Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Sunset Bagan

Noch einmal bei offener Balkontüre erwachen, den Zikaden zuhören, die langsam und zögernd, den ersten Sonnenstrahlen folgend, zu zirpen anfangen.

Durch den frischen kühlen Wald hinunter zum Restaurant schlendern und noch einmal staunen ob der fantastischen Aussicht. Das Kloster gegenüber gibt sich noch einmal die Ehre, die goldenen Zinnen leuchten in der Sonne, die sich durch den Morgennebel kämpft.

Ich geniesse ausgiebig das Frühstück und setze mich dann in die Lobby. Hier gibt es ja bekanntlich WiFi und der Empfang ist sogar recht gut. Ich kann also einen Teil der vorbereiteten Texte und Bilder aufladen, ohne befürchten zu müssen, mitten im Speichern alles wieder zu verlieren.

Ein grosser klobiger Wurzelstock wurde zu einem  Tisch umgearbeitet mit vielen geschnitzten Tieren darauf. Ein Meisterwerk.

Ein grosser klobiger Wurzelstock wurde zu einem Tisch umgearbeitet mit vielen geschnitzten Tieren darauf. Ein Meisterwerk.

Im Zimmer lade ich nochmals die Laptop-Batterie und setze mich ein letztes Mal auf meinen Balkon, am Mittag ist checkout. Das heisst nochmals eine Stunde warten, denn mein Taxi will mich bekanntlich um ‚one pm‘ abholen.

Und tatsächlich, er fährt pünktlich vor, diesmal mit dem PW. Die zwei Passagiere, ein japanisches Ehepaar hat er bereits eingeladen, so dass die Rückfahrt gleich starten kann. Ich verstehe jetzt auch, warum er so darauf pochte, mich wieder abzuholen. Ein zahlender Passagier mehr, ist wichtig, wenn nur so wenige Touristen da sind.

Wir fahren den Berg hinunter durch den dichten Dschungel und kommen auf die staubige Landstrasse.

Schon bei der Hinfahrt sind mir die vielen Leuten aufgefallen, die überall am Strassenrand stehen. Heute sind es auch auffallend viele Kinder. Sie sitzen zusammen im Schatten unter Bäumen an der staubigen Strasse. Manchmal sind es nur 2,3, manchmal ganze Gruppen.

Heute ist Montag, ob die nicht zur Schule müssen? Die Erwachsenen, viele alte Leute stehen da und winken, oder möchten sie mitfahren, möchten sie die Autos anhalten?

Was machen all die vielen Leute hier an der Strasse?

Money

Mein Fahrer hat wieder einmal den Mund voller Betelnuss, das Sprechen fällt da doch sehr schwer. Er hat auch gar nicht damit gerechnet, dass er angesprochen wird.

Geld? Die betteln? Aber das hat doch gar keinen Sinn, da hält doch niemand an.

Er zuckt mit den Achseln, nicht sein Problem.

Aber ich sehe jetzt etwas besser hin. Und tatsächlich, die Leute, winken nicht, sie möchten auf sich aufmerksam machen. Irgendwie die Touristenwagen dazu bringen, anzuhalten und ihnen etwas zu geben. Zweidreimal werden tatsächlich Geldscheine aus einem Auto geworfen und die Leute humpeln dann darauf zu und heben sie auf.

Viele Einheimische sind mit dem Pickup unterwegs.

Viele Einheimische sind mit dem Pickup unterwegs.

Was für eine beschämende Art. Da fahren wir Touristen hinter abgedunkelten Autoscheiben durch die Landschaft und draussen betteln die Menschen um Geld. Das sie dann vielleicht wieder in einer der vielen Pagoden spenden.

Manchmal stehen auf beiden Seiten der Strasse Männer und schwenken die regenbogenfarbenen Buddhistenflaggen, versuchen uns damit aufzuhalten. Dann ertönt aus der nahen Pagode aus einem Lautsprecher Musik oder Gebete.

Tempelfestival, meint mein Fahrer und hupt die Leute zur Seite, fährt ungebremst weiter. Er weicht nur den Schlaglöchern aus. Fahrräder oder langsamer fahrende Pickups werden mit einem Hupen aufmerksam gemacht, dass wir kommen und schon haben wir sie überholt. Das Hupen ist nicht aggressiv und der Fahrer verzieht auch keine Mine, es soll nur ‚Achtung, wir kommen‘ bedeuten.

Im Übrigen mag ich mit dem Fahrer auch gar kein Gespräch anfangen, er ist nämlich zu sehr mit seinen Betelnüssen beschäftigt. Er hat einen Weg gefunden, während des Fahrers seine Nüsse zu kauen, ohne immer aus dem Wagen zu spucken. Neben sich hat er eine leere Colaflasche und da spuckt er dann den roten Saft hinein.

Seit ich das entdeckt habe, mag ich ihn schon gar nicht mehr ansehen und nehme dann jeweils selber einen Schluck aus meiner Wasserflasche, wenn er wieder diskret seine Colaflasche an den Mund hebt.
Immerhin, er macht es diskret, es ist mir auf der Hinfahrt nicht aufgefallen, aber da sass ich ja auch hinten im Van, jetzt sitze ich direkt neben ihm.

Die Girlande mit den frischen Jasminblüten verströmt einen betörenden Duft. Zusammen mit der Betelnuss ist der Fahrer wahrscheinlich dauernd in einem High.

Die Girlande mit den frischen Jasminblüten verströmt einen betörenden Duft. Zusammen mit der Betelnuss ist der Fahrer wahrscheinlich dauernd in einem High.

Kurz vor Bagan kommen wir zu einem grossen Tor. Es ist eine Zahlstelle. Mir fällt auf, dass es diese Zahlstellen überall gibt. Dabei bin ich in diesem Land noch nie auf einer Autobahn gefahren.

Für den Unterhalt der Strasse, hat mir der Motorradfahrer erklärt, als ich ihn auf der holprigen Strasse an der Küste gefragt hatte. Auch dort waren wir an einer kleine Kontrollstelle durchgefahren, wo er ein paar Kyat abgeben musste.

In Bagan komme ich zurück ins Zfreeti. Hier wartet mein Koffer auf mich. Zwar ist das Internet nicht besser geworden, aber das Hotel bietet sehr viel Komfort mit dem Pool und dem kleinen Restaurant, der grossen Frühstücksterrasse und dem schönen Zimmer.

Ausserdem stimmt der Preis. Eigentlich wollte ich das Zimmer bei meiner Abreise direkt an der Rezeption reservieren, aber das hätte 10 Dollar mehr gekostet.

Dann soll ich also tatsächlich über booking.com noch einmal buchen und dann bekomme ich es zum gleichen Preis wie vorher? Und ihr bezahlt erst noch gegen 15 % an die Organisation. Das verstehe ich nicht.

Die Rezeption beharrt darauf, dass man den höheren Preis verrechnen müsse. Man müsste sonst den Besitzer anrufen und das will anscheinend niemand. So habe ich also noch in der Lobby vor zwei Tagen meine Reservation über booking gemacht und tatsächlich den günstigeren Preis bekommen.

Am späteren Nachmittag gehe ich hinüber zur kleinen Agentur, auf der anderen Strassenseite. Ich möchte herausfinden, was man denn hier in Bagan noch unternehmen könnte. Gibt es Touren irgendwohin ausser zum Mount Popa? Es gibt anscheinend nichts weiter, auch keine Pagodentour, nur individuelle Taxifahrten, oder Rollermiete.

Ich lasse das mit Bike und Roller, ich weiss schon beim Taxi nie, wo wir genau sind, denn das ganze Gelände ist weitläufig und die Wege sind weder makiert noch in einer Karte aufgezeichnet. Ausserdem möchte ich nicht auf einen Roller aufpassen müssen.

Also bleibt nur noch einmal der Taxi. Diesmal ist es der Bruder des Agenturbesitzers und der spricht tatsächlich englisch. Er holt mich zum Sonnenuntergang ab. Einmal mehr. Die Stimmung am Abend zwischen den Pagoden ist auf jeden Fall wunderschön und man soll die Hoffnung ja nie ganz aufgeben.

Auf dem Weg zur grossen Pagode fahren wir durch das Dorf und stecken gleich mitten in einem Verkehrsstau. Tempel-Festival beim Nanphaya Tempel. Alles ist auf den Beinen. Auf einem Lastwagen hoch über der Fahrerkabine ist eine Bühne aufgebaut und darauf spielt eine Band. Laut, ja vor allem laut.

Die Sängerin trägt ein wunderschönes Kleid und tanzt zwischendurch. Doch weil sie so hoch oben ist, kann man sie kaum sehen. Die Leute haben leere Reissäcke auf den Boden gelegt. Hocken da, hören zu. Oder sitzen unter dem Baum zusammen. Plaudern und essen.

Natürlich bin ich längst ausgestiegen ich will sehen, was da los ist. Die Leute grüssen mich freundlich und wenn ich frage, ob ich sie fotografieren darf, nicken sie. Gern. Sie bedanken sich sogar, dass ich sie aufgenommen habe und jetzt in meiner Kamera mit nach Hause nehme.

Unten warten Taxis und Busse bis das Spektakel vorbei ist

Unten warten Taxis und Busse bis das Spektakel vorbei ist

Bei der grossen Pagode stehen auch heute wieder Leute auf allen Stufen. Ich klettere die steile Treppe hinauf und suche mir einen Platz Richtung untergehende Sonne. Weiter oben haben sich Hobbyfotografen mit Stativen und dicken Objektiven die besten Plätze gesichert. Ich bin nicht sicher, ob sich der ganze Aufwand lohnt, denn auch heute steht der Sonne eine dicke Wolkenschicht im Wege bevor sie den Horizont erreicht.

Und dann gibt es doch plötzlich einen kleinen Wow-Effekt. Zugegeben, meine Kamera tut noch etwas dazu, aber der Himmel färbt sich doch einen Moment rotgolden und die ganze Gegend ist in ein weiches Licht getaucht. Doch der Moment ist schnell vorbei, die Wolken haben die Sonne vorzeitig verschluckt.

Dafür geht bald darauf der Vollmond auf. Er steht direkt über der Sunset-Pagode an einem wolkenlosen Himmel. Die Wolken sind alle an den Horizont hinunter gefallen und geben dem Mond freie Fahrt.

Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir noch ein paarmal an. Wenn die Pagoden mit ihren spitzen Dächern über dem Horizont auftauchen und der Himmel dahinter noch ein wenig glüht, entstehen fast die schöneren Aufnahmen als von der Sonne direkt.

Mit diesem Taxifahrer ist alles viel einfacher, er hält an, sobald er merkt, dass ich fotografieren möchte, er macht mich auf gute Sujets aufmerksam und ausserdem sitze ich jetzt vorne, was eine ganz andere Kommunikation ergibt als mit Anjel, der mir zwar sehr aufmerksam immer die hintere Türe aufhielt, mit dem aber die Kommunikation sehr bescheiden war.

Am Abend bestelle ich den Drink des Tages, einen Blue Hawaii.

Ich habe extra etwas weniger Zucker hinein getan, als vorgesehen, erklärt mir der Kellner. Die Ananas sind im Moment extra süss.

Zum Beweis bringt er mir ein paar Stücke zum Probieren. Er hat Recht, sowohl Ananas wie Drink sind sehr süss und sehr fein.

Zum Essen bestelle ich etwas typisch burmesisches: Fisch-Curry Menu und bekomme eine ganze Platte mit Suppe und Rohkostdipping. Das Essen ist sehr fein, erinnert aber kaum an Curry und auch nicht an Fisch. Eher an Chicken mit Tomatensosse. Und es ist auch gar nicht pikant, wie ich das erwartet hatte. Man isst hier offensichtlich nicht sehr scharf, auch das Nasi Goreng in Mount Popa war nicht scharf.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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