Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien

Reisezeit: Juli 2004 - Januar 2005  |  von Ralf Knochner

laos - land der schmetterlinge: luang prabang - geerbte atmosphäre

die freifahrt nach luang prabang war natürlich nicht möglich, aber immerhin kommt das mit dem zimmer fast hin. zwei dollar, sauber und ventilator, da kann man nicht meckern. eine tochter hat die familie zwar, aber die wohnt schon lange nicht mehr hier und ist verheiratet. na ja, was soll's, ich habe eh keinen reißverschluss an meiner hose

in der Nähe von Louang Prabang am kuang-xi-wasserfall mit eti, ryan und meital.

in der Nähe von Louang Prabang am kuang-xi-wasserfall mit eti, ryan und meital.

die weiteren tage gestalteten sich aber wirklich sehr angenehm, fast wie im traum. noch am ersten abend spielte ich mit dem sohn des hauses badminton und bekam eine nachspeise zum probieren. die betreiber des gästehauses hatten auch ganz witzige fotoalben, in denen viele gäste ein foto von sich eingeklebt hatten. meistens passfotos oder gleich ganze studentenausweise, aber auch viele andere fotos aus dem alltag. es machte mir spaß die durchzustöbern.
am ersten abend lernte ich auch schon ryan aus kanada kennen. er hat vier jahre englisch in japan unterrichtet, dabei japanisch gelernt und sich einen ekelhaften fußpilz eingefangen. ab jetzt duschte ich nur noch mit badelatschen . der morgen bescherte meital, eti und shy aus israel, womit die kompanie für den ersten ausflug schon stand. in einem tuktuk fuhren wir zum größeren der beiden wasserfälle in der umgebung, der durch den regen der regenzeit noch berauschender aussah als sonst (wie er in der trockenzeit aussieht kann man auf dem foto in
martins laos-bericht auf dieser internetseite erkennen). auch sonst machten wir manches gemeinsam und so vergingen ein paar tage wie im flug. es folgten ausflüge mit franzosen und anderen kanadiern, die allesamt harmonisch verliefen, aber die sehenswürdigkeiten waren nicht sonderlich würdig. das sollte sich bedauerlicherweise auch im verlauf der folgenden vier wochen nicht ändern.

luang prabang: gemütlichkeit und atmosphäre.

luang prabang: gemütlichkeit und atmosphäre.

als sich die vier namentlich genannten und andere verabschiedeten, hatte ich schon das sog. "osttrio" kennengelernt. nein, keine heimatmusik, sondern berliner auf reisen. es ist angenehm, sich mal wieder auf deutsch unterhalten zu können und das auch noch auf gutem niveau in gutem ambiente. luang prabang kann einen dabei aber auch wirklich unterstützen. alte französische kolonialbauten, die mit westlichem geld erhalten und wieder aufgemöbelt werden. in den meisten ist ein gutes restaurant mit französischem namen untergebracht und zumindest eine teure boutique. die stadt hat was. ich mochte luang prabang. wie sich später herausstellen sollte, war es fast die einzige stadt mit soetwas wie angenehmer atmosphäre ..... leider. und die erfahrung zeigte: alles, was atmosphäre hatte, wurde von ausländern betrieben. asiaten haben im allgemeinen wohl ein anderes verständnis von atmosphäre oder gemütlichkeit, das mit dem unsrigen nicht viel gemein hat. wenn es diese alten gebäude nicht gäbe, dann wäre luang prabang vermutlich nicht mal halb so schön. das ganze wirkt wie aus einem alten frankreich, einer ganz anderen zeit ausgeborgt.

natürlich ist nichts vollkommen, luang prabang auch nicht. eine schwierigkeit bereitet die sprache. obwohl sicher sehr viele laoten englisch lernen wollen, können es leider nur sehr wenige auch nur ansatzweise sprechen. das soll jetzt nicht überheblich wirken, denn das habe ich natürlich auch nicht grundlegend erwartet, aber zumindest hatte ich mir erhofft, dass die leute, die hauptsächlich vom tourismus leben, ein paar worte draufhaben. nein, haben sie selten. und so wurden unter anderem bestellungen im restaurant immer zu einer art ausgedehntem glücksspiel, in dessen verlauf man sich mit angestellten lächlern gegenseitig in verlegenheit lächelte.

ein anderes ärgernis waren - wie offensichtlich in ganz asien - die tuktuk-fahrer (also das pendant zu den indischen rikscha-fahrern):

wir wollen zu viert zum kleinen wasserfall. nachdem ich in dieser woche bereits zum großen wasserfall gefahren bin und der wesentlich weiter weg liegt, denke ich den preis zu kennen. ich habe dabei aber nicht bedacht, dass die tuktuk-fahrer sich just an diesem tag zu einer art gewerkschaft zusammengerottet haben, man könnte auch sagen sie haben eine art beförderungsmafia gegründet. alle fahrer warten jetzt am pier auf zentral vergebene aufträge, was defact heißt, dass die mehrzahl von ihnen den ganzen tag gar nichts macht. andere machen eine fahrt pro tag. kein wunder, dass sich diese gewaltige produktivität auf die preise auswirkt. als wir uns der schlange arbeitsloser .... oh tschuldigung .... organisierter fahrer nähern wird gerade ein schild mit den fahrpreisen angefertigt. wie immer mit einem scherz auf den lippen gehe ich zu der meute und frage ob das der ort ist an dem touristen jetzt ganz offiziell abgezockt werden? "yes yes", die übliche antwort in asien, wenn jemand eine frage nicht verstanden hat. danach verliert sich das lächeln aus meinem gesicht. drei dollar pro person für zwölf kilometer fahrt - ja seid ihr denn des wahnsinns fette beute!?! das ist eine preiserhöhung um 50% innerhalb eines tages bei eh schon - verglichen mit den anderen kosten des laotischen lebens - völlig überzogenen preisen. ich bringe mein unverständnis zum ausdruck und es fällt mir schwer, dabei höflich zu bleiben. die jungs wissen genau, dass es momentan nicht möglich ist, sich in luang prabang ein eigenes fahrzeug zu leihen, alle touristen also auf sie angewiesen sind. zu allem überfluss wird auch noch der senior der gruppe dazugeholt, der mich bittet, seinem land doch zu helfen und das zu akzeptieren. "helfen durch abzocke" - genialer einfall. die laoten haben ja im allgemeinen die ökonomie noch nicht so richtig begriffen, aber tuktuk-fahrer folgen bereits der schlichten lehre des maximalismus, die auch ohne viel sachverstand schnell begriffen ist.
das ende vom lied ... wir verzichten dankend auf den ausflug ... auch wenn es mir leid tut um die entgangenen freuden, aber irgendwo muss schluss sein.
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nach diesem betrüblichen erlebnis beschließe ich, aktiv zu werden ... ich gründe die "anonymen tuktuk-hasser". niederlassungen in ganz asien und treffen nach allerseits anerkannten prinzipien, geleitet von erfahrenen tuktuk-hassern.
"ich heiße ralf, bin 33 jahre alt und ich hasse tuktuk-fahrer. es fing 1994 in indien an ........ und neulich in luang prabang ........ buhuuuuu schluchz......" ... die gruppe nickt verständnisvoll und tröstend .............

am nächsten tag, nach über einer woche, machte ich mich mit dem bus auf den weg in den norden, nach nong kiao und muang noi, kehrte danach aber wieder nach luang prabang zurück und blieb noch mal drei nächte.

luang prabang: die fütterung er mönche.

luang prabang: die fütterung er mönche.

es ist schön in eine stadt zu kommen, die man schon kennt. gerade, wenn man auf reisen ist und immer wieder in neue städte kommt. wenn diese stadt auch noch luang prabang heißt, dann ist die welt für kurze zeit wieder in ordnung. altes guesthouse, schmackhaftes essen und schlichtweg ein gutes gefühl.
kräutersauna und massage hmmmm, ja, das war schön. die allergie auf inhaltsstoffe in der bei der massage verwendeten lotion war weniger schön. bemerkenswert auch das maß an körperkontakt in der sauna. die war natürlich schon sehr klein, aber trotzdem fällt auf, das laoten kaum abstand halten und wir haut an haut vor uns hinschwitzten. auch sonst wird man - im gegensatz zu indien oder thailand - sehr oft angefasst. das ist schon gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. die leute an sich sind mir auch ein wenig symphatischer als thais. ich empfinde sie als zugänglicher und - wenn auch nicht immer - höflicher, weil es nicht so gesellschaftlich aufgesetzt wirkt wie in thailand.

schließlich wurde es aber zeit, in richtung süden weiterzuziehen und so fuhr ich, als einziger fahrgast an diesem tag, mit einem minibus nach vang vieng, sechs stunden über eine kurvenreiche straße in immer schönere landschaften.

blick auf luang prabang vom phousi aus.

blick auf luang prabang vom phousi aus.


es begab sich ......... in luang prabang

die einladung
keo, 17 jahre alt und der neffe der guesthouse-betreiber fragt, ob ich ihn und seine freunde zum barbeque begleiten will. klar, es ist mein erster tag hier im land und da ist es doch super gleich kontakt zu einheimischen zu bekommen. keo startet also zu den freunden, kann aber nur einen auftreiben. na ja, dann halt zu dritt. ich bekomme einen scooter und wir fahren zu dem lokal (das im uebrigen der tochter der familie gehoert). auf den tisch kommt ein runder grill, der an der aussenseite platz fuer das einfuellen von suppe laesst. dazu bekommen wir eine grossen korb mit gemuese und eiern und einen teller mit fleisch und speck. es stellt sich die frage nach den getraenken, als die beiden jungs mich fragen, ob sie sich ein bier bestellen koennen. langsam schwant mir was und ich antworte ihnen, dass sie sich bestellen koennen was sie wollen, es waere ja schliesslich ihr geld. ohhh, erstaunter blick ..... nein, nein, ich wuerde doch zahlen. sicher, sicher jungs und morgen habe ich eine herzoperation im dschungelcamp. sie haben aber gar kein geld meint keo. warum sie dann allerdings essen gehen ist mir nicht ganz klar. es endet aber natuerlich in meinem geldbeutel, denn bei den betraegen moechte ich dann auch nicht geizig sein, aber die lektion habe ich gelernt.

gute tips
nochmal keo. als ich eines abends zurueckkomme sitzt vor dem guesthouse eine runde touristen mit keo. offensichlich hat er sich ein wenig in eti, die israelin, verguckt. alle geben ihm tips, was er anstellen muesste um sie fuer sich zu gewinnen. shy, auch israeli, bringt ihm schon die ersten saetze auf hebraeisch bei, "du hast so schoene augen" und anderen schmarn. ansonsten ist aber der erste tip "don`t jump on her", nur um klarzustellen, das er nicht seinem ersten impuls folgen soll. ab dem tag ist das dann auch der running gag mit dem keo begruesst wird. "don`t jump on her". seine bemuehungen verlaufen aber trotz der ganzen "guten" tips im mekongsand.

aus der sicht des anderen
ohhh, super, ein tourist kommt zum haareschneiden. prima prima, da kann ich ja gleich mehr verlangen. ok, ok, der haarschnitt ist kein problem, nichts kompliziertes. na also, schon nach 15 minuten fertig. sooo, jetzt noch ein wenig abzocken. hmmmm, was koennte der wohl zahlen ...... hmmmm, dick, brillentraeger, vielleicht franzose oder deutscher .... die haben geld. ok, ich versuchs mal: 7$. hey, hey wieso schaut der so erstaunt .... und jetzt lacht er auch noch. na gut, war vielleicht ein wenig viel, vielleicht ist es ja auch nicht sein erster tag. gut: 2$. was denn, immer noch zuviel? er bietet mir 5000 kip an, ein halber dollar. na ja, ist immer noch mehr als ich von jedem einheimischen bekommen wuerde, aber von einem touristen ...... nein, das ist zuwenig! jetzt muss ich beleidigt schaun und das geld zurueckweisen. he moment, der geht ja weg, ganz ohne zu zahlen ..... eeeehh hallo, entschuldigung, aber mein geld ......schon gut, schon gut: 1$. puuuhhh, nochmal glueck gehabt, er zahlt.

neulich beim ungestoerten lesen
es gibt in luang prabang einen guten - wenn auch arschteuren - buchladen namens "l`estranger" (oder so?), in dem man buecher ausleihen, aber auch vor ort lesen kann. im ersten stock befindet sich eine art kleinkino, in dem dvd-filme gezeigt werden. eines abends, es war dunkel und im buchladen sassen ein paar leute auf stuehlen und lasen, ging ich in den ersten stock, um mir ein wenig vom film anzuschauen, ein unbekannter streifen. als ich gerade die treppe hochkam, kam es in dem film zu einer sexscene zwischen einem farbigen professor und seiner weissen studentin, natuerlich dramaturgisch notwendig und kuenstlerisch wertvoll. nach ein paar minuten ging ich die treppen wieder runter in den buchladen, die sexscene war noch in vollem gange, aber ich wollte nicht den eindruck erwecken ich waere nur deshalb hergekommen (obwohl ich natuerlich gerne geblieben waere). ich bekam nur noch mit, wie der professor die studentin aufforderte ihn mit "fuck me harder nigger"-rufen anzufeuern. im buchladen haengen ein paar boxen, die idiotischerweise den ton aus dem film nach unten uebertragen, so das man dort den film hoert, aber nicht sieht. nie werde ich den erstaunt-debilen gesichtsausdruck der anwesenden vergessen, als aus den laut eingestellten boxen mehrmals der satz droehnte "fuck me harder nigger".

mimoeschen und die sieben schwulen zwerge
mein lieblingslokal in luang prabang ist offensichtlich der mittelpunkt der schwulenscene in dieser stadt. der mitbesitzer ist schweizer, sehr ruehrig und schwul, das personal durchgehend ebenfalls. nichts dagegen, jedem seinen spass. lustig finde ich es aber schon wenn man immer tuntig begruesst wird und alle bediensteten hochhackige schuhe, rosa hoeschen oder andere weiblichen ausstattungsmerkmale tragen. als ich mir im nebenraum eine film anschaue, laufen im minutentakt fremde frauen durch den raum, dachte ich zumindest, bis mir klar wird, das neben dem kleinkino, der umkleideraum fuer die transvestitenshow ist, die auf der anderen strassenseite stattfindet. es sind also immer die angestellten des restaurants die in wechselnder frauenkleidung an mir vorbeilaufen. da ist es an der zeit selber auch mal einen erstaunt-debilen gesichtsausdruck aufzusetzen.

luang prabang: blick aus der höhle.

luang prabang: blick aus der höhle.

ein wat bei nacht

ein wat bei nacht

© Ralf Knochner, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Indien, die "Mutter" aller Laender, ist vorbei, aber Thailand, Laos und Kambodscha warten noch... Das Motorrad habe ich nicht mehr, aber solange ich noch ueber mich selbst lachen kann, fehlt es mir an nichts :))
Details:
Aufbruch: 19.07.2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.01.2005
Reiseziele: Laos
Der Autor
 
Ralf Knochner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Ralf sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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