Durch Transkaukasien im Sommer 2012

Reisezeit: Juli / August 2012  |  von Torsten H.

Per Bahn zurück nach Tiflis

Von Mestia fuhr ich am nächsten Mittag wieder mit der Marschrutka (womit auch sonst) 150 km zurück bis Sugdidi, wo mich erneut die Hitze der Ebene erwartete.

Eine einzige schmale und kurvenreiche, aber asphaltierte Straße durchzieht das Gebirge, das Oberswanetien von der Kolchisebene trennt.

Eine einzige schmale und kurvenreiche, aber asphaltierte Straße durchzieht das Gebirge, das Oberswanetien von der Kolchisebene trennt.

Sugdidi liegt an der Grenze zu Abchasien, einer abtrünnigen Provinz Georgiens, in die man von Georgien aus nicht reisen kann, da dort (ähnlich wie in Südossetien) mit Russland verbündete "Separatisten" herrschen und die Grenze geschlossen ist.

Ich wollte jedoch in die andere Richtung, wieder zurück in die Hauptstadt Tiflis, die Dreh- und Angelpunkt dieses Landes ist. Da ich schon oft mit den Marschrutka-Transportern gefahren war, reizte es mich nun, mal den Zug ausprobieren. Ich fragte mich zum Bahnhof durch und konnte dort für umgerechnet ca. 7 Euro ein Zugticket für den Nachtzug nach Tiflis buchen, der um 22 Uhr abfahren und gegen 7 Uhr morgens das ca. 350 km entfernte Tiflis erreichen sollte (Reisegeschwindigkeit also knapp 40 km/h).

Am Abend bummelte ich noch ein bisschen durch die Stadt, wo Touristen eher eine Seltenheit sind und probierte auch eines der Internetcafes aus, da ich eine kleine Sache für meine Firma zu erledigen hatte. Das Internetcafe war hier ein Erlebnis für sich. Schließlich fand ich es auf einem Hinterhof. Die PCs befanden sich in kleinen Kabinen, einer öffentlichen Toilette nicht ganz unähnlich und sehr eng. Die russische Menüführung und der andere Aufbau der Programme stellte mich beim Kopieren von Dateien aus dem Internet auf meinen USB-Stick und wieder zurück vor leichte Probleme, die sich jedoch mit Hilfe des Inhabers lösen ließen. Dieser unterhielt mich dann auch während meiner Arbeit und ich durfte Fragen über Deutschland, die dortigen Geschäftsmöglichkeiten als Unternehmer und die für Georgier sehr gewöhnungsbedürftigen Preise in D beantworten - wohingegen die Internet-Nutzung hier weniger als 50 Cent pro Stunde kostete. Um halb zehn rief der Inhaber dann ein Taxi zum Bahnhof für mich an, das sofort kommen sollte, aber doch etwas länger brauchte. Trotzdem schaffte ich meinen Zug gerade noch, der auf die Minute pünktlich um 22 Uhr abfuhr. In den Wagen wird man nur gelassen, wenn man eine gültige Fahrkarte (gleichzeitig Platzkarte) hat. Gleich nach der Abfahrt wurde das von einem anderen Schaffner nochmals kontrolliert und wenig später ging auch noch eine Polizeistreife durch den Zug. Man kann sich hier also wirklich sicher fühlen. Ich hatte zwar nur einen Sitzplatz, aber der moderne Zug russischer Bauart war recht bequem und nicht sehr voll, so dass ich den großen Teil der Nacht über zumindestens schlummern konnte. Die Fahrgeschwindigkeit war sehr gemächlich und der Zug hielt oft an. Manchmal war es schwer zu erkennen, ob es sich um eine Station oder einen Halt auf freier Strecke handelte. Es gibt keine Stationsschilder, keine Ansagen und auch nur wenig oder gar keine Beleuchtung auf den Bahnhöfen - mir war ein Rätsel, wie die Leute wussten, wo sie aussteigen mussten (eine Ausnahme bildete lediglich die Großstadt Kutaissi - hier stand der Zug längere Zeit mitten in der Nacht und auf dem Bahnsteig liefen Verkäufer mit kleinen Wagen auf und ab, die durch die Zugfenster Essen und Getränke verkauften). Der Zug kam dann sogar eine halbe Stunde vor der fahrplanmäßigen Zeit in Tiflis an, dieses Mal sogar auf einem Bahnsteig mit direktem Zugang in das schon geöffnete Bahnhofsgebäude!

Der Bahnhof in Tiflis (Tbilissi) - für eine Millionenstadt sehr überschaubar

Der Bahnhof in Tiflis (Tbilissi) - für eine Millionenstadt sehr überschaubar

Wieder zurück in Tiflis musste ich mich entscheiden, was ich die nächsten Tage bis zum Rückflug noch unternehmen wollte - das Weinland Kachetien mit dem Kloster David Garedscha an der aserbaidschanischen Grenze, doch noch eine Mietwagentour auf einer Piste über einen ganz hohen Bergpass oder ein Abstecher ins Nachbarland Armenien. Ich entschied mich für die letzte Variante und habe es nicht bereut.

Vorher schaute ich mir jedoch noch die riesige, neu erbaute Zminda-Sameba-Kathedrale in Tiflis an.

Zminda-Sameba-Kathedrale in Tiflis - das neue Wahrzeichen der Stadt

Zminda-Sameba-Kathedrale in Tiflis - das neue Wahrzeichen der Stadt

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© Torsten H., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Georgien - den „Balkon Europas“ an der Südseite des Kaukasus und Armenien, das kleine Gebirgsland am Fuße des Berges Ararat - diese beiden Länder habe ich im Sommer 2012 bereist - wie immer selbst organisiert und größtenteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Details:
Aufbruch: 28.07.2012
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 12.08.2012
Reiseziele: Georgien
Armenien
Der Autor
 
Torsten H. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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