Mit dem Fahrrad durch Südostasien

Reisezeit: Oktober 2016 - März 2017  |  von Markus L.

Vietnam und "burn out"

Nach Vietnam

Heute geht es über den Grenzübergang Xa Mat nach Tay Ninh/Vietnam.
Ich freue mich auf Vietnam! Ehrlich gesagt habe ich mich sogar am meisten auf Vietnam gefreut.
An der Grenze die übliche Prozedur, den vietnamesischen Grenzbeamten muss ich allerdings erstmal wecken. Sonst läuft alles ohne Probleme.
Die Straßenverhältnisse sind in Vietnam deutlich besser als in Kambodscha.
Auf dem Weg nach Tay Ninh fällt mir schon eine Sache negativ auf - aber dazu gleich mehr.
Tay Ninh: weder schön noch richtig hässlich! Ich finde ein Hotel und beziehe ein Zimmer ohne Fenster. OK für eine Nacht. In keinem der Zimmer, in dem ich bisher übernachtet habe, durfte man übrigens rauchen. Aber ausgerechnet in diesem Zimmer ohne Fenster stand ein Aschenbecher.

Ich fahre nochmal los, weil ich auf dem Weg einen Supermarkt gesehen habe. Vor dem Supermarkt möchte ich mein Rad abstellen. Sofort werde ich von einem Parkplatzwächter "zurück gepfiffen". Ich werde zu einer Art Garage (mit Schranke und allem) geführt, wo ich mein Rad parken darf. Ich bekomme ein Ticket, ein weiteres wird am mein Rad geheftet...also wie gesagt, ich wollte nur kurz was einkaufen.....

Ich sage es mal vorweg:

Vietnam wird in meinem Reisebericht nicht sehr gut wegkommen...
Das ist vielleicht nicht ganz fair, da ich nicht sehr viel von Vietnam gesehen habe...
Allerdings ist Vietnam - vor allem aus Sicht eines Radfahrers - anstrengend!

nach Saigon (HCM City)

Mööööp...Miep Miep Miep Miep...TUUUUT...

DAS ist mir einen Tag vorher auf dem Weg nach Tay Ninh aufgefallen: auf Vietnams Straßen wird gehupt...ständig...ununterbrochen! Ich hatte vorher schon in einem Reiseführer gelesen, das Radfahren in Vietnam nicht unbedingt Spaß macht. Aber so hatte ich es nicht erwartet!! Der Verkehr ist echt mörderisch! Ich habe noch nie so viele Mopedfahrer gesehen.
Die 95 km nach Saigon sind echt anstrengend. Nicht wegen der Strecke an sich, sondern in erster Linie wegen dem Gehupe.
Bevor ich in meinem gebuchten Hotel in HCM ankomme, muss ich fast einmal quer durch die Stadt fahren. Wie gesagt, die Menge der Mopedfahrer ist unglaublich. Laut Reiseführer sollen in HCM etwa 4 Million Mopeds durch die Stadt rasen. Das glaube ich...
Ich erreiche das Hotel, ich weiß bis jetzt noch nicht, wie ich es ohne Navi überhaupt gefunden habe. Mein Rad muss ich in einer Garage auf der gegenüberliegenden Straßenseite abstellen. Sollte eigentlich kein Problem sein. Es gibt sogar Fußgängerampeln. Man wartet auf "grün" und überquert die Straße. Theoretisch.....allerdings hält hier - noch weniger als in z.B. Laos - an einer roten niemand Ampel an. Man fährt einfach weiter. Zum Glück hilft mir ein Angestellter vom Hotel bei der Straßenüberquerung.
Danach beziehe ich das Zimmer, anschließend flüchte ich in einen kleinen Park, der gegenüber von dem Hotel liegt. Das war mein erster Tag/Eindruck von HCM!

Mopedfahrer in HCM

Mopedfahrer in HCM

2 Tage HCM

Seit meinem Start in Nong Khai/Thailand bin ich bisher jeden Tag mit dem Rad gefahren, und wenn es nur 10 km waren. In HCM lasse ich das Rad in der Garage stehen....Radfahren macht hier keinen Spaß.
Am nächsten Tag sehe ich mir das Kriegsmuseum an, das ist zum Glück nicht weit weg.
Es ist einerseits echt schockierend: ich sehe den Nachbau von "Tigerkäfigen", amerikanischen Kampfhubschraubern, Bomben, Folterwerkzeugen.....außerdem dutzende Bilder von verstümmelten Kriegsopfern.
Andererseits sehe ich auch vietnamesische Schulklassen, deren Schüler vor diesen Bildern albernd ein "Selfie" machen. Ich sehe US - amerikanische Touristen mit USA T-shirt. (muss nicht sein, so ganz unbeteiligt waren die USA an dem Vietnamkrieg ja nicht).
Es gibt Souvenirläden, in denen man z.B. amerikanisches Kriegszubehör kaufen kann (Uniformen, "Hundemarken" usw). So ganz schlau werde ich daraus nicht.....
Eine Mutter posiert mit Säugling auf dem Arm vor einem US - Helikopter und Papa macht ein Bild davon....gewöhnungsbedürftig!

Tigerkäfig, noch aus der französischen Kolonialzeit, hier wurden Vietnamesen gefoltert, die nicht kooperiert haben

Tigerkäfig, noch aus der französischen Kolonialzeit, hier wurden Vietnamesen gefoltert, die nicht kooperiert haben

Us - Hubschrauber ohne Mutter mit Kind

Us - Hubschrauber ohne Mutter mit Kind

noch ein Tag in HCM mit Stau auf dem Gehweg

Ich weiß gar nicht mehr, was ich an diesem zweiten Tag in Saigon gemacht habe. In Erinnerung geblieben ist mir nur der Stau auf dem Gehweg, als ich grade zu Fuß auf dem Weg zu einem Supermarkt war. Der Stau wurde nicht durch zu viele Fußgänger verursacht...(Ha ..Fußgänger in HCM - der war gut!!) Es gibt hier keine einheimischen Fußgänger! Alle fahren mit dem Moped - auch über den Gehweg, um schneller vorwärts zu kommen. Wenn ich auf Saigons Straßen mit dem Fahrrad im Stau stehe, muss ich damit leben. Aber wenn ich als Fußgänger auf dem Gehweg nicht weiterkomme, weil entgegen kommende Mopeds einen Stau verursachen, bekomme ich schlechte Laune.

Insgesamt war ich von HCM leider enttäuscht aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Morgen geht es weiter....

My Tho oder Vung Tau?

Wat jetz?
Weiter nach Osten Richtung Vung Tau (Küstenort) oder sofort durch das Mekongdelta wieder Richtung Kambodscha?
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich nicht unbedingt länger in Vietnam bleiben möchte, als unbedingt notwendig. Daher mache ich mich auf den Weg Richtung My Tho...

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Blick vom Hotel in My Tho auf den dreckigen Kanal

Blick vom Hotel in My Tho auf den dreckigen Kanal

My Tho - Can Tho - Long Xuyen - Chau Doc

Die gesamte Strecke bis zur kambodschanischen Grenze war nicht unbedingt schön. Fairerweise muss ich sagen, dass es jedoch bestimmt landschaftlich schönere Strecken durch das Mekongdelta gibt. Die o.g. Route ist aber die schnellste!
Auf der Etappe von HCM nach MY Tho bin ich zum ersten mal auf dieser Tour richtig genervt, sogar gestresst!
Ständig werde ich angehupt, abgedrängt und ausgebremst.
Im Isaan z.B. konnte ich eine Strecke von 140 km ganz entspannt fahren. Hier habe ich nach 40 km kein Bock mehr!
Das macht sich bei mir auch körperlich bemerkbar: nach ca 50 km bin ich platt! Ich bekomme Hautausschlag...Anzeichen eines kleinen "Burn out" ?

Ich bringe die vier Etappen durch das Delta also irgendwie hinter mich.
Es ist eigentlich sehr schade, dass ich kaum etwas Positives über Vietnam schreiben kann. Es gibt sicher auch landschaftlich sehr schöne Ecken in Vietnam...Radfahren hat mir hier allerdings überhaupt keinen Spaß gemacht.

Am 26.12.2016 erreiche ich Chau Doc, in der Nähe vom Grenzübergang Tinh Bien nach Kambodscha. Für 8 Dollar checke ich in einem Hotel ein. In diesem Zimmer benutze ich zum ersten mal mein Desinfektionspray. Ich bin ja echt nicht anspruchsvoll aber hier war es echt eklig!
Morgen geht es dann über die Grenze nach Kambodscha...

© Markus L., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Radtour durch Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam
Details:
Aufbruch: 23.10.2016
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 01.03.2017
Reiseziele: Thailand
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Markus L. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.