Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Wasserfall

Was mache ich mit diesem letzten Tag in Luang Prabang?

Den Vormittag habe ich verschlafen, und dann gemütlich meinen Bericht geschrieben. Jetzt könnte ich noch hinauf zum Aussichtspunkt, aber das sind 400 Treppenstufen und die Aussicht verspricht auch nicht viel Es ist zwar heiss und tropisch feucht, aber die Feuchtigkeit könnte jederzeit in Regen umkippen.

In meinem Reiseführer habe ich gelesen, dass es einen zweiten Wasserfall gibt. Die Beschreibung tönt gut: Das weisse Wasser rauscht hier über natürliche Kalksteinformationen und stürzt in klare türkisfarbene Becken in denen man herrlich schwimmen und planschen kann....

Das tönt verlockend, da können auch ein paar Regentropfen nicht schaden, ich ziehe das Badekleid an und engagiere einen der TucTuc-Fahrer, die mich immer nach einer Tour fragen.

Ich erkläre, dass ich zum zweiten Wasserfall will, zeige das Bild in meinem Reiseführer.

Elefanten?
Nein, Elefanten will ich nicht, nur Wasserfall.
Er sieht mich zweifelnd an und wir verhandeln den Preis.

Nachdem wir uns einig sind, muss er nur noch noch rasch bei der Tankstelle vorbei. Sie ist bedient, klar, wer hat hier schon eine Karte, und er tankt für 70000 Kip, das sind ziemlich genau acht Franken.

Literpreis: ca. 92 Rappen

Literpreis: ca. 92 Rappen

Nachdem das also erledigt ist, fahren wir los. Wir verlassen die Stadt und fahren durch Vororte, über Hügel, durch Wälder.

So ein TucTuc ist ein eigenartiges Gefährt. Eine Art kleiner PicUp. Die Passagiere sitzen hinten auf der Ladefläche in einem käfigartigen Aufbau. Der Fahrer in seiner kleinen Kabine. Gespräch ist keines möglich, wenn ich irgendwo anhalten möchte, zum Beispiel um die vielen Ananasstände am Wegrand zu fotografieren, muss ich an die Scheibe klopfen und hoffen, dass er mich bei all dem Lärm, den der Aufbau macht, überhaupt hört.

Ja, der Lärm, das Scheppern eines TucTucs ist eine spezielle Sache. Dazu kommt, dass ich mich festhalten muss, damit es mich nicht von der schmalen Bank schleudert, wenn es eine unerwartete Bremsung gibt oder wir über eines der vielen Löcher in der Strasse rattern.

Als wir ankommen, regnet es tatsächlich. Und ausserdem sind wir noch gar nicht richtig am Ziel, es folgt jetzt eine Flussfahrt. Eigentlich wollte ich schon lange, mit einem dieser langen schmalen Boote fahren, die mich an die Boote auf dem Amazonas erinnern, aber jetzt, im Regen? Und meine Plastikpellerine ist natürlich im Hotel geblieben. Da hält sie länger.

Mein TucTucfahrer weiss Rat und holt seinen Schirm aus der Kabine. Toll, damit geht es, ich steige in eines der Boote. Mit mir steigen noch drei Kinder mit Schultasche ein. Es scheint, dass man auf einen Touristen gewartet hat, bei dem man mitfahren kann. Mir soll das Recht sein.

Das einzige was mich stört, ist der tiefe Sitz. Im Land wo man in den Tempeln dauernd am Boden hockt, macht es niemandem was aus, auf zehn Zentimeter hohen Schemeln im Boot zu sitzen. Ich finde das ungemein unbequem. Habe schon Mühe beim Hinsetzen und noch mehr beim Aufstehen. Aber im Moment sitze ich, mit Schirm und bester Laune. Die Fahrt soll nicht lange gehen, hat man mir gesagt.

Die drei Jungs fahren nur ein wenig den Fluss hinunter, dann steigen sie aus. Ich versuche, sie zu verabschieden mit Bye Bye, aber keiner würdigt mich eines Blickes, ich bin sozusagen nicht vorhanden. Tourist halt. Als ich aber sehe, dass mein Bootsführer von einem von ihnen Geld kassiert, interveniere ich. Ich habe für das ganze Boot bezahlt, versuche ich einzuwenden, worauf mir der Bootsführer zu verstehen gibt, dass das nicht meine Sache sei.

Dafür sehen mich jetzt die Jungs an. Sie scheinen mein Englisch verstanden zu haben und lächeln. Was ihnen aber nichts nutzt, die Fahrt muss bezahlt werden.

Meine Fahrt geht weiter.

Die Buben werden erwartet

Die Buben werden erwartet

Mein Bootsführer

Mein Bootsführer

Mit Schirm, Charme und guter Laune unterwegs - da können ein paar Regentropfen nichts ausmachen.

Mit Schirm, Charme und guter Laune unterwegs - da können ein paar Regentropfen nichts ausmachen.

Wir fahren nicht weit, bis wir am Ufer anlegen. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Über eine Treppe komme ich hinauf zu einem Kassenhäuschen. Und da kommt mir doch tatsächlich ein Elefant entgegen. Ich wollte aber nicht zu den Elefanten, ich wollte zum Wasserfall, möchte ich einwenden, höre aber irgendwo da hinten ein Rauschen. Es scheint, dass der Wasserfall hier ist, dass es aber hier auch die Möglichkeit gibt zum Elefanten reiten.

Man entkommt diesen Elefanten hier in Laos tatsächlich nicht. Es scheint sehr viele Camps zu geben, mit und ohne Reiten.

Ich erinnere mich da auch an ein Gespräch mit dem Kellner auf dem Lunchboat. Gemäss Plan hätte am Ufer ein Elefenatencamp sein sollen, so dass ich erwartet hatte, Elefanten zu sehen. Nein, hat mir der Kellner erklärt, jetzt ist das Camp geschlossen, die Elefanten sind nicht draussen.
Ja aber wo sind sie denn? Die wollen doch trotzdem baden, auch wenn keine Touristen da sind!

Das Wohl der Elefanten ist unsere Passion - so oder ähnlich heisst es in jedem Elefantenprospekt. Und was passiert, wenn keine Touristen da sind? Der Kellner wusste nicht Bescheid, war nicht sein Business.

Hier also sind die Elefanten noch am Arbeiten, es sind ein paar wenige Touristen hier, aber jetzt am späteren Nachmittag ist nicht mehr viel los. Der Mahud macht eine Promotionstour durch das Gelände. Imposant ist es schon, das mächtige Tier durch den Wald schreiten zu sehen, ins Wasser steigen und dann taucht es gar unter. Und steigt auf der anderen Seite des Wasserbeckens wieder aus dem Wasser, macht einen Halt beim Restaurant, wo der Mahud sich eine Cola geben lässt. Der Elefant nimmt die Flasche entgegen und gibt sie weiter, packt das Geld mit dem Rüssel und übergibt es der Bedienung, dann trabt er weiter.

Vom Tauchen des Elefanten hab ich dummerweise keine Fotos gemacht, das musste ich filmen, aber Videos kann man hier leider nicht zeigen.

Ich habe inzwischen auch den Wasserfall erreicht. Und wo ist jetzt dieses weisse Wasser? und die blauen Becken?

Die Beschreibung war wohl nicht von einem Regentag, denn heute ist das Wasser braun. Bestimmt sieht das in der Trockenzeit ganz anders aus, heute ist alles etwas trübe. Schade, wenn es trocken wäre, wäre das bestimmt ein schöner Platz um einen ganzen Tag zu verbringen. Es gibt sogar eine kleine Zipline und einen Klettergarten, dazu ein paar Restaurants und Spazierwege durch den Dschungel.

Ich aber habe genug gesehen, gehe zurück zum Eingang. Und begegne noch einmal dem Elefanten, der jetzt eine schwere Eisenkette vom Boden aufhebt. Der Mahmud legt sie ihm über den Hals. Es geht jetzt zurück in den Stall und mit der Kette wird das Tier wohl angebunden. Ein Hanfseil reicht da eben nicht.

Zum Nachtessen gehe ich heute in die Hauptstrasse und bin komplett erstaunt, wieviel da los ist. Bisher war ich immer am ruhigen Fluss beim Sonnenuntergang oder im kleinen Beizlein in meiner ruhigen schmalen Gasse. Aber an der Hauptstrasse sind jetzt alle unterwegs. Das Lokal, das ich mir ausgewählt hatte, ist fast voll.

Ich frage, ob es Sweet and Sour Chicken gäbe, aber der Kellner versteht nicht, gibt mir die Speisekarte. Also suche ich es und zeige ihm das Bild. Jetzt hat er verstanden. Ich frage, ob ich eine einzelne Frühlingsrolle haben könnte. - A fresh springroll? - Yes please, only one.

Ich bekomme mein Sweet and sour, es schmeckt sehr gut, die Frühlingsrolle habe ich bereits aufgegeben, da bringt mir die Bedienung zwei unfritierte grosse Springrolls, mit einem Schälchen Soyasosse. Ich möchte die aber gern fritiert, hab inzwischen verstanden, dass fresh sich auf roh bezog. - Ah - die Bedienung packt den Teller, geht zurück in die Küche und ich stelle mich auf die beiden grossen Frühlingsrollen, fritiert ein. Da kommt sie zurück und bringt mir drei winzige ölige Frühlingsröllchen. ***

Soviel zum Thema: die reden alle Englisch. Nein, sie sprechen es nicht, sie verstehen es auch meistens kaum. Die Bedienung klappt nur, wenn man sich genau an die Abläufe hält: Speisekarte studieren, das Gericht mit dem Finger zeigen, keine Abweichungen, dann bekommt man genau das was man bestellt hat. Alle anderen Konversationen werden entgegengenommen, mit einem Lächeln quittiert, aber kaum verstanden. Heute Abend war das Beispiel etwas krass, es ist aber fast überall so.

Dafür gibt es überall Gratis Wi-Fi.

*** Nachtrag 5 Tage später
Das mit dem 'nicht verstehen' muss ich in diesem Fall zu einem schönen Teil auch auf mich beziehen. Es gibt frische unfritierte Springrolls tatsächlich. Es war also ich, die in völliger Unwissenheit die frischen Springrolls bestellt hat und sich danach beklagt, dass sie nicht fritiert waren.
Sie waren dann übrigens nicht auf der Rechnung, was ich nicht selbstverständlich fand.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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