Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Südmalaysia

Freitag 9. Mai 2014
Nicht nur, dass es einen Linienbus von Singapur nach Malaysia gibt, es fährt auch noch ein Direktbus im Zwanzigminutentakt in die malaysische Grenzstadt Johor, unserem nächsten Ziel. Entsprechend entspannt nehmen wir unser Frühstück ein und machen uns langsam auf dem Weg zur Busstation, die perfekterweise keine zwei Kilometer von unserem Hotel entfernt ist. Das Ticket kostet auch nur drei Singapurdollar pro Peron und keine fünf Minuten später sitzen wir dann im überklimatiserten Bus nach Johor.
An der Grenze angekommen geht's dann mit vollem Gepäck an den Schalter, beziehungsweise erstmal in die endlose Warteschlange davor. Naja, irgendwann sind wir dann auch dran, bekommen unseren Ausreisestempel und können in den unten wartenden Bus einsteigen. Es geht weiter über eine lange Brücke, ein kurzes Stück Autobahn und dann sind wir im malaysischen Grenzgebäude angekommen, wo es nicht mal Warteschlangen gibt. Während man nach Singapur keine Pornos und Kaugummis einführen darf, sind bei der Einreise nach Malaysia aus unerfindlichen Gründen Mangos verboten. Keine Ahnung, vielleicht gibt es irgendeine Mangobaumkrankheit, vor der die malaysischen Bäume geschützt werden sollen. Da wir keine Mangos zu deklarieren haben, geht es mit dem Einreisestempel sehr unkompliziert und schon dürfen wir volle 90 Tage in Malaysia bleiben. Das nenn ich doch mal touristenfreundlich. Leider verpassen wir diesmal unseren Bus, als wir zum Parkplatz zurückkehren, weshalb wir fast zwanzig Minuten unschlüssig durch die Gegend irren, weil uns niemand sagen kann, wo nun der nächste für uns passende Bus ankommt.
Als endlich der richtige Bus kommt, fahren wir noch gute zehn Minuten durch die Stadt, bevor wir dann den Busbahnhof erreichen. Johor ist auch ein wirklich ganz seltsamer, zentrumsloser Grenzort und wir sind froh, dass wir uns ein Hotel vorgebucht haben, dessen Adresse wir dem zweiten Taxifahrer sagen können. Denn während der erste Fahrer über 7€ von uns haben wollte, zahlen wir jetzt nicht mal 2€. Das Hotel ist vom Preisleistungsverhältnis auch ganz gut und was die Lage angeht, na ja, wie gesagt, es gibt hier ja eh kein Zentrum. Immerhin gibt's ein leckeres Restaurant um die Ecke und die Cola im Tante Emmaladen kostet auch nicht viel.
Wirklich einladend ist die Gegend ansonsten nicht, weshalb wir uns nur noch mal zum Abendessen nach draußen begeben, aber der Dauerregen lädt eben auch nicht gerade zum Rausgehen ein.

wie süß die schlafen(...hoffentlich schlafen sie nur)

wie süß die schlafen(...hoffentlich schlafen sie nur)

Samstag 10. Mai 2014
Bevor es heute gleich weiter nach Malakka geht, wollen wir uns wenigstens noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Johor ansehen, was sich allerdings schwieriger gestaltet als erwartet. Auf der Hauptstraße geht es erstmal Richtung Süden, bis zum Meeresarm, der Johor von Singapur trennt. Wohnhäuser gibt es hier irgendwie kaum, dafür aber riesige Hotels, Militär- und Verwaltungsgebäude und einen Palast, der ein bisschen an eine Ritterburg mit riesigem Bergfried erinnert. Unserer Meinung nach das mit Abstand schönste Gebäude in Johor, wirklich sehr imposant, wenn auch leider sehr weiträumig abgesperrt. Malaysia ist übrigens zu 60% muslimisch, eine Erklärung, weshalb es zumindest bis jetzt wesentlich weniger asiatisch wirkt als erwartet. Eine schöne Küstenstraße gibt es leider auch nicht, weil das Meer, damit man nicht nach Singapur rüberschwimmen kann, abgezäunt ist. Auf der anderen Straßenseite endet der Fußweg dann auch nach wenigen hundert Metern und auf der hilflosen Suche nach dem Sultanspalast kommen wir nur noch an irgendwelchen offiziellen Grundstücken vorbei, auf denen man laut Ausschilderung erschossen wird, wenn man sie betritt. Na sehr schön.

Fünf mal denken wir dann, auf dem Bordstein zwischen Schnellstraße und offenem Abwasserkanal balancierend, den Palast endlich gefunden zu haben, und selbst beim sechsten, imposantesten Gebäude sind wir uns ehrlich gesagt immer noch nicht sicher, ob es nun der Palast ist oder nicht. Irgendwie sieht ja auch alles gleich aus und außer, dass man beim Betreten erschossen wird, gibt es auch keine Hinweisschilder.
Die Hitze ist wirklich brütend und zum Glück steht auch nur noch eine Moschee auf unserer Liste, wären da nicht die ganzen Sackgassen, in die wir immer wieder laufen, weil unsere Karte voll für den A. ist. Die Moschee schon in Sichtweite verirren wir uns dann in einem riesigen Krankenhauskomplex, der ringsherum eingezäunt ist. Nach fünfzehn Minuten finden wir endlich einen Seitenausgang zur Hauptstraße, wo sich der Bürgersteig leider nach zwanzig Metern wieder auf der Autobahn verliert, weshalb wir nach insgesamt fast dreißig Minuten wieder den Ausgang nehmen, durch den wir reingekommen sind. Die Moschee fällt also aus. Auf dem Heimweg leitet uns die Karte noch zwei, drei mal in irgendwelche Sackgassen, Bürgersteige sind hier ja eh Mangelware, bis wir dann nach insgesamt fast drei Stunden vollkommen dehydriert und verschwitzt wieder im Hotel ankommen. Schnell duschen, Taxi rufen lassen, ab zum Busbahnhof und den nächsten Bus nach Malakka buchen, der leider erst in anderthalb Stunden fährt. Für den doppelten Preis wäre es auch schon in zehn Minuten möglich, erklärt uns ein Ticketverkäufer süffisant grinsend. Das kann er ja mal voll vergessen!

der Sultanspalast, also zumindest irgendein Palast

der Sultanspalast, also zumindest irgendein Palast

Also gehen wir ganz entspannt Mittag essen. Das malaysische Essen ist am ehesten noch mit indischem zu vergleichen. Quasi perfekt für uns, wobei man auch sagen muss, dass es in Johor ohnehin extrem viele Inder gibt, die hier billig, oder zumindest billiger wohnen und tagsüber zum Arbeiten nach Singapur fahren.
Irgendwann ist es dann soweit und wir können in den Bus einsteigen, der zu unserem größten Erstaunen nur drei, statt vier Sitze pro Reihe hat, was natürlich einen unfassbaren Komfort mit sich bringt, den wir für etwas mehr als 5€ p.P. nun wirklich nicht erwartet haben. Ist ja fast schade, dass wir in Malaysia keine Nachtbusfahrt haben werden, denn landschaftlich hätten wir zumindest auf dieser Strecke jetzt nicht wirklich was verpasst. Die meiste Zeit fährt man durch endlose Ölpalmenplantagen, die dafür sorgen, dass Malaysia nach Indien der weltweit zweitgrößte Produzent für Palmöl ist und vermutlich auf absehbare Zeit auch bleibt. Nach sechseinhalb statt angekündigten fünf Stunden ist dann Malakka auch schon erreicht, beziehungsweise der dezentral gelegene Busbahnhof. Für Asien sehr ungewöhnlich stürzen nicht gleich hunderte Taxifahrer auf uns zu und so nehmen wir dann nach ein paar Minuten auch gleich den ersten, der uns anspricht. Zumindest als er ein Drittel mit dem Preis runtergegangen ist. Die Strecke zieht sich aber auch echt in die Länge und die knapp 3,5€ für den Fahrer sind mehr als verdient.
Wie viele Hotels es hier gibt, ist wirklich nicht mehr normal, weshalb wir uns das Vorbuchen vermutlich besser gespart hätten, aber gut. Der Besitzer unseres irgendwie schon etwas zu familiären Guesthouses lässt uns erstmal eine halbe Stunde bei seinen Kindern im Wohnzimmer warten, bevor er uns dann in Empfang nimmt. Ist ja kein Problem, wir haben heute ja nichts mehr vor.

Etwas ärgerlicher ist, dass er dann einen anderen Preis verlangt, als er bei booking.com angegeben hat, aber er ist ja sehr nett, weshalb wir uns jetzt wegen den 5€ mehr für beide Nächte auch nicht rumstreiten wollen. Allerdings müssen heute noch mal die Handwerker in unser Zimmer, um die aktuell noch nicht funktionierende Klimaanlage zu überprüfen. Kein Problem, wir erkunden also die nähere Umgebung, die hier, unterhalb des Zentrums zum Meer hin, hauptsächlich von Hotels und kleinen Restaurants geprägt ist, wo es dann für uns gebratene Nudeln mit Hühnchen zum Abendbrot gibt. Die anschleißende Suche nach einer Wäscherei gestaltet sich leider trotz mehrfachem Nachfragen schwieriger als gedacht, aber wir haben ja eh nichts vor. Wesentlich ärgerlicher ist, dass die Wäscherei morgen zu hat und da wir übermorgen schon wieder weiterreisen, kann eben erst in Kuala Lumpur gewaschen werden. Marc schafft es dann, zurück im Hotel, gerade noch zu duschen, bevor für eine halbe Stunde die Handwerker kommen. Dann lässt man uns zwanzig Minuten mit der immer noch nicht funktionierenden Klimaanlage alleine, bis uns der Besitzer, nachdem WIR nachgefragt haben, erklärt, dass wir doch einfach ins Nebenzimmer wechseln sollen, weil das mit der Reparatur auf morgen verschoben werden muss. Wir sind übrigens auch die einzigen Gäste, weil hier bis heute morgen Frühjahrsputz war und alles von Insekten oder so befreit wurde. Wir wollten dann auch nicht weiter nachfragen.
Dafür haben wir dann im neuen Zimmer zwei Einzelbetten. Ein Waschbecken gibt es auch hier nicht im Bad, weshalb man sich beim Händewaschen unter dem freihängenden Wasserhahn immer die Beine vollspritzt. Dass die Klimaanlage extrem schwach ist, ist immerhin nicht ganz so schlimm, da es sich in Malaysia nachts erstaunlich stark abkühlt. Zumindest im Vergleich zu unseren bisherigen Erfahrungen in Indonesien und Singapur. Unter 20°C sinken die Temperaturen natürlich auch hier nicht.

Sonntag 11. Mai 2014
Da wir erst am frühen Mittag das Zimmer verlassen, frühstücken wir im Restaurant bei einem supernetten Inder, der dann sogar noch das Trinkgeld ausschlägt. Essengehen in den Einheimischenrestaurants ist hier übrigens auch echt preisgünstig und man bekommt die billigen aber wirklich guten Portion für 1-2€. Üblich ist hier, wie schon teilweise in Indonesien, dass man die Auswahl zwischen verschiedenem bereits zubereitetem Fleisch, Fisch und Gemüse in Buffetform hat und man für das zahlt, für das man sich dann entsprechend entscheidet. Dazu gibt es wie immer eine Portion Reis.
Nach dem Essen geht's dann zu Fuß zur auf einem Hügel im Zentrum gelegenen St. Pauls Church, von der zwar nur noch die Grundmauern übrig sind, aber der Blick von hier oben ist echt schön. Mit seinen vielen alten Kolonialbauten aus der englischen Besatzungszeit erinnert Malakka fast ein bisschen an die Altstädte in Südamerika. Insgesamt ist Malaysia bis jetzt erstaunlich reich und wirkt wenig asiatisch. Am Fuße des Hügels steht das Porta de Santiago, welches zwar ganz nett aber auch nicht so spektakulär ist.

Porta de Santiago

Porta de Santiago

Über eine breite Fußgängerzone, in der man ständig pink geschmückten Hello Kitty Fahrradkutschen ausweichen muss, geht es dann weiter in die Innenstadt, zum zentralen Kreisverkehr, an dem wir auch die Touristeninfo antreffen, die sich allerdings gerade in der Mittagspause befindet. Da bei der Wärme jetzt noch anderthalb Stunden ohne Karte rumlaufen auch wenig Sinn macht, geht es also erstmal wieder zurück ins Hotel, ein bisschen rasten.
Gegen halb vier, nach Öffnung der T-Info, haben wir dann auch eine Karte und können durch die schöne Gasse mit roten Stadthäusern zur unspektakulären St. Francis Church schlendern, die vermutlich nur deshalb auf der Karte eingezeichnet ist, damit es nicht heißt, man benachteilige andere Religionen als den Islam. Dass bei Wikipedia genau das steht, konnten wir bis jetzt allerdings nicht bestätigen. Auf uns wirkt Malaysia bis jetzt wie ein sehr fortschrittliches und tolerantes Land.

Auf der anderen Seite des Flusses geht es dann in die Jonker Street, die vor allem wegen ihres Nachtmarktes bekannt ist. Das gesamte Viertel ist wirklich sehr schön mit den schmalen Straßen und den vielen Kolonialbauten, die so völlig im Widerspruch zu den vereinzelten chinesischen Tempeln stehen. Aber gut, dieses Viertel ist eben nicht umsonst auch als Chinatown bekannt, weshalb es für uns dann auch gleich erstmal Gemüse und Fleisch in schwarzer Pfeffersoße nach chinesischer Art gibt. In der Jonker Street herrscht auf dem Rückweg bereits großer Trubel in Vorbereitung für den Nachtmarkt und wir beschließen, nach Einbruch der Dunkelheit auf jeden Fall noch mal herzukommen. Also geht es wieder zurück zum Hotel, Cola trinken, Kekse essen, Füße ausruhen und schon wieder los, zurück ins Zentrum und zur Jonker Street, wo inzwischen dichtes Gedränge um die vielen Stände herrscht. Schmuck und Souvenirs sind für uns jetzt nicht ganz so spannend, wie das Kulinarische, weshalb wir die Straße zum Angucken erstmal bis zum Ende durchlaufen. Wer hätte gedacht, dass es hier sogar doch noch einige andere europäische Touristen gibt?
Muscheln sind uns dann doch etwas zu heikel, weshalb wir mit einem Saurepflaumedrink anfangen, der an sich gar nicht so schlecht schmeckt, wegen des stark salzigen Geschmacks im Abgang allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Danach gibt es noch ein paar Spieße mit Fischmehlbällchen, die zwar alle gut, aber doch recht ähnlich schmecken. Das kulinarische Highlight sind dann die Oktopusbällchen mit getrockneter hauchdünner Fischhaut, wo nicht nur der Teig schon nach Oktopus schmeckt, sondern in der Mitte als Füllung dann auch wirklich einer kleiner, gekochter Kraken drin ist. Total cool und auch echt lecker.
Sehr zufrieden und unerwartet begeistert von Malakka mit seinem schönen Stadtbild, zumindest was das Zentrum angeht, und dem netten Feeling, geht es wieder zurück ins Hotel, überm dem nicht vorhandenen Waschbecken Hände waschen und Zähne putzen.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.