Ein Traum wird wahr - einmal um die Welt...

Reisezeit: Juli 2005 - April 2006  |  von Jens Marion

Neuseeland: Wie verkauft man ein Auto

Die ersten Tage in Auckland war eigentlich nichts zu tun, also taten wir auch nichts, ausser darauf warten, dass unser Auto in Auckland ankommt und der Mechaniker einen ersten Blick darauf wirft. Ein kurzer Stadtbummel, ein bisschen Internet und Ueberlegen was wir mit Rudi machen. Wir wollten das alleine hinkriegen und Philip die Arbeit ersparen, er hat sich ja schon so viel Muehe gegeben um Rudi zu kaufen und herzurichten. Wenn aber alle Stricke reissen sollten, muesste Philip noch mal ran, er hat noch zwei Wochen mehr in Neuseeland. Anfangs war es ja nicht mal sicher ob Rudi noch vor unserem Abflug nach Auckland kommt. Aber nach einigen Anrufen hatten die Leute wohl ein Einsehen und wollten uns auch nicht im Regen stehen lassen. Wir liesen ihn zu einer Werkstatt bringen in der Philip sein Auto hat reparieren lassen. Wie schon angenommen war es die Wasserpumpe die gewechselt werden muss. Gott sei Dank war aber sonst nichts kaputt. Von wegen "Crack in the Head Gasket" - wir haben denn Motor extra nochmal pruefen lassen (60NZD!), aber damit war alles in Ordnung. Nochmal Glueck gehabt, denn die in Christchurch veranschlagten 2500NZD haetten wir nicht mehr investieren wollen. Leider waren wir auch mit der Wasserpumpe mit fast 600 NZD dabei. Aber es hilft ja nichts, wenn das Auto nicht faehrt koennen wir es auch nicht verkaufen - zumindest nicht zu einem passablen Preis - und wir wussten ja, es haette schlimmer kommen koennen. Jetzt hies es wieder warten. Zu unserem Glueck kam Rudi an einem Freitag in Auckland an, dann war natuerlich Wochenende und Montag war auch noch Public Holiday. D.h vor Dienstag laeuft ueberhaupt nichts und das nur mit Bitten und Flehen. Da wir das nun professionell raushaben, hatten wir Dienstagabend Rudi wieder heile in unseren Haenden - drei Tage vor Abflug.

Dann machten wir uns auf den Weg zum Backpacker Carmarket. Da die Saison auslief und viele Backpacker ihr Auto verkaufen wollten, waren wir geschockt ueber den Preisverfall. Wir sprachen mit ein paar Leuten die ihr Auto schon einige Tage dort stehen hatten, sie sagten das in den letzten drei Tagen nur 10 Kaeufer auf den Markt gekommen waeren. Super. So macht das alles keinen Sinn, da kann man sein Auto gleich verschenken. Dann folgten wir Philips Vorschlag, Rudi in eine Internetauktion zu setzen. Wir waren davon nicht wirklich ueberzeugt, aber wir griffen jetzt nach jedem Strohhalm. Es gibt noch andere Automaerkte, die aber alle am Wochenende sind, unser Flug geht aber schon am Freitag. Dann suchten wir uns noch einige Toyotahaendler aus dem Telefonbuch und fuhren dort vorbei. Niemand hatte Interesse.
Am Nachmittag mussten wir noch zu einer Werkstatt den WOF (Warrenty of Fitness), sprich TUEV machen zu lassen. Nachdem Rudi schon in einer Werkstatt war machten wir uns auch keine Sorgen das da was schiefgehen koennte. Aber wie es so ist fanden die netten Menschen wieder irgendwas das repariert werden muss, fuer billige 400 NZD. OK, das wars jetzt, schon wieder ein Tief, diesmal war Marion fast dabei den Mechaniker zu erwuergen. Da wir nicht mehr bereit waren noch mehr Geld zu investieren gings noch mal zu unserer Heimwerkstatt, sie sollten noch mal kontrollieren ob das wirklich stimmt. So kann man seine Tage auch verbringen. Naechster Morgen: Auto abholen, mit einer positiven Aussage, an dem Auto ist nichts dran, wir sollen zurueck zu den WOF-Machern gehen, die sollen den Wisch rausruecken. Gesagt, getan. Als wir dort auf der Matte standen und den WOF haben wollten, riefen sie bei der anderen Werkstatt an und sagten danach, dass ihre Prognose richtig sei und wir den WOF nicht bekommen, wenn wir das Auto nicht HIER reparieren lassen. AHA daher weht der Wind also, erst mal 400 NZD abzocken, sonst gibts hier gar nichts. Nun lief uns wirklich die Zeit davon. Wieder ein Anruf bei unserem lieben Freund von der anderen Werkstat - wir haben uns gewundert warum er bei unserer Nummer immer noch ans Telefon geht. Aber die normalen Kiwis sind freundlich und wir hatten auch das Gefuehl, dass ihm das Verhalten der anderen Werkstatt gegenueber Touristen etwas peinlich ist. Er empfahl uns eine andere Pruefstelle, da er selber das nicht macht. Diesmal keine Werkstatt, sondern ein Pruefstelle, die nur WOFs macht, aber keine Reparaturen durchfuehrt. Uns also hoffentlich nicht uebers Ohr haut. Einziger Nachteil: die sollen sehr streng sein. Na gut es muss ja sein, das Auto steht in der Auktion mit WOF drin also muss auch ein WOF drauf. Wir wussten jetzt nicht mehr was wir denken sollten, also liessen wir das Ergebnis einfach auf uns zukommen. Waehrend der halben Stunde, in der unser Auto gecheckt wurde, sind wir nervoes auf und ab gelaufen. Und? Unser Rudi ist OK und kann nun verkauft werden. Jetzt haben wir den WOF zwar zweimal bezahlt, aber das sind nur 45NZD, die Reparatur waere wesentlich teurer gewesen. Wir haben uns zwar gefreut, dass es so ausgegangen ist, aber Marion war jetzt erst recht auf 180. So eine Unverschaemtheit von der anderen Werkstatt uns so abzocken zu wollen, wegen denen mussten wir immerhin den WOF doppelt machen lassen. Marion hat in sich in ihrer Wut gleich mal per Internet und Telefon erkundigt, wo man da Beschwerde einlegen kann. Problem bei der Sache ist, das kann man zwar, aber man muss das Auto natuerlich als Beweisstueck zur Verfuegung stellen. Da jetzt aber schon Mittwoch ist, wir Freitag fliegen und bis dahin gerne Rudi verkauft haben wollen, muessen wir die Schweine davonkommen lassen.

Jetzt steht die naechste Aufgabe vor uns: jemand muss einen vernuenftigen Preis zahlen. An diesem Donnertag abend laeuft die Auktion dann wissen wir mehr.
In der Auktion gibt es die Moeglichkeit einen Preis einzugeben unter dem das Auto nicht verkauft wird. Kurz vor Ende der Auktion war dieser noch nicht erreicht und wir wollten ihn runtersetzen um das Auto nun doch billiger zu verkaufen. Von wegen - so einfach ist das nicht. Man kann den Preis runtersetzen, er muss aber hoeher sein als das letzte Gebot. Also haben wir eine Stunde vor Ende der Auktion den Reservepreis 1 Cent ueber das momentan hoechste Angebot gesetzt. Nun war warten angesagt. Wir sassen vor dem PC, zitterten und warteten auf ein letztes Gebot. Leider kam das nicht und Rudi gehoerte am Donnertag abend immer noch uns. Jetzt gab es nur noch die Moeglichkeit allen Bietern und Watchern Rudi zu einem Fixpreis anzubieten. Derjenige der als erstes innerhalb der naechsten drei Tage annimmt, bekommt ihn. In einer letzten verzweifelten Aktion stellten wir Rudi also noch zum Preis des letzten Gebotes ins Netz und hofften das sich doch noch ein Bieter meltet. Hier war der Punkt erreicht an dem wir wirklich nichts mehr tun konnten. Es war unser letzter Abend und wir wollten schoen mit Philip essengehen und danach noch ein paar Bier trinken. Aber die Stimmung hielt sich in Grenzen, wir waren einfach gefrustet und erschoepft. Um eins ging es dann ins Backpacker und fuer heute zum letzten Mal an den PC, die Hoffung stirbt zuletzt. Und sieh da, irgendein netter Mensch hat sich erbarmt und uns diese Last von den Schlultern genommen. Er hat wie viele andere die Auktion beobachtet und jetzt sogar gekauft ohne das Auto jemals gesehen zu haben. Ist mit voellig unverstaendlich, aber alle die fuer Rudi geboten haben, haben sich das Auto nicht angeschaut. Da es jetzt schon spaet war, konnten wir natuerlich nicht mehr anrufen, aber das haben wir gleich am naechsten Morgen nachgeholt. Wir hatten Glueck, unser Kaeufer hatte sogar heute Zeit und wir haben fuer 10.30h einen Termin gemacht. Wir packten unsere Sachen und checkten aus und fuhren danach zu unserem heiligen Kaeufer. Countdown laeuft: 17h Abflug, wir muessen um 15h am Flughafen sein und da wir eine Stunde bis dahin mit dem Bus brauchen, muessen wir bis 14h wieder vor dem Backpacker sein. Unser Kaeufer war ein netter Kerl und wir fuhren mit ihm zur Bank. Er verschwand darin und es dauerte bestimmt 20 Minuten bis er wieder da war, ohne Geld. Ob das wohl so weitergeht? Er sagte wir muessen zu seiner Frau um auf ihr Konto zugreifen koennen. Uns war es wirklich scheissegal was sie fuer Geldprobleme haben und wer das Auto bezahlt, wir wollten einfach nur unser Geld und zwar moeglichst schnell. Inzwischen war es 11.30h. Na gut also ab zur naechsten Bank, da trafen wir seine Frau, damit sie uns das Geld gibt. Da wir es aber lieber auf unser Konto in Deutschland haben wollten, schliesslich wollten wir nicht mit so viel Geld nach Suedamerika einreisen, wollten wir eine Auslandsueberweisung machen. Also ging es an den Schalter. Nach langem hin und her konnten sich die Bankangestellte und die "Kaeuferfrau" darauf einigen von welchem Konto das Geld ueberwiesen wird. Dann einige Fragen an mich und nun ist hoffentlich gut, aber es ging noch weiter. Die Frau von der Bank suchte eine Zeit lang in ihrem PC und die Frage ob wir in Ost- oder Westdeutschland leben. Wie? Nachdem wir geklaert hatten, dass es nur ein Deutschland gibt, gab es das naechste Problem, sie konnte keine deutsche Waehrung finden. Das ist hart, wir wussten ja, das auch die Frau am Flughafen gesagt hat die Kiwis seinen nicht so am Weltgeschehen interessiert. Aber in einer Bank sollte das mit den Waehrungen nach einiger Zeit doch durchgesickert sein. Als wir dann das Wort Euro erwaehnten, fiel es ihr auch wieder ein. Dann wollte sie noch unsere IB-Nummer. Wir hatten natuerlich keine Ahnung was das ist. Sie wusste auch nur, dass das Ding 20 Stellen haben muss und da mussten wir passen. Die nette Frau hat aber eine Telefonnummer gefunden und nach einem Anruf war auch das geklaert. Unglaublicherweise hatten wir es also jetzt um 12.30 geschafft auch das mit dem Geld hinzubekommen.

Unser Kaeufer war noch so nett uns weider in die Stadt zu fahren und jetzt blieb uns noch zwei Stunden um eine Kleinigkeit zu essen und danach an den Flughafen zu fahen, zum Glueck gibts Shuttlebusse.
Als wir dann im Flugzeug sassen wurde uns langsam klar das wir es tatsaechlich geschafft haben unseren Rudi zu einem akzeptablen Preis zu verkaufen. Unglaublich! Hat aber ein paar Stunden gedauert, bis die richtige Entspannung einsetzte.
Neuseeland war ein absolut fantastisches Land, wir haben unsere Reise geliebt, leider waren die letzten Tage sehr stressig. Trotzdem wuerden wir wieder ein Auto kaufen, die Unabhaenigkeit war genial. Eins ist allerdings sicher Autoverkaufen will gelernt sein. Ach ja, eins noch zum Schluss, das mit der Auslandsueberweisung hat geklappt, das Geld ist angekommen
Ende gut, alles gut!

© Jens Marion, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bisher sind wir ganz brav und zielstrebig durch unser Leben getingelt. Jetzt wagen wir den großen Schritt und wollen ein Jahr die Welt sehen. Unsere Route: Frankfurt - Bangkok - Auckland - Santiago de Chile - Buenos Aires - Frankfurt
Details:
Aufbruch: 12.07.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 19.04.2006
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Halong Bay
Kambodscha
Phnom Pen
Neuseeland
Chile
Der Autor
 
Jens Marion berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Jens sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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