Costa Rica - Dschungel, Feuerkegel und Tukane

Reisezeit: Dezember 2002 - Januar 2003  |  von Anke Schlingemann

Tortuguero Nationalpark

30.12.2002 Gandoca - Tortuguero

Heute erwartet uns leider wieder eine Busfahrt. Unterwegs kommen wir an kilometerlangen Bananenplantagen vorbei. Die Stauden sind in Plastiksäcke gehüllt, die in erster Linie vor export-disqualifizierenden braunen Flecken schützen sollen, die entstehen können, wenn die Pflanzen mit Insektenschutzmitteln besprüht werden. An einer Del Monte-Plantage (Dole und Chiquita sind in Costa Rica ebenfalls vertreten) legen wir einen kurzen Stopp ein und erfahren, dass die Wachstumsperiode einer Staude 8 Monate beträgt.

Bananenplantage

Bananenplantage

Bei der ganzjährigen Ernte sind die Bananen noch grün. Erntereife Stauden werden mit farbigen Bändern gekennzeichnet. Die vom "Cutter" abgetrennten, etwa 25 kg schweren Stauden werden dann von einem Läufer zu einem Schienensystem gebracht und dort eingehängt. Ein "Carrier" fasst 25 Stauden zusammen und zieht diese an einem Schienensystem entlang zur Abpackstation. Hier können wir zusehen, wie die Bananen gewaschen, aussortiert und verpackt werden. Die Rispen werden von den Stauden abgeschnitten und landen in einem Becken, in dem Arbeiter hüfthoch im Wasser stehen, um minderwertige Bananen auszusortieren und die übrigen nach Größe zu sortieren. Bananenbäume werden rund 25 Jahre lang genutzt und benötigen extrem viel Feuchtigkeit. Der Boden benötigt danach ca. 5 - 7 Jahre um sich zu regenerieren und liegt in dieser Zeit brach.

Nach etlichen Kilometern Schotterpiste kommen wir gut durchgeschüttelt in Cano Blanco an. Unser Tagesziel, den Tortuguero Nationalpark erreicht man von hier aus nur per Boot. Die 1 1/2 stündige Fahrt führt über Kanäle, wo wir bereits erste Eindrücke der vielseitigen Fauna und Flora erhalten. Am Ufer sieht man immer wieder verschiedene Reiher und Seevögel.

In der "Laguna Lodge", einer schönen Anlage mit eigenem Schmetterlingsgarten, die auf einem schmalen Landstreifen zwischen Kanal und Karibischem Meer liegt, werden wir die nächsten zwei Nächte verbringen.

Nachmittags geht es per Boot zu dem kleinen Ort Tortuguero, wo ca. 1.200 Ticos, wie die Einheimischen in Costa Rica genannt werden, vorwiegend vom Tourismus leben. Die Häuser und Hütten liegen verstreut auf einem sich zwischen dem "großen Kanal" und dem Atlantik erstreckenden Wiesenplateau, verbunden durch ein Netz von Trampelpfaden.

Unser Guide führt uns durch den Ort und zeigt uns einige Pflanzen und Tiere - u.a. einen jungen Ameisenbär. Zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Schildkröten, die am hiesigen Strand ihre Eier ablegen, wurde eine Artenschutz-Station (www.cccturtle.org) eingerichtet, die wir ebenfalls besichtigen und hierbei einen recht interessanten Film über Meeresschildkröten sehen.

Nach dem Abendessen gelingt es uns heute immerhin -vorbereitend auf den morgigen Silvesterabend- uns bis nach 22:00 h wach zu halten.

31.12.2002 Tortuguero Nationalpark

Bereits um 6:00 h beginnt die erste von zwei Bootstouren in den Nationalpark. Der 19.000 Hektar große Park umfasst mehrere Sümpfe, die sich 15 Kilometer weit ins Land hinein erstrecken. Erst 1970 wurde das Gebiet zugänglich gemacht, indem ein 113 Kilometer langer, parallel zur Küste verlaufender Kanal angelegt wurde, der die verschiedenen Lagunen und Flüsse miteinander verbindet. Auf der gesamten Strecke gibt es keine nennenswerten Siedlungen, auch wenn man gelegentlich an einer brüchigen Bambushütte vorbeikommt, die zum Schutz vor Überflutung und Schlangen auf Holzpfählen errichtet wurde.

Wir tuckern mit 3 mph am Ufer entlang und schauen gebannt auf die Bäume. Daniel, unser Guide, spürt zusammen mit dem Fahrer des Bootes mit Argusaugen eine Vielzahl von Vögeln auf, deren Namen wir leider nicht alle behalten können. Auch einige Affenarten wie Brüll- und Spinnenaffen zeigen sich uns. Später gibt es noch Leguane, Schildkröten und Kaimane zu entdecken. Der sonst so scheue Otter scheint uns zu mögen. Nicht nur, dass er sich in aller Seelenruhe auf einem Baumstamm den Rücken scheuert, er taucht uns hinterher, um sich uns noch einmal kurz zu zeigen. Ein besonders intensives Erlebnis haben wir, als wir für einige Minuten die absolute Stille genießen - mit geschlossenen Augen ein sehr meditatives Erlebnis.

Angesichts des heutigen Silvestertages stoßen wir in Gedanken an alle Daheimgebliebenen schon um 17:00 h mit Weißwein (mangels Sekt- oder Champagner-Alternativen) auf das neue Jahr an. Erneute Telefonversuche scheitern, da der elterliche Anrufbeantworter leider nicht entscheiden kann, ob er das R-Gespräch bezahlen soll oder nicht.

Die später stattfindenden Feierlichkeiten lassen -auch aufgrund der unerträglichen Musikqualität- zu wünschen übrig. In der Hotelanlage gibt es offensichtlich nur eine Notbesetzung. Das übrige Personal scheint zu wissen, wo die Party stattfindet. Müde Tanzversuche stellen wir schnell wieder ein. Mit Mühe gelingt es uns, die Zeit bis Mitternacht rumzukriegen, um auch nach Costa Rica-Zeit das neue Jahr angemessen zu beginnen. Vom Strand aus beobachten wir noch einmal den tollen Sternenhimmel, bevor wir todmüde ins Bett fallen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Stationen u.a.: Gandoca Manzanillo Wildlife Refuge, Tortuguero Nat. Park, La Fortuna - El Arenal, Monteverde Nebelwälder, Manuel Antonio Nat. Park, San Jose, Meseta Central, Vulkan Poas
Details:
Aufbruch: 27.12.2002
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 10.01.2003
Reiseziele: Costa Rica
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!