From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente

Reisezeit: August 2016 - März 2017  |  von silja B.

Semuc Champey

Von Flores nach Lanquin habe ich einen Touristen Shuttle genommen. Eigentlich fahre ich lieber mit dem Chickenbus, aber der Preis von 90 Quezales war unschlagbar und die Fahrt sollte nur 6 Stunden dauern. Im Bus waren nur ich und 5 Einheimische. Nach zwei Stunden legten wir erstmal eine Frühstückspause ein, die eigentlich nur eine halbe Stunde sein sollte, aber sich fast zu einer Stunde hinzog. In Coban gab es dann eine Mittagspause von einer Stunde, die zu 1 ½ wurde. Die Einheimischen stiegen aus und mein Bus wurde komplett mit Touristen aufgefüllt.

Man sollte sich vorher gut überlegen, in welchem Hostel man in Lanquin bzw. Semuc Champey übernachten möchte. In Lanquin geht es fast zu wie in Thailand. Kaum ist man ausgestiegen, stürmt eine Horde Männer mit laminierten Bildern der Unterkunft auf einen zu und preisen diese an. Wenn man aber sagt, wo man übernachtet, lassen sie einen in Ruhe und verweisen einen zu dem fürs Hostel Zuständigen. Ich kann das Utopia sehr empfehlen, eine der schönsten Unterkünfte in der ich bis jetzt war. Wenn man nach Party aus ist, ist es allerdings das Falsche. Ich musste nochmal 20 Minuten warten, bis der Pick-up zum Utopia los fuhr. Die Straße von Lanquin nach Semuc Champey ist ziemlich unwegsam und so wird man hinten auf dem Pick-up ziemlich durchgeschüttelt. Mit mir im Pick-up war eine junge Australierin, die sehr nett war. Und nach unglaublichen 12 Stunden Fahrt bin ich dann endlich angekommen. Das Utopia ist drei Kilometer von Semuc Champey entfernt. Es liegt idyllisch an einem Hügel, unten fließt der Fluß vorbei. Ich habe dort gezeltet, sehr günstig, was meiner Reisekasse ganz gut tut. Guatemala ist nicht ganz so günstig, wie ich gehofft habe. Der Aufenthaltsbereich des Utopia ist sehr schön gestaltet, von drei Seiten Blick in die Natur, es gibt Schaukelbänke und Hängematte. Das Abendessen ist vegetarisch und wird gemeinsam um 7 Uhr eingenommen. Auch die anderen Gäste waren sehr nett, auch einige allein reisende Frauen. Laut Homepage bieten sie auch Yogastunden an, aber wie schon so oft, war momentan kein Yogalehrer da. Habe es aber geschafft, jeden morgen 45 Minuten für mich alleine vorm Frühstück Yoga zu machen.

Am nächsten Morgen, bin ich mit Emma, der Australierin, losgezogen. Sie hatte sich auch entschlossen, Semuc Champey auf eigene Faust zu machen und keine komplette Tour zu buchen, sprich nach Semuc zu laufen, die Höhle mit den Guides vor Ort machen und nur das Tubing vom Hostel zu buchen. Auf dem Weg nach Semuc begegnet man vielen Kindern mit großen Schokoladentalern, die sie versuchen, zu verkaufen. Eine Unterhaltung läuft ungefähr so ab: „Wanna buy chocolate? Two for five?“ „No thank you!“ „Three for five?“ „No thank you!“ „De donde eres? Which country?“ „Alemania“ „Schokolade kaufen, drei für fünf?“ Diesen Satz können sie auch noch in Französisch, Itaienisch und Hebräisch! Die Kinder sind wirklich süß, sie fragen einen noch wie man heißt, aber dann versuchen sie einem schnell wieder die Schokolade anzudrehen.

Wir haben in Semuc die Höhle besichtigt. Während wir auf den Beginn der Tour gewartet haben, schnell einen Sprung in den Fluß zu Abkühlung nach der kleinen Wanderung. Es gab auch eine Ropeswing. Eigentlich wollte ich mit der nicht ins Wasser schaukeln oder springen, wie immer man das auch nennt. Für so was werde ich langsam zu alt, aber irgendwie habe ich mich von den anderen überreden lassen, dass das ganz toll sei. Aber einmal hat definitiv an Adrenalin für mich gereicht.
Dann kam die Höhle. Ich habe sie barfuß gemacht, da meine Wanderschuhe immer noch am Trocknen waren und ein paar nasse Schuhe reicht. Für mich war es okay, da ich viel barfuß laufe und ich nicht so empfindlich bin, was laufen auf scharfkantigem Fels betrifft. Ich würde aber allen anderen empfehlen, nur mit Schuhen die Tour zu machen. Von den Tropfsteinformationen ist die Höhle sicherlich nicht die spektakulärste. Was den Charme der Höhle ausmacht, ist die Begehung an sich. Man betritt die Höhle in Badesachen und bekommt eine Kerze in die Hand. Bei unsere Tour war eine israelische Familie mit drei Teenagermädchen. Schon als die Mädels ihren Fuß zum ersten Mal ins Wasser setzten, fingen sie an zu kreischen, das Wasser ist so kalt. Emma und ich mussten so über die Mädels lachen. Gleich zu Anfang musste man schon schwimmen, was gar nicht so leicht mit Kerze in der Hand ist. An den Stellen, wo man schwimmen muss, ist ein Seil gespannt, an das man sich entlanghangeln kann, was das Ganze leichter macht. Zu Beginn hatte ich den Dreh noch nicht raus, wie ich barfuß schwimmen muss und so habe ich mir jeden Fuß einmal heftig an den Felsen an der Seite angehauen, sehr schmerzhaft, aber der vergeht auch wieder. Da es so dunkel ist, sieht man nicht, wo man hin tritt, also barfuß besonders vorsichtig vortasten, da der Boden uneben ist und es überall scharfkantige Felsen gibt. Das eine Mädel hat es ständig geschafft, ihre Kerze unter viel Geschrei ins Wasser zu tauchen. Der Guide hat mit viel Geduld die Kerze immer wieder angezündet. Auch mussten wir immer wieder auf die Familie warten, da sie nur sehr langsam und natürlich viel Gekreische vorwärts kamen. Irgendwann hat man die Möglichkeit mit Hilfe eines Seils an einem kleinen Wasserfall ca. 5 Meter am Felsen hochzuklettern, will man das nicht, kann man auch eine Leiter benutzen. Den Wasserfall klettert man ohne Kerze hoch, da man beide Hände braucht. Der Guide reicht sie einem später über die Leiter hoch. Dabei wurde meine leider vertauscht und ich bekam eine der Mädels. Diese war leider gebrochen und man musste sie aufrecht halten, damit sie nicht abknickt. Am Ende der Höhle gab es noch, wer wollte einen Sprung von einer 5 Meter hohen Felsklippe ins Wasser. Die Höhle ist nur spärlich erleuchtet, was die Überwindung, zu springen, erhöht. Mir war klar, je länger ich darüber nachdenke, desto schlimmer wird’s, also gleich springen!

Dann ging es wieder zurück. Nur an einer Stelle nahmen wir einen anderen Weg. Das Wasser rauschte dort in ein Loch hinein. Man legte sich praktisch in dieses Loch, der Guide zeigte, wo man sich fest halten sollte, natürlich ohne Kerze und dann hieß es los lassen und ins Ungewisse fallen. Emma war die erste. Da der Guide ihr nach dem Fall die Kerze durch das Loch reichen konnte, war klar, allzu tief konnte der Fall nicht sein. Ist aber trotzdem ganz schön aufregend. Dann hieß es auf die Familie warten. Langsam wurde mir ziemlich kalt. Ich glaube, ich habe noch nie so vor Kälte gezittert. Dies brachte meine Kerze bedenklich zum Schwingen, dass ich Sorge hatte, sie bricht gleich an der Bruchstelle. Zudem fielen mir immer wieder Wachstropfen auf die Hand. Aber irgendwann kamen auch die kreischenden Mädels und wir konnten weiter durch die Dunkelheit zum Ausgang schwimmen und über Felsen klettern. Die Atmosphäre, die durch die Kerzen entsteht, für mich eindeutig einer der schönsten und abenteuerlichsten Höhlenbegegnungen.

Kleiner Wasserfall vor der Höhle

Kleiner Wasserfall vor der Höhle

Leider war die Sonne nicht mehr wirklich da, um uns nach der kalten Höhle wieder gut auf zu wärmen. Während wir auf unser Tubing warteten, gesellten sich wieder die Schokoladenkinder zu uns. Da ich langsam von dem Schokoladenanpreisen genug hatte, musste Ablenkung für die Kinder her. Das war der Moment, um meine bescheidenen Origamikünste zu präsentieren. Also Schmierpapier raus, Quadrate herausgerissen und Schmetterlinge für die beiden Jungs gefaltet. Glücklich über ihr neues Spielzeug kletterten sie gleich die Metallverstrebungen der Brücke hoch und ließen die Schmetterlinge fliegen. Sobald die Schmetterlinge am Boden ankamen, wurden wir aufgefordert, ihnen die Schmetterlinge hoch zu reichen. Mir war klar, wohin das führen würde, uns so lehnte ich ab. Emma erweichte sich der Jungs und so war ihre Beschäftigung, die nächsten 10 Minuten Papierschmetterlinge vom Boden auf zu heben und den Jungs zu reichen.

Dann war Tubing angesagt. Zuerst flossen wir gemächlich flußabwärts, glücklicherweise kam teilweise die Sonne raus und wärmte uns. Der Fluß hat von der Brücke in Semuc bis zum Hostel Utopia einige Stromschnellen. Diese sind sicherlich Wildwasser 2 und mit dem Kanu wäre das schon eine kleine Herausforderung. Beim Anblick dieser war mir erst etwas mulmig zu mute, weiß ja, wie schwer die mit dem Kanu zu bewältigen sind. Unser Guide wies uns immer an, wo wir diese runter sollten. Aber einen Reifen zu lenken ist gar nicht so leicht und geht ganz schön in die Arme. Stromschnellen mit dem Reifen zu durchqueren ist jedoch deutlich leichter wie mit dem Kanu. Man muss einfach nur den Hintern gut hoch heben und dann rollt der Reifen einfach über den Stein. Mit dem Kanu würde man vermutlich kentern, wenn man versuchen würde, über den Stein zu fahren. An einer Stelle habe ich leider nicht mehr die richtige Schneise erwischst und so wurde ich zwischen zwei Felsen eingeklemmt. Links und rechts bog sich der Reifen nach oben und ich lag wie die Frikadelle im Burger dazwischen. Glücklicherweise nur kurz, da die Strömung so stark war, das ich von meinem Burgerdasein wieder befreit wurde. Nach 45 Minuten hatten wir Utopia erreicht. Viel Adrenalin heute, aber alles sehr empfehlenswert.

Am nächsten Tag sind Emma und ich wieder nach Semuc gelaufen, diesmal um in den Pools zu baden. Diese sind türkisblau und erstrecken sich über mehrere Terassen. Interessant ist auch, dass der Fluß unter den Pools hindurch fließt.

Der Fluß, bevor er unter den Pools durchfließt

Der Fluß, bevor er unter den Pools durchfließt

Leider war das Wetter nicht ganz so gut, leicht frisch. Ansonsten könnte man sich Ewigkeiten in den Pools aufhalten. Darin schwimmen kleine Putzerfischchen, die sobald man stehen bleibt, die alte Haut von den Füßen knabbern. Im ersten Moment erschrickt man und dann kitzelt es sehr. Nachdem wir vom obersten Pool bis zum untersten geklettert waren, sind wir zum Aufwärmen zum Mirador hochgestiegen, von dort sieht man die Schönheit von Semuc auf einen Blick.

Blick auf die Pools von Semuc Champey

Blick auf die Pools von Semuc Champey

Dann nochmal eine zweite Runde baden, leider mit Regen, trotzdem sehr schön! Danach den Abend gemütlich bei einem Bier im Utopia ausklingen lassen und dann am nächsten Tag diesem kleinen Paradies in Guatemala goodbye sagen.

© silja B., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Kanada nach Feuerland
Details:
Aufbruch: 09.08.2016
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 09.03.2017
Reiseziele: Kanada
Mexiko
Guatemala
Belize
Panama
Kolumbien
Ecuador
Peru
Chile
Argentinien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.