Zürich - Saigon - Hanoi - Angkor - Bangkok - Zürich

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Christina Schlatter

Rolls Royce unter den Toefflis

20.1.2008 (Irene)

Heute gingen wir mit tiefen Erwartungen zum Fruehstuecksbuffet fuer 1 US Dollar pro Person... und siehe da, es war einfach super. Wir konnten die ganze Stadt ueberblicken und so viel nehmen wie wir wollten. Zudem waren wir ganz alleine. Wir lieben Da Lat!

Doch wie wuerde wohl unsere Tour mit den Easy Riders werden?? Puenktlich um halb neun gingen wir zur Lobby. Da erwartete uns auch schon Lulu, der uns gestern das Hotel gezeigt hatte, und seine zwei Kumpels mit drei Toeffen der Luxusklasse. Beim Helme Anziehen wurde uns geholfen und dann sollten wir aufsteigen... Los gings!

Es war mega bequem. Wir kurvten durch die Stassen Da Lat's. Die Fahrt konnten wir richtig geniessen, da die Fahrer sicher und fuer Vietnam-Standarts sehr, sehr vorichitig fuhren.

Nach kurzer Zeit hielten wir das erste Mal. Wir standen vor einer Pagode, die eindruecklich war, aber doch etwas kitschig wirkte. Davor befanden sich Drachen, Schildkroeten, Einhoerner (ohne Horn und Phoenixe. Chu'o'ng (mein wirklich aufmerksamer Fahrer) erklaerte uns, dass der Buddhismus in Vietnam schon seit langer Zeit aus China Eingang gefunden hat, dass daneben aber viele weitere Religionen ko-existieren. Er sei Buddhist. Der Drache steht fuer Kraft einer Religion, die Schildkroete stehe fuer die Geduld, das Einhorn fuer das Gesetz und der Phoenix fuer die Freiheit; denn Buddha ist ueberall, auch im Herzen, also muss man nicht umbedingt in ein Pagode gehen.

Es gebe in Vietnam drei Buddhas:
Der erste war einst ein junger Prinz, der sich vom Leben im Ueberfluss abgewandt und die Erloesung gefunden habe.
Ein zweiter ist der lachende Buddha, der ganz verschiedene Namen traegt.
Ein dritter ist ein weiblicher Buddha, oft eine weisse Statue, welche die Frauen beschuetzt.

Eine weitere Eigenheit war, dass auf vielen Statuen ein Hakenkreuz abgebildet war. Dieses hat aber nichts mit Hitler zu tun, sonder stellt den "Circle of Life" dar. Man wird geboren, ist ein Kind, wird aelter und stirbt. Dann kommt man in eine von drei Hoellen, bevor man wiedergeboren wird, je nach dem, wie man sich im Leben verhalten hat: als Hund, als Schnecke oder als Mensch... diesen Kreis muss man so viele Male durchlaufen, bis man ins Nirvana gelangt. Und deshalb koennen Buddhisten auch Tiere toeten, denn sie befreien so die Seelen, damit diese eine neue Chance erhalten.

Weiter mit dem Toeff...

Halt Nr. 2 war bei einem riesigen, gestuften Gemuesefeld. Da Lat pflanze keinen Reis (oder wenigstens nicht im grossen Stil) an, sondern importiere in groesstenteils aus dem Mekong Delta. Im Gegenzug exportiert Da Lat Gemuese, welches hier in Unmengen zu finden ist.

Halt Nr. 3: Von diesem Aussichtspunkt konnten wir den "Lady Mountain" sehen. Den Kopf, den Busen und was ware dann wohl die dritte Kuppe? Egal, Lulu (Chris's Guide) meinte, es sei "wundabar".

Halt Nr. 4: Hier konnten wir durch einen Laerchenwald laufen, wenn wir uns mit der Baumart nicht voellig vertan haben... Auf dem weiteren Weg mit dem Toeff kamen wir an vielen Treibhaeusern vorbei und schliesslich, bei...

Halt Nr. 5 ... einem solchen anhielten. Darin befand sich nicht etwa Gemuese oder Reis, nein Blumen, welche anscheinend in grossen Mengen ins Ausland und nach Saigon transportiert werden. Hier erfuhren wir, dass der Sueden Vietnams nur zwei Jahreszeiten kennt, "wet and dry".

Auf unserem weiteren Weg kamen wir an hunderten von dunkelgruenen Straeuchern vorbei mit weissen Blueten und es duftete unheimlich gut. Der Kaffe steht in der Bluete.

Halt Nr. 6: Wir hielten bei einem Bauer, der Kaffe anbaute und alles was er sonst noch so zum leben brauchte. Dort zeigte uns Rafi's Fahrer Seidenwuermer auf Koerben im Dunkeln, welche sich im Rhythmus von zwei Tagen essen und einem Tag den Bauch vollschlagen, bevor sie sich dann in Cocons einweben. Draussen gab es die speziellsten Blumen, die wir je zu Gesicht bekommen haben: die Blueten bilden eine Art Trichter, welche das Wasser auffangen. Wir probierten die honigaehnliche Fluessigkeit.

Halt Nr. 7: Weiter gings zu einer Seidenfabrik. Dort konnten wir beobachten, wie die Cocons (sie haben je 800 bis 1000 Meter Seidenfaden) ausgewickelt wurden und mit etwa neun weiteren zu einem dickeren Faden gesponnen wurden. Dieser konnte nachher zu einem Stoff gewoben und schliesslich gefaerbt werden. Die Larven aus den Cocons sind in Vietnam beliebte Snacks und sind Nuessen sehr aehnlich... Rafi und ich sprechen aus Erfahrung! Einige wenige Seidenwuermer spinnen zusammen einen Cocons, "Twins". Aus dieser Seide wird ein viel haerterer Stoff hergestellt.

Halt Nr. 8: Wir kommen zu den Elefantenwasserfaellen, welche urspruenglich mitten im Urwald waren und oft von wilden Elefanten besucht wurden. Der leicht abenteuerliche Weg nach unten fuehrte zu atemberaubenden Aussichtspunkten, von wo aus man die donnernden Wasserfaelle bewundern konnte. Der Wasserdunst war eine willkommene Abkuehlung. Wir erklommen noch einen Huegel um einen Tempel anzuschauen.

Halt Nr. 9: Nun sollten wir etwas zu essen bekommen. "Do we wanna eat together?", fragt man uns noch... 'tuerlich. Es wurde aufgetischt: Reis, Fisch, Bohnen, Spinat, Tintenfisch, Ei, Poulet, Fleisch und vieles mehr. Wir assen von allem ein wenig und waren voll (ich - absolute Fischhasserin - habe vom Fisch probiert und ihn sogar gemocht). Es war unverschaemt billig. Ausserdem probierten wir alle noch wenig von einem speziellen Bananenwein, der aus wilden, gebratenen Bananen hergestellt wird, ca. 40 % Alkoholgehalt hat und irgendwelche komischen Sachen in der Flasche hatte... eventuell eine Schlange? Im Keller des Hauses wurde uns noch gezeigt, wie Reiswein hergestellt wird. Grundsaetzlich wird der Reis mit Wasser einige Zeit stehen gelassen und dann destilliert.

Halt Nr. 10: Chris stand mutterseelen allein am Strassenrand, als Rafi und ich um die Ecke bog. Was war da los? Vermutlich war die schlechte Laune Lulus darauf zurueckzufuehren, dass wir kurz zuvor sein Angebot fuer einen 5-tage-Trip aus Geldgruenden abgelehnt hatten. Jedenfalls liessen uns unsere Fahrer eine tuechtige Strecke den Berg hinauf keuchen, bevor wir wieder in den Sattel steigen durften. Von da an verfiel Lulu in eisiges Schweigen, das sich erst bei Halt Nr. 11 verfluechtigte.

Halt Nr. 11: Dieser war auch schon der letzte Halt. Das "Crazy House". Es wurde nach dem Vorbild von Gaudi von einer vietnamesischen, in Moskau studierten Architektin gebaut... und ist immer noch nicht fertig. Es war eigentlich ein Hotel, dessen unbesetzten Zimmer und Gaenge gleichzeitig als Museum zu besichtigen waren. Es gab die verschiedensten Zimmer, vom Baeren- bis zum Honeymoonzimmer, wo sich Chris und Rafi auch gleich in Honeymoonposition hinwarfen.

Schliesslich liessen wir die Fantasiewelt hinter uns und wurden zum Hotel zurueckgebracht. Es war hamma!

Am Abend gingen wir auf den Markt und assen auf einer Treppe einen Maiskolben... und jetzt hocken wir schon seit mehr als zwei Stunden im Internetcafe und schreiben Berichte und laden Fotos vom einen zum anderen Ort. Was wir nicht alles fuer euch tun

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir sind drei Studentinnen (Rafaela aus dem Kanton Glarus, Irene & Christina beide aus Zürich) und erkunden Asien auf eigene Faust. Starten werden wir in Saigon (Vietnam) und arbeiten uns dann Stück für Stück die Küste hoch bis nach Hanoi. Von dort aus fliegen wir nach Angkor und besichtigen die alte Urwaldstadt, bevor wir unseren Trip mit ein paar shopping-intensiveren Tagen in Bangkok abschliessen wollen.
Details:
Aufbruch: 10.01.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 13.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Thailand
Der Autor
 
Christina Schlatter berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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