Mit unseren Kindern um die Welt

Reisezeit: Juni 2015 - Juni 2016  |  von Anja Nemitz

Vietnam: Mekong Delta

VIEL WASSER UND JEDE MENGE SPASS

"Das ist die richtige Tour für euch." Ganz kurze Anfahrt mit dem Bus (wegen Willi), kleine Gruppe, Specialpreis. Übernachtung bei Einheimischen mit Kochkurs. Die freundliche Dame am Tourenschalter klang glaubwürdig und wir freuten uns auf eine 3-Tages-Mekong-Tour. Natürlich kam es anders. Wir hätten es ahnen sollen. In Vietnam ist wohl nie das drin, was drauf steht...
Morgens, kurz nach 8 Uhr. Wir folgten der freundlichen Dame die Straße entlang, zweimal um die Ecke, geradeaus, weiter geradeaus. Sie schaute suchend, fragte mehrere Busfahrer und Tourguides irgendetwas und deute uns an zu warten. Wir warteten. Eine Weile. Ein Bus nach dem anderen hielt an. Zig Touristen stiegen ein und aus. Die Dame fragte. Wir warteten. Dann ließ uns einer einsteigen. Leider zu spät. Die vordersten Plätze waren schon belegt. Willi bekam zwar von uns einen Saft gegen Reiseübelkeit, aber vorn sitzen und rausschauen hilft immer ganz gut. Kein Problem für unseren neuen Guide für die nächsten 3 Tage. Schnell wurden die vorn sitzenden vietnamesischen Touristen protestierend nach hinten verlegt und wir hatten freie Sicht. Mit ein wenig schlechtem Gewissen.
Die Fahrt dauerte natürlich viel länger. Die Tour verlief anders als gebucht und die Gruppe war - ja, ihr ahnt es vielleicht - groß, sehr groß. Aus höchstens 15 Leuten wurden plötzlich 37 reisende Touristen. Am darauf folgenden Tag fuhren wir sogar 4 Stunden und am letzten Tag 8 Stunden mit dem Bus. Wir regten uns nicht auf. Wir ahnten es. So ist Vietnam.
Wenn Fine und Willi im Bus nicht gerade aßen oder schliefen, dann bespaßten sie lautstark die ebenfalls lauten Asiaten oder schauten Filme (auf unserem neuen Smartphone, für gelangweilte Kinder auf langen Fahrten, gebraucht erworben auf dem Markt in Saigon, voll funktionstüchtig, lebensrettend für genervte Eltern und Mitreisende).

Unsere Tour war dennoch ein absolutes Highlight unserer Vietnam-Zeit. Am ersten Tag verließen uns schon einige, die nur eine Tagestour gebucht hatten und am zweiten Tag fuhren wir nur noch zu sechst weiter.
Wir probierten leckeren Honigtee auf einer Bienenfarm, fuhren mit Ruderbooten durch die Mangroven und Palmwälder, besuchten eine Open-Air-Bonbon-Fabrik (Süßigkeiten aus Kokos) und ließen uns durch die verzweigten Arme des Mekongs zu den schwimmenden Dörfern schippern.
Auf der Speisekarte standen diesmal auch Schlange, Frosch und Ratte - vorher lebend zu begutachten. Wir probierten nichts davon und blieben lieber bei exotischen Früchten.

Bei starkem Regen kamen wir mit unserem Boot fast im Dunkeln an. Zum ersten Mal für die Kinder übernachteten wir in einem Homestay, das sind einfachste Unterkünfte bei einheimischen Familien. Wir ließen uns die selbst zubereiteten Frühlingsrollen und andere Köstlichkeiten schmecken. Fine war Meisterin im Rollen und Willi war Meister im Essen. Wir saßen mit vier deutschen Backpackern gemeinsam am Tisch und genossen es uns seit langem mal wieder mit anderen in Deutsch auszutauschen. Kurz vor dem Schlafengehen gingen Mirko und Fine mit Lampe auf Entdeckungstour und fanden allerlei "Krachmacher" und Krabbeltiere im finsteren Wald rings um unsere urige Hütte aus Palmwedeln.
Wecken um 5 Uhr, Frühstück um 05:45 Uhr: ein notwendiges Übel, da wir das Treiben bei den schwimmenden Märkten nicht verpassen wollten.

Ganz anders als befürchtet, liebte Willi die Bootstouren. Noch bevor alle saßen, hörte man ihn laut rufen: "LOS, LOS!" Auch Fine war begeisterte Mekong-Entdeckerin. Das lag nicht nur an abenteuerlichen Bootsfahrten, sondern auch an ihrer neuen Freundin aus unserer Reisegruppe.
Wieder mal waren Fine und Willi die einzigen Kinder. Viele junge Backpacker unterwegs waren begeistert von unseren Mäusen und überrascht, welchen Spaß kleine Kinder auf solch einer Reise haben. Rucksackreisen mit Kindern ist möglich und leicht machbar. Klar gibt´s auch stressige Situationen, aber die gibt es in Deutschland auch, mehr als genug. Allerdings sollte man mindestens einen Gang runter schalten, was die "Sehenswürdigkeiten" angeht (Anzahl und Tempo).

© Anja Nemitz, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Jahr Familienzeit - wir schauen uns die Welt an. Mit zwei großen Rucksäcken bepackt, reisen wir so günstig und einfach wie möglich, wollen die Menschen kennen lernen und andere Kulturen hautnah erleben.
Details:
Aufbruch: 29.06.2015
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: Juni 2016
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Mongolei
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Australien
Neuseeland
Indonesien
Nepal
Der Autor
 
Anja Nemitz berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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