Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....

Reisezeit: Februar 2013 - August 2015  |  von Manuela A.

Es lebe die Schildkröte

Mit dem Vorsatz, bloß nicht wieder so weit laufen, die schmerzenden Füsse schonen, ergatterten wir den Bus nach Pulau Duyong. Eine kleine Insel am Stadtrand , wo es ein Bootsbaumuseum geben sollte und man den traditionellen Bootsbauern bei der Arbeit über die Schulter schauen konnte.
Die sogenannten "Holzbusse" die innerhalb der Stadt fahren sind schon eine Sehenswürdigkeit an sich. Sie sind optisch malayischen Häusern nachempfunden und innen aufwendig ausgestattet.
Der Busfahrer sagte uns wo wir aussteigen mussten und in welche Richtung wir zu gehen hatten.
Das war auch gut, denn Hinweisschilder gab es keine und wir standen einsam unter einer Autobrücke die über den Fluss führte.
Also liefen wir in die angegebene Richtung und durchquerten ein sehr kleines idyllisches Dorf (die Kinder freuten sich uns zu sehen, konnten sie doch ihre Englischkenntnisse anwenden indem sie uns ansprachen).
Von Museum oder Bootswerft weit und breit keine Spur. Nachdem wir bei glühender Mittagshitze das Dorf und den kleinen Hafen erkundet hatten, machten wir uns auf den Rückweg.
Wie es der Zufall wollte, jetzt kamen wir bei den Bootsbauern vorbei. Die Boote und Schiffe wurden von 2-3 Männern in Handarbeit gefertigt. Wir sahen keinerlei technischen Hilfsmittel. Die Männer erfühlten mit den Händen die Beugung des Bootsrumpfes, Lücken zwischen den Planken wurden mit pflanzlichen Fasern und speziellem selbst hergestellten Leim verschlossen, Verzierungen wurden alle per Hand geschnitzt, ein wahres Kunsthandwerk. Es war sehr beeindruckend den Männern bei der Arbeit zuzuschauen. Leider sprach dort niemand englisch, so dass wir keine Einzelheiten erfragen konnten.

Vor lauter Staunen verpassten wir wieder den Bus zurück in die Stadt. Auf den nächsten zu warten lohnte sich nicht, die paar Kilometer ( auf ein Neues ) wären wir in der Zwischenzeit auch gelaufen.
Dieses Mal führte unser Weg über die Brücke, zu Fuss den Weg zurückgelegt war der Fluss ganz schön breit.
Dafür hatten wir eine spektakuläre Aussicht und wurden von den vorbeifahrenden Mopedfahrern freundlich gegrüsst. Man sah ihnen an, sie verstanden nicht wie man bei der Hitze oder überhaupt zu Fuss gehen kann.
Da wir anschließend gut warmgelaufen (heissgelaufen?) waren, setzten wir noch einen drauf und drehten noch eine Runde durch Chinatown.
Auch das war auf jeden Fall der Mühe wert. Es erschien uns wie eine Filmkulisse, nur dass hier die Leute ersichtlich ganz normal wohnten und lebten.
Alles alte Häuser im Kolonialstil, grösstenteils aufwendig restauriert, überhaupt nicht touristisch ausgerichtet, einfach ein sehr hübsch hergerichteter Stadtteil. Wir waren dann fast jeden Tag dort, einfach weil es uns so gut gefallen hat und es viele kleine Gassen zu durchlaufen gab, die von der Hauptstrasse abzweigten.
Da wir eine Kleinigkeit essen wollten, sind wir in ein Lokal gegangen und fragten ob sie "Buns" hätten. Wir meinten diese chinesischen gedämpten Teigklösse die es mit verschiedenen Füllungen gibt.
Wir bekamen kleine Biskuitbrötchen mit Butter und Kaya (Kokosmarmelade, besteht aus Kokoscreme,Eiern,Butter,Zucker. Kannten wir schon, schmeckt sehr gut ).
Kleines Missverständnis , die Besitzerin verstand "Paun" (wir hätten vielleicht "steamed Bun" sagen sollen) und Paun ist ein spezielles Brot der Nyonya.

Die wiederum kannten wir sehr gut aus Georgetown. Nyonya sind die weiblichen Nachfahren der ersten eingewanderten Chinesen. Sie tragen oft typische Nyonya Kleidung und es gibt spezielle Gerichte, Getränke und Gewürze.
Es schmeckte uns sehr gut, die Besitzerin erzählte uns noch viel über die Nyonyas, dabei ass sie selbst ständig Paun und gab auch uns reichlich davon ab.
Es war so gut, dass wir gleich am nächsten Morgen dort frühstücken waren, natürlich das klassische Nyonya Frühstück.
In unserer Kultursammlung fehlte nun noch die Innenbesichtigung des staatlichen Museums.
Wir sind mit dem Bus hingefahren, außer uns waren dieses Mal schon mehrere Busladungen Soldaten da.
Nachdem wir das Museum beim letzten Besuch fast für uns allein hatten, teilten wir es uns nun mit einer Hundertschaft "Baby-Soldaten", junge Leute in Uniform (Ausbildung,Militärdienst ? Keine Ahnung) die scheinbar ihren Kompanie-Ausflug machten.
Das machte die Sache etwas anstrengend, der Museumsbesuch war trotzdem sehr lohnenswert.
Schade nur, dass man auch in diesem Museum nicht fotografieren durfte, wir haben dort sehr viele interessante Dinge betreffend Land, Leute und Geschichte gesehen und gelesen.
Dieses Mal wollten wir auf keinen Fall zurücklaufen und waren streberhaft schon eine halbe Stunde zu früh an der Bushaltestelle.
Das stellte sich als gute Entscheidung heraus, der Bus kam nämlich 20 min. früher als auf dem Fahrplan stand.
Wie lehrte uns die Erfahrung? Pünktlich sind sie selten, man braucht einen gewissen üppigen zeitlichen Spielraum nach vorne und hinten, wenn man nicht laufen will.
Und anschließend wieder ein Besuch in Chinatown um noch ein paar der kleinen Gassen zu fotografieren. Dabei wurden wir von einem Malayen beobachtet, der uns einen alten Brunnen in einem Abrisshaus zeigte.
Lachend erzählte er, die Chinesen pflegen ihre Häuser und reparieren sie, die Malayen lassen ihre Häuser verfallen bis sie abgerissen werden müssen. Da wir nun schon ein bisschen herumgekommen waren und einiges gesehen hatten, konnten wir ihm nur zustimmen. Aber wie hierzulande augenscheinlich die Grundstimmung ist, kümmert es keinen, da lacht man einfach drüber.
Kurze Besuche statteten wir noch den chinesischen Tempeln, dem Palast und dem Central Market ab.
Dort sahen wir mit Verwunderung, dass massenhaft Schildkröteneier verkauft werden. In der ganzen Stadt hört und sieht man Aktionen und Informationen, wie wichtig der Schutz der Schildkröten ist und das man keine Schildkröteneier essen soll. Kinder lernen in der Schule, dass man Schildkröten schützen muss und dass sie eine wichtige Rolle im Meer spielen. Da erschien uns etwas nicht ganz logisch. Optimistisch gedacht, vielleicht müssen nicht alle Schildkrötenarten geschützt werden, und nicht alle Eier zum Verzehr verboten werden. Wer weiss.
Kuala Terengganu war wieder eine Stadt nach unserem Geschmack. Ein schönes Zentrum, sehr schönes Chinatown, viel anzuschauen und zu unternehmen. Hier machte es Spass ein paar Tage zu bleiben und die braucht man auch, wenn man möglichst viel sehen möchte.

Die "Holzbusse" von K.Terengganu, optisch den klassischen Holzhäusern nachempfunden

Die "Holzbusse" von K.Terengganu, optisch den klassischen Holzhäusern nachempfunden

Innen sind die Busse aufwendig ausgestattet

Innen sind die Busse aufwendig ausgestattet

In Pulau Duyong angekommen, fühlten wir uns wie  im Nichts "ausgesetzt"

In Pulau Duyong angekommen, fühlten wir uns wie im Nichts "ausgesetzt"

Im kleinen Hafen war auch nicht viel los

Im kleinen Hafen war auch nicht viel los

Eines von vielen Fischerbooten, aber kein Bootsbauer

Eines von vielen Fischerbooten, aber kein Bootsbauer

Aber es gibt sie doch! Ein grosses wunderschönes Schiff wird von Hand hergestellt. Unglaublich, wir hätten Stunden zuschauen können.

Aber es gibt sie doch! Ein grosses wunderschönes Schiff wird von Hand hergestellt. Unglaublich, wir hätten Stunden zuschauen können.

In den kleinen Werften gibt es auch noch die schönen Boote die wir im Museum gesehen haben

In den kleinen Werften gibt es auch noch die schönen Boote die wir im Museum gesehen haben

Eine kleine Werft unter der Autobahnbrücke. Hier konnten wir Boote in verschiedenen Fertigungsstadien sehen.

Eine kleine Werft unter der Autobahnbrücke. Hier konnten wir Boote in verschiedenen Fertigungsstadien sehen.

Bus verpasst, der Rückweg über die Brücke zog sich lange hin. 
Aber der Besuch in Pulau Duyong hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Bus verpasst, der Rückweg über die Brücke zog sich lange hin.
Aber der Besuch in Pulau Duyong hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Von der Brücke hatten wir zumindest schöne Ausblicke auf kleine Fischerdörfer

Von der Brücke hatten wir zumindest schöne Ausblicke auf kleine Fischerdörfer

Bei unserem zweiten Museumsbesuch erkannte man uns wieder und freute sich über unseren Besuch. Wahrscheinlich waren wir nun schon "Stammbesucher"

Bei unserem zweiten Museumsbesuch erkannte man uns wieder und freute sich über unseren Besuch. Wahrscheinlich waren wir nun schon "Stammbesucher"

Zum Glück eine halbe Stunde vor Abfahrtszeit an der Bushaltestelle, erwischten wir den Bus gerade noch

Zum Glück eine halbe Stunde vor Abfahrtszeit an der Bushaltestelle, erwischten wir den Bus gerade noch

Der "Eingang" zu Chinatown

Der "Eingang" zu Chinatown

Uns gefallen einfach diese schönen alten Häuser im Kolonialstil, in diesem Fall aufwendig restauriert

Uns gefallen einfach diese schönen alten Häuser im Kolonialstil, in diesem Fall aufwendig restauriert

Es gibt aber auch klassische chinesisch aussehende Bereiche

Es gibt aber auch klassische chinesisch aussehende Bereiche

Wir fanden Chinatown sehr stimmungsvoll

Wir fanden Chinatown sehr stimmungsvoll

Hier assen wir das berühmte Nyonia Roti Paun mit Butter und Kaya

Hier assen wir das berühmte Nyonia Roti Paun mit Butter und Kaya

Wir sind keine Kleckerfritzen,der White Coffee in Tassen wird in Malaysia immer so serviert, zumindest in den klassischen chinesischen Kaffee-Häusern. Wir haben es nie anders erlebt

Wir sind keine Kleckerfritzen,der White Coffee in Tassen wird in Malaysia immer so serviert, zumindest in den klassischen chinesischen Kaffee-Häusern. Wir haben es nie anders erlebt

Hier zeigte uns die Besitzerin des Kaffee-Hauses ihren Paun Vorrat für den Tag. Dabei war sie ständig am Essen der leckeren kleinen Brötchen und fütterte uns nebenher auch noch die ganze Zeit

Hier zeigte uns die Besitzerin des Kaffee-Hauses ihren Paun Vorrat für den Tag. Dabei war sie ständig am Essen der leckeren kleinen Brötchen und fütterte uns nebenher auch noch die ganze Zeit

Die berühmte Schildkrötengasse in Chinatown. Hier dreht sich alles um den Schutz der bedrohten Meeresschildkröten

Die berühmte Schildkrötengasse in Chinatown. Hier dreht sich alles um den Schutz der bedrohten Meeresschildkröten

Diese grosse Steinschildkröte regt die Phantasie an

Diese grosse Steinschildkröte regt die Phantasie an

Aber nicht nur wir integrierten sie in viele Fotos, es gab ausser uns noch andere kreative Fotografen

Aber nicht nur wir integrierten sie in viele Fotos, es gab ausser uns noch andere kreative Fotografen

Die Schildkrötengasse, auf dem Boden sind Mosaike, an den Wänden verschiedene Arten von Schildkröten als Mosaik und ein Märchen über den Schutz von Meeresschildkröten in Mosaikform

Die Schildkrötengasse, auf dem Boden sind Mosaike, an den Wänden verschiedene Arten von Schildkröten als Mosaik und ein Märchen über den Schutz von Meeresschildkröten in Mosaikform

Nachdem wir soviel zum Schutz von Schildkröten in der ganzen Stadt gesehen haben,  waren wir leicht entsetzt, auf den Märkten an jedem Stand massenhaft Schildkröteneier zu sehen.

Nachdem wir soviel zum Schutz von Schildkröten in der ganzen Stadt gesehen haben, waren wir leicht entsetzt, auf den Märkten an jedem Stand massenhaft Schildkröteneier zu sehen.

Die berühmten Durian (Stinkfrüchte). Sie schmecken in Malaysia am besten und wir haben noch nie soviel veschiedene Sorten wie hier gesehen

Die berühmten Durian (Stinkfrüchte). Sie schmecken in Malaysia am besten und wir haben noch nie soviel veschiedene Sorten wie hier gesehen

Vor dem Genuss muss man erst einmal versuchen den Geruch zu ignorieren

Vor dem Genuss muss man erst einmal versuchen den Geruch zu ignorieren

Durian Kuchen hatten wir noch nie probiert, also nichts wie ran

Durian Kuchen hatten wir noch nie probiert, also nichts wie ran

Quietsch-gelbe Teighülle gefüllt mit süssem Eischnee und Durianpüree, schmeckt sehr sehr gut

Quietsch-gelbe Teighülle gefüllt mit süssem Eischnee und Durianpüree, schmeckt sehr sehr gut

© Manuela A., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir beginnen eine Reise (geplant) um die Welt und starten erstmal in Thailand. Der weitere Weg findet sich unterwegs, es gibt keinen festen Plan und das Ende ist hoffentlich noch in weiter Ferne
Details:
Aufbruch: Februar 2013
Dauer: 30 Monate
Heimkehr: August 2015
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Brunei Darussalam
Indonesien
Hongkong
Australien
Laos
Kambodscha
Myanmar
Deutschland
Der Autor
 
Manuela A. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.