in Siem Reap eine Lehre als Bäcker begonnen. Stolz erzählt er ihr auf der Fahrt nach Peak Sneng, was er schon alles gelernt hat und zeigt auch seine Hefte mit den Rezepten. Dani ist erstaunt, wie sehr er sich auch in der englischen Sprache verbessert hat. Neij hat heute frei und fährt mit uns in seine alte Schule. Die Straße ist schon wieder ein ganzes Stück weiter gewachsen, so dass wir weniger Schlaglöcher aber dafür mehr Staub zu ertragen haben. Das vor uns fahrende Auto ist hinter der Staubwolke oft nicht mehr zu sehen.
In der Schule werden wir erwartet. Ponlok und die Jungs von Annemarie sind sofort da, um uns zu begrüßen. Ich schenke Ponlok die beiden Haarspangen mit großen Blüten, die ich in Bangkok gekauft hatte. In ihrem schwarzen Haar sehen sie sehr hübsch aus. Wieder ist ein großer Baldachin aufgebaut und die Schüler sitzen darunter, während wir im Präsidium Platz nehmen. Heute werden die jungen Frauen in die Selbständigkeit entlassen, die im letzten Jahr an der Schule das Nähen gelernt haben. Sie haben keine richtige Schule besucht und nur zwei von Ihnen können lesen und schreiben. Stolz tragen sie die von ihnen selbst genähte Kleidung: eine Spitzenbluse mit Glitzerzier und einen Sarong. Als Abschiedsgeschenk bekommt jede eine Nähmaschine sowie einige Nähutensilien und beinah am Wichtigsten eine gerahmte Urkunde. Die neue Näh-Klasse ist auch anwesend und bewundernd betrachten sie die von ihren Vorgängerinnen genähten Kleidungsstücke. Die erste Aufgabe der neuen Schneiderinnen wird das Anfertigen von neuen Schuluniformen sein. Natürlich werden wieder einige Reden geschwungen. Mit einem kleinen Traktor werden die Nähmaschinen in die Hütten ihrer neuen Besitzerinnen gebracht, die sich im näheren und weiteren Umfeld der Schule befinden.

Die Köchin und einige der Mädchen haben ein leckeres Mittagessen gekocht. Wir sitzen mit den Lehrern und Honoratioren an einem Tisch und schauen uns ab, wie die in verschiedenen Schüsseln angerichteten Speisen gegessen werden.
Anschließend zeigen Ponlok und eine ihrer Freundinnen mir und Dani den Schulgarten und erklären, welche Gemüse- und Obstsorten dort wachsen. Und wenn sie uns fragen, ob das auch in Deutschland wächst, müssen wir meistens "nein" sagen - und sie finden, wir wären arm dran, weil doch bei uns scheinbar nur Kartoffeln gut gedeihen, und nicht einmal Reis wächst - aber wir können es im Supermarkt kaufen, weil es aus Ländern wie Kambodscha zu uns gebracht wird. Sie staunen und wollen wissen, ob ein Markt bei uns aussieht, wie bei ihnen. Wie sollen wir ihnen nur erklären, was ein Supermarkt in Deutschland ist? Auf jeden Fall ganz anders, als ein Markt in Kambodscha. Sie zeigen uns auch die Klassenzimmer: den Englisch-Raum, den Mathematik-Raum... Und dann dröhnt plötzlich laute Musik aus der hoch aufgetürmten Anlage, die den Strom aus einem Generator bezieht, denn einen Anschluss an ein noch nicht vorhandenes Stromnetz hat die Schule nicht. Die Mädchen freuen sich auf die nun eröffnete Party. Die Schüler tanzen ganz anders, als wir es von zu Hause gewohnt sind. Sie formieren sich im Kreis um einen Abstützbalken der Überdachung des nach allen Seiten offenen Speiseraumes und bewegen sich im Takt der Musik rund um diesen Balken. Die Mädchen bewegen dazu ihre Hände sehr grazil. Später werden auch Gesangseinlagen dargeboten mit Unterstützung elektronischer Musik und ohne. Es gibt viel Beifall für die kleinen Künstler. Der Bürgermeister des Dorfes beweist sich dabei als ein hervorragender Moderator und Stimmungsmacher.

Dann gibt es das mitgebrachte Obst und die Kinder stürzen sich auf die aufgeschnittenen Melonen, Bananen, Mangos und anderen Früchte - aber dann geht es wieder schnell zum Tanzen.
Wir haben von den Kindern bunte Papierketten um den Hals gehängt bekommen und ich habe von Ponlok eine aus kleinen Perlchen gefertigte Kette mit einem Herzchen bekommen.
Und schon ist auch dieser Besuch wieder zu Ende. Viele Umarmungen und Wünsche für viel Glück werden ausgetauscht und dann fahren wir wieder in Richtung Siem Reap.
Hier angekommen, gehen Annemarie und ich in den Old-Market, um ein paar T-Shirts für ihre Patenkinder zu erwerben. Annemarie hatte nämlich einen Blick in den Kleiderschrank der Jungs geworfen und festgestellt, dass sie eigentlich gar nichts anzuziehen haben, was nicht schon zerrissen und zerschlissen ist. Wir finden einige brauchbare Shirts, die wir irgendwann vor unserer Abreise bei Familie Zinkeisen für die Jungs abgeben werden.
Zum Abendessen gehen wir heute in ein Spezialitäten-Restaurant, wo wir ein Cambodia-BBQ für vier Personen bestellen. Im Tisch ist ein kreisrundes Loch, in welches ein mit glühender Kohle gefüllter Steinguttopf gestellt wird, auf dem sich ein Metallaufsatz befindet, in dessen tiefer liegendem Rand eine Suppe köchelt und auf der halbkugel-förmigen Kuppe können wir verschiedene Fleisch- und Fischsorten grillen. Es gibt Schwein, Rind, Ente, Strauss, Känguru, Krokodil, Frosch, Hühnchen, Shrimps und zwei verschiedene Fischsorten, alles in kleine Stücke vorgeschnitten. Auch für die Suppe können wir selbst wählen, welche Sorten Gemüse und Nudeln wir in den Topf geben. Das Ganze ist zwar etwas teurer, als wir gewöhnlich essen, aber es ist eine schöne Erfahrung. Annemarie hat sich aber lieber für gebackene Frühlingsrollen entschieden, die mit einer Orchideenblüte garniert sind.
Nach dem Abendessen gehen wir schnurstraks ins Hotel, um zu schlafen. Morgen wollen wir nämlich zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat und werden von unseren Tuk-Tuks schon um 5.00 Uhr abgeholt.

die Näherinnen mit ihren neuen Nähmaschinen

die Näherinnen mit ihren neuen Nähmaschinen

Festmahl zur Feier des Tages

Festmahl zur Feier des Tages

Dancing auf kambodianisch

Dancing auf kambodianisch

© Daniela Malt, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Level: Senior? Ja, wir reisen diesesmal zu fünft durch Thailand und Kambodscha. Und wir haben meine Eltern und eine gute Freundin meiner Mamsi mit dabei. D.h. 3/5 unserer Reisegruppe sind also 60+! Daher starten wir diesesmal auch etwas besser vorbereitet (Hotels, Flüge und einige Transporte sind weitestgehend übers Internet vorgebucht). Trotzdem ist eine selbst organisierte Reise durch Asien gerade für unsere "Kreuzfahrer-Senioren" recht spannend und entsprechend aufgeregt sind alle.
Details:
Aufbruch: 07.11.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 08.12.2013
Reiseziele: Thailand
Katar
Kambodscha
Der Autor
 
Daniela Malt berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.