sieht so aus, als flöge ich um die Welt...?

Reisezeit: Januar - Mai 2015  |  von Stefanie Förster

Kuala Lumpur : 02.02. Kuala Lumpur

Morgens früh in den Cameron Highlands, fröstelnd aufgewacht und dank der kalten Dusche weiter tiefgekühlt. Zähneklappernd rede ich mir ein, dass das super für bzw. gegen meine Cellulitis ist. Als Samira unter der Dusche vor sich hinquiekt, bin ich froh, es schon hinter mir zu haben.
Heute hat meine Mama Geburtstag, meine Schwester und ihr Freund richten ihr meine Glückwünsche aus.

Auf Frühstück habe ich keine Lust, aber ich nutze die Gelegenheit Pong, der uns gegenüber sitzt, auf unser Zimmer anzusprechen. Eigentlich meine ich meine Frage gar nicht als Kritik an seiner Person. Ich will nur wissen, wieso wir kein Zimmer im ersten oder zweiten Stock mit Warmwasser, Internet und Balkon hatten. Ich erwarte, dass er zum Beispiel erklärt, dass die oberen Zimmer alle belegt waren und das Hotel das eben so aufgeteilt hat. Aber Pong scheint sich persönlich angegriffen zu fühlen. Vielleicht weil Samira und ich bereits zum zweiten Mal unzufrieden sind, geht er direkt steil. Wenn wir uns immer nur über alles beschweren würden, dann wären wir selbst schuld, wenn uns die Reise nicht gefällt. Die Zimmer unten wären genau die gleichen wie oben. Samira springt ein und weist auf fehlenden Balkon, fehlendes Internet und kalte Dusche hin. Daraufhin antwortet er, sie müsse sowas direkt sagen und er könne ihr dann gerne im nächsten Hotel erklären, wie man das heiße Wasser andreht. Samira steht auf und geht. Ich bleibe sitzen und versuche es nochmal im Guten. Pong, es ist gar kein Vorwurf, eskaliere das bitte nicht so, wir haben uns nicht beschwert, weil wir es nicht soooo schlimm fanden, mal kalt zu duschen. Nur hätte mich eben einfach der Grund für die Aufteilung interessiert. Denn ich finde, da in der Gruppe alle denselben Preis zahlen, sollten auch alle gleich behandelt werden. Pong antwortet,mit nächsten Hotel würde er dafür sorgen, dass ich das beste Zimmer und alle anderen schlechtere bekommen. Langsam werde ich ärgerlich. Ich finde nicht, dass meine Frage unberechtigt ist, auch unsere Beschwerde über die Bedbugs war es nicht. Selbst wenn wir Tussis wären, die sich permanent über alles mögliche beschweren, müsste er als Host dennoch höflich bleiben. Als er den Herrn von der Rezeption dazuholen will, damit sie, in gemeinsam im Zimmer erklären können, wie man eine Dusche mit einem Heiß-und einem Kaltwasserhahn benutzt, wird es mir zu bunt. Ich lehne recht harsch ab und wechsle ebenfalls den Platz. Wir sind ziemlich fassungslos. Auf dem Weg zu den Vans fängt Pong erneut an und ich sage ihm klipp und klar, dass ich extrem verärgert darüber bin, dass er mich hier als dumm hinstellt und beleidigt. Ich möchte nicht mehr mit ihm reden.

4 Stunden Fahrt nach Kuala Lumpur. Irgendwie sind die deutschen wieder in einem Van gelandet. An der Autobahnraststätte probiere ich mir unbekannte Früchte durch. Dragonfruit ist innen tatsächlich genauso lila wie aussen, schmeckt aber nach nichts. Jackfruit hingegen, die von aussen aussieht, wie eine zu groß geratene Durian ist super süß und lecker. Die ersehnten Erdbeeren kaufe ich mir hier auch, aber sie schmecken tatsächlich enttäuschend.

In Kuala Lumpur angekommen, bekomme ich mein eigenes Zimmer. Obwohl das Hotel von aussen nach nichts aussieht, ist es gar nicht mal so übel. Bevor ich auf mein Zimmer kann, bittet mich Pong um 5 Minuten. Er besteht darauf, dass ich mich hinsetze, mit dem Rucksack nicht leicht. Er entschuldigt sich für heute morgen. Es gäbe einen Trick in dem Zimmer das Warmwasser aufzudrehen, irgendwas mit den Warmwasserhahn reindrücken, das hätte er selbst erst nach unserer Unterhaltung erfahren. Ich sage dazu nichts und gehe auf mein Zimmer. Pong ist für mich durch.

Für eine Tour durch Kuala Lumpur heute oder morgen finden sich nicht genügend Leute. Ich will mir heute die Petronas Towers anschauen, denn morgen will ich in die andere Richtung. Pong kann für den Funkturm, den KL Tower vergünstigte Karten besorgen und so verabredet die Gruppe sich für den späten Nachmittag, um gemeinsam dort hinzugehen und den Sonnenuntergang zu erleben.
Hendrik schließt sich mir an, der Rest geht in ein Einkaufszentrum, in dem es einen Rollercoaster gibt. Kurz frisch machen, ich gebe noch meine Wäsche an der Rezeption ab, denn die lange Hose ist seit dem Dschungeltrek schlammbespritzt, dann geht's los.

Zur U-Bahn und dann zur Haltestelle Petronas Towers, von dort sind die Türme nicht zu übersehen, auch wenn wir erst zweifeln, weil wir nur einen sehen. Fotosession mit dem berühmten Motiv, wir haben Glück, denn es sind nicht so viele Leute da. Drinnen gibt es ein nicht so spannendes Einkaufszentrum und wir erfahren, dass die Besucherplattform heute geschlossen ist. Für Tickets muss man sich ohnehin morgens ab 8 (besser früher) anstellen, denn aufgrund des Ansturms werden Tickets für Termine des ganzen Tages morgens ab 8.00 verkauft. Wir gehen noch in den Park am Fuße der Towers, dessen alter Baumbestand an Banyan und Raintrees uns beeindruckt. Wir laufen fotografierend quer durch den Park und, als wir ihn den Weg zum timesquare suchend verlassen, mitten in ein Rudel Taxifahrer. Für Touristen der Worst Case. Aber nur einer fragt uns, ob wir gefahren werden wollen, der Rest reisst Witze über uns und lacht sich scheckig. Warum? Keine Ahnung.
Auf dem Weg kaufe ich eine 32 GB Sd-Card in einem HandyShop, weil mein Tablet die ganzen Fotos nicht mehr speichern kann. Dabei werde ich komplett über den Tisch gezogen, fürchte ich, denn ich handle den Händler zwar von 160 Ringgit auf 100 (25€) runter, aber an einem Straßenstand soll die Karte später 10 Ringgit kosten (bei Amazon kosten sie ca. 18 € stelle ich später fest, outsch).
Hendrik und ich holen uns noch in einem Imbiss ein Shawarma für 5 Ringgit, das wirklich lecker ist, aber Hendriks Hunger wohl erst richtig weckt.

Die berühmten Petronas Towers

Die berühmten Petronas Towers

Tatsächlich finden wir die Gruppe im Einkaufszentrum, nachdem ich mir ein paar Süßigkeiten geleistet hab, direkt am Rollercoaster. Dabei handelt es sich um eine MiniAchterbahn in einem Spielparadies für Kinder (und Erwachsene). Sophie und Dena fahren grad mit dem Ding, der Rest will weiter und einmal mit der Hochbahn durch die Stadt fahren, um einen Eindruck zu gewinnen. Da schließen wir uns an. Auf dem Weg aus dem Einkaufszentrum schauen wir nochmal schnell bei einem Bäcker rein. Wieso backen die hier schwarzes Brot?
Mit der Hochbahn fahren wir einmal bis zur Endstation und zurück und bekommen so eine billige Fahrt quer durch Kuala Lumpur und werden ausserdem auch mal wieder eisgekühlt. Auf dem Weg zurück zum Hotel probieren wir dann endlich die berühmte Durian. Wir bekommen EinwegHandschuhe um das Fruchtfleisch zu halten.
Für diejenigen, die noch nicht in Asien waren: die Durian ist dort eine sehr beliebte Frucht. Sie riecht, wenn sie reif ist, recht streng. Sie hält sich jedoch nur wenige Tage und fängt dann fürchterlich an, zu stinken. Man sagt, dass eine Durian ausreicht, um eine ganze Etage evakuieren zu müssen. Deshalb sind sie grundsätzlich in Hotels, Bahnen und sonstigen öffentlichen Gebäuden verboten, dafür gibt es eigene Hinweisschilder.
Wir sie schmeckt? Ich fand sie nicht so übel, der Rest hat nur einmal gebissen. Es kommt vielleicht auf die Erwartungen an, mit denen man da ran geht. Die Einheimischen an dem Stand fanden es jedenfalls witzig, dass ich meins auf gegessen habe.

Fröstelnd in der Hochbahn

Fröstelnd in der Hochbahn

Auf dem Rückweg zum Hotel bleibe ich, um einen Bauzaun vor einer Kirche voll mit Sinnsprüchen zu fotografieren, zurück. An der Straße zum Hotel schreit mich ein Ladenbesitzer, der draußen auf einem Stuhl sitzt an "Cover your legs ", denn ich trage eine kurze Hose. Der Mann vor dem Laden nebenan schreit zurück, "why? She is locking fine." und ich mache, dass ich wegkomme.
Seit wir in Malaysia sind, fühlen wir Mädels uns nicht mehr so sicher wie in Thailand. Man merkt, dass es ein muslimisches Land ist. Das fing schon an der Grenze an, als Samira von den malaysischen Männern in der Schlange nebenan so extrem angestarrt wurde, dass sie wirklich nicht mehr wusste, was sie nun noch tun sollte.

Im Hotel treffen wir die anderen und machen uns gemeinsam auf den Weg zum Funkturm bzw. KL Tower. Da gibt's erst einen Film zu dessen Entstehung, dann dürfen wir hochfahren. Pong bleibt unten und wartete auf uns.
Der Ausblick ist grandios, vor allem eben auch auf die berühmten Petronas Towers, weswegen ich es ganz gut finde, dass wir nicht auf denen waren. Wir warten auf den Sonnenuntergang, um auch die erleuchtete Stadt zu sehen. Fotos waren davon aber kaum zu machen, denn auf der Innenseite des Turms sind alle möglichen Funktürme mit Höhenangaben dargestellt, die Nachts illuminiert werden und sich so in der Scheibe spiegeln. Hendrik hat netterweise mein Tuch hinter mir hochgehalten, so dass ich es wenigstens versuchen konnte. Wir haben sicher ziemlich albern dabei ausgesehen.
Nach dem millionsten Foto geht's mit Taxis ins Hotel, was gut ist, denn meine Cam ist eh schon wieder leer.

Graffito auf dem Weg

Graffito auf dem Weg

Wann dürfen wir wieder runter?

Wann dürfen wir wieder runter?

Sieht tatsächlich wie eine Ananas aus

Sieht tatsächlich wie eine Ananas aus

Heute geht's nach Chinatown zum Essen. Direkt um die Ecke von unserem Hotel beginnt der Nachtmarkt. Erstmal wirds nichts mit shoppen, denn Pong hat eine Empfehlung für ein Restaurant. Hm, immer wenn wir seinen Empfehlungen folgen, zahlt er am Ende nichts oder nur die Hälfte. Und seine Restaurants sind nicht immer die billigsten.
Nach dem Essen laufen wir ein wenig durch den Markt, dessen Stände aber bereits schließen. Samira und Simone bleiben oft stehen, um zu shoppen, so dass wir häufig warten müssen. Simone ersteht eine Ledertasche zum "Feierabend Preis" und Hendrik kauft sich eine grasgrüne Sonnenbrille. Ich finde ein nettes, ausnahmsweise unbedrucktes T-Shirt, aber da die anderen weiterlaufen und ich sie heute nicht verlieren will, kann ich nicht stehenbleiben. Ich will hier abends nicht gern alleine herumlaufen, in Bangkok oder Ao Nang hatte ich damit kein Problem.

Wir finden um die Ecke eine "Raggae Bar", wo wir uns an die Straße setzen, um ein Gläschen in Malaysia recht teuren Alkohol zu trinken. Wir kommen ins Gespräch mit der Gruppe am Nebentisch, die vor allem aus einheimischen Jungs besteht. Sie können die Preise für Bier in Deutschland kaum glauben.
Drinnen läuft ganz gute Musik und wir beschließen, wenn auch nicht ganz einstimmig, reinzugehen und zu tanzen. Beim ersten Versuch werde ich draussen von den Jungs in ein Gespräch verwickelt, mit dem Effekt, dass die anderen wieder rauskommen, aber beim zweiten Anlauf klappts.
Die Musik ist ganz gut und zumindest anfangs haben wir auch Platz, aber die malaysischen Männer gehen mir ein wenig auf die Nerven. Sie stehen oft einfach neben uns und glotzen. Ab und an sind wir richtig gehend eingekesselt. Ich blocke alle Gesprächsversuche ab und Samira lächelt unverbindlich und tanzt dann einfach weg. Simone kommt nicht über ihre freundliche Natur hinweg und nimmt ein spendiertes Glas Bier an, ich halte mich mit Kommentaren zurück, nehme mir aber vor, sie im Auge zu behalten. Ausserdemhat sie einen extrem hartnäckigen Verehrer, der einfach immer wieder zurück kommt und mich sehr nervt, da er sich mitten in die Gruppe auf der Tanzfläche stellt und sie anglotzt.
Felix guckt sich das mit Hendrik alles relativ gelassen von einem Platz an der Seite der Tanzfläche an. Als ausser uns gegen 1.00 nur noch Einheimische da sind und sie beginnen, vor einer der zwei Türen Stühle zu stapeln, mahne ich zum Aufbruch. Gleich, gleich nur noch ein bisschen tanzen.
Gegen 2.00 verliere ich die Nerven, ausser uns sind nur noch einheimische Männer da, die uns alle anstarren. Wir sind die einzigen Frauen im Raum. Ich mache mir Sorgen, ob wir in diesem Land mit unserem Benehmen womöglich einen bestimmten Eindruck erweckt haben und fühle mich unwohl. Ich werde jetzt gehen, zur Not alleine, sage ich den anderen. Hendrik und Felix warten ohnehin nur auf uns und auch Samira und Simone ringen sich nun durch. Wir kommen alle heil und ohne Probleme aus der Bar, vermutlich habe ich mir wieder unnütz Sorgen gemacht. Naja, but you never know.

© Stefanie Förster, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich habe nie von einer Weltreise geträumt. Schockierend, ich weiß. Überraschenderweise unternehme ich jetzt aber eine. Wie es dazu kam, wo ich lande und wie es da so ist, das berichte ich Euch hier... Wer mag, darf mitlesen. Mein Blog richtet sich vor allem an meine Familie und Freunde, sowie an Ex Kollegen. ...naja und natürlich an mich selbst: eine Weltreise ist ein tolles Abenteuer liebe Steffi! ...nur Mut und einfach mal machen, wird schon schiefgehen ;)
Details:
Aufbruch: 11.01.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 28.05.2015
Reiseziele: Sri Lanka
Thailand
Indonesien
Australien
Neuseeland
Fidschi
Vereinigte Staaten
Mexiko
Deutschland
Malaysia
Singapur
Der Autor
 
Stefanie Förster berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Stefanie sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!