Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Marionetten

In der Lobby steht ein echter Strauss Lilien

In der Lobby steht ein echter Strauss Lilien

Und schon wieder ein Schindler-Lift

Und schon wieder ein Schindler-Lift

Ich bin also wieder einmal eine Nacht lang unterwegs. Mein Ziel ist Mandalay, im Zentrum von Myanmar, ein grosser Besuchermagnet.

Auf die Beschreibung der Fahrt verzichte ich, denn dass das immer anstrengende und lange Stunden sind, ist inzwischen bekannt. Einzig, dass wir auf der halben Strecke auf die Autobahn kamen, ist vielleicht erwähnenswert. Es ist die einzige Autobahn des Landes und sie führt von Yangon nach Mandalay. Die ganze Fahrt dauert wieder einmal gut acht Stunden, so dass ich am Morgen gegen halb fünf Uhr mit dem Taxi im Hotel eintreffe.

Es ist das The Home Hotel, das ich auf Empfehlung von Ian gebucht habe. Nettes Personal, schöne Zimmer, günstig und in der Nähe des Bahnhofes waren die Argumente.

Wie immer empfiehlt sich der Taxifahrer für weitere Fahrten. Ich merke, dass ich Gefahr laufe, heute den Tag komplett im Zimmer zu verbringen und bitte ihn, mich am Abend abzuholen.

Das Zimmer ist gross, bequem, hat schnelles Internet so dass ich überzeugt bin, dass ich die nächsten Berichte schneller online schalten kann, als in Inle Lake wo ich immer ins andere Hotel gehen musste.

Ich verbringe also den Vormittag und auch einen grossen Teil des Nachmittags im Zimmer und erst der Hunger treibt mich am Nachmittag hinaus.

Strassenküche, dafür fehlt mir der Mut.

Strassenküche, dafür fehlt mir der Mut.

Ein paar Strassen weiter finde ich ein chinesisches Buffet.

Auf dem Rückweg begegne ich einer Gruppe junger Nonnen in ihren rosa Tüchern. Sie sind auf Betteltour, was mich sehr erstaunt, denn eigentlich gehen die Mönche am Morgen auf die Tour um Essen einzusammeln. Ich sehe das zum ersten Mal, denn am frühen Morgen, wenn die Mönche normalerweise unterwegs sind, bin ich noch nicht auf der Strasse. Ausserdem dachte ich immer, die bekommen gekochtes Essen. Was die Frau vor dem Geschäft verteilt, ist roher Reis. Jedem Mädchen schöpft sie einen Löffel davon in den Sammelkessel.

Bald bin ich zurück im Hotel und warte auf meinen Fahrer. Er bringt mich zur Marionettenshow. Mandalay ist das traditionelle Zentrum für dieses uralte Puppenspiel.

Doch auch hier fehlen die Zuschauer. Auch dieses Theater ist winzig. Gerade mal 50 nummerierte Plätze gibt es und ich bin die erste Zuschauerin heute. Das gibt mir die Gelegenheit, mit einem der Puppenspieler zu sprechen.

Eigentlich wollte ich eine Puppe kaufen, einer der guten Dämonen mit seinen prächtigen Kleidern hat es mir angetan. Schon habe ich die Puppe in der Hand und bitte den Spieler, mir zu zeigen, wie sie zu halten ist.

Die kann man nicht spielen, das ist nur ein Souvenir, erklärt er.

Die Puppen sind alle handgemacht. Vielleicht komme ich noch einmal hierher, denn tagsüber kann man zusehen, wie sie entstehen.

Die Puppen sind alle handgemacht. Vielleicht komme ich noch einmal hierher, denn tagsüber kann man zusehen, wie sie entstehen.

Was für eine Enttäuschung.

Die Souvenirpuppen sind längst nicht so beweglich wie eine echte Marionette. Sie haben nicht so viele Gelenke und ihr Kostüm ist zu steif. Eine echte Puppe kostet um einiges mehr.

Also begrabe ich diese Idee, weiss eh nicht, wo ich sie im Gepäck unterbringen sollte.

Nach und nach trudeln noch ein paar Gäste ein und am Schluss sind es 14 Personen. In der Saison ist meistens ausverkauft, hat mir der Puppenspieler erzählt. Dann gibt es täglich 2-3 Aufführungen.

Jetzt lohnt sich der ganze Aufwand wohl kaum, denn mit dem Orchester sind mehr als zehn Personen im Einsatz. Der Ablauf ist fast der gleiche wie in Lake Inle. Nur dass diesmal wird echte Musik gespielt und die Musiker singen zuweilen sogar. Eine sehr spezielle Musik. Die Melodie wird von einer Flöte gehalten, der Rest sind Trommeln, Tamburins und diese eigenartigen Gongs.

Die Puppen tanzen die überlieferten Geschichten vom Kampf des bösen Dämonen mit dem guten, wobei immer einer siegt und während er sich seines Sieges freut, erwacht der Unterlegene und greift erneut an. Und so geht der Kampf weiter und weiter und wird nie zu Ende gehen.

Die Aufführung ist amüsant, märchenhaft. Bleibt aber als Gesamteindruck doch sehr fremd und exotisch. Aber auf jeden Fall ein sehr schöner Einstieg in die Stadt.

Für morgen empfielt mir der Taxifahrer eine Fahrt auf den Berg und zu den Inseln. Es wird also ein voller Tag werden morgen.

Der älteste Puppenspieler ist 85 Jahre alt und spielt noch jeden Tag.

Der älteste Puppenspieler ist 85 Jahre alt und spielt noch jeden Tag.

Du bist hier : Startseite Asien Myanmar Marionetten
Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors